Die Späher. Leichtschnäbler. Plattschnäbler. Eisvögel.
so wenig bekümmerte er sich um unsere Gegenwart: zuweilen setzte er sich uns freiwillig auf Kopf, Schulter oder Finger, und wenn er einmal saß, gestattete er, daß man die andere Hand über ihn deckte und ihn wegnahm, obschon ihm Das unangenehm zu sein schien; denn er sträubte und bemühete sich, wieder frei zu werden. Die Gesellschaft schien er leicht zu ertragen; aber leider ging er durch einen unglücklichen Zufall zu Grunde."
"Es ist in Jamaika nicht Sitte, viele der eingebornen Vögel zu zähmen, sonst würde dieser gewiß schon längst ein beliebter Gefangener geworden sein. Doch zieht er während seines Freilebens die Aufmerksamkeit auch des Gleichgiltigsten auf sich, und jeder Europäer erfreut sich, so oft er ihn sieht. Wenn er zwischen den grünen Blättern sitzt, kann man ihn kaum von diesen unterscheiden, -- denn er selbst sieht aus, wie ein Blatt: sowie er aber seine Stellung verändert und seine Kehle in die Sonne bringt, leuchtet diese wie eine glühende Kohle, besonders dann, wenn er sie auf- geblasen hat."
"Der Plattschnabel nistet in Erdhöhlen, nach Art der Eisvögel. Man zeigte mir derartige Höhlen; aber ich selbst habe niemals Nest und Eier untersuchen können und muß deshalb die Beobachtung meines Freundes Hill hier wiedergeben." Dieser berichtet nach einigen Auslassungen über die eigenthümliche Gestalt des Vogels, daß derselbe sich mit Hilfe seines Schnabels und seiner Füße in senkrecht abfallende Erdschichten eine Höhle gräbt, welche anfangs gewunden ist, sich unge- fähr acht Zoll oder einen Fuß weit in die Tiefe erstreckt und hinten zu einer backofenförmigen Höhle erweitert, welche mit Würzelchen, trockenem Mos und Baumwolle ziemlich sorgfältig ausgekleidet wird. Vier oder fünf grane, braun gefleckte Eier bilden das Gelege. Die Jungen bleiben in der Höhle, bis sie flügge sind. Jn Ermangelung eines geeigneten Nistplatzes, brütet der Plattschnabel übrigens in Baumhöhlen: so berichtet übereinstimmend mit Gosse auch Gundlach. Hill hatte Gelegenheit, das Brutgeschäft mit aller Gemächlichkeit zu beobachten. Ein Paar Todis hatten sich einen sonderbaren Ort zum Nisten ausgesucht, eine Kiste nämlich, welche zur Zucht von Blumen benutzt und mit Erde gefüllt worden war. Ein Astloch in der Wand dieser Kiste mochte die Wahl bestimmt haben; denn dieses Loch diente als Eingang zu der Höhle, welche im Jnnern der Kiste, d. h. in der sie füllenden Erde ausgegraben wurde. Obgleich die Vögel die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatten und oft gestört wurden, trieben sie doch ihr Brutgeschäft ganz unbekümmert und zogen glücklich die Familie groß. Sie schienen sich möglichst zu bemühen, dem Menschen den Ort ihres Nestes nicht zu verrathen und benutzten beim Aus- oder Einschlüpfen immer einen Augenblick, in welchem die Aufmerksamkeit der Besucher durch irgend Etwas von ihnen abgelenkt worden war. Als die Familie ausgeflogen war, untersuchte man die Kiste näher und fand in der Erde einen vielfach gewundenen Gang, welcher bis zur Mitte führte und hier in die Nist- kammer mündete.
Einem der prachtvollsten, durch Sagen und Märchen vielfach verherrlichten Vogel unseres Erd- theils zu Liebe hat eine zahlreiche Familie den sehr unpassenden Namen Eisvögel erhalten; denn die bei weitem größte Anzahl der hierher zu zählenden Leichtschnähler lebt in dem warmen Gürtel der Erde und weiß Nichts von Eis und Winter. Die Eisvögel(Alcedines) kennzeichnen sich durch kräftigen Leib, kurzen Hals, großen Kopf, kurze oder mittellange Flügel, einen kurzen oder höchstens mittel- langen Schwanz, einen sehr langen, starken, geraden, winkligen, spitzen Schnabel, sehr kleine, drei- oder vierzehige Füße und ein glattes, meist in prächtigen Farben prangendes Gefieder, welches sich nach dem Geschlecht kaum, nach dem Alter nur wenig unterscheidet.
Ueber den innern Bau der Eisvögel hat Nitzsch nach Untersuchungen der europäischen Art als auffallend das Folgende hervorgehoben. "Das Kopfgerüst hat im ganzen eine zwar oberflächliche, aber unverkennbare Aehnlichkeit mit dem der Reiher. Schnabelrücken und Stirn liegen fast in einer
Die Späher. Leichtſchnäbler. Plattſchnäbler. Eisvögel.
ſo wenig bekümmerte er ſich um unſere Gegenwart: zuweilen ſetzte er ſich uns freiwillig auf Kopf, Schulter oder Finger, und wenn er einmal ſaß, geſtattete er, daß man die andere Hand über ihn deckte und ihn wegnahm, obſchon ihm Das unangenehm zu ſein ſchien; denn er ſträubte und bemühete ſich, wieder frei zu werden. Die Geſellſchaft ſchien er leicht zu ertragen; aber leider ging er durch einen unglücklichen Zufall zu Grunde.“
„Es iſt in Jamaika nicht Sitte, viele der eingebornen Vögel zu zähmen, ſonſt würde dieſer gewiß ſchon längſt ein beliebter Gefangener geworden ſein. Doch zieht er während ſeines Freilebens die Aufmerkſamkeit auch des Gleichgiltigſten auf ſich, und jeder Europäer erfreut ſich, ſo oft er ihn ſieht. Wenn er zwiſchen den grünen Blättern ſitzt, kann man ihn kaum von dieſen unterſcheiden, — denn er ſelbſt ſieht aus, wie ein Blatt: ſowie er aber ſeine Stellung verändert und ſeine Kehle in die Sonne bringt, leuchtet dieſe wie eine glühende Kohle, beſonders dann, wenn er ſie auf- geblaſen hat.“
„Der Plattſchnabel niſtet in Erdhöhlen, nach Art der Eisvögel. Man zeigte mir derartige Höhlen; aber ich ſelbſt habe niemals Neſt und Eier unterſuchen können und muß deshalb die Beobachtung meines Freundes Hill hier wiedergeben.“ Dieſer berichtet nach einigen Auslaſſungen über die eigenthümliche Geſtalt des Vogels, daß derſelbe ſich mit Hilfe ſeines Schnabels und ſeiner Füße in ſenkrecht abfallende Erdſchichten eine Höhle gräbt, welche anfangs gewunden iſt, ſich unge- fähr acht Zoll oder einen Fuß weit in die Tiefe erſtreckt und hinten zu einer backofenförmigen Höhle erweitert, welche mit Würzelchen, trockenem Mos und Baumwolle ziemlich ſorgfältig ausgekleidet wird. Vier oder fünf grane, braun gefleckte Eier bilden das Gelege. Die Jungen bleiben in der Höhle, bis ſie flügge ſind. Jn Ermangelung eines geeigneten Niſtplatzes, brütet der Plattſchnabel übrigens in Baumhöhlen: ſo berichtet übereinſtimmend mit Goſſe auch Gundlach. Hill hatte Gelegenheit, das Brutgeſchäft mit aller Gemächlichkeit zu beobachten. Ein Paar Todis hatten ſich einen ſonderbaren Ort zum Niſten ausgeſucht, eine Kiſte nämlich, welche zur Zucht von Blumen benutzt und mit Erde gefüllt worden war. Ein Aſtloch in der Wand dieſer Kiſte mochte die Wahl beſtimmt haben; denn dieſes Loch diente als Eingang zu der Höhle, welche im Jnnern der Kiſte, d. h. in der ſie füllenden Erde ausgegraben wurde. Obgleich die Vögel die Aufmerkſamkeit auf ſich gezogen hatten und oft geſtört wurden, trieben ſie doch ihr Brutgeſchäft ganz unbekümmert und zogen glücklich die Familie groß. Sie ſchienen ſich möglichſt zu bemühen, dem Menſchen den Ort ihres Neſtes nicht zu verrathen und benutzten beim Aus- oder Einſchlüpfen immer einen Augenblick, in welchem die Aufmerkſamkeit der Beſucher durch irgend Etwas von ihnen abgelenkt worden war. Als die Familie ausgeflogen war, unterſuchte man die Kiſte näher und fand in der Erde einen vielfach gewundenen Gang, welcher bis zur Mitte führte und hier in die Niſt- kammer mündete.
Einem der prachtvollſten, durch Sagen und Märchen vielfach verherrlichten Vogel unſeres Erd- theils zu Liebe hat eine zahlreiche Familie den ſehr unpaſſenden Namen Eisvögel erhalten; denn die bei weitem größte Anzahl der hierher zu zählenden Leichtſchnähler lebt in dem warmen Gürtel der Erde und weiß Nichts von Eis und Winter. Die Eisvögel(Alcedines) kennzeichnen ſich durch kräftigen Leib, kurzen Hals, großen Kopf, kurze oder mittellange Flügel, einen kurzen oder höchſtens mittel- langen Schwanz, einen ſehr langen, ſtarken, geraden, winkligen, ſpitzen Schnabel, ſehr kleine, drei- oder vierzehige Füße und ein glattes, meiſt in prächtigen Farben prangendes Gefieder, welches ſich nach dem Geſchlecht kaum, nach dem Alter nur wenig unterſcheidet.
Ueber den innern Bau der Eisvögel hat Nitzſch nach Unterſuchungen der europäiſchen Art als auffallend das Folgende hervorgehoben. „Das Kopfgerüſt hat im ganzen eine zwar oberflächliche, aber unverkennbare Aehnlichkeit mit dem der Reiher. Schnabelrücken und Stirn liegen faſt in einer
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Die Späher. Leichtſchnäbler. Plattſchnäbler. Eisvögel.
ſo wenig bekümmerte er ſich um unſere Gegenwart: zuweilen ſetzte er ſich uns freiwillig auf Kopf,
Schulter oder Finger, und wenn er einmal ſaß, geſtattete er, daß man die andere Hand über ihn
deckte und ihn wegnahm, obſchon ihm Das unangenehm zu ſein ſchien; denn er ſträubte und
bemühete ſich, wieder frei zu werden. Die Geſellſchaft ſchien er leicht zu ertragen; aber leider ging
er durch einen unglücklichen Zufall zu Grunde.“
„Es iſt in Jamaika nicht Sitte, viele der eingebornen Vögel zu zähmen, ſonſt würde dieſer
gewiß ſchon längſt ein beliebter Gefangener geworden ſein. Doch zieht er während ſeines Freilebens
die Aufmerkſamkeit auch des Gleichgiltigſten auf ſich, und jeder Europäer erfreut ſich, ſo oft er ihn
ſieht. Wenn er zwiſchen den grünen Blättern ſitzt, kann man ihn kaum von dieſen unterſcheiden, —
denn er ſelbſt ſieht aus, wie ein Blatt: ſowie er aber ſeine Stellung verändert und ſeine Kehle in
die Sonne bringt, leuchtet dieſe wie eine glühende Kohle, beſonders dann, wenn er ſie auf-
geblaſen hat.“
„Der Plattſchnabel niſtet in Erdhöhlen, nach Art der Eisvögel. Man zeigte mir derartige
Höhlen; aber ich ſelbſt habe niemals Neſt und Eier unterſuchen können und muß deshalb die
Beobachtung meines Freundes Hill hier wiedergeben.“ Dieſer berichtet nach einigen Auslaſſungen
über die eigenthümliche Geſtalt des Vogels, daß derſelbe ſich mit Hilfe ſeines Schnabels und ſeiner
Füße in ſenkrecht abfallende Erdſchichten eine Höhle gräbt, welche anfangs gewunden iſt, ſich unge-
fähr acht Zoll oder einen Fuß weit in die Tiefe erſtreckt und hinten zu einer backofenförmigen Höhle
erweitert, welche mit Würzelchen, trockenem Mos und Baumwolle ziemlich ſorgfältig ausgekleidet
wird. Vier oder fünf grane, braun gefleckte Eier bilden das Gelege. Die Jungen bleiben in der
Höhle, bis ſie flügge ſind. Jn Ermangelung eines geeigneten Niſtplatzes, brütet der Plattſchnabel
übrigens in Baumhöhlen: ſo berichtet übereinſtimmend mit Goſſe auch Gundlach. Hill hatte
Gelegenheit, das Brutgeſchäft mit aller Gemächlichkeit zu beobachten. Ein Paar Todis hatten
ſich einen ſonderbaren Ort zum Niſten ausgeſucht, eine Kiſte nämlich, welche zur Zucht von Blumen
benutzt und mit Erde gefüllt worden war. Ein Aſtloch in der Wand dieſer Kiſte mochte die
Wahl beſtimmt haben; denn dieſes Loch diente als Eingang zu der Höhle, welche im Jnnern der
Kiſte, d. h. in der ſie füllenden Erde ausgegraben wurde. Obgleich die Vögel die Aufmerkſamkeit
auf ſich gezogen hatten und oft geſtört wurden, trieben ſie doch ihr Brutgeſchäft ganz unbekümmert
und zogen glücklich die Familie groß. Sie ſchienen ſich möglichſt zu bemühen, dem Menſchen den
Ort ihres Neſtes nicht zu verrathen und benutzten beim Aus- oder Einſchlüpfen immer einen
Augenblick, in welchem die Aufmerkſamkeit der Beſucher durch irgend Etwas von ihnen abgelenkt
worden war. Als die Familie ausgeflogen war, unterſuchte man die Kiſte näher und fand in
der Erde einen vielfach gewundenen Gang, welcher bis zur Mitte führte und hier in die Niſt-
kammer mündete.
Einem der prachtvollſten, durch Sagen und Märchen vielfach verherrlichten Vogel unſeres Erd-
theils zu Liebe hat eine zahlreiche Familie den ſehr unpaſſenden Namen Eisvögel erhalten; denn die
bei weitem größte Anzahl der hierher zu zählenden Leichtſchnähler lebt in dem warmen Gürtel der Erde
und weiß Nichts von Eis und Winter. Die Eisvögel (Alcedines) kennzeichnen ſich durch kräftigen
Leib, kurzen Hals, großen Kopf, kurze oder mittellange Flügel, einen kurzen oder höchſtens mittel-
langen Schwanz, einen ſehr langen, ſtarken, geraden, winkligen, ſpitzen Schnabel, ſehr kleine, drei-
oder vierzehige Füße und ein glattes, meiſt in prächtigen Farben prangendes Gefieder, welches ſich
nach dem Geſchlecht kaum, nach dem Alter nur wenig unterſcheidet.
Ueber den innern Bau der Eisvögel hat Nitzſch nach Unterſuchungen der europäiſchen Art als
auffallend das Folgende hervorgehoben. „Das Kopfgerüſt hat im ganzen eine zwar oberflächliche,
aber unverkennbare Aehnlichkeit mit dem der Reiher. Schnabelrücken und Stirn liegen faſt in einer
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/174>, abgerufen am 21.11.2024.
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