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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Buschschmätzer.
auch auf der Erde. Auf den Felsen nun beträgt er sich wie ein Steinschmätzer oder, richtiger
noch, wie ein Steinröthel, auf den Bäumen dagegen erscheint er mehr wie eine Drossel, besonderer
Eigenheiten nicht zu gedenken. So kommt er angeflogen, hängt sich an den Stamm und sucht hier
sorgfältig die Rinde nach Kerbthieren ab; ein anderes Mal erscheint er, fliegt auf die höchsten Spitzen
eines Baumes, nach Art unserer Singdrossel, und läßt von da oben herab einen frisch fröhlichen Gesang
erschallen; ein drittes Mal verkriecht er sich mitten in der Krone. Der Gesang ist auch ein eigen-
thümliches Mittelding zwischen Drossel- und Steinschmätzergesang; mich hat er noch am meisten an
das helle Lied des Trauersteinschmätzers erinnert. Der häufigste Lockton ist ein sehr wohllautendes
"Grui, Grui", bei welchem beide Selbstlauter gut betont werden.

Wie es scheint, leben die Gatten eines Paares treuinnig zusammen. Man sieht sie regelmäßig
auf ein und demselben Felsen, ja, auf ein und demselben Aste sitzen. Sie sind sehr unruhig, wie die
Steinschmätzer oder wie die Drosseln. Die nickenden Bewegungen der Steinröthel habe ich an ihnen
nicht beobachtet; dagegen besitzen sie ganz den rennenden Lauf dieser Vögel, und nur in dem Gezweig
der Bäume benehmen sie sich drosselartig. Sie sind nicht besonders scheu und doch auch nicht so
vertrauensselig, als andere Vögel Abissiniens, und man muß sich schon Mühe geben, wenn man
beider Gatten eines Paares habhaft werden will. Ueber die Fortpflanzung habe ich leider keine
Beobachtungen machen können.

Auch diese kurze Beschreibung gibt nur Das wieder, was ich in meinen "Ergebnissen u. s. w."
über unsern Vogel gesagt habe. Sie ist aber die einzige, welche ich kenne und die Wiederholung somit
sicherlich gerechtfertigt.



Die Drosseln (Turdi) bilden eine zahlreiche, über die ganze Welt verbreitete Familie, deren
Mitglieder sich in Gestalt und Wesen außerordentlich ähneln. Sie gehören zu den großen Sing-
vögeln; denn einige kommen beinahe einer Taube gleich, und nur die kleinsten Arten schließen sich hin-
sichtlich ihrer Größe an andere Sänger an. Alle Arten sind mehr oder weniger gestreckt gebaut. Jhr
Schnabel ist mittellang, fast gerade, längs der Firste des Oberkiefers sanft gebogen und vor der Spitze
seicht eingekerbt. Der Fuß ist mittelhoch und schlank, seine Zehen sind ziemlich und die sie beweh-
renden Krallen ansehnlich groß; die Flügel sind zwar nicht besonders lang, aber verhältnißmäßig
spitzig, die dritte und vierte Schwinge sind die längsten. Der Schwanz ist selten mehr als mittel-
lang und in der Regel gerade abgeschnitten oder seitlich nur wenig abgerundet. Das Gefieder ist sanft
und weich, jedoch nicht besonders weitstrahlig, die Färbung desselben sehr verschieden. Bei den meisten
Arten sind beide Geschlechter ähnlich gezeichnet; doch kommt auch das Umgekehrte nicht selten vor.
Die Jungen tragen ein geflecktes Kleid. Nach den Untersuchungen von Nitzsch zeigt der innere Bau
alle wesentlichen Bildungsverhältnisse anderer Singvögel. Die Singmuskeln am unteren Kehlkopf
sind vorhanden; die Gestalt des Brustbeines, die Zahl der Rippen, die Nebenschulterblätter und
Röhrenbeinchen, das Zungengerüst, der Gaumen, der schwachmuskelige Magen, die ungleichen Leber-
lappen, die wurmförmige Milz, die kurzen Blinddärme, die Luftzellen verhalten sich bei ihnen wie bei
andern Sängern; doch weichen die Drosseln darin, daß ihr Oberarmknochen keine Luft aufnimmt, das
ganze Knochengerüst überhaupt nicht sehr luftführend ist, wenigstens von vielen Singvögeln ab.

Hinsichtlich ihrer Lebensweise ähneln sich die verschiedenen Arten mehr oder weniger. Man kann,
wenn man Sitten und Gewohnheiten berücksichtigt, mehrere Gruppen unterscheiden, aber der innige
Zusammenhang derselben ist unverkennbar. Es würde für uns vollständig genügen, wenn wir die
eigentlichen deutschen Arten d. h. diejenigen, welche in Deutschland brütend gefunden worden sind,
allein berücksichtigen wollten. Da sich jedoch, Dank der ausgezeichneten Bewegungsfähigkeit und
Wanderlust der Drosseln, sehr viele fremdländische Arten nach Deutschland oder wenigstens nach
Europa verflogen haben, erscheint es angemessen, auch sie wenigstens mit einigen Worten zu
erwähnen.

Buſchſchmätzer.
auch auf der Erde. Auf den Felſen nun beträgt er ſich wie ein Steinſchmätzer oder, richtiger
noch, wie ein Steinröthel, auf den Bäumen dagegen erſcheint er mehr wie eine Droſſel, beſonderer
Eigenheiten nicht zu gedenken. So kommt er angeflogen, hängt ſich an den Stamm und ſucht hier
ſorgfältig die Rinde nach Kerbthieren ab; ein anderes Mal erſcheint er, fliegt auf die höchſten Spitzen
eines Baumes, nach Art unſerer Singdroſſel, und läßt von da oben herab einen friſch fröhlichen Geſang
erſchallen; ein drittes Mal verkriecht er ſich mitten in der Krone. Der Geſang iſt auch ein eigen-
thümliches Mittelding zwiſchen Droſſel- und Steinſchmätzergeſang; mich hat er noch am meiſten an
das helle Lied des Trauerſteinſchmätzers erinnert. Der häufigſte Lockton iſt ein ſehr wohllautendes
„Grui, Grui‟, bei welchem beide Selbſtlauter gut betont werden.

Wie es ſcheint, leben die Gatten eines Paares treuinnig zuſammen. Man ſieht ſie regelmäßig
auf ein und demſelben Felſen, ja, auf ein und demſelben Aſte ſitzen. Sie ſind ſehr unruhig, wie die
Steinſchmätzer oder wie die Droſſeln. Die nickenden Bewegungen der Steinröthel habe ich an ihnen
nicht beobachtet; dagegen beſitzen ſie ganz den rennenden Lauf dieſer Vögel, und nur in dem Gezweig
der Bäume benehmen ſie ſich droſſelartig. Sie ſind nicht beſonders ſcheu und doch auch nicht ſo
vertrauensſelig, als andere Vögel Abiſſiniens, und man muß ſich ſchon Mühe geben, wenn man
beider Gatten eines Paares habhaft werden will. Ueber die Fortpflanzung habe ich leider keine
Beobachtungen machen können.

Auch dieſe kurze Beſchreibung gibt nur Das wieder, was ich in meinen „Ergebniſſen u. ſ. w.‟
über unſern Vogel geſagt habe. Sie iſt aber die einzige, welche ich kenne und die Wiederholung ſomit
ſicherlich gerechtfertigt.



Die Droſſeln (Turdi) bilden eine zahlreiche, über die ganze Welt verbreitete Familie, deren
Mitglieder ſich in Geſtalt und Weſen außerordentlich ähneln. Sie gehören zu den großen Sing-
vögeln; denn einige kommen beinahe einer Taube gleich, und nur die kleinſten Arten ſchließen ſich hin-
ſichtlich ihrer Größe an andere Sänger an. Alle Arten ſind mehr oder weniger geſtreckt gebaut. Jhr
Schnabel iſt mittellang, faſt gerade, längs der Firſte des Oberkiefers ſanft gebogen und vor der Spitze
ſeicht eingekerbt. Der Fuß iſt mittelhoch und ſchlank, ſeine Zehen ſind ziemlich und die ſie beweh-
renden Krallen anſehnlich groß; die Flügel ſind zwar nicht beſonders lang, aber verhältnißmäßig
ſpitzig, die dritte und vierte Schwinge ſind die längſten. Der Schwanz iſt ſelten mehr als mittel-
lang und in der Regel gerade abgeſchnitten oder ſeitlich nur wenig abgerundet. Das Gefieder iſt ſanft
und weich, jedoch nicht beſonders weitſtrahlig, die Färbung deſſelben ſehr verſchieden. Bei den meiſten
Arten ſind beide Geſchlechter ähnlich gezeichnet; doch kommt auch das Umgekehrte nicht ſelten vor.
Die Jungen tragen ein geflecktes Kleid. Nach den Unterſuchungen von Nitzſch zeigt der innere Bau
alle weſentlichen Bildungsverhältniſſe anderer Singvögel. Die Singmuskeln am unteren Kehlkopf
ſind vorhanden; die Geſtalt des Bruſtbeines, die Zahl der Rippen, die Nebenſchulterblätter und
Röhrenbeinchen, das Zungengerüſt, der Gaumen, der ſchwachmuskelige Magen, die ungleichen Leber-
lappen, die wurmförmige Milz, die kurzen Blinddärme, die Luftzellen verhalten ſich bei ihnen wie bei
andern Sängern; doch weichen die Droſſeln darin, daß ihr Oberarmknochen keine Luft aufnimmt, das
ganze Knochengerüſt überhaupt nicht ſehr luftführend iſt, wenigſtens von vielen Singvögeln ab.

Hinſichtlich ihrer Lebensweiſe ähneln ſich die verſchiedenen Arten mehr oder weniger. Man kann,
wenn man Sitten und Gewohnheiten berückſichtigt, mehrere Gruppen unterſcheiden, aber der innige
Zuſammenhang derſelben iſt unverkennbar. Es würde für uns vollſtändig genügen, wenn wir die
eigentlichen deutſchen Arten d. h. diejenigen, welche in Deutſchland brütend gefunden worden ſind,
allein berückſichtigen wollten. Da ſich jedoch, Dank der ausgezeichneten Bewegungsfähigkeit und
Wanderluſt der Droſſeln, ſehr viele fremdländiſche Arten nach Deutſchland oder wenigſtens nach
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[795/0839] Buſchſchmätzer. auch auf der Erde. Auf den Felſen nun beträgt er ſich wie ein Steinſchmätzer oder, richtiger noch, wie ein Steinröthel, auf den Bäumen dagegen erſcheint er mehr wie eine Droſſel, beſonderer Eigenheiten nicht zu gedenken. So kommt er angeflogen, hängt ſich an den Stamm und ſucht hier ſorgfältig die Rinde nach Kerbthieren ab; ein anderes Mal erſcheint er, fliegt auf die höchſten Spitzen eines Baumes, nach Art unſerer Singdroſſel, und läßt von da oben herab einen friſch fröhlichen Geſang erſchallen; ein drittes Mal verkriecht er ſich mitten in der Krone. Der Geſang iſt auch ein eigen- thümliches Mittelding zwiſchen Droſſel- und Steinſchmätzergeſang; mich hat er noch am meiſten an das helle Lied des Trauerſteinſchmätzers erinnert. Der häufigſte Lockton iſt ein ſehr wohllautendes „Grui, Grui‟, bei welchem beide Selbſtlauter gut betont werden. Wie es ſcheint, leben die Gatten eines Paares treuinnig zuſammen. Man ſieht ſie regelmäßig auf ein und demſelben Felſen, ja, auf ein und demſelben Aſte ſitzen. Sie ſind ſehr unruhig, wie die Steinſchmätzer oder wie die Droſſeln. Die nickenden Bewegungen der Steinröthel habe ich an ihnen nicht beobachtet; dagegen beſitzen ſie ganz den rennenden Lauf dieſer Vögel, und nur in dem Gezweig der Bäume benehmen ſie ſich droſſelartig. Sie ſind nicht beſonders ſcheu und doch auch nicht ſo vertrauensſelig, als andere Vögel Abiſſiniens, und man muß ſich ſchon Mühe geben, wenn man beider Gatten eines Paares habhaft werden will. Ueber die Fortpflanzung habe ich leider keine Beobachtungen machen können. Auch dieſe kurze Beſchreibung gibt nur Das wieder, was ich in meinen „Ergebniſſen u. ſ. w.‟ über unſern Vogel geſagt habe. Sie iſt aber die einzige, welche ich kenne und die Wiederholung ſomit ſicherlich gerechtfertigt. Die Droſſeln (Turdi) bilden eine zahlreiche, über die ganze Welt verbreitete Familie, deren Mitglieder ſich in Geſtalt und Weſen außerordentlich ähneln. Sie gehören zu den großen Sing- vögeln; denn einige kommen beinahe einer Taube gleich, und nur die kleinſten Arten ſchließen ſich hin- ſichtlich ihrer Größe an andere Sänger an. Alle Arten ſind mehr oder weniger geſtreckt gebaut. Jhr Schnabel iſt mittellang, faſt gerade, längs der Firſte des Oberkiefers ſanft gebogen und vor der Spitze ſeicht eingekerbt. Der Fuß iſt mittelhoch und ſchlank, ſeine Zehen ſind ziemlich und die ſie beweh- renden Krallen anſehnlich groß; die Flügel ſind zwar nicht beſonders lang, aber verhältnißmäßig ſpitzig, die dritte und vierte Schwinge ſind die längſten. Der Schwanz iſt ſelten mehr als mittel- lang und in der Regel gerade abgeſchnitten oder ſeitlich nur wenig abgerundet. Das Gefieder iſt ſanft und weich, jedoch nicht beſonders weitſtrahlig, die Färbung deſſelben ſehr verſchieden. Bei den meiſten Arten ſind beide Geſchlechter ähnlich gezeichnet; doch kommt auch das Umgekehrte nicht ſelten vor. Die Jungen tragen ein geflecktes Kleid. Nach den Unterſuchungen von Nitzſch zeigt der innere Bau alle weſentlichen Bildungsverhältniſſe anderer Singvögel. Die Singmuskeln am unteren Kehlkopf ſind vorhanden; die Geſtalt des Bruſtbeines, die Zahl der Rippen, die Nebenſchulterblätter und Röhrenbeinchen, das Zungengerüſt, der Gaumen, der ſchwachmuskelige Magen, die ungleichen Leber- lappen, die wurmförmige Milz, die kurzen Blinddärme, die Luftzellen verhalten ſich bei ihnen wie bei andern Sängern; doch weichen die Droſſeln darin, daß ihr Oberarmknochen keine Luft aufnimmt, das ganze Knochengerüſt überhaupt nicht ſehr luftführend iſt, wenigſtens von vielen Singvögeln ab. Hinſichtlich ihrer Lebensweiſe ähneln ſich die verſchiedenen Arten mehr oder weniger. Man kann, wenn man Sitten und Gewohnheiten berückſichtigt, mehrere Gruppen unterſcheiden, aber der innige Zuſammenhang derſelben iſt unverkennbar. Es würde für uns vollſtändig genügen, wenn wir die eigentlichen deutſchen Arten d. h. diejenigen, welche in Deutſchland brütend gefunden worden ſind, allein berückſichtigen wollten. Da ſich jedoch, Dank der ausgezeichneten Bewegungsfähigkeit und Wanderluſt der Droſſeln, ſehr viele fremdländiſche Arten nach Deutſchland oder wenigſtens nach Europa verflogen haben, erſcheint es angemeſſen, auch ſie wenigſtens mit einigen Worten zu erwähnen.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 795. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/839>, abgerufen am 22.11.2024.