verwandelte Aloen. Es war eine Hauptniederlage von Nahrungsmitteln, die ihren Ursprung einem Zusammenströmen sehr vieler Spechte in jener Gegend verdankte. Wahrscheinlich ist es, daß diese Vögel sich während der trocknen Jahreszeit in den mit Agaven dicht bestandenen Strichen zusammen- sinden, wo für ihre Bedürfnisse im Voraus gesorgt ist und daß sie beim Beginn der Regengüsse sich in den Ebenen zerstreuen, um den Kerbthieren nachzugehen, welche die Natur ihnen dann im Ueberfluß darbietet."
Während die große Mehrzahl der Spechte ausschließlich oder wenigstens hauptsächlich von den Bäumen ihre Nahrung sucht, betreiben einige ihre Jagd auf dem Boden. Zu ihnen gehört der Feldspecht(Geocolaptes campestris), ein Vogel, welcher die offenen Triften Südamerikas bewohnt. Die Sippe der Erdspechte, welche er vertritt, kennzeichnet sich durch einen etwa kopflangen, gestreckten, auf der Firste kantigen, mäßig zusammengedrückten, sanft gewölbten Schnabel, dessen Oberkieferrand an der Wurzel ein wenig aufgetrieben ist, durch starke, lange und zugespitzte Flügel, in denen die vierte Schwinge die längste ist, einen kräftigen, spitzigen Schwanz und ziemlich schlanke, hoch- läufige Füße mit verhältnißmäßig schwachen Zehen. Das Gefieder des Feldspechts ist bunt, aber nicht besonders lebhaft gefärbt. Der Scheitel und die Kehle sind schwarz, die Wangen, der Hals und die Oberbrust goldgelb, der Rücken und die Flügel blaßgelb, schwarzbraun gebändert, der Unter- rücken, die Brust und der Bauch blaßweißlichgelb, jede Feder durch mehrere schwarze Querbinden gezeichnet; die Schwingen sind graubraun, goldgelb geschäftet, die Handschwingen an der Jnnenfahne, die Armschwingen an beiden Fahnen weißlich gebändert; die Schwanzfedern sind schwarzbraun, die äußeren Paare an der Außenfahne, die drei inneren Paare an der Jnnenfahne gelb gebändert. Die Geschlechter unterscheiden sich wenig; doch ist das Weibchen minder lebhaft gefärbt, als das Männchen. Bei dem jungen Vogel sind die Binden breiter. Das Auge ist dunkelkirschroth, der Schnabel schwärz- lichgrau, der Fuß schmuziggrau.
"Der Feldspecht", sagt der Prinz von Wied, "ist von allen übrigen Arten durch seinen Aufenthalt höchst bezeichnend geschieden, da er blos in offenen, von Waldungen entblößten Triften und höchstens in kleinen Gebüschen vorkommt. Jch habe ihn in den großen Küstenwaldungen nie gesehen, sondern blos in höheren, trockenen und erhitzten Triften des innern Sertongs der Provinz Bahia und Minas. Azara fand ihn in Paraguay. Er scheint also dem größten Theil des innern Südamerikas anzuge- hören." -- "Zu den Ameisennestern der offenen Triften", bestätigt Burmeister, "gehört als lieber Gesellschafter der merkwürdige Feldspecht. Wir fanden den ersten am Abhange einer Hochebene. Eine ganze Gesellschaft, wohl acht Stück, hackten an einem großen, niedrigen Baum herum und flogen von Zeit zu Zeit einzeln auf den Boden, spazierten da, wie eine Krähe und kehrten dann zum Baum zurück. Sie mußten mit einer guten Nahrung beschäftigt sein, wahrscheinlich eine wandernde Ter- mitengesellschaft überfallen haben. Jch sah dem Vogel bald seine Eigenthümlichkeit an. Ein Specht, der schreiend auf dem Boden herumspaziert: -- welch ein Wunder, dachte ich und rief meinem Sohne zu, einen zu schießen. Es gelang. Der Specht purzelte kreischend zu Boden, die andern flogen davon, ließen sich aber bald auf einem nicht sehr entfernten Baum wieder nieder. Nun erkannte ich meinen neuen Gefährten. Er gab mir, als ich ihn todt betrachtete, die Gewißheit, daß ich das Campo- gebiet bereits betreten hatte; denn nur auf diesem ist der sonderbare Erdspecht zu finden."
"Der Feldspecht", erzählt der Prinz in seiner Reisebeschreibung, "lebt besonders von Termiten und Ameisen, welche in diesen Ebenen unendlich häufig sind. Man findet hier in Wäldern und Triften große kegelförmige Hügel von gelben Letten, welche oft fünf bis sechs Fuß hoch und von Termiten erbaut sind; in den offenen Gegenden haben sie gewöhnlich eine mehr abgeflachte Gestalt. Aehnliche Nester von rundlicher Form und schwarzbrauner Farbe hängen an dicken Aesten der Bäume, und ein jeder Kaktusstamm trägt eines oder mehrere derselben. Auf diesen pflegt der genannte
Kupferſpecht. Feldſpecht.
verwandelte Aloen. Es war eine Hauptniederlage von Nahrungsmitteln, die ihren Urſprung einem Zuſammenſtrömen ſehr vieler Spechte in jener Gegend verdankte. Wahrſcheinlich iſt es, daß dieſe Vögel ſich während der trocknen Jahreszeit in den mit Agaven dicht beſtandenen Strichen zuſammen- ſinden, wo für ihre Bedürfniſſe im Voraus geſorgt iſt und daß ſie beim Beginn der Regengüſſe ſich in den Ebenen zerſtreuen, um den Kerbthieren nachzugehen, welche die Natur ihnen dann im Ueberfluß darbietet.“
Während die große Mehrzahl der Spechte ausſchließlich oder wenigſtens hauptſächlich von den Bäumen ihre Nahrung ſucht, betreiben einige ihre Jagd auf dem Boden. Zu ihnen gehört der Feldſpecht(Geocolaptes campestris), ein Vogel, welcher die offenen Triften Südamerikas bewohnt. Die Sippe der Erdſpechte, welche er vertritt, kennzeichnet ſich durch einen etwa kopflangen, geſtreckten, auf der Firſte kantigen, mäßig zuſammengedrückten, ſanft gewölbten Schnabel, deſſen Oberkieferrand an der Wurzel ein wenig aufgetrieben iſt, durch ſtarke, lange und zugeſpitzte Flügel, in denen die vierte Schwinge die längſte iſt, einen kräftigen, ſpitzigen Schwanz und ziemlich ſchlanke, hoch- läufige Füße mit verhältnißmäßig ſchwachen Zehen. Das Gefieder des Feldſpechts iſt bunt, aber nicht beſonders lebhaft gefärbt. Der Scheitel und die Kehle ſind ſchwarz, die Wangen, der Hals und die Oberbruſt goldgelb, der Rücken und die Flügel blaßgelb, ſchwarzbraun gebändert, der Unter- rücken, die Bruſt und der Bauch blaßweißlichgelb, jede Feder durch mehrere ſchwarze Querbinden gezeichnet; die Schwingen ſind graubraun, goldgelb geſchäftet, die Handſchwingen an der Jnnenfahne, die Armſchwingen an beiden Fahnen weißlich gebändert; die Schwanzfedern ſind ſchwarzbraun, die äußeren Paare an der Außenfahne, die drei inneren Paare an der Jnnenfahne gelb gebändert. Die Geſchlechter unterſcheiden ſich wenig; doch iſt das Weibchen minder lebhaft gefärbt, als das Männchen. Bei dem jungen Vogel ſind die Binden breiter. Das Auge iſt dunkelkirſchroth, der Schnabel ſchwärz- lichgrau, der Fuß ſchmuziggrau.
„Der Feldſpecht“, ſagt der Prinz von Wied, „iſt von allen übrigen Arten durch ſeinen Aufenthalt höchſt bezeichnend geſchieden, da er blos in offenen, von Waldungen entblößten Triften und höchſtens in kleinen Gebüſchen vorkommt. Jch habe ihn in den großen Küſtenwaldungen nie geſehen, ſondern blos in höheren, trockenen und erhitzten Triften des innern Sertongs der Provinz Bahia und Minas. Azara fand ihn in Paraguay. Er ſcheint alſo dem größten Theil des innern Südamerikas anzuge- hören.“ — „Zu den Ameiſenneſtern der offenen Triften“, beſtätigt Burmeiſter, „gehört als lieber Geſellſchafter der merkwürdige Feldſpecht. Wir fanden den erſten am Abhange einer Hochebene. Eine ganze Geſellſchaft, wohl acht Stück, hackten an einem großen, niedrigen Baum herum und flogen von Zeit zu Zeit einzeln auf den Boden, ſpazierten da, wie eine Krähe und kehrten dann zum Baum zurück. Sie mußten mit einer guten Nahrung beſchäftigt ſein, wahrſcheinlich eine wandernde Ter- mitengeſellſchaft überfallen haben. Jch ſah dem Vogel bald ſeine Eigenthümlichkeit an. Ein Specht, der ſchreiend auf dem Boden herumſpaziert: — welch ein Wunder, dachte ich und rief meinem Sohne zu, einen zu ſchießen. Es gelang. Der Specht purzelte kreiſchend zu Boden, die andern flogen davon, ließen ſich aber bald auf einem nicht ſehr entfernten Baum wieder nieder. Nun erkannte ich meinen neuen Gefährten. Er gab mir, als ich ihn todt betrachtete, die Gewißheit, daß ich das Campo- gebiet bereits betreten hatte; denn nur auf dieſem iſt der ſonderbare Erdſpecht zu finden.“
„Der Feldſpecht“, erzählt der Prinz in ſeiner Reiſebeſchreibung, „lebt beſonders von Termiten und Ameiſen, welche in dieſen Ebenen unendlich häufig ſind. Man findet hier in Wäldern und Triften große kegelförmige Hügel von gelben Letten, welche oft fünf bis ſechs Fuß hoch und von Termiten erbaut ſind; in den offenen Gegenden haben ſie gewöhnlich eine mehr abgeflachte Geſtalt. Aehnliche Neſter von rundlicher Form und ſchwarzbrauner Farbe hängen an dicken Aeſten der Bäume, und ein jeder Kaktusſtamm trägt eines oder mehrere derſelben. Auf dieſen pflegt der genannte
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Kupferſpecht. Feldſpecht.
verwandelte Aloen. Es war eine Hauptniederlage von Nahrungsmitteln, die ihren Urſprung einem
Zuſammenſtrömen ſehr vieler Spechte in jener Gegend verdankte. Wahrſcheinlich iſt es, daß dieſe
Vögel ſich während der trocknen Jahreszeit in den mit Agaven dicht beſtandenen Strichen zuſammen-
ſinden, wo für ihre Bedürfniſſe im Voraus geſorgt iſt und daß ſie beim Beginn der Regengüſſe ſich in
den Ebenen zerſtreuen, um den Kerbthieren nachzugehen, welche die Natur ihnen dann im Ueberfluß
darbietet.“
Während die große Mehrzahl der Spechte ausſchließlich oder wenigſtens hauptſächlich von den
Bäumen ihre Nahrung ſucht, betreiben einige ihre Jagd auf dem Boden. Zu ihnen gehört der
Feldſpecht (Geocolaptes campestris), ein Vogel, welcher die offenen Triften Südamerikas bewohnt.
Die Sippe der Erdſpechte, welche er vertritt, kennzeichnet ſich durch einen etwa kopflangen, geſtreckten,
auf der Firſte kantigen, mäßig zuſammengedrückten, ſanft gewölbten Schnabel, deſſen Oberkieferrand
an der Wurzel ein wenig aufgetrieben iſt, durch ſtarke, lange und zugeſpitzte Flügel, in denen die
vierte Schwinge die längſte iſt, einen kräftigen, ſpitzigen Schwanz und ziemlich ſchlanke, hoch-
läufige Füße mit verhältnißmäßig ſchwachen Zehen. Das Gefieder des Feldſpechts iſt bunt, aber
nicht beſonders lebhaft gefärbt. Der Scheitel und die Kehle ſind ſchwarz, die Wangen, der Hals
und die Oberbruſt goldgelb, der Rücken und die Flügel blaßgelb, ſchwarzbraun gebändert, der Unter-
rücken, die Bruſt und der Bauch blaßweißlichgelb, jede Feder durch mehrere ſchwarze Querbinden
gezeichnet; die Schwingen ſind graubraun, goldgelb geſchäftet, die Handſchwingen an der Jnnenfahne,
die Armſchwingen an beiden Fahnen weißlich gebändert; die Schwanzfedern ſind ſchwarzbraun, die
äußeren Paare an der Außenfahne, die drei inneren Paare an der Jnnenfahne gelb gebändert. Die
Geſchlechter unterſcheiden ſich wenig; doch iſt das Weibchen minder lebhaft gefärbt, als das Männchen.
Bei dem jungen Vogel ſind die Binden breiter. Das Auge iſt dunkelkirſchroth, der Schnabel ſchwärz-
lichgrau, der Fuß ſchmuziggrau.
„Der Feldſpecht“, ſagt der Prinz von Wied, „iſt von allen übrigen Arten durch ſeinen Aufenthalt
höchſt bezeichnend geſchieden, da er blos in offenen, von Waldungen entblößten Triften und höchſtens
in kleinen Gebüſchen vorkommt. Jch habe ihn in den großen Küſtenwaldungen nie geſehen, ſondern
blos in höheren, trockenen und erhitzten Triften des innern Sertongs der Provinz Bahia und Minas.
Azara fand ihn in Paraguay. Er ſcheint alſo dem größten Theil des innern Südamerikas anzuge-
hören.“ — „Zu den Ameiſenneſtern der offenen Triften“, beſtätigt Burmeiſter, „gehört als lieber
Geſellſchafter der merkwürdige Feldſpecht. Wir fanden den erſten am Abhange einer Hochebene.
Eine ganze Geſellſchaft, wohl acht Stück, hackten an einem großen, niedrigen Baum herum und flogen
von Zeit zu Zeit einzeln auf den Boden, ſpazierten da, wie eine Krähe und kehrten dann zum Baum
zurück. Sie mußten mit einer guten Nahrung beſchäftigt ſein, wahrſcheinlich eine wandernde Ter-
mitengeſellſchaft überfallen haben. Jch ſah dem Vogel bald ſeine Eigenthümlichkeit an. Ein Specht,
der ſchreiend auf dem Boden herumſpaziert: — welch ein Wunder, dachte ich und rief meinem Sohne
zu, einen zu ſchießen. Es gelang. Der Specht purzelte kreiſchend zu Boden, die andern flogen
davon, ließen ſich aber bald auf einem nicht ſehr entfernten Baum wieder nieder. Nun erkannte ich
meinen neuen Gefährten. Er gab mir, als ich ihn todt betrachtete, die Gewißheit, daß ich das Campo-
gebiet bereits betreten hatte; denn nur auf dieſem iſt der ſonderbare Erdſpecht zu finden.“
„Der Feldſpecht“, erzählt der Prinz in ſeiner Reiſebeſchreibung, „lebt beſonders von Termiten
und Ameiſen, welche in dieſen Ebenen unendlich häufig ſind. Man findet hier in Wäldern und
Triften große kegelförmige Hügel von gelben Letten, welche oft fünf bis ſechs Fuß hoch und von
Termiten erbaut ſind; in den offenen Gegenden haben ſie gewöhnlich eine mehr abgeflachte Geſtalt.
Aehnliche Neſter von rundlicher Form und ſchwarzbrauner Farbe hängen an dicken Aeſten der Bäume,
und ein jeder Kaktusſtamm trägt eines oder mehrere derſelben. Auf dieſen pflegt der genannte
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/101>, abgerufen am 23.11.2024.
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