nicht, wie die meisten seiner Verwandten, tief an der Erde sitzt. Da er in seiner Gestalt und Farbe eine gewisse Aehnlichkeit mit der Schwalbe hat, so nennen ihn die Brasilianer Waldschwalbe. Diese Aehnlichkeit bemerkt man besonders, wenn der Vogel an der Erde sitzt; denn seine Füße sind wenig zum Gehen eingerichtet, und er rutscht über den Boden fort, wie eine Schwalbe. Sein Flug ist leicht und bogenförmig. Von seinem hohen Standorte aus läßt er gewöhnlich seine kurze Lockstimme hören. Er ist nichts weniger als schüchtern und sehr leicht zu schießen. Verjagt man ihn von seinem Stande, so gibt er einige zippende Töne von sich. Seine Nahrung besteht in Kerbthieren, deren Reste ich in dem Magen fand." Laut Burmeister frißt er besonders Ameisen und große Wanzen.
"Am Rio Grande del Belmonte", fährt der Prinz fort, "in den Wäldern der Botokuden beobachtete ich, wie diese Vögel nisten. Jch sah sie im August in einem senkrechten Sandufer des Flusses in ein rundes Loch einkriechen, welches wie das des Eisvogels angelegt war. Wir gruben etwa zwei Fuß tief in wagrechter Richtung nach und fanden nun auf einer schlechten Unterlage von einigen Federn zwei milchweiße Eier."
Die nächsten Verwandten der Bartkukuke sind ebenfalls noch arge Träumer; aber bei ihnen söhnt doch wenigstens das prachtvolle Gefieder einigermaßen mit dem stillen und langweiligen Wesen aus. Die Nageschnäbel oder Surukus(Trogones), eine zahlreiche, über die Wendekreisländer der alten und neuen Welt verbreitete Familie, kennzeichnen sich durch gestreckten, aber reich befiederten Leib, sehr kurzen, breiten, dreieckigen, stark gewölbten Schnabel mit hakiger Spitze und bauchig nach hinten vortretenden Kieferrändern, welche oft gezähnelt sind, sehr kleine und schwache, kurzläufige, fast ganz vom Schenkelgefieder verdeckte, dünn- und kurzzehige Beine, deren innere Zehe neben die hintere gestellt ist, kurze, stark abgerundete Flügel, deren Schwingen schmal, spitz, steifschaftig und sichelförmig gekrümmt sind, langen, zwölffedrigen Schwanz, dessen drei äußere Federn jeder Seite sich verkürzen, während die sechs mittleren, breiteren von annähernd gleicher Länge sind, und durch ein sehr weiches, lares, stark duniges, prachtvoll metallisch glänzendes Gefieder, welches sich am Schnabelgrunde ebenfalls in Borsten verwandelt. Der innere Bau gleicht im wesentlichen dem der Kukuke.
Von jeher hat die wundervolle Pracht des Gefieders die Aufmerksamkeit der Forscher und Laien auf diese merkwürdigen Vögel gelenkt, deren Leben im übrigen wenig Beachtenswerthes bietet. Die Nageschnäbel erinnern nicht blos durch den weit gespaltenen Schnabel und die auffallend kleinen Füße, sondern auch durch die Weichheit ihrer Haut und ihres Gefieders an die Nachtschwalben, ja, sie sind gewissermaßen als Verwandte derselben anzusehen. Aber ihre Lebensweise unterscheidet sie doch so wesentlich von den Ziegenmelkern und stellt sie so bestimmt mit den Faulvögeln im weitesten Sinne, also mit den Glanzvögeln und Bartkukuken zusammen, daß man sich nicht wohl den Naturforschern, welche sie wirklich mit den Nachtschwalben vereinigten, anschließen darf. Auch sie sind, obwohl sie während des Tags ihren Geschäften nachgehen, als Dämmerungsvögel anzusehen; denn sie ver- lassen niemals die schattigen, düsteren Wälder, welche selbst der scheitelrecht stehenden Sonne verwehren, ihre Strahlen in das Walddunkel hinabzusenden. Hier in den unteren Theilen der Baumkronen sieht man sie einzeln oder paarweise ihr Wesen treiben. Je reicher, je üppiger der Wald, um so häufiger finden sie sich. Aber sie sind keineswegs auf die Niederungen beschränkt, sondern steigen auch zu sehr bedeutenden Höhen in den Gebirgen empor, ja, einzelne Arten werden ausschließlich hier gefunden.
Jn ihrem Betragen gleichen sie den Mitgliedern der vorher behandelten Familie in jeder Hinsicht. Träge und träumerisch sitzen sie auf einem Aste und spähen vonhieraus in die Runde. Ein fliegendes Kerbthier reizt sie zu kurzem Fluge an; sie verfolgen die Beute mit großer Gewandtheit, fangen sie
Die Späher. Leichtſchnäbler. Nageſchnäbel.
nicht, wie die meiſten ſeiner Verwandten, tief an der Erde ſitzt. Da er in ſeiner Geſtalt und Farbe eine gewiſſe Aehnlichkeit mit der Schwalbe hat, ſo nennen ihn die Braſilianer Waldſchwalbe. Dieſe Aehnlichkeit bemerkt man beſonders, wenn der Vogel an der Erde ſitzt; denn ſeine Füße ſind wenig zum Gehen eingerichtet, und er rutſcht über den Boden fort, wie eine Schwalbe. Sein Flug iſt leicht und bogenförmig. Von ſeinem hohen Standorte aus läßt er gewöhnlich ſeine kurze Lockſtimme hören. Er iſt nichts weniger als ſchüchtern und ſehr leicht zu ſchießen. Verjagt man ihn von ſeinem Stande, ſo gibt er einige zippende Töne von ſich. Seine Nahrung beſteht in Kerbthieren, deren Reſte ich in dem Magen fand.“ Laut Burmeiſter frißt er beſonders Ameiſen und große Wanzen.
„Am Rio Grande del Belmonte“, fährt der Prinz fort, „in den Wäldern der Botokuden beobachtete ich, wie dieſe Vögel niſten. Jch ſah ſie im Auguſt in einem ſenkrechten Sandufer des Fluſſes in ein rundes Loch einkriechen, welches wie das des Eisvogels angelegt war. Wir gruben etwa zwei Fuß tief in wagrechter Richtung nach und fanden nun auf einer ſchlechten Unterlage von einigen Federn zwei milchweiße Eier.“
Die nächſten Verwandten der Bartkukuke ſind ebenfalls noch arge Träumer; aber bei ihnen ſöhnt doch wenigſtens das prachtvolle Gefieder einigermaßen mit dem ſtillen und langweiligen Weſen aus. Die Nageſchnäbel oder Surukus(Trogones), eine zahlreiche, über die Wendekreisländer der alten und neuen Welt verbreitete Familie, kennzeichnen ſich durch geſtreckten, aber reich befiederten Leib, ſehr kurzen, breiten, dreieckigen, ſtark gewölbten Schnabel mit hakiger Spitze und bauchig nach hinten vortretenden Kieferrändern, welche oft gezähnelt ſind, ſehr kleine und ſchwache, kurzläufige, faſt ganz vom Schenkelgefieder verdeckte, dünn- und kurzzehige Beine, deren innere Zehe neben die hintere geſtellt iſt, kurze, ſtark abgerundete Flügel, deren Schwingen ſchmal, ſpitz, ſteifſchaftig und ſichelförmig gekrümmt ſind, langen, zwölffedrigen Schwanz, deſſen drei äußere Federn jeder Seite ſich verkürzen, während die ſechs mittleren, breiteren von annähernd gleicher Länge ſind, und durch ein ſehr weiches, lares, ſtark duniges, prachtvoll metalliſch glänzendes Gefieder, welches ſich am Schnabelgrunde ebenfalls in Borſten verwandelt. Der innere Bau gleicht im weſentlichen dem der Kukuke.
Von jeher hat die wundervolle Pracht des Gefieders die Aufmerkſamkeit der Forſcher und Laien auf dieſe merkwürdigen Vögel gelenkt, deren Leben im übrigen wenig Beachtenswerthes bietet. Die Nageſchnäbel erinnern nicht blos durch den weit geſpaltenen Schnabel und die auffallend kleinen Füße, ſondern auch durch die Weichheit ihrer Haut und ihres Gefieders an die Nachtſchwalben, ja, ſie ſind gewiſſermaßen als Verwandte derſelben anzuſehen. Aber ihre Lebensweiſe unterſcheidet ſie doch ſo weſentlich von den Ziegenmelkern und ſtellt ſie ſo beſtimmt mit den Faulvögeln im weiteſten Sinne, alſo mit den Glanzvögeln und Bartkukuken zuſammen, daß man ſich nicht wohl den Naturforſchern, welche ſie wirklich mit den Nachtſchwalben vereinigten, anſchließen darf. Auch ſie ſind, obwohl ſie während des Tags ihren Geſchäften nachgehen, als Dämmerungsvögel anzuſehen; denn ſie ver- laſſen niemals die ſchattigen, düſteren Wälder, welche ſelbſt der ſcheitelrecht ſtehenden Sonne verwehren, ihre Strahlen in das Walddunkel hinabzuſenden. Hier in den unteren Theilen der Baumkronen ſieht man ſie einzeln oder paarweiſe ihr Weſen treiben. Je reicher, je üppiger der Wald, um ſo häufiger finden ſie ſich. Aber ſie ſind keineswegs auf die Niederungen beſchränkt, ſondern ſteigen auch zu ſehr bedeutenden Höhen in den Gebirgen empor, ja, einzelne Arten werden ausſchließlich hier gefunden.
Jn ihrem Betragen gleichen ſie den Mitgliedern der vorher behandelten Familie in jeder Hinſicht. Träge und träumeriſch ſitzen ſie auf einem Aſte und ſpähen vonhieraus in die Runde. Ein fliegendes Kerbthier reizt ſie zu kurzem Fluge an; ſie verfolgen die Beute mit großer Gewandtheit, fangen ſie
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Die Späher. Leichtſchnäbler. Nageſchnäbel.
nicht, wie die meiſten ſeiner Verwandten, tief an der Erde ſitzt. Da er in ſeiner Geſtalt und Farbe
eine gewiſſe Aehnlichkeit mit der Schwalbe hat, ſo nennen ihn die Braſilianer Waldſchwalbe. Dieſe
Aehnlichkeit bemerkt man beſonders, wenn der Vogel an der Erde ſitzt; denn ſeine Füße ſind wenig
zum Gehen eingerichtet, und er rutſcht über den Boden fort, wie eine Schwalbe. Sein Flug iſt leicht
und bogenförmig. Von ſeinem hohen Standorte aus läßt er gewöhnlich ſeine kurze Lockſtimme hören.
Er iſt nichts weniger als ſchüchtern und ſehr leicht zu ſchießen. Verjagt man ihn von ſeinem Stande,
ſo gibt er einige zippende Töne von ſich. Seine Nahrung beſteht in Kerbthieren, deren Reſte ich in
dem Magen fand.“ Laut Burmeiſter frißt er beſonders Ameiſen und große Wanzen.
„Am Rio Grande del Belmonte“, fährt der Prinz fort, „in den Wäldern der Botokuden
beobachtete ich, wie dieſe Vögel niſten. Jch ſah ſie im Auguſt in einem ſenkrechten Sandufer des
Fluſſes in ein rundes Loch einkriechen, welches wie das des Eisvogels angelegt war. Wir gruben
etwa zwei Fuß tief in wagrechter Richtung nach und fanden nun auf einer ſchlechten Unterlage von
einigen Federn zwei milchweiße Eier.“
Die nächſten Verwandten der Bartkukuke ſind ebenfalls noch arge Träumer; aber bei ihnen ſöhnt
doch wenigſtens das prachtvolle Gefieder einigermaßen mit dem ſtillen und langweiligen Weſen aus.
Die Nageſchnäbel oder Surukus (Trogones), eine zahlreiche, über die Wendekreisländer der
alten und neuen Welt verbreitete Familie, kennzeichnen ſich durch geſtreckten, aber reich befiederten
Leib, ſehr kurzen, breiten, dreieckigen, ſtark gewölbten Schnabel mit hakiger Spitze und bauchig
nach hinten vortretenden Kieferrändern, welche oft gezähnelt ſind, ſehr kleine und ſchwache, kurzläufige,
faſt ganz vom Schenkelgefieder verdeckte, dünn- und kurzzehige Beine, deren innere Zehe neben die
hintere geſtellt iſt, kurze, ſtark abgerundete Flügel, deren Schwingen ſchmal, ſpitz, ſteifſchaftig und
ſichelförmig gekrümmt ſind, langen, zwölffedrigen Schwanz, deſſen drei äußere Federn jeder
Seite ſich verkürzen, während die ſechs mittleren, breiteren von annähernd gleicher Länge ſind, und
durch ein ſehr weiches, lares, ſtark duniges, prachtvoll metalliſch glänzendes Gefieder, welches ſich am
Schnabelgrunde ebenfalls in Borſten verwandelt. Der innere Bau gleicht im weſentlichen dem
der Kukuke.
Von jeher hat die wundervolle Pracht des Gefieders die Aufmerkſamkeit der Forſcher und Laien
auf dieſe merkwürdigen Vögel gelenkt, deren Leben im übrigen wenig Beachtenswerthes bietet. Die
Nageſchnäbel erinnern nicht blos durch den weit geſpaltenen Schnabel und die auffallend kleinen Füße,
ſondern auch durch die Weichheit ihrer Haut und ihres Gefieders an die Nachtſchwalben, ja, ſie ſind
gewiſſermaßen als Verwandte derſelben anzuſehen. Aber ihre Lebensweiſe unterſcheidet ſie doch ſo
weſentlich von den Ziegenmelkern und ſtellt ſie ſo beſtimmt mit den Faulvögeln im weiteſten Sinne,
alſo mit den Glanzvögeln und Bartkukuken zuſammen, daß man ſich nicht wohl den Naturforſchern,
welche ſie wirklich mit den Nachtſchwalben vereinigten, anſchließen darf. Auch ſie ſind, obwohl
ſie während des Tags ihren Geſchäften nachgehen, als Dämmerungsvögel anzuſehen; denn ſie ver-
laſſen niemals die ſchattigen, düſteren Wälder, welche ſelbſt der ſcheitelrecht ſtehenden Sonne verwehren,
ihre Strahlen in das Walddunkel hinabzuſenden. Hier in den unteren Theilen der Baumkronen
ſieht man ſie einzeln oder paarweiſe ihr Weſen treiben. Je reicher, je üppiger der Wald, um ſo
häufiger finden ſie ſich. Aber ſie ſind keineswegs auf die Niederungen beſchränkt, ſondern ſteigen
auch zu ſehr bedeutenden Höhen in den Gebirgen empor, ja, einzelne Arten werden ausſchließlich hier
gefunden.
Jn ihrem Betragen gleichen ſie den Mitgliedern der vorher behandelten Familie in jeder Hinſicht.
Träge und träumeriſch ſitzen ſie auf einem Aſte und ſpähen vonhieraus in die Runde. Ein fliegendes
Kerbthier reizt ſie zu kurzem Fluge an; ſie verfolgen die Beute mit großer Gewandtheit, fangen ſie
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/202>, abgerufen am 21.11.2024.
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