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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Die Fänger. Singvögel. Ameisenvögel.
folgenden Tönen seiner Stimme sich kundgeben, die wunderbar knarrend und kreischend lauten und
allmählich immer tiefer werden. Der Tapacolo und seine Verwandten gewähren oft den über-
raschendsten Anblick, wenn sie plötzlich mit ihren kurzen, zum Fluge unfähigen Flügeln, den raschen
Lauf unterstützend, aus dem Dickicht hervorschlüpfen und in einer Stellung, wie wir sie wohl bei
unserm Zaunkönig zu sehen gewohnt sind, auf einer hervorragenden Spitze auf Augenblicke sich zeigen,
nachdem sie dahin durch einen plötzlichen, ungeheuren Sprung gelangt sind. Durch einen ähnlichen
Sprung verschwinden sie ebenso plötzlich wieder. ..." "Unter den Vögeln Chiloes", berichtet Darwin,
"sind zwei Rallenschlüpfer die merkwürdigsten. Der erstere, welcher von den Chiloesen Turco
genannt wird (eben der Tapacolo), ist nicht selten. Er lebt auf der Erde, geschützt von den
Gesträuchen, mit denen die trockenen und kahlen Hügel hier und da bedeckt sind. Mit seinem aufge-
richteten Schwanze und stelzengleichen Beinen kann man ihn sehr oft sehen, wie er mit ungemeiner
Schnelligkeit von einem Gebüsch zum andern huscht. Es bedarf wirklich nicht viel Einbildungskraft,
zu glauben, daß der Vogel sich seiner selbst schämt und seiner lächerlichen Gestalt bewußt ist. Wenn
man ihn zuerst sieht, wird man versucht, auszurufen: Ein schlecht ausgebalgter Vogel hat sich von
einem Museum geflüchtet und ist wieder lebendig geworden. Man kann ihn ohne die größte Mühe
nicht zum Fliegen bringen. Auch läuft er nicht, sondern hüpft nur. Die verschiedenen lauten Töne,
welche er hören läßt, wenn er unter dem Gesträuch verborgen ist, sind so fremdartig, wie sein ganzes
Aeußere. Er soll sein Nest in eine tiefe Höhle unter der Erde bauen. Jch zerlegte mehrere. Der
sehr muskulöse Magen enthielt Käfer, Pflanzenfasern und Kiesel. Hiernach, nach der Länge der
Beine, den Füßen zum Kratzen und der häutigen Bedeckung der Nasenlöcher, scheint dieser Vogel bis
zu einem gewissen Grade die Drosseln mit den hühnerartigen Vögeln zu verknüpfen."

"Eine zweite Art (Pteroptochus albicollis), welche hier Tapacolo heißt, ist mit der ersten
verwandt. Der kleine schamlose Wicht verdient seinen Namen (Bedecke deinen Hintern) mit Recht;
denn er trägt seinen Schwanz mehr als aufrecht, nämlich rückwärts nach dem Kopfe zu geneigt. Er
ist sehr gemein und lebt in Hecken und einzelnem, über die unfruchtbaren Hügel zerstreuten Gebüsch,
wo kaum ein anderer Vogel bestehen könnte. Deshalb ist er für die Vogelwelt Chiloes bezeichnend.
Jn der Art, seine Nahrung zu suchen, in seinem schnellen Hüpfen aus den Dickichten und wieder
zurück und in seiner Weise, sich zu verstecken und seiner Unlust zum Fliegen, hat er eine große Aehn-
lichkeit mit dem Turco, aber sein Aussehen ist nicht ganz so lächerlich. Der Tapacolo ist sehr listig.
Wenn er von Jemand in Furcht gesetzt wird, so bleibt er bewegungslos unten in einem Gebüsch sitzen
und versucht dann nach einer kleinen Weile mit viel Geschicklichkeit auf die andere Seite zu kriechen.
Er ist auch ein lebhafter Vogel und macht ein beständiges Geräusch. Seine Töne sind manchfaltig
und sehr sonderbar. Einige sind wie das Girren der Turteltauben, andere wie das Rauschen des
Wassers, und noch andere lassen sich mit gar Nichts vergleichen. Die Landleute sagen, daß er sein
Geschrei dreimal im Jahre verändere, vielleicht dem Wechsel der Jahreszeiten entsprechend. Merk-
würdig ist, daß Molina, welcher die Säugethiere und Vögel Chiloes genau beschreibt, dieser nicht
erwähnt."

An einer andern Stelle seines Reisewerks vervollständigt Darwin seine Angaben über diese
merkwürdigen Geschöpfe. "Jn allen Theilen von Chiloe und Chonos kommen zwei fremdartige
Vögel vor, die in manchen Beziehungen mit dem Turco und dem Tapacolo verwandt sind. Der
Eine wird von den Eingebornen Cheucau genannt. Er besucht die dürrsten und entlegensten
Stellen in dem feuchten Walde. Bisweilen kann man ihn mit der größten Aufmerksamkeit nicht
entdecken, obgleich sein Geschrei ganz nahe gehört wird, andremale, wenn man bewegungslos dasteht,
nähert sich der rothbrüstige, kleine Vogel auf die vertraulichste Weise um einige Fuß. Dann hüpft er
geschäftig durch die verworrene Masse von abgestorbenem Rohr und Zweigen, seinen kleinen Schwanz
emporgerichtet. Der sehr muskelkräftige Magen enthielt harte Samen, Pflanzenknöpfe und Pflanzen-
fasern, mit kleinen Steinchen gemischt. Die Chiloesen haben eine abergläubische Furcht vor dem
Cheucau wegen seiner fremdartigen und manchfaltigen Töne. Diese sind von dreierlei und sehr

Die Fänger. Singvögel. Ameiſenvögel.
folgenden Tönen ſeiner Stimme ſich kundgeben, die wunderbar knarrend und kreiſchend lauten und
allmählich immer tiefer werden. Der Tapacolo und ſeine Verwandten gewähren oft den über-
raſchendſten Anblick, wenn ſie plötzlich mit ihren kurzen, zum Fluge unfähigen Flügeln, den raſchen
Lauf unterſtützend, aus dem Dickicht hervorſchlüpfen und in einer Stellung, wie wir ſie wohl bei
unſerm Zaunkönig zu ſehen gewohnt ſind, auf einer hervorragenden Spitze auf Augenblicke ſich zeigen,
nachdem ſie dahin durch einen plötzlichen, ungeheuren Sprung gelangt ſind. Durch einen ähnlichen
Sprung verſchwinden ſie ebenſo plötzlich wieder. …‟ „Unter den Vögeln Chiloës‟, berichtet Darwin,
„ſind zwei Rallenſchlüpfer die merkwürdigſten. Der erſtere, welcher von den Chiloëſen Turco
genannt wird (eben der Tapacolo), iſt nicht ſelten. Er lebt auf der Erde, geſchützt von den
Geſträuchen, mit denen die trockenen und kahlen Hügel hier und da bedeckt ſind. Mit ſeinem aufge-
richteten Schwanze und ſtelzengleichen Beinen kann man ihn ſehr oft ſehen, wie er mit ungemeiner
Schnelligkeit von einem Gebüſch zum andern huſcht. Es bedarf wirklich nicht viel Einbildungskraft,
zu glauben, daß der Vogel ſich ſeiner ſelbſt ſchämt und ſeiner lächerlichen Geſtalt bewußt iſt. Wenn
man ihn zuerſt ſieht, wird man verſucht, auszurufen: Ein ſchlecht ausgebalgter Vogel hat ſich von
einem Muſeum geflüchtet und iſt wieder lebendig geworden. Man kann ihn ohne die größte Mühe
nicht zum Fliegen bringen. Auch läuft er nicht, ſondern hüpft nur. Die verſchiedenen lauten Töne,
welche er hören läßt, wenn er unter dem Geſträuch verborgen iſt, ſind ſo fremdartig, wie ſein ganzes
Aeußere. Er ſoll ſein Neſt in eine tiefe Höhle unter der Erde bauen. Jch zerlegte mehrere. Der
ſehr muskulöſe Magen enthielt Käfer, Pflanzenfaſern und Kieſel. Hiernach, nach der Länge der
Beine, den Füßen zum Kratzen und der häutigen Bedeckung der Naſenlöcher, ſcheint dieſer Vogel bis
zu einem gewiſſen Grade die Droſſeln mit den hühnerartigen Vögeln zu verknüpfen.‟

„Eine zweite Art (Pteroptochus albicollis), welche hier Tapacolo heißt, iſt mit der erſten
verwandt. Der kleine ſchamloſe Wicht verdient ſeinen Namen (Bedecke deinen Hintern) mit Recht;
denn er trägt ſeinen Schwanz mehr als aufrecht, nämlich rückwärts nach dem Kopfe zu geneigt. Er
iſt ſehr gemein und lebt in Hecken und einzelnem, über die unfruchtbaren Hügel zerſtreuten Gebüſch,
wo kaum ein anderer Vogel beſtehen könnte. Deshalb iſt er für die Vogelwelt Chiloës bezeichnend.
Jn der Art, ſeine Nahrung zu ſuchen, in ſeinem ſchnellen Hüpfen aus den Dickichten und wieder
zurück und in ſeiner Weiſe, ſich zu verſtecken und ſeiner Unluſt zum Fliegen, hat er eine große Aehn-
lichkeit mit dem Turco, aber ſein Ausſehen iſt nicht ganz ſo lächerlich. Der Tapacolo iſt ſehr liſtig.
Wenn er von Jemand in Furcht geſetzt wird, ſo bleibt er bewegungslos unten in einem Gebüſch ſitzen
und verſucht dann nach einer kleinen Weile mit viel Geſchicklichkeit auf die andere Seite zu kriechen.
Er iſt auch ein lebhafter Vogel und macht ein beſtändiges Geräuſch. Seine Töne ſind manchfaltig
und ſehr ſonderbar. Einige ſind wie das Girren der Turteltauben, andere wie das Rauſchen des
Waſſers, und noch andere laſſen ſich mit gar Nichts vergleichen. Die Landleute ſagen, daß er ſein
Geſchrei dreimal im Jahre verändere, vielleicht dem Wechſel der Jahreszeiten entſprechend. Merk-
würdig iſt, daß Molina, welcher die Säugethiere und Vögel Chiloës genau beſchreibt, dieſer nicht
erwähnt.‟

An einer andern Stelle ſeines Reiſewerks vervollſtändigt Darwin ſeine Angaben über dieſe
merkwürdigen Geſchöpfe. „Jn allen Theilen von Chiloë und Chonos kommen zwei fremdartige
Vögel vor, die in manchen Beziehungen mit dem Turco und dem Tapacolo verwandt ſind. Der
Eine wird von den Eingebornen Cheucau genannt. Er beſucht die dürrſten und entlegenſten
Stellen in dem feuchten Walde. Bisweilen kann man ihn mit der größten Aufmerkſamkeit nicht
entdecken, obgleich ſein Geſchrei ganz nahe gehört wird, andremale, wenn man bewegungslos daſteht,
nähert ſich der rothbrüſtige, kleine Vogel auf die vertraulichſte Weiſe um einige Fuß. Dann hüpft er
geſchäftig durch die verworrene Maſſe von abgeſtorbenem Rohr und Zweigen, ſeinen kleinen Schwanz
emporgerichtet. Der ſehr muskelkräftige Magen enthielt harte Samen, Pflanzenknöpfe und Pflanzen-
faſern, mit kleinen Steinchen gemiſcht. Die Chiloëſen haben eine abergläubiſche Furcht vor dem
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[830/0876] Die Fänger. Singvögel. Ameiſenvögel. folgenden Tönen ſeiner Stimme ſich kundgeben, die wunderbar knarrend und kreiſchend lauten und allmählich immer tiefer werden. Der Tapacolo und ſeine Verwandten gewähren oft den über- raſchendſten Anblick, wenn ſie plötzlich mit ihren kurzen, zum Fluge unfähigen Flügeln, den raſchen Lauf unterſtützend, aus dem Dickicht hervorſchlüpfen und in einer Stellung, wie wir ſie wohl bei unſerm Zaunkönig zu ſehen gewohnt ſind, auf einer hervorragenden Spitze auf Augenblicke ſich zeigen, nachdem ſie dahin durch einen plötzlichen, ungeheuren Sprung gelangt ſind. Durch einen ähnlichen Sprung verſchwinden ſie ebenſo plötzlich wieder. …‟ „Unter den Vögeln Chiloës‟, berichtet Darwin, „ſind zwei Rallenſchlüpfer die merkwürdigſten. Der erſtere, welcher von den Chiloëſen Turco genannt wird (eben der Tapacolo), iſt nicht ſelten. Er lebt auf der Erde, geſchützt von den Geſträuchen, mit denen die trockenen und kahlen Hügel hier und da bedeckt ſind. Mit ſeinem aufge- richteten Schwanze und ſtelzengleichen Beinen kann man ihn ſehr oft ſehen, wie er mit ungemeiner Schnelligkeit von einem Gebüſch zum andern huſcht. Es bedarf wirklich nicht viel Einbildungskraft, zu glauben, daß der Vogel ſich ſeiner ſelbſt ſchämt und ſeiner lächerlichen Geſtalt bewußt iſt. Wenn man ihn zuerſt ſieht, wird man verſucht, auszurufen: Ein ſchlecht ausgebalgter Vogel hat ſich von einem Muſeum geflüchtet und iſt wieder lebendig geworden. Man kann ihn ohne die größte Mühe nicht zum Fliegen bringen. Auch läuft er nicht, ſondern hüpft nur. Die verſchiedenen lauten Töne, welche er hören läßt, wenn er unter dem Geſträuch verborgen iſt, ſind ſo fremdartig, wie ſein ganzes Aeußere. Er ſoll ſein Neſt in eine tiefe Höhle unter der Erde bauen. Jch zerlegte mehrere. Der ſehr muskulöſe Magen enthielt Käfer, Pflanzenfaſern und Kieſel. Hiernach, nach der Länge der Beine, den Füßen zum Kratzen und der häutigen Bedeckung der Naſenlöcher, ſcheint dieſer Vogel bis zu einem gewiſſen Grade die Droſſeln mit den hühnerartigen Vögeln zu verknüpfen.‟ „Eine zweite Art (Pteroptochus albicollis), welche hier Tapacolo heißt, iſt mit der erſten verwandt. Der kleine ſchamloſe Wicht verdient ſeinen Namen (Bedecke deinen Hintern) mit Recht; denn er trägt ſeinen Schwanz mehr als aufrecht, nämlich rückwärts nach dem Kopfe zu geneigt. Er iſt ſehr gemein und lebt in Hecken und einzelnem, über die unfruchtbaren Hügel zerſtreuten Gebüſch, wo kaum ein anderer Vogel beſtehen könnte. Deshalb iſt er für die Vogelwelt Chiloës bezeichnend. Jn der Art, ſeine Nahrung zu ſuchen, in ſeinem ſchnellen Hüpfen aus den Dickichten und wieder zurück und in ſeiner Weiſe, ſich zu verſtecken und ſeiner Unluſt zum Fliegen, hat er eine große Aehn- lichkeit mit dem Turco, aber ſein Ausſehen iſt nicht ganz ſo lächerlich. Der Tapacolo iſt ſehr liſtig. Wenn er von Jemand in Furcht geſetzt wird, ſo bleibt er bewegungslos unten in einem Gebüſch ſitzen und verſucht dann nach einer kleinen Weile mit viel Geſchicklichkeit auf die andere Seite zu kriechen. Er iſt auch ein lebhafter Vogel und macht ein beſtändiges Geräuſch. Seine Töne ſind manchfaltig und ſehr ſonderbar. Einige ſind wie das Girren der Turteltauben, andere wie das Rauſchen des Waſſers, und noch andere laſſen ſich mit gar Nichts vergleichen. Die Landleute ſagen, daß er ſein Geſchrei dreimal im Jahre verändere, vielleicht dem Wechſel der Jahreszeiten entſprechend. Merk- würdig iſt, daß Molina, welcher die Säugethiere und Vögel Chiloës genau beſchreibt, dieſer nicht erwähnt.‟ An einer andern Stelle ſeines Reiſewerks vervollſtändigt Darwin ſeine Angaben über dieſe merkwürdigen Geſchöpfe. „Jn allen Theilen von Chiloë und Chonos kommen zwei fremdartige Vögel vor, die in manchen Beziehungen mit dem Turco und dem Tapacolo verwandt ſind. Der Eine wird von den Eingebornen Cheucau genannt. Er beſucht die dürrſten und entlegenſten Stellen in dem feuchten Walde. Bisweilen kann man ihn mit der größten Aufmerkſamkeit nicht entdecken, obgleich ſein Geſchrei ganz nahe gehört wird, andremale, wenn man bewegungslos daſteht, nähert ſich der rothbrüſtige, kleine Vogel auf die vertraulichſte Weiſe um einige Fuß. Dann hüpft er geſchäftig durch die verworrene Maſſe von abgeſtorbenem Rohr und Zweigen, ſeinen kleinen Schwanz emporgerichtet. Der ſehr muskelkräftige Magen enthielt harte Samen, Pflanzenknöpfe und Pflanzen- faſern, mit kleinen Steinchen gemiſcht. Die Chiloëſen haben eine abergläubiſche Furcht vor dem Cheucau wegen ſeiner fremdartigen und manchfaltigen Töne. Dieſe ſind von dreierlei und ſehr

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 830. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/876>, abgerufen am 22.11.2024.