ist, die drei übrigen aber wie runde Tröpfchen erscheinen. Der Flügel ist braun, die Außenfahne der Schwingen aber tiefgrau, grüngelb gesäumt; der Schwanz ist mit Ausnahme der beiden blauen Mittelfedern grün, in der Mitte jeder Feder gelb gebändert. Der Augenring ist gilblichweiß, der Schna- bel hornfarben, der Fuß blaßbläulich. Das Weibchen unterscheidet sich durch etwas geringere Größe und durch die verschiedene Färbung der Wachshaut. Diese ist nämlich bei ihm graugrün, während sie bei dem Männchen hochblau erscheint. Den Jungen fehlen die tiefblauen Flecke an der Gurgel und die regelmäßige Kopfzeichnung; ihr ganzer Scheitel ist fein gebändert. Sie legen aber bereits nach acht Monaten das Kleid ihrer Alten an.
Shaw war der erste Naturforscher, welcher den Wellensittich kennen lernte und beschrieb, Gould der erste Reisende, welcher uns über das Freileben Mittheilungen machte. Gegenwärtig wissen wir, daß der Vogel in ungeheuern Scharen das ganze innere Australien und zwar hauptsächlich die mit Gras bewachsenen Ebenen bewohnt, hier von den Grassamen sich nährend. Alle Beobachter, welche das reizende Thier im Freien sahen, sind ebenso einstimmig in ihrem Lobe, wie die Liebhaber, welche es nur im Käfige beobachten konnten.
Als Gould im Anfange des Dezember die Ebenen des Jnnern besuchte, sah er sich von Wellen- sittichen umgeben und beschloß, längere Zeit an ein und derselben Stelle zu verweilen, um ihre Sitten und Gewohnheiten zu beobachten. Sie erschienen in Flügen von zwanzig bis hundert Stücken in der Nähe einer kleinen Lache, um sich zu tränken, und flogen von hier zu regelmäßigen Zeiten nach den Ebenen hinaus, um dort die Grassämereien, ihre ausschließliche Nahrung, aufzunehmen. Am häu- figsten kamen sie frühmorgens und abends vor dem Dunkelwerden zum Wasser. Während der größten Tageshitze saßen sie bewegungslos unter den Blättern der Gummibäume, deren Höhlungen gerade jetzt von brütenden Paaren bewohnt wurden. So lange sie sich auf den Bäumen ruhig hielten, waren sie schwer zu entdecken; wenn sie aber zur Tränke gehen wollten, setzten sie sich frei und in Massen auf die abgestorbenen Zweige der Gummibäume oder auf die zum Wasser hernieder hängen- den Aeste.
Jhre Bewegungen sind wundervoll. Der Flug ist gerade und reißend schnell, falken- oder schwalbenartig, dem anderer Papageien kaum ähnelnd, der Gang auf dem Boden verhältnißmäßig gut, ihr Klettern im Gezweige wenigstens nicht ungeschickt. Jm Fluge lassen sie eine kreischende Stimme vernehmen; im Sitzen unterhalten sie sich mit einem kosenden Gezwitscher, welches man nur deswegen nicht Gesang nennen kann, weil die einzelnen Töne der lautgebenden Vögel sich mit denen der unzähligen andern vermischen und hierdurch ein Wirrwarr von Tönen entsteht.
Auch während der Brutzeit halten sich die Wellenpapageien in Gesellschaften zusammen, obwohl die einzelnen Paare unter diesen ihres treninnigen Zusammenhanges wegen leicht zu erkennen sind. Das Nest steht in den Löchern und Spalten der Gummibäume und enthält im Dezember vier bis sechs Eier von rein weißlicher Farbe und ziemlich rundlicher Gestalt. Ende Dezembers sind die Jungen gewöhnlich ausgeflogen und im Stande, sich selbst zu versorgen. Sie sammeln sich dann in großen Flügen, welche mit den ungepaarten Alten umherschweifen; denn diese schreiten, wenn man von dem Benehmen der Gefangenen schließen darf, zu einer zweiten und dritten Brut.
Nach Beendigung des Brutgeschäftes treten die Scharen ihre Wanderung an. Sie ziehen regel- mäßig von Süden nach Norden und kehren erst dann wieder nach ihrem Brutort zurück, wenn die Grassamen reif sind. Jn ganz Südaustralien erscheinen sie im Frühling, unserm Herbst also, mit gleicher Regelmäßigkeit wie unsere Zugvögel. Die Eingeborenen behaupten, daß sie zuweilen in Gegenden sich zeigen, in denen man sie früher nicht gesehen hatte, und Dies ist bei ihrer Bewegungs- fähigkeit recht wohl zu glauben.
Noch vor wenigen Jahren kamen die Wellenpapageien nur sehr vereinzelt zu uns; gegenwärtig bringt fast jedes Schiff Hunderte von ihnen mit nach Europa herüber. Die Gefangenen werden in Australien gesellschaftsweise in sehr kleine Käfige gesteckt, deren Sitzstangen wie Treppenstusen hinter
Knacker. Die Papageien. Sittiche.
iſt, die drei übrigen aber wie runde Tröpfchen erſcheinen. Der Flügel iſt braun, die Außenfahne der Schwingen aber tiefgrau, grüngelb geſäumt; der Schwanz iſt mit Ausnahme der beiden blauen Mittelfedern grün, in der Mitte jeder Feder gelb gebändert. Der Augenring iſt gilblichweiß, der Schna- bel hornfarben, der Fuß blaßbläulich. Das Weibchen unterſcheidet ſich durch etwas geringere Größe und durch die verſchiedene Färbung der Wachshaut. Dieſe iſt nämlich bei ihm graugrün, während ſie bei dem Männchen hochblau erſcheint. Den Jungen fehlen die tiefblauen Flecke an der Gurgel und die regelmäßige Kopfzeichnung; ihr ganzer Scheitel iſt fein gebändert. Sie legen aber bereits nach acht Monaten das Kleid ihrer Alten an.
Shaw war der erſte Naturforſcher, welcher den Wellenſittich kennen lernte und beſchrieb, Gould der erſte Reiſende, welcher uns über das Freileben Mittheilungen machte. Gegenwärtig wiſſen wir, daß der Vogel in ungeheuern Scharen das ganze innere Auſtralien und zwar hauptſächlich die mit Gras bewachſenen Ebenen bewohnt, hier von den Grasſamen ſich nährend. Alle Beobachter, welche das reizende Thier im Freien ſahen, ſind ebenſo einſtimmig in ihrem Lobe, wie die Liebhaber, welche es nur im Käfige beobachten konnten.
Als Gould im Anfange des Dezember die Ebenen des Jnnern beſuchte, ſah er ſich von Wellen- ſittichen umgeben und beſchloß, längere Zeit an ein und derſelben Stelle zu verweilen, um ihre Sitten und Gewohnheiten zu beobachten. Sie erſchienen in Flügen von zwanzig bis hundert Stücken in der Nähe einer kleinen Lache, um ſich zu tränken, und flogen von hier zu regelmäßigen Zeiten nach den Ebenen hinaus, um dort die Grasſämereien, ihre ausſchließliche Nahrung, aufzunehmen. Am häu- figſten kamen ſie frühmorgens und abends vor dem Dunkelwerden zum Waſſer. Während der größten Tageshitze ſaßen ſie bewegungslos unter den Blättern der Gummibäume, deren Höhlungen gerade jetzt von brütenden Paaren bewohnt wurden. So lange ſie ſich auf den Bäumen ruhig hielten, waren ſie ſchwer zu entdecken; wenn ſie aber zur Tränke gehen wollten, ſetzten ſie ſich frei und in Maſſen auf die abgeſtorbenen Zweige der Gummibäume oder auf die zum Waſſer hernieder hängen- den Aeſte.
Jhre Bewegungen ſind wundervoll. Der Flug iſt gerade und reißend ſchnell, falken- oder ſchwalbenartig, dem anderer Papageien kaum ähnelnd, der Gang auf dem Boden verhältnißmäßig gut, ihr Klettern im Gezweige wenigſtens nicht ungeſchickt. Jm Fluge laſſen ſie eine kreiſchende Stimme vernehmen; im Sitzen unterhalten ſie ſich mit einem koſenden Gezwitſcher, welches man nur deswegen nicht Geſang nennen kann, weil die einzelnen Töne der lautgebenden Vögel ſich mit denen der unzähligen andern vermiſchen und hierdurch ein Wirrwarr von Tönen entſteht.
Auch während der Brutzeit halten ſich die Wellenpapageien in Geſellſchaften zuſammen, obwohl die einzelnen Paare unter dieſen ihres treninnigen Zuſammenhanges wegen leicht zu erkennen ſind. Das Neſt ſteht in den Löchern und Spalten der Gummibäume und enthält im Dezember vier bis ſechs Eier von rein weißlicher Farbe und ziemlich rundlicher Geſtalt. Ende Dezembers ſind die Jungen gewöhnlich ausgeflogen und im Stande, ſich ſelbſt zu verſorgen. Sie ſammeln ſich dann in großen Flügen, welche mit den ungepaarten Alten umherſchweifen; denn dieſe ſchreiten, wenn man von dem Benehmen der Gefangenen ſchließen darf, zu einer zweiten und dritten Brut.
Nach Beendigung des Brutgeſchäftes treten die Scharen ihre Wanderung an. Sie ziehen regel- mäßig von Süden nach Norden und kehren erſt dann wieder nach ihrem Brutort zurück, wenn die Grasſamen reif ſind. Jn ganz Südauſtralien erſcheinen ſie im Frühling, unſerm Herbſt alſo, mit gleicher Regelmäßigkeit wie unſere Zugvögel. Die Eingeborenen behaupten, daß ſie zuweilen in Gegenden ſich zeigen, in denen man ſie früher nicht geſehen hatte, und Dies iſt bei ihrer Bewegungs- fähigkeit recht wohl zu glauben.
Noch vor wenigen Jahren kamen die Wellenpapageien nur ſehr vereinzelt zu uns; gegenwärtig bringt faſt jedes Schiff Hunderte von ihnen mit nach Europa herüber. Die Gefangenen werden in Auſtralien geſellſchaftsweiſe in ſehr kleine Käfige geſteckt, deren Sitzſtangen wie Treppenſtuſen hinter
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[76/0092]
Knacker. Die Papageien. Sittiche.
iſt, die drei übrigen aber wie runde Tröpfchen erſcheinen. Der Flügel iſt braun, die Außenfahne
der Schwingen aber tiefgrau, grüngelb geſäumt; der Schwanz iſt mit Ausnahme der beiden blauen
Mittelfedern grün, in der Mitte jeder Feder gelb gebändert. Der Augenring iſt gilblichweiß, der Schna-
bel hornfarben, der Fuß blaßbläulich. Das Weibchen unterſcheidet ſich durch etwas geringere Größe
und durch die verſchiedene Färbung der Wachshaut. Dieſe iſt nämlich bei ihm graugrün, während
ſie bei dem Männchen hochblau erſcheint. Den Jungen fehlen die tiefblauen Flecke an der Gurgel
und die regelmäßige Kopfzeichnung; ihr ganzer Scheitel iſt fein gebändert. Sie legen aber bereits nach
acht Monaten das Kleid ihrer Alten an.
Shaw war der erſte Naturforſcher, welcher den Wellenſittich kennen lernte und beſchrieb,
Gould der erſte Reiſende, welcher uns über das Freileben Mittheilungen machte. Gegenwärtig
wiſſen wir, daß der Vogel in ungeheuern Scharen das ganze innere Auſtralien und zwar hauptſächlich
die mit Gras bewachſenen Ebenen bewohnt, hier von den Grasſamen ſich nährend. Alle Beobachter,
welche das reizende Thier im Freien ſahen, ſind ebenſo einſtimmig in ihrem Lobe, wie die Liebhaber,
welche es nur im Käfige beobachten konnten.
Als Gould im Anfange des Dezember die Ebenen des Jnnern beſuchte, ſah er ſich von Wellen-
ſittichen umgeben und beſchloß, längere Zeit an ein und derſelben Stelle zu verweilen, um ihre Sitten
und Gewohnheiten zu beobachten. Sie erſchienen in Flügen von zwanzig bis hundert Stücken in der
Nähe einer kleinen Lache, um ſich zu tränken, und flogen von hier zu regelmäßigen Zeiten nach den
Ebenen hinaus, um dort die Grasſämereien, ihre ausſchließliche Nahrung, aufzunehmen. Am häu-
figſten kamen ſie frühmorgens und abends vor dem Dunkelwerden zum Waſſer. Während der größten
Tageshitze ſaßen ſie bewegungslos unter den Blättern der Gummibäume, deren Höhlungen gerade
jetzt von brütenden Paaren bewohnt wurden. So lange ſie ſich auf den Bäumen ruhig hielten, waren
ſie ſchwer zu entdecken; wenn ſie aber zur Tränke gehen wollten, ſetzten ſie ſich frei und in Maſſen
auf die abgeſtorbenen Zweige der Gummibäume oder auf die zum Waſſer hernieder hängen-
den Aeſte.
Jhre Bewegungen ſind wundervoll. Der Flug iſt gerade und reißend ſchnell, falken- oder
ſchwalbenartig, dem anderer Papageien kaum ähnelnd, der Gang auf dem Boden verhältnißmäßig
gut, ihr Klettern im Gezweige wenigſtens nicht ungeſchickt. Jm Fluge laſſen ſie eine kreiſchende
Stimme vernehmen; im Sitzen unterhalten ſie ſich mit einem koſenden Gezwitſcher, welches man
nur deswegen nicht Geſang nennen kann, weil die einzelnen Töne der lautgebenden Vögel ſich mit
denen der unzähligen andern vermiſchen und hierdurch ein Wirrwarr von Tönen entſteht.
Auch während der Brutzeit halten ſich die Wellenpapageien in Geſellſchaften zuſammen, obwohl
die einzelnen Paare unter dieſen ihres treninnigen Zuſammenhanges wegen leicht zu erkennen ſind.
Das Neſt ſteht in den Löchern und Spalten der Gummibäume und enthält im Dezember vier bis ſechs
Eier von rein weißlicher Farbe und ziemlich rundlicher Geſtalt. Ende Dezembers ſind die Jungen
gewöhnlich ausgeflogen und im Stande, ſich ſelbſt zu verſorgen. Sie ſammeln ſich dann in großen
Flügen, welche mit den ungepaarten Alten umherſchweifen; denn dieſe ſchreiten, wenn man von dem
Benehmen der Gefangenen ſchließen darf, zu einer zweiten und dritten Brut.
Nach Beendigung des Brutgeſchäftes treten die Scharen ihre Wanderung an. Sie ziehen regel-
mäßig von Süden nach Norden und kehren erſt dann wieder nach ihrem Brutort zurück, wenn die
Grasſamen reif ſind. Jn ganz Südauſtralien erſcheinen ſie im Frühling, unſerm Herbſt alſo, mit
gleicher Regelmäßigkeit wie unſere Zugvögel. Die Eingeborenen behaupten, daß ſie zuweilen in
Gegenden ſich zeigen, in denen man ſie früher nicht geſehen hatte, und Dies iſt bei ihrer Bewegungs-
fähigkeit recht wohl zu glauben.
Noch vor wenigen Jahren kamen die Wellenpapageien nur ſehr vereinzelt zu uns; gegenwärtig
bringt faſt jedes Schiff Hunderte von ihnen mit nach Europa herüber. Die Gefangenen werden in
Auſtralien geſellſchaftsweiſe in ſehr kleine Käfige geſteckt, deren Sitzſtangen wie Treppenſtuſen hinter
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/92>, abgerufen am 27.11.2024.
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