Gesammtlänge des Männchens beträgt 14 bis 16 Zoll, wovon mehr als 10 Zoll auf den Schwanz kommen, die Länge des Fittigs vom Bug bis zur Spitze dagegen nur 6 Zoll. Die Färbung des Ge- fieders ist im allgemeinen ein sehr lebhaftes Grasgrün, welches auf dem Scheitel am lebhaftesten, auf der Unterseite am blässesten, auf den Schwingen aber am dunkelsten ist. Zu beiden Seiten des Hal- ses und der Wangengegend geht diese Färbung in ein zartes Himmelblau über, welches durch einen dunkeln, schwarzen Kehlstreifen und durch ein prächtig rosenrothes Band von dem Grün des Halses getrennt wird. Die Spitzen der Schwanzfedern sind ebenfalls himmelblau, die Unterseite des Schwanzes aber, wie der Untertheil der Schwingen grüngelblich. Der Schnabel ist mit Ausnahme der dunkleren Spitze des Oberschnabels lebhaftroth, der Fuß grau, der Augenring gilblichweiß. Die jungen Vögel vor der Mauser unterscheiden sich durch ihre blässere und gleichmäßigere lichtgrünere Färbung von den alten.
Der Halsbandsittich verbreitet sich über ganz Mittelafrika und findet sich von der Westküste an bis zum Ostrande des abissinischen Gebirges in jeder günstig gelegenen, ihm und seinem Treiben ent- sprechenden Waldung. Er verlangt nicht immer den ausgedehnten, ununterbrochenen Urwald, welcher im Jnnern Afrikas alle Niederungen bedeckt, sondern findet sich oft auch in beschränkteren Waldestheilen, vorausgesetzt, daß hier einige von den immergrünen Bäumen sich finden, deren dicklaubige Kronen ihm zu jeder Jahreszeit gesicherte Ruheorte bieten. Jn Westafrika scheint er an der Küste des Meeres vorzukommen; in Nordostafrika habe ich ihn südlich des 15. Grades der nördlichen Breite gefunden, in den von mir durchreisten Theilen des abissinischen Küstengebirgslandes aber nicht bemerkt. Auffal- lend war mir, daß er immer nur da auftrat, wo auch Affen lebten. Nach wiederholten Beobachtungen rechneten wir zuletzt mit aller Sicherheit darauf, in demselben Gebiete, in welchem wir Affen getroffen hatten, auch Papageien zu bemerken und umgekehrt, diesen da zu begegnen, wo wir jene beobachtet hatten. Große zusammenhängende Waldungen in wasserreichen Thälern bieten freilich beiden Thier- arten alle Erfordernisse zu behaglichem Leben und erwünschtem Gedeihen.
Es dürfte dem Reisenden in jenen Gegenden schwer werden, die Halsbandsittiche zu übersehen. Sie verkünden sich auch dem Naturunkundigen vernehmlich genug durch ihr kreischendes Geschrei, wel- ches das Stimmgewirr der Wälder immer übertönt und umso bemerklicher wird, als auch die Sittiche regelmäßig in zahlreichen Familien leben.
Eine solche Familie, welche gar oft mit andern sich verbindet und dann zum Schwarm anwächst, hat sich einige Tamarinden oder andere dicht belaubte Bäume zum Wohnsitze auserkoren und durch- streift vonhieraus tagtäglich ein größeres oder kleineres Gebiet. Jn den Morgenstunden sind die Vögel noch ziemlich ruhig; bald nach Sonnenaufgang aber ziehen sie schreiend und kreischend nach Nahrung aus; und man sieht dann die Schwärme eiligen Fluges über den Wald dahin streichen. Afrikas Wälder sind verhältnißmäßig noch immer arm an Baumfrüchten; aber die unter dem Schatten der Bäume wuchernde Pflanzenwelt ist reich an Sämereien aller Art, und diese Samen sind es, welche auch die Papageien auf den Boden herablocken. Nur wenn die kleinen rundlichen Früchte des Christus- dorn reif oder wenn die zarten Schoten der Tamarinde genießbar geworden sind, kommen die Papa- geien wenig oder nicht zur Erde herab. Nicht unwahrscheinlich ist, daß sie auch thierische Nahrung zu sich nehmen; wenigstens habe ich sie oft in der Nähe von Ameisenhaufen oder Termitengebäuden sich beschäftigen sehen und an Gefangenen eigenthümliche Gelüste nach Fleischnahrung beobachtet. Jn den Feldern, welche die Jnnerafrikaner am Waldesrande anlegen, sieht man sie selten, obgleich die Gefangenen mit den hauptsächlichsten Getreidearten jener Gegenden, mit Kafferhirse und Durrah, leicht hingehalten werden können. Es scheint, daß ihnen die Früchte und Sämereien des Waldes besser munden, als das Getreide. Bis gegen den Mittag hin beschäftigt sich der Schwarm mit Auf- suchen seiner Nahrung, dann fliegt er zur Tränke, und hierauf begibt er sich nach einer jener dichten Baumkronen, um hier einige Stunden zu vertreiben. Dabei wird viel geschwatzt und auch gekreischt; die Gesellschaft macht sich also bemerklich genug, ist aber demungeachtet schwer zu entdecken. Dasselbe, was Prinz von Wied über die südamerikanischen Papageien sagte, gilt auch
Knacker. Die Papageien. Sittiche.
Geſammtlänge des Männchens beträgt 14 bis 16 Zoll, wovon mehr als 10 Zoll auf den Schwanz kommen, die Länge des Fittigs vom Bug bis zur Spitze dagegen nur 6 Zoll. Die Färbung des Ge- fieders iſt im allgemeinen ein ſehr lebhaftes Grasgrün, welches auf dem Scheitel am lebhafteſten, auf der Unterſeite am bläſſeſten, auf den Schwingen aber am dunkelſten iſt. Zu beiden Seiten des Hal- ſes und der Wangengegend geht dieſe Färbung in ein zartes Himmelblau über, welches durch einen dunkeln, ſchwarzen Kehlſtreifen und durch ein prächtig roſenrothes Band von dem Grün des Halſes getrennt wird. Die Spitzen der Schwanzfedern ſind ebenfalls himmelblau, die Unterſeite des Schwanzes aber, wie der Untertheil der Schwingen grüngelblich. Der Schnabel iſt mit Ausnahme der dunkleren Spitze des Oberſchnabels lebhaftroth, der Fuß grau, der Augenring gilblichweiß. Die jungen Vögel vor der Mauſer unterſcheiden ſich durch ihre bläſſere und gleichmäßigere lichtgrünere Färbung von den alten.
Der Halsbandſittich verbreitet ſich über ganz Mittelafrika und findet ſich von der Weſtküſte an bis zum Oſtrande des abiſſiniſchen Gebirges in jeder günſtig gelegenen, ihm und ſeinem Treiben ent- ſprechenden Waldung. Er verlangt nicht immer den ausgedehnten, ununterbrochenen Urwald, welcher im Jnnern Afrikas alle Niederungen bedeckt, ſondern findet ſich oft auch in beſchränkteren Waldestheilen, vorausgeſetzt, daß hier einige von den immergrünen Bäumen ſich finden, deren dicklaubige Kronen ihm zu jeder Jahreszeit geſicherte Ruheorte bieten. Jn Weſtafrika ſcheint er an der Küſte des Meeres vorzukommen; in Nordoſtafrika habe ich ihn ſüdlich des 15. Grades der nördlichen Breite gefunden, in den von mir durchreiſten Theilen des abiſſiniſchen Küſtengebirgslandes aber nicht bemerkt. Auffal- lend war mir, daß er immer nur da auftrat, wo auch Affen lebten. Nach wiederholten Beobachtungen rechneten wir zuletzt mit aller Sicherheit darauf, in demſelben Gebiete, in welchem wir Affen getroffen hatten, auch Papageien zu bemerken und umgekehrt, dieſen da zu begegnen, wo wir jene beobachtet hatten. Große zuſammenhängende Waldungen in waſſerreichen Thälern bieten freilich beiden Thier- arten alle Erforderniſſe zu behaglichem Leben und erwünſchtem Gedeihen.
Es dürfte dem Reiſenden in jenen Gegenden ſchwer werden, die Halsbandſittiche zu überſehen. Sie verkünden ſich auch dem Naturunkundigen vernehmlich genug durch ihr kreiſchendes Geſchrei, wel- ches das Stimmgewirr der Wälder immer übertönt und umſo bemerklicher wird, als auch die Sittiche regelmäßig in zahlreichen Familien leben.
Eine ſolche Familie, welche gar oft mit andern ſich verbindet und dann zum Schwarm anwächſt, hat ſich einige Tamarinden oder andere dicht belaubte Bäume zum Wohnſitze auserkoren und durch- ſtreift vonhieraus tagtäglich ein größeres oder kleineres Gebiet. Jn den Morgenſtunden ſind die Vögel noch ziemlich ruhig; bald nach Sonnenaufgang aber ziehen ſie ſchreiend und kreiſchend nach Nahrung aus; und man ſieht dann die Schwärme eiligen Fluges über den Wald dahin ſtreichen. Afrikas Wälder ſind verhältnißmäßig noch immer arm an Baumfrüchten; aber die unter dem Schatten der Bäume wuchernde Pflanzenwelt iſt reich an Sämereien aller Art, und dieſe Samen ſind es, welche auch die Papageien auf den Boden herablocken. Nur wenn die kleinen rundlichen Früchte des Chriſtus- dorn reif oder wenn die zarten Schoten der Tamarinde genießbar geworden ſind, kommen die Papa- geien wenig oder nicht zur Erde herab. Nicht unwahrſcheinlich iſt, daß ſie auch thieriſche Nahrung zu ſich nehmen; wenigſtens habe ich ſie oft in der Nähe von Ameiſenhaufen oder Termitengebäuden ſich beſchäftigen ſehen und an Gefangenen eigenthümliche Gelüſte nach Fleiſchnahrung beobachtet. Jn den Feldern, welche die Jnnerafrikaner am Waldesrande anlegen, ſieht man ſie ſelten, obgleich die Gefangenen mit den hauptſächlichſten Getreidearten jener Gegenden, mit Kafferhirſe und Durrah, leicht hingehalten werden können. Es ſcheint, daß ihnen die Früchte und Sämereien des Waldes beſſer munden, als das Getreide. Bis gegen den Mittag hin beſchäftigt ſich der Schwarm mit Auf- ſuchen ſeiner Nahrung, dann fliegt er zur Tränke, und hierauf begibt er ſich nach einer jener dichten Baumkronen, um hier einige Stunden zu vertreiben. Dabei wird viel geſchwatzt und auch gekreiſcht; die Geſellſchaft macht ſich alſo bemerklich genug, iſt aber demungeachtet ſchwer zu entdecken. Daſſelbe, was Prinz von Wied über die ſüdamerikaniſchen Papageien ſagte, gilt auch
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[68/0084]
Knacker. Die Papageien. Sittiche.
Geſammtlänge des Männchens beträgt 14 bis 16 Zoll, wovon mehr als 10 Zoll auf den Schwanz
kommen, die Länge des Fittigs vom Bug bis zur Spitze dagegen nur 6 Zoll. Die Färbung des Ge-
fieders iſt im allgemeinen ein ſehr lebhaftes Grasgrün, welches auf dem Scheitel am lebhafteſten, auf
der Unterſeite am bläſſeſten, auf den Schwingen aber am dunkelſten iſt. Zu beiden Seiten des Hal-
ſes und der Wangengegend geht dieſe Färbung in ein zartes Himmelblau über, welches durch einen
dunkeln, ſchwarzen Kehlſtreifen und durch ein prächtig roſenrothes Band von dem Grün des Halſes
getrennt wird. Die Spitzen der Schwanzfedern ſind ebenfalls himmelblau, die Unterſeite des
Schwanzes aber, wie der Untertheil der Schwingen grüngelblich. Der Schnabel iſt mit Ausnahme
der dunkleren Spitze des Oberſchnabels lebhaftroth, der Fuß grau, der Augenring gilblichweiß. Die
jungen Vögel vor der Mauſer unterſcheiden ſich durch ihre bläſſere und gleichmäßigere lichtgrünere
Färbung von den alten.
Der Halsbandſittich verbreitet ſich über ganz Mittelafrika und findet ſich von der Weſtküſte an
bis zum Oſtrande des abiſſiniſchen Gebirges in jeder günſtig gelegenen, ihm und ſeinem Treiben ent-
ſprechenden Waldung. Er verlangt nicht immer den ausgedehnten, ununterbrochenen Urwald, welcher
im Jnnern Afrikas alle Niederungen bedeckt, ſondern findet ſich oft auch in beſchränkteren Waldestheilen,
vorausgeſetzt, daß hier einige von den immergrünen Bäumen ſich finden, deren dicklaubige Kronen
ihm zu jeder Jahreszeit geſicherte Ruheorte bieten. Jn Weſtafrika ſcheint er an der Küſte des Meeres
vorzukommen; in Nordoſtafrika habe ich ihn ſüdlich des 15. Grades der nördlichen Breite gefunden,
in den von mir durchreiſten Theilen des abiſſiniſchen Küſtengebirgslandes aber nicht bemerkt. Auffal-
lend war mir, daß er immer nur da auftrat, wo auch Affen lebten. Nach wiederholten Beobachtungen
rechneten wir zuletzt mit aller Sicherheit darauf, in demſelben Gebiete, in welchem wir Affen getroffen
hatten, auch Papageien zu bemerken und umgekehrt, dieſen da zu begegnen, wo wir jene beobachtet
hatten. Große zuſammenhängende Waldungen in waſſerreichen Thälern bieten freilich beiden Thier-
arten alle Erforderniſſe zu behaglichem Leben und erwünſchtem Gedeihen.
Es dürfte dem Reiſenden in jenen Gegenden ſchwer werden, die Halsbandſittiche zu überſehen.
Sie verkünden ſich auch dem Naturunkundigen vernehmlich genug durch ihr kreiſchendes Geſchrei, wel-
ches das Stimmgewirr der Wälder immer übertönt und umſo bemerklicher wird, als auch die Sittiche
regelmäßig in zahlreichen Familien leben.
Eine ſolche Familie, welche gar oft mit andern ſich verbindet und dann zum Schwarm anwächſt,
hat ſich einige Tamarinden oder andere dicht belaubte Bäume zum Wohnſitze auserkoren und durch-
ſtreift vonhieraus tagtäglich ein größeres oder kleineres Gebiet. Jn den Morgenſtunden ſind die
Vögel noch ziemlich ruhig; bald nach Sonnenaufgang aber ziehen ſie ſchreiend und kreiſchend nach
Nahrung aus; und man ſieht dann die Schwärme eiligen Fluges über den Wald dahin ſtreichen.
Afrikas Wälder ſind verhältnißmäßig noch immer arm an Baumfrüchten; aber die unter dem Schatten
der Bäume wuchernde Pflanzenwelt iſt reich an Sämereien aller Art, und dieſe Samen ſind es, welche
auch die Papageien auf den Boden herablocken. Nur wenn die kleinen rundlichen Früchte des Chriſtus-
dorn reif oder wenn die zarten Schoten der Tamarinde genießbar geworden ſind, kommen die Papa-
geien wenig oder nicht zur Erde herab. Nicht unwahrſcheinlich iſt, daß ſie auch thieriſche Nahrung
zu ſich nehmen; wenigſtens habe ich ſie oft in der Nähe von Ameiſenhaufen oder Termitengebäuden
ſich beſchäftigen ſehen und an Gefangenen eigenthümliche Gelüſte nach Fleiſchnahrung beobachtet. Jn
den Feldern, welche die Jnnerafrikaner am Waldesrande anlegen, ſieht man ſie ſelten, obgleich die
Gefangenen mit den hauptſächlichſten Getreidearten jener Gegenden, mit Kafferhirſe und Durrah,
leicht hingehalten werden können. Es ſcheint, daß ihnen die Früchte und Sämereien des Waldes
beſſer munden, als das Getreide. Bis gegen den Mittag hin beſchäftigt ſich der Schwarm mit Auf-
ſuchen ſeiner Nahrung, dann fliegt er zur Tränke, und hierauf begibt er ſich nach einer jener
dichten Baumkronen, um hier einige Stunden zu vertreiben. Dabei wird viel geſchwatzt und
auch gekreiſcht; die Geſellſchaft macht ſich alſo bemerklich genug, iſt aber demungeachtet ſchwer zu
entdecken. Daſſelbe, was Prinz von Wied über die ſüdamerikaniſchen Papageien ſagte, gilt auch
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/84>, abgerufen am 23.11.2024.
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