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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Die Schwimmer. Taucher. Flossentaucher.

Die Flossentaucher sind den Delfinen zu vergleichen: sie führen nicht blos eine entsprechende
Lebensweise, sondern ähneln diesen räuberischen Walthieren auch in ihren Bewegungen gar vielfach,
einzelne Arten kleineren Braunfischen bis zum Verwechseln. Jhr Leibesbau weist sie dem Meere zu;
in ihm aber bewegen sie sich mit einer unvergleichlichen Gewandtheit. Wegen der Schwere und der
Dichtigkeit ihres Gefieders schwimmen sie, wie Gould bemerkt, sehr tief im Wasser, so daß nur der
Kopf und der Hals, seltener der Oberrücken herausragt. Jhre Kraft, in der Tiefe fortzukommen,
ist bewunderungswürdig. Sie bedienen sich ihrer kurzen Flügel zugleich mit den Beinen zur Bewegung
und schwimmen so kräftig, daß sie mit größter Leichtigkeit die Wogen des stürmischen Meeres
bewältigen, daß sie während des heftigen Sturmes auf- und niedertauchen. Einzelne Arten, insbe-
sondere die Sprungtaucher, schnellen sich durch einen kräftigen Ruderstoß bis über das Wasser empor,
zeigen sich auf Augenblicke frei in der Luft und verschwinden dann wieder unter den Wellen. Jn
welche Tiefen sie hinabtauchen können, weiß man nicht, ist jedoch berechtigt, anzunehmen, daß sie
hierin den ausgezeichnetsten Fuß- und Flügeltauchern nicht nachstehen. Auch auf dem Lande bewegen
sie sich mit überraschendem Geschick. Die Stellung ihrer Beine zwingt sie zu einem aufrechten Gange
und, da sie nur kurze Schritte machen können, müssen sie dabei einen Fuß über den andern wegsetzen,
drehen sich also gleichzeitig beständig hin und her und kommen nur langsam von der Stelle; werden
sie jedoch erschreckt und zu schnellerer Bewegung genöthigt, so werfen sie sich, wie neuerdings auch
Abott beobachtete, auf die Brust nieder und rutschen nun, die Flossenflügel und die Füße zugleich
gebrauchend, so rasch dahin, daß ein gehender Mensch Mühe hat, sie einzuholen. Ueber steile Felsen-
wände werfen sie sich halb rutschend, halb rollend herab, und wenn sie erst einmal wieder das Wasser
erreicht haben, sind sie geborgen. Vom Schiffe aus sieht man sie in mehr oder minder zahlreichen
Gesellschaften in einer bestimmten Richtung ihres Weges fortschwimmen, stets rascher als das schnellste
Fahrzeug die Wogen durchschneidend. Der ganze Zug ist dabei in einer beständig wechselnden Bewegung;
der eine und der andere taucht in die Tiefe und erscheint weiter vorn in der Wegrichtung wieder, ist
währenddem von den nicht tauchenden, sondern nur schwimmenden überholt worden und sucht nun
seinerseits das Versäumte einzubringen. Jn dieser Weise schwimmen heißt bei ihnen auch jagen;
denn sie tauchen eben nur in der Absicht, um Beute zu machen. Letztere besteht aus Fischen der verschie-
densten Art und mancherlei Schalen- und Weichthieren, welche sie von den Korallenrissen nehmen
oder zwischen den Seegewächsen suchen. Einzelne Arten scheinen sich nur auf Fische zu beschränken. Daß
sie schwimmend alle übrigen Tagesgeschäfte abmachen, schwimmend auch schlafen, bedarf kaum der
Erwähnung; wohl aber glaube ich anführen zu müssen, daß sie weniger Zeit als andere Vögel mit
der Jnstandhaltung ihres Gefieders verlieren, weil ihre Haut ungemein fettig ist und beständig eine
ölige Flüssigkeit ausschwitzt, welche zur Einfettung des Gefieders dient.

Einen großen Theil des Jahres bedürfen die Flossentaucher zu ihrer Forpflanzung, und das
Sonderbare dabei ist, daß während der Brutzeit auch die nicht brutfähigen Vögel auf dem Lande leben.
Auf den altgewohnten Brutplätzen treffen sie zu einer ganz best[i]mmten Zeit des Jahres ein, auf den
Falklandsinseln, nach Abott, gegen Ende Septembers, auf anderen Eilanden früher oder später, und
nunmehr beginnt ein überaus reges Leben. Bennett, welcher die Macquarisinseln im südlichen
stillen Weltmeere besuchte, gibt eine höchst lebendige Schilderung von diesem Treiben. "Die Anzahl
der Flossentaucher", sagt er, "welche sich auf dieser einen Stelle vereinigen, ist unglaublich groß, und
es erscheint als reine Unmöglichkeit, abzuschätzen, wie viele ungefähr versammelt sein mögen, weil Tag
und Nacht hindurch beständig etwa dreißig- bis vierzigtausend Stück landen und ebensoviele zu Wasser
gehen. Die am Lande befindlichen, welche ein noch weit zahlreicheres Heer bilden, sind geordnet wie
ein Regiment Soldaten, und zwar nicht blos in Reihen, sondern auch nach dem Alter. Die Jungen
finden sich an einem Orte, die mausernden an einem anderen, die brütenden Weibchen an einem dritten
und die freien Weibchen an einem vierten. Die Ausstellung wird auch so streng inne gehalten, daß
jeder nicht zu einem Haufen Gehörige, also nicht Berechtigte, keine Aufnahme findet." Ein Lieutenant
Liardet, welcher längere Zeit auf den Falklandsinseln verweilte, bestätigt Bennett's Bericht in

Die Schwimmer. Taucher. Floſſentaucher.

Die Floſſentaucher ſind den Delfinen zu vergleichen: ſie führen nicht blos eine entſprechende
Lebensweiſe, ſondern ähneln dieſen räuberiſchen Walthieren auch in ihren Bewegungen gar vielfach,
einzelne Arten kleineren Braunfiſchen bis zum Verwechſeln. Jhr Leibesbau weiſt ſie dem Meere zu;
in ihm aber bewegen ſie ſich mit einer unvergleichlichen Gewandtheit. Wegen der Schwere und der
Dichtigkeit ihres Gefieders ſchwimmen ſie, wie Gould bemerkt, ſehr tief im Waſſer, ſo daß nur der
Kopf und der Hals, ſeltener der Oberrücken herausragt. Jhre Kraft, in der Tiefe fortzukommen,
iſt bewunderungswürdig. Sie bedienen ſich ihrer kurzen Flügel zugleich mit den Beinen zur Bewegung
und ſchwimmen ſo kräftig, daß ſie mit größter Leichtigkeit die Wogen des ſtürmiſchen Meeres
bewältigen, daß ſie während des heftigen Sturmes auf- und niedertauchen. Einzelne Arten, insbe-
ſondere die Sprungtaucher, ſchnellen ſich durch einen kräftigen Ruderſtoß bis über das Waſſer empor,
zeigen ſich auf Augenblicke frei in der Luft und verſchwinden dann wieder unter den Wellen. Jn
welche Tiefen ſie hinabtauchen können, weiß man nicht, iſt jedoch berechtigt, anzunehmen, daß ſie
hierin den ausgezeichnetſten Fuß- und Flügeltauchern nicht nachſtehen. Auch auf dem Lande bewegen
ſie ſich mit überraſchendem Geſchick. Die Stellung ihrer Beine zwingt ſie zu einem aufrechten Gange
und, da ſie nur kurze Schritte machen können, müſſen ſie dabei einen Fuß über den andern wegſetzen,
drehen ſich alſo gleichzeitig beſtändig hin und her und kommen nur langſam von der Stelle; werden
ſie jedoch erſchreckt und zu ſchnellerer Bewegung genöthigt, ſo werfen ſie ſich, wie neuerdings auch
Abott beobachtete, auf die Bruſt nieder und rutſchen nun, die Floſſenflügel und die Füße zugleich
gebrauchend, ſo raſch dahin, daß ein gehender Menſch Mühe hat, ſie einzuholen. Ueber ſteile Felſen-
wände werfen ſie ſich halb rutſchend, halb rollend herab, und wenn ſie erſt einmal wieder das Waſſer
erreicht haben, ſind ſie geborgen. Vom Schiffe aus ſieht man ſie in mehr oder minder zahlreichen
Geſellſchaften in einer beſtimmten Richtung ihres Weges fortſchwimmen, ſtets raſcher als das ſchnellſte
Fahrzeug die Wogen durchſchneidend. Der ganze Zug iſt dabei in einer beſtändig wechſelnden Bewegung;
der eine und der andere taucht in die Tiefe und erſcheint weiter vorn in der Wegrichtung wieder, iſt
währenddem von den nicht tauchenden, ſondern nur ſchwimmenden überholt worden und ſucht nun
ſeinerſeits das Verſäumte einzubringen. Jn dieſer Weiſe ſchwimmen heißt bei ihnen auch jagen;
denn ſie tauchen eben nur in der Abſicht, um Beute zu machen. Letztere beſteht aus Fiſchen der verſchie-
denſten Art und mancherlei Schalen- und Weichthieren, welche ſie von den Korallenriſſen nehmen
oder zwiſchen den Seegewächſen ſuchen. Einzelne Arten ſcheinen ſich nur auf Fiſche zu beſchränken. Daß
ſie ſchwimmend alle übrigen Tagesgeſchäfte abmachen, ſchwimmend auch ſchlafen, bedarf kaum der
Erwähnung; wohl aber glaube ich anführen zu müſſen, daß ſie weniger Zeit als andere Vögel mit
der Jnſtandhaltung ihres Gefieders verlieren, weil ihre Haut ungemein fettig iſt und beſtändig eine
ölige Flüſſigkeit ausſchwitzt, welche zur Einfettung des Gefieders dient.

Einen großen Theil des Jahres bedürfen die Floſſentaucher zu ihrer Forpflanzung, und das
Sonderbare dabei iſt, daß während der Brutzeit auch die nicht brutfähigen Vögel auf dem Lande leben.
Auf den altgewohnten Brutplätzen treffen ſie zu einer ganz beſt[i]mmten Zeit des Jahres ein, auf den
Falklandsinſeln, nach Abott, gegen Ende Septembers, auf anderen Eilanden früher oder ſpäter, und
nunmehr beginnt ein überaus reges Leben. Bennett, welcher die Macquarisinſeln im ſüdlichen
ſtillen Weltmeere beſuchte, gibt eine höchſt lebendige Schilderung von dieſem Treiben. „Die Anzahl
der Floſſentaucher“, ſagt er, „welche ſich auf dieſer einen Stelle vereinigen, iſt unglaublich groß, und
es erſcheint als reine Unmöglichkeit, abzuſchätzen, wie viele ungefähr verſammelt ſein mögen, weil Tag
und Nacht hindurch beſtändig etwa dreißig- bis vierzigtauſend Stück landen und ebenſoviele zu Waſſer
gehen. Die am Lande befindlichen, welche ein noch weit zahlreicheres Heer bilden, ſind geordnet wie
ein Regiment Soldaten, und zwar nicht blos in Reihen, ſondern auch nach dem Alter. Die Jungen
finden ſich an einem Orte, die mauſernden an einem anderen, die brütenden Weibchen an einem dritten
und die freien Weibchen an einem vierten. Die Ausſtellung wird auch ſo ſtreng inne gehalten, daß
jeder nicht zu einem Haufen Gehörige, alſo nicht Berechtigte, keine Aufnahme findet.“ Ein Lieutenant
Liardet, welcher längere Zeit auf den Falklandsinſeln verweilte, beſtätigt Bennett’s Bericht in

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[970/1024] Die Schwimmer. Taucher. Floſſentaucher. Die Floſſentaucher ſind den Delfinen zu vergleichen: ſie führen nicht blos eine entſprechende Lebensweiſe, ſondern ähneln dieſen räuberiſchen Walthieren auch in ihren Bewegungen gar vielfach, einzelne Arten kleineren Braunfiſchen bis zum Verwechſeln. Jhr Leibesbau weiſt ſie dem Meere zu; in ihm aber bewegen ſie ſich mit einer unvergleichlichen Gewandtheit. Wegen der Schwere und der Dichtigkeit ihres Gefieders ſchwimmen ſie, wie Gould bemerkt, ſehr tief im Waſſer, ſo daß nur der Kopf und der Hals, ſeltener der Oberrücken herausragt. Jhre Kraft, in der Tiefe fortzukommen, iſt bewunderungswürdig. Sie bedienen ſich ihrer kurzen Flügel zugleich mit den Beinen zur Bewegung und ſchwimmen ſo kräftig, daß ſie mit größter Leichtigkeit die Wogen des ſtürmiſchen Meeres bewältigen, daß ſie während des heftigen Sturmes auf- und niedertauchen. Einzelne Arten, insbe- ſondere die Sprungtaucher, ſchnellen ſich durch einen kräftigen Ruderſtoß bis über das Waſſer empor, zeigen ſich auf Augenblicke frei in der Luft und verſchwinden dann wieder unter den Wellen. Jn welche Tiefen ſie hinabtauchen können, weiß man nicht, iſt jedoch berechtigt, anzunehmen, daß ſie hierin den ausgezeichnetſten Fuß- und Flügeltauchern nicht nachſtehen. Auch auf dem Lande bewegen ſie ſich mit überraſchendem Geſchick. Die Stellung ihrer Beine zwingt ſie zu einem aufrechten Gange und, da ſie nur kurze Schritte machen können, müſſen ſie dabei einen Fuß über den andern wegſetzen, drehen ſich alſo gleichzeitig beſtändig hin und her und kommen nur langſam von der Stelle; werden ſie jedoch erſchreckt und zu ſchnellerer Bewegung genöthigt, ſo werfen ſie ſich, wie neuerdings auch Abott beobachtete, auf die Bruſt nieder und rutſchen nun, die Floſſenflügel und die Füße zugleich gebrauchend, ſo raſch dahin, daß ein gehender Menſch Mühe hat, ſie einzuholen. Ueber ſteile Felſen- wände werfen ſie ſich halb rutſchend, halb rollend herab, und wenn ſie erſt einmal wieder das Waſſer erreicht haben, ſind ſie geborgen. Vom Schiffe aus ſieht man ſie in mehr oder minder zahlreichen Geſellſchaften in einer beſtimmten Richtung ihres Weges fortſchwimmen, ſtets raſcher als das ſchnellſte Fahrzeug die Wogen durchſchneidend. Der ganze Zug iſt dabei in einer beſtändig wechſelnden Bewegung; der eine und der andere taucht in die Tiefe und erſcheint weiter vorn in der Wegrichtung wieder, iſt währenddem von den nicht tauchenden, ſondern nur ſchwimmenden überholt worden und ſucht nun ſeinerſeits das Verſäumte einzubringen. Jn dieſer Weiſe ſchwimmen heißt bei ihnen auch jagen; denn ſie tauchen eben nur in der Abſicht, um Beute zu machen. Letztere beſteht aus Fiſchen der verſchie- denſten Art und mancherlei Schalen- und Weichthieren, welche ſie von den Korallenriſſen nehmen oder zwiſchen den Seegewächſen ſuchen. Einzelne Arten ſcheinen ſich nur auf Fiſche zu beſchränken. Daß ſie ſchwimmend alle übrigen Tagesgeſchäfte abmachen, ſchwimmend auch ſchlafen, bedarf kaum der Erwähnung; wohl aber glaube ich anführen zu müſſen, daß ſie weniger Zeit als andere Vögel mit der Jnſtandhaltung ihres Gefieders verlieren, weil ihre Haut ungemein fettig iſt und beſtändig eine ölige Flüſſigkeit ausſchwitzt, welche zur Einfettung des Gefieders dient. Einen großen Theil des Jahres bedürfen die Floſſentaucher zu ihrer Forpflanzung, und das Sonderbare dabei iſt, daß während der Brutzeit auch die nicht brutfähigen Vögel auf dem Lande leben. Auf den altgewohnten Brutplätzen treffen ſie zu einer ganz beſtimmten Zeit des Jahres ein, auf den Falklandsinſeln, nach Abott, gegen Ende Septembers, auf anderen Eilanden früher oder ſpäter, und nunmehr beginnt ein überaus reges Leben. Bennett, welcher die Macquarisinſeln im ſüdlichen ſtillen Weltmeere beſuchte, gibt eine höchſt lebendige Schilderung von dieſem Treiben. „Die Anzahl der Floſſentaucher“, ſagt er, „welche ſich auf dieſer einen Stelle vereinigen, iſt unglaublich groß, und es erſcheint als reine Unmöglichkeit, abzuſchätzen, wie viele ungefähr verſammelt ſein mögen, weil Tag und Nacht hindurch beſtändig etwa dreißig- bis vierzigtauſend Stück landen und ebenſoviele zu Waſſer gehen. Die am Lande befindlichen, welche ein noch weit zahlreicheres Heer bilden, ſind geordnet wie ein Regiment Soldaten, und zwar nicht blos in Reihen, ſondern auch nach dem Alter. Die Jungen finden ſich an einem Orte, die mauſernden an einem anderen, die brütenden Weibchen an einem dritten und die freien Weibchen an einem vierten. Die Ausſtellung wird auch ſo ſtreng inne gehalten, daß jeder nicht zu einem Haufen Gehörige, alſo nicht Berechtigte, keine Aufnahme findet.“ Ein Lieutenant Liardet, welcher längere Zeit auf den Falklandsinſeln verweilte, beſtätigt Bennett’s Bericht in

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 970. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/1024>, abgerufen am 22.11.2024.