liche Töne hören. Wenn sie in Angst geräth, schreit sie "zizizi"; dabei sperrt sie den Rachen weit auf. Jhr Betragen ist äußerst drollig; besonders hübsch sieht es aus, wenn sie, wie sie regelmäßig thut, größere Stückchen Futter mit den Vorderzehen wie mit einer Hand faßt, die Ferse auf die Sitzstange auflegt, den zwischen den Zehen gehaltenen Bissen zum Schnabel bringt und ihn so verzehrt. Seltener tritt sie auf einen etwas größeren Brocken Fleisch mit der Sohle, befestigt ihn mit der Hinterzehe auf dem Springholze und zerreißt ihn dann mit dem Schnabel. Sie steht auf der Sitzstange immer so aufgerichtet, daß sie jeden Augenblick zum Ueberschlagen bereit ist. Hierin ähnelt sie ganz den Wald- meisen: sie überschlägt sich viel öfter, als die Schwanzmeisen. Am Gewölbe ihres Käfigs und noch mehr an ihrer Sitzstange klettert sie viel herum, indem sie sich, den Kopf nach unten, daran hängt, eine Weile mit dem Schnabel arbeitet, sich wieder hinaufschwingt, abermals nach unten schwenkt und dieses Spiel viertelstundenlang treibt. Alles geschieht mit so außerordentlicher Leichtigkeit, als wäre sie auf ebenem Boden, und gerade deshalb gewährt sie viel Unterhaltung."
Die Rohrmeisen (Panurus) kennzeichnen sich durch gestreckten Leib, langen, seitlich sehr stark abgestuften Schwanz, mittellange Flügel, in denen die vierte und fünfte Schwinge die längsten sind, einen kurzen, oben stark gebogenen Schnabel und ein ziemlich glatt anliegendes Gefieder. Die Weibchen sind von den Männchen und die Jungen von beiden Eltern verschieden gefärbt und gezeichnet.
Die Bartmeise (Panurus biarmicus) ist auf der Oberseite hellzimmtbraun, auf dem Ober- kopfe sanftaschblaugrau, auf der Unterseite blaßrosenroth, an der Kehle weißlich, in der Steuergegend sammtschwarz; der braune Flügel zeigt eine weiße, unten schwarz eingefaßte Querbinde; unter den Zügeln steht ein neun Linien langer sammtschwarzer Knebelbart. Das Weibchen hat blässere Farben, als das Männchen; der Rücken ist auf lichtem Grunde dunkler getüpfelt; der Knebelbart ist nur angedeutet und nicht schwarz, sondern weiß; die Unterschwanzdeckfedern sind nicht schwarz, sondern blaßrostgelb. Die Jungen sind auf dem Rücken sehr dunkel, fast schwarz. Das Auge ist braun, der Schnabel schön gelb, der Fuß schwarz. Die Länge beträgt 6 bis 61/2, die Breite 7 bis 71/2 Zoll; der Fittig mißt 21/2, der Schwanz 31/4 Zoll.
Der Nordosten Europas, aber auch Holland, Großbritannien, Südungarn oder Jtalien und Griechenland und ebenso ein großer Theil Mittelasiens sind die Heimat der Bartmeise, ausgedehnte Rohrwälder ihre Wohnsitze. An das Rohr ist sie gebunden. Jn Holland wird sie von Jahr zu Jahr seltener, weil ihre Aufenthaltsorte mehr und mehr eingeschränkt werden. Sie lebt paarweise oder in kleinen Familien, sehr verborgen, ist gewandt, behend, lebhaft und unruhig, munter und keck, wie andere Meisen, bewegt sich an den Rohrstengeln mit der Fertigkeit eines Rohrsängers, fliegt leicht und ruckweise, lockt "zit zit" und läßt auch einen höchst unbedeutenden Gesang vernehmen, ein leises Gezwitscher, in welches einige abgerissene, schnarrende Töne verwebt werden. Die Nahrung theilt sie mit der Beutelmeise.
Das Nest, welches nur im Rohr angelegt wird, gehört ebenfalls zu den künstlichen. Es ähnelt dem der Beutelmeise, kennzeichnet sich aber durch seine Größe. Bastfasern verschiedener am Wasser wachsender Pflanzen, Rispen von Gräsern und eine große Menge Samenwolle von Weiden, Pappeln, Rohr, Kolbenschilf und dergl. sind die Stoffe, aus denen die dicken Wände zusammengefilzt werden. Die Gestalt ist länglich eiförmig. Die Eier sind auf rein- oder röthlichweißem Grunde ziemlich spärlich mit rothen Schmitzen und Punkten gezeichnet.
Jhrer großen Schönheit und ihres angenehmen Betragens halber hält man die Bartmeise oft im Käfig und bezahlt gern hohe Preise für das Pärchen. Einzelne halten sich nicht: sie sterben vor Sehnsucht nach ihren Gefährten, und der Tod des einen hat den Tod des andern zur Folge. Aber
Die Fänger. Singvögel. Meiſen.
liche Töne hören. Wenn ſie in Angſt geräth, ſchreit ſie „zizizi‟; dabei ſperrt ſie den Rachen weit auf. Jhr Betragen iſt äußerſt drollig; beſonders hübſch ſieht es aus, wenn ſie, wie ſie regelmäßig thut, größere Stückchen Futter mit den Vorderzehen wie mit einer Hand faßt, die Ferſe auf die Sitzſtange auflegt, den zwiſchen den Zehen gehaltenen Biſſen zum Schnabel bringt und ihn ſo verzehrt. Seltener tritt ſie auf einen etwas größeren Brocken Fleiſch mit der Sohle, befeſtigt ihn mit der Hinterzehe auf dem Springholze und zerreißt ihn dann mit dem Schnabel. Sie ſteht auf der Sitzſtange immer ſo aufgerichtet, daß ſie jeden Augenblick zum Ueberſchlagen bereit iſt. Hierin ähnelt ſie ganz den Wald- meiſen: ſie überſchlägt ſich viel öfter, als die Schwanzmeiſen. Am Gewölbe ihres Käfigs und noch mehr an ihrer Sitzſtange klettert ſie viel herum, indem ſie ſich, den Kopf nach unten, daran hängt, eine Weile mit dem Schnabel arbeitet, ſich wieder hinaufſchwingt, abermals nach unten ſchwenkt und dieſes Spiel viertelſtundenlang treibt. Alles geſchieht mit ſo außerordentlicher Leichtigkeit, als wäre ſie auf ebenem Boden, und gerade deshalb gewährt ſie viel Unterhaltung.‟
Die Rohrmeiſen (Panurus) kennzeichnen ſich durch geſtreckten Leib, langen, ſeitlich ſehr ſtark abgeſtuften Schwanz, mittellange Flügel, in denen die vierte und fünfte Schwinge die längſten ſind, einen kurzen, oben ſtark gebogenen Schnabel und ein ziemlich glatt anliegendes Gefieder. Die Weibchen ſind von den Männchen und die Jungen von beiden Eltern verſchieden gefärbt und gezeichnet.
Die Bartmeiſe (Panurus biarmicus) iſt auf der Oberſeite hellzimmtbraun, auf dem Ober- kopfe ſanftaſchblaugrau, auf der Unterſeite blaßroſenroth, an der Kehle weißlich, in der Steuergegend ſammtſchwarz; der braune Flügel zeigt eine weiße, unten ſchwarz eingefaßte Querbinde; unter den Zügeln ſteht ein neun Linien langer ſammtſchwarzer Knebelbart. Das Weibchen hat bläſſere Farben, als das Männchen; der Rücken iſt auf lichtem Grunde dunkler getüpfelt; der Knebelbart iſt nur angedeutet und nicht ſchwarz, ſondern weiß; die Unterſchwanzdeckfedern ſind nicht ſchwarz, ſondern blaßroſtgelb. Die Jungen ſind auf dem Rücken ſehr dunkel, faſt ſchwarz. Das Auge iſt braun, der Schnabel ſchön gelb, der Fuß ſchwarz. Die Länge beträgt 6 bis 6½, die Breite 7 bis 7½ Zoll; der Fittig mißt 2½, der Schwanz 3¼ Zoll.
Der Nordoſten Europas, aber auch Holland, Großbritannien, Südungarn oder Jtalien und Griechenland und ebenſo ein großer Theil Mittelaſiens ſind die Heimat der Bartmeiſe, ausgedehnte Rohrwälder ihre Wohnſitze. An das Rohr iſt ſie gebunden. Jn Holland wird ſie von Jahr zu Jahr ſeltener, weil ihre Aufenthaltsorte mehr und mehr eingeſchränkt werden. Sie lebt paarweiſe oder in kleinen Familien, ſehr verborgen, iſt gewandt, behend, lebhaft und unruhig, munter und keck, wie andere Meiſen, bewegt ſich an den Rohrſtengeln mit der Fertigkeit eines Rohrſängers, fliegt leicht und ruckweiſe, lockt „zit zit‟ und läßt auch einen höchſt unbedeutenden Geſang vernehmen, ein leiſes Gezwitſcher, in welches einige abgeriſſene, ſchnarrende Töne verwebt werden. Die Nahrung theilt ſie mit der Beutelmeiſe.
Das Neſt, welches nur im Rohr angelegt wird, gehört ebenfalls zu den künſtlichen. Es ähnelt dem der Beutelmeiſe, kennzeichnet ſich aber durch ſeine Größe. Baſtfaſern verſchiedener am Waſſer wachſender Pflanzen, Riſpen von Gräſern und eine große Menge Samenwolle von Weiden, Pappeln, Rohr, Kolbenſchilf und dergl. ſind die Stoffe, aus denen die dicken Wände zuſammengefilzt werden. Die Geſtalt iſt länglich eiförmig. Die Eier ſind auf rein- oder röthlichweißem Grunde ziemlich ſpärlich mit rothen Schmitzen und Punkten gezeichnet.
Jhrer großen Schönheit und ihres angenehmen Betragens halber hält man die Bartmeiſe oft im Käfig und bezahlt gern hohe Preiſe für das Pärchen. Einzelne halten ſich nicht: ſie ſterben vor Sehnſucht nach ihren Gefährten, und der Tod des einen hat den Tod des andern zur Folge. Aber
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Die Fänger. Singvögel. Meiſen.
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Jhr Betragen iſt äußerſt drollig; beſonders hübſch ſieht es aus, wenn ſie, wie ſie regelmäßig thut,
größere Stückchen Futter mit den Vorderzehen wie mit einer Hand faßt, die Ferſe auf die Sitzſtange
auflegt, den zwiſchen den Zehen gehaltenen Biſſen zum Schnabel bringt und ihn ſo verzehrt. Seltener
tritt ſie auf einen etwas größeren Brocken Fleiſch mit der Sohle, befeſtigt ihn mit der Hinterzehe auf
dem Springholze und zerreißt ihn dann mit dem Schnabel. Sie ſteht auf der Sitzſtange immer ſo
aufgerichtet, daß ſie jeden Augenblick zum Ueberſchlagen bereit iſt. Hierin ähnelt ſie ganz den Wald-
meiſen: ſie überſchlägt ſich viel öfter, als die Schwanzmeiſen. Am Gewölbe ihres Käfigs und noch
mehr an ihrer Sitzſtange klettert ſie viel herum, indem ſie ſich, den Kopf nach unten, daran hängt, eine
Weile mit dem Schnabel arbeitet, ſich wieder hinaufſchwingt, abermals nach unten ſchwenkt und dieſes
Spiel viertelſtundenlang treibt. Alles geſchieht mit ſo außerordentlicher Leichtigkeit, als wäre ſie auf
ebenem Boden, und gerade deshalb gewährt ſie viel Unterhaltung.‟
Die Rohrmeiſen (Panurus) kennzeichnen ſich durch geſtreckten Leib, langen, ſeitlich ſehr ſtark
abgeſtuften Schwanz, mittellange Flügel, in denen die vierte und fünfte Schwinge die längſten ſind,
einen kurzen, oben ſtark gebogenen Schnabel und ein ziemlich glatt anliegendes Gefieder. Die
Weibchen ſind von den Männchen und die Jungen von beiden Eltern verſchieden gefärbt und
gezeichnet.
Die Bartmeiſe (Panurus biarmicus) iſt auf der Oberſeite hellzimmtbraun, auf dem Ober-
kopfe ſanftaſchblaugrau, auf der Unterſeite blaßroſenroth, an der Kehle weißlich, in der Steuergegend
ſammtſchwarz; der braune Flügel zeigt eine weiße, unten ſchwarz eingefaßte Querbinde; unter den
Zügeln ſteht ein neun Linien langer ſammtſchwarzer Knebelbart. Das Weibchen hat bläſſere Farben,
als das Männchen; der Rücken iſt auf lichtem Grunde dunkler getüpfelt; der Knebelbart iſt nur
angedeutet und nicht ſchwarz, ſondern weiß; die Unterſchwanzdeckfedern ſind nicht ſchwarz, ſondern
blaßroſtgelb. Die Jungen ſind auf dem Rücken ſehr dunkel, faſt ſchwarz. Das Auge iſt braun, der
Schnabel ſchön gelb, der Fuß ſchwarz. Die Länge beträgt 6 bis 6½, die Breite 7 bis 7½ Zoll; der
Fittig mißt 2½, der Schwanz 3¼ Zoll.
Der Nordoſten Europas, aber auch Holland, Großbritannien, Südungarn oder Jtalien
und Griechenland und ebenſo ein großer Theil Mittelaſiens ſind die Heimat der Bartmeiſe,
ausgedehnte Rohrwälder ihre Wohnſitze. An das Rohr iſt ſie gebunden. Jn Holland wird ſie von
Jahr zu Jahr ſeltener, weil ihre Aufenthaltsorte mehr und mehr eingeſchränkt werden. Sie lebt
paarweiſe oder in kleinen Familien, ſehr verborgen, iſt gewandt, behend, lebhaft und unruhig, munter
und keck, wie andere Meiſen, bewegt ſich an den Rohrſtengeln mit der Fertigkeit eines Rohrſängers, fliegt
leicht und ruckweiſe, lockt „zit zit‟ und läßt auch einen höchſt unbedeutenden Geſang vernehmen, ein
leiſes Gezwitſcher, in welches einige abgeriſſene, ſchnarrende Töne verwebt werden. Die Nahrung
theilt ſie mit der Beutelmeiſe.
Das Neſt, welches nur im Rohr angelegt wird, gehört ebenfalls zu den künſtlichen. Es ähnelt
dem der Beutelmeiſe, kennzeichnet ſich aber durch ſeine Größe. Baſtfaſern verſchiedener am Waſſer
wachſender Pflanzen, Riſpen von Gräſern und eine große Menge Samenwolle von Weiden, Pappeln,
Rohr, Kolbenſchilf und dergl. ſind die Stoffe, aus denen die dicken Wände zuſammengefilzt werden.
Die Geſtalt iſt länglich eiförmig. Die Eier ſind auf rein- oder röthlichweißem Grunde ziemlich
ſpärlich mit rothen Schmitzen und Punkten gezeichnet.
Jhrer großen Schönheit und ihres angenehmen Betragens halber hält man die Bartmeiſe oft im
Käfig und bezahlt gern hohe Preiſe für das Pärchen. Einzelne halten ſich nicht: ſie ſterben vor
Sehnſucht nach ihren Gefährten, und der Tod des einen hat den Tod des andern zur Folge. Aber
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 926. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/974>, abgerufen am 22.11.2024.
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