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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Die Späher. Leichtschnäbler. Fersenkukuke. Madenfresser.
sieht man ihn in sonderbarer Stellung auf einem Zweige sitzen, den Kopf tiefer als die Füße nieder-
gesenkt und den Schwanz fast senkrecht herabhängend. Jm Sitzen läßt er dann und wann auch ein
lautes Gegacker vernehmen, dessen Klang nicht abändert, aber verschieden schnell und mit deutlich
geöffnetem Schnabel ausgestoßen wird und den Silben "Tiki tiki tiki" (so rasch gesprochen, als man
kann) ähnelt. Zuweilen vernimmt man diese Laute auch während eines seiner kurzen Flüge. Nicht
selten bemerkt man den Vogel auf dem Boden, wo er sich sprungweise bewegt, den Kopf nieder-
gesenkt, den Schwanz etwas erhaben."

Die Nahrung besteht nicht blos aus Kerbthieren verschiedener Art, sondern auch aus mancherlei
Wirbelthieren, namentlich aus Mäufen, Eidechsen und dergleichen. Robinson fand in dem
Magen eines von ihm Getödteten eine acht Zoll lange Saumfingereidechse so aufgerollt, daß der
Kopf des Lurchs in der Mitte lag. Der Vogel soll zuerst den Kopf der Eidechse zerquetschen und
sodann, ihn voran, das ganze Thier verschlingen.

Gosse fand ein aus Wurzeln, Fasern, Mos und Blättern bestehendes Nest in einem Gabel-
aste mit einem auf lichtem Grunde gefleckten Ei und erfuhr von Hill, daß das Männchen vor der
Paarung durch anmuthige Bewegungen und indem es den Schwanz und die Flügel ausbreite und
das Gefieder sträube, dem Weibchen seine Liebe erkläre.

Gefangene, welche Hill besaß, lebten mehrere Wochen und fraßen Kerbthiere und Fleischstück-
chen. Die frisch Gefangenen schrieen ärgerlich, waren wüthend und versuchten mit weit geöffnetem
Schnabel zu beißen. Ganz außerordentlich soll, nach Gosse, die Lebensfähigkeit dieser Vögel sein:
Verwundete, welche unser Forscher erhielt, konnten von ihm kaum getödtet werden.



Die Schlankkukuke (Pyrrhococcyx) kennzeichnen sich durch verhältnißmäßig kleinen Leib,
gestreckten, sanft gewölbten, auf der Firste aufgetriebenen, an der Spitze sanft abwärts gebogenen
Schnabel, starke, aber ziemlich schlankläufige Beine mit mittellangen Zehen, kurze Flügel, in denen
die fünfte Schwinge die längste ist, einen sehr langen, seitlich verkürzten Schwanz, welcher aus
zehn, an der Spitze sanft abgerundeten Federn besteht, und ein dichtes, außerordentlich weiches,
duniges Gefieder.

Die bekannteste Art der Sippe, welche wir Langschwanzkukuke nennen wollen (Pyrrho-
coccyx cayanus),
ist hellrothbraun, auf der Unterseite von der Brust abwärts bleigrau; die
Schwingen sind an der Jnnenseite und Spitze braungrau, die Schwanzfedern oben dunkelrothbraun,
unten schwarz, an der Spitze weiß. Das Auge ist karminroth, der Schnabel grünlichweiß, der Fuß
hellbräunlichgrau. Die Länge beträgt 18 bis 22 Zoll, weil die Schwanzlänge wechselt, die Breite
17, die Fittiglänge 51/2 bis 61/2, die Schwanzlänge 10--14 Zoll.

"Diesen Kukuk", sagt Burmeister, "kennt Jedermann in Brasilien, da er bis in die
Ansiedlungen kommt und sich in den Gärten oder den benachbarten Gebüschen fast täglich sehen läßt.
Er verbreitet sich über das ganze wärmere Amerika." "Er ist", so berichtet der Prinz von Wied,
"in den meisten Gegenden Ostbrasiliens nicht selten und kommt sowohl in geschlossenen Urwäldern als
in Vorwaldungen und mit Gebüschen und Triften abwechselnden Gegenden vor. Schon von fern
ist er an seinem langen Schwanze und dem rothbraunen Gefieder kenntlich. Er fliegt ungeachtet der
kurzen Flügel ziemlich leicht, ist lebhaft, beständig in Bewegung, hebt den Schwanz aufwärts und
läßt seine Lockstimme, einen feinen, wie "Zik zik zik" klingenden Ton, wiederholt vernehmen.
Gewöhnlich bemerkt man diese Vögel gepaart. Sie scheinen in Gesellschaft ihrer Nahrung nach-
zugehen, welche, wie die Untersuchung ihres Magens zeigte, in Kerbthieren besteht."...

Die Späher. Leichtſchnäbler. Ferſenkukuke. Madenfreſſer.
ſieht man ihn in ſonderbarer Stellung auf einem Zweige ſitzen, den Kopf tiefer als die Füße nieder-
geſenkt und den Schwanz faſt ſenkrecht herabhängend. Jm Sitzen läßt er dann und wann auch ein
lautes Gegacker vernehmen, deſſen Klang nicht abändert, aber verſchieden ſchnell und mit deutlich
geöffnetem Schnabel ausgeſtoßen wird und den Silben „Tiki tiki tiki“ (ſo raſch geſprochen, als man
kann) ähnelt. Zuweilen vernimmt man dieſe Laute auch während eines ſeiner kurzen Flüge. Nicht
ſelten bemerkt man den Vogel auf dem Boden, wo er ſich ſprungweiſe bewegt, den Kopf nieder-
geſenkt, den Schwanz etwas erhaben.“

Die Nahrung beſteht nicht blos aus Kerbthieren verſchiedener Art, ſondern auch aus mancherlei
Wirbelthieren, namentlich aus Mäufen, Eidechſen und dergleichen. Robinſon fand in dem
Magen eines von ihm Getödteten eine acht Zoll lange Saumfingereidechſe ſo aufgerollt, daß der
Kopf des Lurchs in der Mitte lag. Der Vogel ſoll zuerſt den Kopf der Eidechſe zerquetſchen und
ſodann, ihn voran, das ganze Thier verſchlingen.

Goſſe fand ein aus Wurzeln, Faſern, Mos und Blättern beſtehendes Neſt in einem Gabel-
aſte mit einem auf lichtem Grunde gefleckten Ei und erfuhr von Hill, daß das Männchen vor der
Paarung durch anmuthige Bewegungen und indem es den Schwanz und die Flügel ausbreite und
das Gefieder ſträube, dem Weibchen ſeine Liebe erkläre.

Gefangene, welche Hill beſaß, lebten mehrere Wochen und fraßen Kerbthiere und Fleiſchſtück-
chen. Die friſch Gefangenen ſchrieen ärgerlich, waren wüthend und verſuchten mit weit geöffnetem
Schnabel zu beißen. Ganz außerordentlich ſoll, nach Goſſe, die Lebensfähigkeit dieſer Vögel ſein:
Verwundete, welche unſer Forſcher erhielt, konnten von ihm kaum getödtet werden.



Die Schlankkukuke (Pyrrhococcyx) kennzeichnen ſich durch verhältnißmäßig kleinen Leib,
geſtreckten, ſanft gewölbten, auf der Firſte aufgetriebenen, an der Spitze ſanft abwärts gebogenen
Schnabel, ſtarke, aber ziemlich ſchlankläufige Beine mit mittellangen Zehen, kurze Flügel, in denen
die fünfte Schwinge die längſte iſt, einen ſehr langen, ſeitlich verkürzten Schwanz, welcher aus
zehn, an der Spitze ſanft abgerundeten Federn beſteht, und ein dichtes, außerordentlich weiches,
duniges Gefieder.

Die bekannteſte Art der Sippe, welche wir Langſchwanzkukuke nennen wollen (Pyrrho-
coccyx cayanus),
iſt hellrothbraun, auf der Unterſeite von der Bruſt abwärts bleigrau; die
Schwingen ſind an der Jnnenſeite und Spitze braungrau, die Schwanzfedern oben dunkelrothbraun,
unten ſchwarz, an der Spitze weiß. Das Auge iſt karminroth, der Schnabel grünlichweiß, der Fuß
hellbräunlichgrau. Die Länge beträgt 18 bis 22 Zoll, weil die Schwanzlänge wechſelt, die Breite
17, die Fittiglänge 5½ bis 6½, die Schwanzlänge 10—14 Zoll.

„Dieſen Kukuk“, ſagt Burmeiſter, „kennt Jedermann in Braſilien, da er bis in die
Anſiedlungen kommt und ſich in den Gärten oder den benachbarten Gebüſchen faſt täglich ſehen läßt.
Er verbreitet ſich über das ganze wärmere Amerika.“ „Er iſt“, ſo berichtet der Prinz von Wied,
„in den meiſten Gegenden Oſtbraſiliens nicht ſelten und kommt ſowohl in geſchloſſenen Urwäldern als
in Vorwaldungen und mit Gebüſchen und Triften abwechſelnden Gegenden vor. Schon von fern
iſt er an ſeinem langen Schwanze und dem rothbraunen Gefieder kenntlich. Er fliegt ungeachtet der
kurzen Flügel ziemlich leicht, iſt lebhaft, beſtändig in Bewegung, hebt den Schwanz aufwärts und
läßt ſeine Lockſtimme, einen feinen, wie „Zik zik zik“ klingenden Ton, wiederholt vernehmen.
Gewöhnlich bemerkt man dieſe Vögel gepaart. Sie ſcheinen in Geſellſchaft ihrer Nahrung nach-
zugehen, welche, wie die Unterſuchung ihres Magens zeigte, in Kerbthieren beſteht.“...

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[214/0236] Die Späher. Leichtſchnäbler. Ferſenkukuke. Madenfreſſer. ſieht man ihn in ſonderbarer Stellung auf einem Zweige ſitzen, den Kopf tiefer als die Füße nieder- geſenkt und den Schwanz faſt ſenkrecht herabhängend. Jm Sitzen läßt er dann und wann auch ein lautes Gegacker vernehmen, deſſen Klang nicht abändert, aber verſchieden ſchnell und mit deutlich geöffnetem Schnabel ausgeſtoßen wird und den Silben „Tiki tiki tiki“ (ſo raſch geſprochen, als man kann) ähnelt. Zuweilen vernimmt man dieſe Laute auch während eines ſeiner kurzen Flüge. Nicht ſelten bemerkt man den Vogel auf dem Boden, wo er ſich ſprungweiſe bewegt, den Kopf nieder- geſenkt, den Schwanz etwas erhaben.“ Die Nahrung beſteht nicht blos aus Kerbthieren verſchiedener Art, ſondern auch aus mancherlei Wirbelthieren, namentlich aus Mäufen, Eidechſen und dergleichen. Robinſon fand in dem Magen eines von ihm Getödteten eine acht Zoll lange Saumfingereidechſe ſo aufgerollt, daß der Kopf des Lurchs in der Mitte lag. Der Vogel ſoll zuerſt den Kopf der Eidechſe zerquetſchen und ſodann, ihn voran, das ganze Thier verſchlingen. Goſſe fand ein aus Wurzeln, Faſern, Mos und Blättern beſtehendes Neſt in einem Gabel- aſte mit einem auf lichtem Grunde gefleckten Ei und erfuhr von Hill, daß das Männchen vor der Paarung durch anmuthige Bewegungen und indem es den Schwanz und die Flügel ausbreite und das Gefieder ſträube, dem Weibchen ſeine Liebe erkläre. Gefangene, welche Hill beſaß, lebten mehrere Wochen und fraßen Kerbthiere und Fleiſchſtück- chen. Die friſch Gefangenen ſchrieen ärgerlich, waren wüthend und verſuchten mit weit geöffnetem Schnabel zu beißen. Ganz außerordentlich ſoll, nach Goſſe, die Lebensfähigkeit dieſer Vögel ſein: Verwundete, welche unſer Forſcher erhielt, konnten von ihm kaum getödtet werden. Die Schlankkukuke (Pyrrhococcyx) kennzeichnen ſich durch verhältnißmäßig kleinen Leib, geſtreckten, ſanft gewölbten, auf der Firſte aufgetriebenen, an der Spitze ſanft abwärts gebogenen Schnabel, ſtarke, aber ziemlich ſchlankläufige Beine mit mittellangen Zehen, kurze Flügel, in denen die fünfte Schwinge die längſte iſt, einen ſehr langen, ſeitlich verkürzten Schwanz, welcher aus zehn, an der Spitze ſanft abgerundeten Federn beſteht, und ein dichtes, außerordentlich weiches, duniges Gefieder. Die bekannteſte Art der Sippe, welche wir Langſchwanzkukuke nennen wollen (Pyrrho- coccyx cayanus), iſt hellrothbraun, auf der Unterſeite von der Bruſt abwärts bleigrau; die Schwingen ſind an der Jnnenſeite und Spitze braungrau, die Schwanzfedern oben dunkelrothbraun, unten ſchwarz, an der Spitze weiß. Das Auge iſt karminroth, der Schnabel grünlichweiß, der Fuß hellbräunlichgrau. Die Länge beträgt 18 bis 22 Zoll, weil die Schwanzlänge wechſelt, die Breite 17, die Fittiglänge 5½ bis 6½, die Schwanzlänge 10—14 Zoll. „Dieſen Kukuk“, ſagt Burmeiſter, „kennt Jedermann in Braſilien, da er bis in die Anſiedlungen kommt und ſich in den Gärten oder den benachbarten Gebüſchen faſt täglich ſehen läßt. Er verbreitet ſich über das ganze wärmere Amerika.“ „Er iſt“, ſo berichtet der Prinz von Wied, „in den meiſten Gegenden Oſtbraſiliens nicht ſelten und kommt ſowohl in geſchloſſenen Urwäldern als in Vorwaldungen und mit Gebüſchen und Triften abwechſelnden Gegenden vor. Schon von fern iſt er an ſeinem langen Schwanze und dem rothbraunen Gefieder kenntlich. Er fliegt ungeachtet der kurzen Flügel ziemlich leicht, iſt lebhaft, beſtändig in Bewegung, hebt den Schwanz aufwärts und läßt ſeine Lockſtimme, einen feinen, wie „Zik zik zik“ klingenden Ton, wiederholt vernehmen. Gewöhnlich bemerkt man dieſe Vögel gepaart. Sie ſcheinen in Geſellſchaft ihrer Nahrung nach- zugehen, welche, wie die Unterſuchung ihres Magens zeigte, in Kerbthieren beſteht.“...

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/236>, abgerufen am 21.11.2024.