Man fängt den Zaunkönig zufällig in Netzen, in Sprenkeln oder auf Leimruthen; es ist aber nicht leicht, ihn an die Gefangenschaft zu gewöhnen. Gelingt Dies, so hat man seine wahre Freude an dem auch im Käfig außerordentlich anmuthigen Geschöpf. Ein Zaunkönig, welchen Gourcy hielt, begann schon im November mit seinem Gesang und endete erst im Spätsommer nach Eintritt der Mauser; gleichwohl sang er dem eifrigen Liebhaber noch immer nicht genug. Jm Käfig muß man dem furchtsamen Geschöpf ein kleines Häuschen mit engem Eingangsloch anbringen, damit er bei vermeintlicher Gefahr einen Schlupfwinkel habe. Dieses Häuschen wird sofort in Besitz genommen und das Ein- und Ausschlüpfen, das Herausschauen des Miethers gewährt noch einen Genuß mehr. Gefangene, welche ich sah, haben mich wahrhaft entzückt.
Wir kennen die Gefahren, welche der Zaunkönig zu bestehen hat, nur zum geringsten Theile; wir kennen vielleicht nicht einmal seine Feinde alle; daß er ihrer aber viele haben muß, unterliegt keinem Zweifel: denn der Vogel müßte, wäre Dies nicht der Fall, ungleich häufiger sein, als er es ist.
Amerika ist besonders reich an Schlüpfern, die dort lebenden Arten gehören aber nur theilweise derselben Sippe an, welche unser Zaunkönig vertritt. Einige hat man Binsenkönige (Thryothorus) genannt. Sie kennzeichnen sich hauptsächlich durch den verhältnißmäßig langen, dünnen, sanft gebogenen Schnabel; im übrigen kommen sie in allen wesentlichen Merkmalen mit der vorstehend beschriebenen überein.
Die bekannteste Art dieser Sippe ist der Heckenkönig (Thryothorus ludovicianus). Seine Länge beträgt nach den Messungen des Prinzen von Wied 5, die Breite 7, die Fittiglänge 2 1/6 , die Schwanzlänge 13/4 Zoll. Das Gefieder der Oberseite ist röthlichbraun, dunkler in die Quere gewellt, das der Unterseite an Kinn und Kehle weiß, im übrigen gelbröthlich, seitlich schwarz gewellt; der Augenbrauenstreif ist weiß; die Schwingen sind auf der Jnnenfahne schwärzlichbraun und ungefleckt, auf der Außenfahne gebändert; die Flügeldeckfedern sind weiß gespitzt. Das Auge ist graubraun, der Oberschnabel dunkelhorngrau, der Unterschnabel bleigrau, an der Spitze hellbräunlich.
Unter den nordamerikanischen Schlüpfern ist der Heckenkönig der größte und häufigste. Er ver- breitet sich über alle Theile der Vereinigten Staaten. Man sieht sie in dichten Wäldern und an Flußufern, auf den Bergen und in den Thälern, um und in den Wohnungen. "Die Schnelligkeit der Bewegungen dieses kleinen, lebendigen Vogels", sagt Audubon, "gleicht gänzlich der einer Maus. Wie die letztere erscheint und verschwindet er in einem Augenblick, kriecht in eine Höhlung, durchmißt dieselbe auf das Eiligste und zeigt sich plötzlich wieder auf einem gänzlich ver- schiedenen Platze. Wenn er gesättigt oder von seiner vielfachen Thätigkeit ermüdet ist, hält der kleine Gesell an, stelzt seinen Schwanz und singt mit großem Eifer ein kurzes Liedchen, dessen Töne einigermaßen an die Worte "komm zu mir, komm zu mir" erinnern und in rascher Folge oft wieder- holt werden. Diese Töne sind so laut und dabei so klangreich, daß man sie immer gern hört. Während des Winters vernimmt man sie überall: in den Pflanzungen, in den feuchten Wäldern, in den Sümpfen, an Flußbetten ebensowohl, wie in unmittelbarer Nähe des Hauses, von Ställen und Holzhaufen herab. Zuweilen erhebt er sich auch zu den Wipfeln mittelhoher Bäume, indem er an den Reben des wilden Weins emporklettert, manchmal ganz nach Art eines wirklichen Baum- läufers." -- "Dieser Vogel", fügt Nuttall hinzu, "besitzt den Leichtsinn, Muth, Erwerbssinn und die volle Ungezwungenheit seiner Familie. Er liebt es, ruhige Ströme zu überschauen und hält sich deshalb gern in den schattigen Bäumen auf, welche deren Ufer begrünen. Seine Wahl scheint ein Ein- verständniß für das Malerische und Schöne der Natur zu bekunden, und er selbst trägt dazu bei, das Bild anziehend zu machen; er fehlt aber auch der wildesten Landschaft nicht. Die Töne anderer
Die Fänger. Singvögel. Schlüpfer.
Man fängt den Zaunkönig zufällig in Netzen, in Sprenkeln oder auf Leimruthen; es iſt aber nicht leicht, ihn an die Gefangenſchaft zu gewöhnen. Gelingt Dies, ſo hat man ſeine wahre Freude an dem auch im Käfig außerordentlich anmuthigen Geſchöpf. Ein Zaunkönig, welchen Gourcy hielt, begann ſchon im November mit ſeinem Geſang und endete erſt im Spätſommer nach Eintritt der Mauſer; gleichwohl ſang er dem eifrigen Liebhaber noch immer nicht genug. Jm Käfig muß man dem furchtſamen Geſchöpf ein kleines Häuschen mit engem Eingangsloch anbringen, damit er bei vermeintlicher Gefahr einen Schlupfwinkel habe. Dieſes Häuschen wird ſofort in Beſitz genommen und das Ein- und Ausſchlüpfen, das Herausſchauen des Miethers gewährt noch einen Genuß mehr. Gefangene, welche ich ſah, haben mich wahrhaft entzückt.
Wir kennen die Gefahren, welche der Zaunkönig zu beſtehen hat, nur zum geringſten Theile; wir kennen vielleicht nicht einmal ſeine Feinde alle; daß er ihrer aber viele haben muß, unterliegt keinem Zweifel: denn der Vogel müßte, wäre Dies nicht der Fall, ungleich häufiger ſein, als er es iſt.
Amerika iſt beſonders reich an Schlüpfern, die dort lebenden Arten gehören aber nur theilweiſe derſelben Sippe an, welche unſer Zaunkönig vertritt. Einige hat man Binſenkönige (Thryothorus) genannt. Sie kennzeichnen ſich hauptſächlich durch den verhältnißmäßig langen, dünnen, ſanft gebogenen Schnabel; im übrigen kommen ſie in allen weſentlichen Merkmalen mit der vorſtehend beſchriebenen überein.
Die bekannteſte Art dieſer Sippe iſt der Heckenkönig (Thryothorus ludovicianus). Seine Länge beträgt nach den Meſſungen des Prinzen von Wied 5, die Breite 7, die Fittiglänge 2⅙, die Schwanzlänge 1¾ Zoll. Das Gefieder der Oberſeite iſt röthlichbraun, dunkler in die Quere gewellt, das der Unterſeite an Kinn und Kehle weiß, im übrigen gelbröthlich, ſeitlich ſchwarz gewellt; der Augenbrauenſtreif iſt weiß; die Schwingen ſind auf der Jnnenfahne ſchwärzlichbraun und ungefleckt, auf der Außenfahne gebändert; die Flügeldeckfedern ſind weiß geſpitzt. Das Auge iſt graubraun, der Oberſchnabel dunkelhorngrau, der Unterſchnabel bleigrau, an der Spitze hellbräunlich.
Unter den nordamerikaniſchen Schlüpfern iſt der Heckenkönig der größte und häufigſte. Er ver- breitet ſich über alle Theile der Vereinigten Staaten. Man ſieht ſie in dichten Wäldern und an Flußufern, auf den Bergen und in den Thälern, um und in den Wohnungen. „Die Schnelligkeit der Bewegungen dieſes kleinen, lebendigen Vogels‟, ſagt Audubon, „gleicht gänzlich der einer Maus. Wie die letztere erſcheint und verſchwindet er in einem Augenblick, kriecht in eine Höhlung, durchmißt dieſelbe auf das Eiligſte und zeigt ſich plötzlich wieder auf einem gänzlich ver- ſchiedenen Platze. Wenn er geſättigt oder von ſeiner vielfachen Thätigkeit ermüdet iſt, hält der kleine Geſell an, ſtelzt ſeinen Schwanz und ſingt mit großem Eifer ein kurzes Liedchen, deſſen Töne einigermaßen an die Worte „komm zu mir, komm zu mir‟ erinnern und in raſcher Folge oft wieder- holt werden. Dieſe Töne ſind ſo laut und dabei ſo klangreich, daß man ſie immer gern hört. Während des Winters vernimmt man ſie überall: in den Pflanzungen, in den feuchten Wäldern, in den Sümpfen, an Flußbetten ebenſowohl, wie in unmittelbarer Nähe des Hauſes, von Ställen und Holzhaufen herab. Zuweilen erhebt er ſich auch zu den Wipfeln mittelhoher Bäume, indem er an den Reben des wilden Weins emporklettert, manchmal ganz nach Art eines wirklichen Baum- läufers.‟ — „Dieſer Vogel‟, fügt Nuttall hinzu, „beſitzt den Leichtſinn, Muth, Erwerbsſinn und die volle Ungezwungenheit ſeiner Familie. Er liebt es, ruhige Ströme zu überſchauen und hält ſich deshalb gern in den ſchattigen Bäumen auf, welche deren Ufer begrünen. Seine Wahl ſcheint ein Ein- verſtändniß für das Maleriſche und Schöne der Natur zu bekunden, und er ſelbſt trägt dazu bei, das Bild anziehend zu machen; er fehlt aber auch der wildeſten Landſchaft nicht. Die Töne anderer
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Die Fänger. Singvögel. Schlüpfer.
Man fängt den Zaunkönig zufällig in Netzen, in Sprenkeln oder auf Leimruthen; es iſt aber
nicht leicht, ihn an die Gefangenſchaft zu gewöhnen. Gelingt Dies, ſo hat man ſeine wahre
Freude an dem auch im Käfig außerordentlich anmuthigen Geſchöpf. Ein Zaunkönig, welchen
Gourcy hielt, begann ſchon im November mit ſeinem Geſang und endete erſt im Spätſommer nach
Eintritt der Mauſer; gleichwohl ſang er dem eifrigen Liebhaber noch immer nicht genug. Jm Käfig
muß man dem furchtſamen Geſchöpf ein kleines Häuschen mit engem Eingangsloch anbringen, damit
er bei vermeintlicher Gefahr einen Schlupfwinkel habe. Dieſes Häuschen wird ſofort in Beſitz
genommen und das Ein- und Ausſchlüpfen, das Herausſchauen des Miethers gewährt noch einen
Genuß mehr. Gefangene, welche ich ſah, haben mich wahrhaft entzückt.
Wir kennen die Gefahren, welche der Zaunkönig zu beſtehen hat, nur zum geringſten Theile;
wir kennen vielleicht nicht einmal ſeine Feinde alle; daß er ihrer aber viele haben muß, unterliegt
keinem Zweifel: denn der Vogel müßte, wäre Dies nicht der Fall, ungleich häufiger ſein, als er es iſt.
Amerika iſt beſonders reich an Schlüpfern, die dort lebenden Arten gehören aber nur theilweiſe
derſelben Sippe an, welche unſer Zaunkönig vertritt. Einige hat man Binſenkönige (Thryothorus)
genannt. Sie kennzeichnen ſich hauptſächlich durch den verhältnißmäßig langen, dünnen, ſanft
gebogenen Schnabel; im übrigen kommen ſie in allen weſentlichen Merkmalen mit der vorſtehend
beſchriebenen überein.
Die bekannteſte Art dieſer Sippe iſt der Heckenkönig (Thryothorus ludovicianus). Seine
Länge beträgt nach den Meſſungen des Prinzen von Wied 5, die Breite 7, die Fittiglänge 2⅙, die
Schwanzlänge 1¾ Zoll. Das Gefieder der Oberſeite iſt röthlichbraun, dunkler in die Quere gewellt,
das der Unterſeite an Kinn und Kehle weiß, im übrigen gelbröthlich, ſeitlich ſchwarz gewellt; der
Augenbrauenſtreif iſt weiß; die Schwingen ſind auf der Jnnenfahne ſchwärzlichbraun und ungefleckt,
auf der Außenfahne gebändert; die Flügeldeckfedern ſind weiß geſpitzt. Das Auge iſt graubraun,
der Oberſchnabel dunkelhorngrau, der Unterſchnabel bleigrau, an der Spitze hellbräunlich.
Unter den nordamerikaniſchen Schlüpfern iſt der Heckenkönig der größte und häufigſte. Er ver-
breitet ſich über alle Theile der Vereinigten Staaten. Man ſieht ſie in dichten Wäldern und an
Flußufern, auf den Bergen und in den Thälern, um und in den Wohnungen. „Die Schnelligkeit
der Bewegungen dieſes kleinen, lebendigen Vogels‟, ſagt Audubon, „gleicht gänzlich der einer
Maus. Wie die letztere erſcheint und verſchwindet er in einem Augenblick, kriecht in eine
Höhlung, durchmißt dieſelbe auf das Eiligſte und zeigt ſich plötzlich wieder auf einem gänzlich ver-
ſchiedenen Platze. Wenn er geſättigt oder von ſeiner vielfachen Thätigkeit ermüdet iſt, hält der
kleine Geſell an, ſtelzt ſeinen Schwanz und ſingt mit großem Eifer ein kurzes Liedchen, deſſen Töne
einigermaßen an die Worte „komm zu mir, komm zu mir‟ erinnern und in raſcher Folge oft wieder-
holt werden. Dieſe Töne ſind ſo laut und dabei ſo klangreich, daß man ſie immer gern hört.
Während des Winters vernimmt man ſie überall: in den Pflanzungen, in den feuchten Wäldern, in
den Sümpfen, an Flußbetten ebenſowohl, wie in unmittelbarer Nähe des Hauſes, von Ställen und
Holzhaufen herab. Zuweilen erhebt er ſich auch zu den Wipfeln mittelhoher Bäume, indem er an
den Reben des wilden Weins emporklettert, manchmal ganz nach Art eines wirklichen Baum-
läufers.‟ — „Dieſer Vogel‟, fügt Nuttall hinzu, „beſitzt den Leichtſinn, Muth, Erwerbsſinn und
die volle Ungezwungenheit ſeiner Familie. Er liebt es, ruhige Ströme zu überſchauen und hält ſich
deshalb gern in den ſchattigen Bäumen auf, welche deren Ufer begrünen. Seine Wahl ſcheint ein Ein-
verſtändniß für das Maleriſche und Schöne der Natur zu bekunden, und er ſelbſt trägt dazu bei, das
Bild anziehend zu machen; er fehlt aber auch der wildeſten Landſchaft nicht. Die Töne anderer
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 886. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/934>, abgerufen am 22.11.2024.
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