überall vor, wo große, zusammenhängende Waldungen sich finden. Tukanas und Kirimas leben, den übereinstimmenden Angaben der Forscher nach, von der Brutzeit an bis gegen die Mauser hin paarweise.
Gewöhnlich halten sich die Pfefferfresser hoch oben in den Waldbäumen auf. Hier durch- schlüpfen sie, Nahrung suchend, mit mehr Behendigkeit, als man ihnen zutrauen möchte, die Kronen, oder sitzen ausruhend auf den äußersten Spitzen der höchsten Bäume und lassen vonhieraus ihre knarrende oder pfeifende Stimme vernehmen, welche bei einzelnen eine entfernte Aehnlichkeit mit den Silben "Tokano" haben soll. "Zuweilen", bemerkt Bates, "sieht man eine Gesellschaft von vier bis fünf Stücken stundenlang auf den Wipfelzweigen eines der höchsten Bäume sitzen und hört sie dann ein sonderbares Tonstück ausführen. Einer von ihnen, welcher höher sitzt, als die andern, scheint der Leiter des mißtönenden Ganzen zu sein; von den übrigen schreien oft zwei abwechselnd in verschiedenen Tonarten." Auch wenn sie sich in den dichtesten Verflechtungen der Zweige verborgen haben, lassen sie noch oft ihren Ruf vernehmen; besonders schreilustig aber sollen sie, nach Ver- sicherung der Jndianer, vor kommendem Regen sein und deshalb als gute Wetterpropheten gelten. Jhr Flug ist verhältnißmäßig gut. Sie schweben sanft von einer Baumkrone zur andern, während sie, wenn sie größere Strecken durchmessen, mit kurzen, abgebrochenen Stößen, den Kopf, wahrscheinlich in Folge der überwiegenden Größe des Schnabels, etwas niedergebeugt dahineilen. Azara sagt, daß sie in einer geraden, wagrechten Linie fortstreichen und ihre Flügel in gewissen Zwischenräumen und mit vernehmlichem Geräusch zusammenschlagen, sich aber schneller fördern, als man annehmen möchte.
Alle Arten, ohne Ausnahme, sind bewegliche, muntere, scheue, aber doch neugierige Vögel. Sie weichen dem Menschen mit großer Vorsicht aus und lassen sich nur von geübten Jägern beschleichen, necken den Schützen auch, indem sie nach Art unseres Hehers vor ihm hinfliegen, niemals weit weg, aber immer zur rechten Zeit, und sich stets wieder einen Sitz erwählen, welcher die Annäherung erschwert. Aber dieselben Vögel sind augenblicklich zur Stelle, wenn es gilt, einen Raubvogel, eine Eule zu ärgern. Jhre Aufmerksamkeit erstreckt sich auf Alles, was um sie herum vorgeht, und deshalb sind sie es denn auch, welche gewöhnlich zuerst Feinde ausgekundschaftet haben und diese nun der übrigen gefiederten Welt anzeigen. Da sie kräftige und wehrhafte Thiere sind, schlagen sie die schwächeren Raubvögel auch regelmäßig in die Flucht, hauptsächlich wohl in Folge des Aergers, welchen sie denselben bereiten. Bates sagt, daß sie scheu und mißtrauisch sind, so lange sie sich in kleinen Gesellschaften halten, auffallend unvorsichtig dagegen sich zeigen, wenn sie sich zu größeren Flügen verbinden und Waldungen besuchen, welche sie sonst meiden. Beides geschieht, nachdem die Mauser, welche in die Monate März bis Juni fällt, vorüber ist.
Ueber die Nahrung herrschen noch heutigen Tags verschiedene Ansichten. Schomburgk behauptet mit aller Bestimmtheit, daß sie nur Früchte fressen, und Bates sagt, daß Früchte unzweifelhaft ihr hauptsächlichstes Futter seien, ihr langer Schnabel ihnen auch das Pflücken derselben sehr erleichtere, weil er ihnen gestatte, unverhältnißmäßig weit zu reichen: Azara hingegen versichert, daß sie sich keineswegs auf Pflanzennahrung beschränken, sondern eine Menge Vögel vertilgen und wegen ihres großen Schnabels allen Angst einjagen, daß sie die kleineren von den Nestern treiben und die Eier und Jungen verzehren, selbst solche der Araras, daß sie zur Regenzeit, wenn das harte Nest des Töpfervogels weich geworden, auch dieses angehen, es zerhacken und die Eier und Jungen hervorziehen. Auch Humboldt gibt an, daß sie Fische fressen. Jch bin vollkommen überzeugt, daß beide letztgenannten Forscher Recht haben; denn auch die den Pfefferfressern so nahe ver- wandten Hornvögel sind Fruchtfresser, machen aber doch zuweilen eifrig Jagd auf schwächere Wirbel- thiere, und alle Tukans, welche man bisher in Gefangenschaft beobachtet hat, nahmen nicht nur ohne Bedenken thierische Nahrung zu sich, sondern verfolgten auch kleine Wirbelthiere mit so großem Eifer, daß man wohl bemerken konnte, sie müßten etwas ihnen durchaus Natürliches thun. Azara bemerkt noch, daß sie Früchte, Fleischbrocken und Vögel in die Luft werfen, wie ein Taschenspieler die
Toko. Kirima. Tukana.
überall vor, wo große, zuſammenhängende Waldungen ſich finden. Tukanas und Kirimas leben, den übereinſtimmenden Angaben der Forſcher nach, von der Brutzeit an bis gegen die Mauſer hin paarweiſe.
Gewöhnlich halten ſich die Pfefferfreſſer hoch oben in den Waldbäumen auf. Hier durch- ſchlüpfen ſie, Nahrung ſuchend, mit mehr Behendigkeit, als man ihnen zutrauen möchte, die Kronen, oder ſitzen ausruhend auf den äußerſten Spitzen der höchſten Bäume und laſſen vonhieraus ihre knarrende oder pfeifende Stimme vernehmen, welche bei einzelnen eine entfernte Aehnlichkeit mit den Silben „Tokano“ haben ſoll. „Zuweilen“, bemerkt Bates, „ſieht man eine Geſellſchaft von vier bis fünf Stücken ſtundenlang auf den Wipfelzweigen eines der höchſten Bäume ſitzen und hört ſie dann ein ſonderbares Tonſtück ausführen. Einer von ihnen, welcher höher ſitzt, als die andern, ſcheint der Leiter des mißtönenden Ganzen zu ſein; von den übrigen ſchreien oft zwei abwechſelnd in verſchiedenen Tonarten.“ Auch wenn ſie ſich in den dichteſten Verflechtungen der Zweige verborgen haben, laſſen ſie noch oft ihren Ruf vernehmen; beſonders ſchreiluſtig aber ſollen ſie, nach Ver- ſicherung der Jndianer, vor kommendem Regen ſein und deshalb als gute Wetterpropheten gelten. Jhr Flug iſt verhältnißmäßig gut. Sie ſchweben ſanft von einer Baumkrone zur andern, während ſie, wenn ſie größere Strecken durchmeſſen, mit kurzen, abgebrochenen Stößen, den Kopf, wahrſcheinlich in Folge der überwiegenden Größe des Schnabels, etwas niedergebeugt dahineilen. Azara ſagt, daß ſie in einer geraden, wagrechten Linie fortſtreichen und ihre Flügel in gewiſſen Zwiſchenräumen und mit vernehmlichem Geräuſch zuſammenſchlagen, ſich aber ſchneller fördern, als man annehmen möchte.
Alle Arten, ohne Ausnahme, ſind bewegliche, muntere, ſcheue, aber doch neugierige Vögel. Sie weichen dem Menſchen mit großer Vorſicht aus und laſſen ſich nur von geübten Jägern beſchleichen, necken den Schützen auch, indem ſie nach Art unſeres Hehers vor ihm hinfliegen, niemals weit weg, aber immer zur rechten Zeit, und ſich ſtets wieder einen Sitz erwählen, welcher die Annäherung erſchwert. Aber dieſelben Vögel ſind augenblicklich zur Stelle, wenn es gilt, einen Raubvogel, eine Eule zu ärgern. Jhre Aufmerkſamkeit erſtreckt ſich auf Alles, was um ſie herum vorgeht, und deshalb ſind ſie es denn auch, welche gewöhnlich zuerſt Feinde ausgekundſchaftet haben und dieſe nun der übrigen gefiederten Welt anzeigen. Da ſie kräftige und wehrhafte Thiere ſind, ſchlagen ſie die ſchwächeren Raubvögel auch regelmäßig in die Flucht, hauptſächlich wohl in Folge des Aergers, welchen ſie denſelben bereiten. Bates ſagt, daß ſie ſcheu und mißtrauiſch ſind, ſo lange ſie ſich in kleinen Geſellſchaften halten, auffallend unvorſichtig dagegen ſich zeigen, wenn ſie ſich zu größeren Flügen verbinden und Waldungen beſuchen, welche ſie ſonſt meiden. Beides geſchieht, nachdem die Mauſer, welche in die Monate März bis Juni fällt, vorüber iſt.
Ueber die Nahrung herrſchen noch heutigen Tags verſchiedene Anſichten. Schomburgk behauptet mit aller Beſtimmtheit, daß ſie nur Früchte freſſen, und Bates ſagt, daß Früchte unzweifelhaft ihr hauptſächlichſtes Futter ſeien, ihr langer Schnabel ihnen auch das Pflücken derſelben ſehr erleichtere, weil er ihnen geſtatte, unverhältnißmäßig weit zu reichen: Azara hingegen verſichert, daß ſie ſich keineswegs auf Pflanzennahrung beſchränken, ſondern eine Menge Vögel vertilgen und wegen ihres großen Schnabels allen Angſt einjagen, daß ſie die kleineren von den Neſtern treiben und die Eier und Jungen verzehren, ſelbſt ſolche der Araras, daß ſie zur Regenzeit, wenn das harte Neſt des Töpfervogels weich geworden, auch dieſes angehen, es zerhacken und die Eier und Jungen hervorziehen. Auch Humboldt gibt an, daß ſie Fiſche freſſen. Jch bin vollkommen überzeugt, daß beide letztgenannten Forſcher Recht haben; denn auch die den Pfefferfreſſern ſo nahe ver- wandten Hornvögel ſind Fruchtfreſſer, machen aber doch zuweilen eifrig Jagd auf ſchwächere Wirbel- thiere, und alle Tukans, welche man bisher in Gefangenſchaft beobachtet hat, nahmen nicht nur ohne Bedenken thieriſche Nahrung zu ſich, ſondern verfolgten auch kleine Wirbelthiere mit ſo großem Eifer, daß man wohl bemerken konnte, ſie müßten etwas ihnen durchaus Natürliches thun. Azara bemerkt noch, daß ſie Früchte, Fleiſchbrocken und Vögel in die Luft werfen, wie ein Taſchenſpieler die
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[235/0257]
Toko. Kirima. Tukana.
überall vor, wo große, zuſammenhängende Waldungen ſich finden. Tukanas und Kirimas leben,
den übereinſtimmenden Angaben der Forſcher nach, von der Brutzeit an bis gegen die Mauſer hin
paarweiſe.
Gewöhnlich halten ſich die Pfefferfreſſer hoch oben in den Waldbäumen auf. Hier durch-
ſchlüpfen ſie, Nahrung ſuchend, mit mehr Behendigkeit, als man ihnen zutrauen möchte, die Kronen,
oder ſitzen ausruhend auf den äußerſten Spitzen der höchſten Bäume und laſſen vonhieraus ihre
knarrende oder pfeifende Stimme vernehmen, welche bei einzelnen eine entfernte Aehnlichkeit mit den
Silben „Tokano“ haben ſoll. „Zuweilen“, bemerkt Bates, „ſieht man eine Geſellſchaft von vier
bis fünf Stücken ſtundenlang auf den Wipfelzweigen eines der höchſten Bäume ſitzen und hört ſie
dann ein ſonderbares Tonſtück ausführen. Einer von ihnen, welcher höher ſitzt, als die andern,
ſcheint der Leiter des mißtönenden Ganzen zu ſein; von den übrigen ſchreien oft zwei abwechſelnd
in verſchiedenen Tonarten.“ Auch wenn ſie ſich in den dichteſten Verflechtungen der Zweige verborgen
haben, laſſen ſie noch oft ihren Ruf vernehmen; beſonders ſchreiluſtig aber ſollen ſie, nach Ver-
ſicherung der Jndianer, vor kommendem Regen ſein und deshalb als gute Wetterpropheten gelten.
Jhr Flug iſt verhältnißmäßig gut. Sie ſchweben ſanft von einer Baumkrone zur andern, während
ſie, wenn ſie größere Strecken durchmeſſen, mit kurzen, abgebrochenen Stößen, den Kopf, wahrſcheinlich
in Folge der überwiegenden Größe des Schnabels, etwas niedergebeugt dahineilen. Azara ſagt,
daß ſie in einer geraden, wagrechten Linie fortſtreichen und ihre Flügel in gewiſſen Zwiſchenräumen
und mit vernehmlichem Geräuſch zuſammenſchlagen, ſich aber ſchneller fördern, als man annehmen
möchte.
Alle Arten, ohne Ausnahme, ſind bewegliche, muntere, ſcheue, aber doch neugierige Vögel. Sie
weichen dem Menſchen mit großer Vorſicht aus und laſſen ſich nur von geübten Jägern beſchleichen,
necken den Schützen auch, indem ſie nach Art unſeres Hehers vor ihm hinfliegen, niemals weit weg,
aber immer zur rechten Zeit, und ſich ſtets wieder einen Sitz erwählen, welcher die Annäherung
erſchwert. Aber dieſelben Vögel ſind augenblicklich zur Stelle, wenn es gilt, einen Raubvogel, eine
Eule zu ärgern. Jhre Aufmerkſamkeit erſtreckt ſich auf Alles, was um ſie herum vorgeht, und
deshalb ſind ſie es denn auch, welche gewöhnlich zuerſt Feinde ausgekundſchaftet haben und dieſe nun
der übrigen gefiederten Welt anzeigen. Da ſie kräftige und wehrhafte Thiere ſind, ſchlagen ſie die
ſchwächeren Raubvögel auch regelmäßig in die Flucht, hauptſächlich wohl in Folge des Aergers, welchen
ſie denſelben bereiten. Bates ſagt, daß ſie ſcheu und mißtrauiſch ſind, ſo lange ſie ſich in kleinen
Geſellſchaften halten, auffallend unvorſichtig dagegen ſich zeigen, wenn ſie ſich zu größeren Flügen
verbinden und Waldungen beſuchen, welche ſie ſonſt meiden. Beides geſchieht, nachdem die Mauſer,
welche in die Monate März bis Juni fällt, vorüber iſt.
Ueber die Nahrung herrſchen noch heutigen Tags verſchiedene Anſichten. Schomburgk
behauptet mit aller Beſtimmtheit, daß ſie nur Früchte freſſen, und Bates ſagt, daß Früchte
unzweifelhaft ihr hauptſächlichſtes Futter ſeien, ihr langer Schnabel ihnen auch das Pflücken derſelben
ſehr erleichtere, weil er ihnen geſtatte, unverhältnißmäßig weit zu reichen: Azara hingegen verſichert,
daß ſie ſich keineswegs auf Pflanzennahrung beſchränken, ſondern eine Menge Vögel vertilgen und
wegen ihres großen Schnabels allen Angſt einjagen, daß ſie die kleineren von den Neſtern treiben
und die Eier und Jungen verzehren, ſelbſt ſolche der Araras, daß ſie zur Regenzeit, wenn das harte
Neſt des Töpfervogels weich geworden, auch dieſes angehen, es zerhacken und die Eier und Jungen
hervorziehen. Auch Humboldt gibt an, daß ſie Fiſche freſſen. Jch bin vollkommen überzeugt,
daß beide letztgenannten Forſcher Recht haben; denn auch die den Pfefferfreſſern ſo nahe ver-
wandten Hornvögel ſind Fruchtfreſſer, machen aber doch zuweilen eifrig Jagd auf ſchwächere Wirbel-
thiere, und alle Tukans, welche man bisher in Gefangenſchaft beobachtet hat, nahmen nicht nur
ohne Bedenken thieriſche Nahrung zu ſich, ſondern verfolgten auch kleine Wirbelthiere mit ſo großem
Eifer, daß man wohl bemerken konnte, ſie müßten etwas ihnen durchaus Natürliches thun. Azara
bemerkt noch, daß ſie Früchte, Fleiſchbrocken und Vögel in die Luft werfen, wie ein Taſchenſpieler die
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/257>, abgerufen am 18.12.2024.
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