Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite
Jahrvogel. Abbagamba.

Der Hornrabe hat ungefähr dieselbe Verbreitung, wie der Tok, ist aber überall seltener. Er
lebt nur paarweise und nicht unter seinen Gattungsverwandten, ist auch kein Baumvogel im
eigentlichen Sinne des Worts, sondern schreitet rabenartig auf der Erde umher, hier Nahrung
suchend, und nimmt nur, wenn er aufgescheucht wird, auf Bäumen seine Zuflucht oder erwählt sie
zu seinen Ruhesitzen. Nach der Brutzeit vereinigen sich zuweilen mehrere Paare mit ihren Jungen,
und dann kann man acht bis zehn Stück auf den Brachfeldern umherwandern sehen.

Der Vogel ist eine so auffallende Erscheinung, daß er jedem Eingebornen wohl bekannt ist und
sich eine gewisse Achtung erworben hat. Bei Erregung geberdet sich namentlich das Männchen sehr

[Abbildung] Der Abbagamba (Bucorax abyssinicus).
sonderbar. Es breitet seinen Schwanz aus und legt ihn wieder zusammen, ganz nach Art des Trut-
hahns, bläst seinen Kehlsack auf, schleift seine Flügel auf dem Boden und gibt sich überhaupt ein
gewaltiges Ansehen. Der Gang ist rabenartig, aber etwas mehr wackelnd, der Flug keineswegs
schwach, wie behauptet wird, sondern im Gegentheil leicht und schön, auch auf große Strecken hin
schwebend, sobald der Vogel erst eine gewisse Höhe erreicht hat. Doch liebt es auch der Hornrabe
nicht, in einem Zuge weite Strecken zu durchmessen, sondern fällt, wenn er aufgescheucht wurde,
bald wieder ein. Sind Bäume in der Nähe, so pflegt er zunächst diesen sich zuzuwenden und von

Jahrvogel. Abbagamba.

Der Hornrabe hat ungefähr dieſelbe Verbreitung, wie der Tok, iſt aber überall ſeltener. Er
lebt nur paarweiſe und nicht unter ſeinen Gattungsverwandten, iſt auch kein Baumvogel im
eigentlichen Sinne des Worts, ſondern ſchreitet rabenartig auf der Erde umher, hier Nahrung
ſuchend, und nimmt nur, wenn er aufgeſcheucht wird, auf Bäumen ſeine Zuflucht oder erwählt ſie
zu ſeinen Ruheſitzen. Nach der Brutzeit vereinigen ſich zuweilen mehrere Paare mit ihren Jungen,
und dann kann man acht bis zehn Stück auf den Brachfeldern umherwandern ſehen.

Der Vogel iſt eine ſo auffallende Erſcheinung, daß er jedem Eingebornen wohl bekannt iſt und
ſich eine gewiſſe Achtung erworben hat. Bei Erregung geberdet ſich namentlich das Männchen ſehr

[Abbildung] Der Abbagamba (Bucorax abyssinicus).
ſonderbar. Es breitet ſeinen Schwanz aus und legt ihn wieder zuſammen, ganz nach Art des Trut-
hahns, bläſt ſeinen Kehlſack auf, ſchleift ſeine Flügel auf dem Boden und gibt ſich überhaupt ein
gewaltiges Anſehen. Der Gang iſt rabenartig, aber etwas mehr wackelnd, der Flug keineswegs
ſchwach, wie behauptet wird, ſondern im Gegentheil leicht und ſchön, auch auf große Strecken hin
ſchwebend, ſobald der Vogel erſt eine gewiſſe Höhe erreicht hat. Doch liebt es auch der Hornrabe
nicht, in einem Zuge weite Strecken zu durchmeſſen, ſondern fällt, wenn er aufgeſcheucht wurde,
bald wieder ein. Sind Bäume in der Nähe, ſo pflegt er zunächſt dieſen ſich zuzuwenden und von

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0271" n="249"/>
          <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Jahrvogel. Abbagamba</hi>.</fw><lb/>
          <p>Der Hornrabe hat ungefähr die&#x017F;elbe Verbreitung, wie der Tok, i&#x017F;t aber überall &#x017F;eltener. Er<lb/>
lebt nur paarwei&#x017F;e und nicht unter &#x017F;einen Gattungsverwandten, i&#x017F;t auch kein Baumvogel im<lb/>
eigentlichen Sinne des Worts, &#x017F;ondern &#x017F;chreitet rabenartig auf der Erde umher, hier Nahrung<lb/>
&#x017F;uchend, und nimmt nur, wenn er aufge&#x017F;cheucht wird, auf Bäumen &#x017F;eine Zuflucht oder erwählt &#x017F;ie<lb/>
zu &#x017F;einen Ruhe&#x017F;itzen. Nach der Brutzeit vereinigen &#x017F;ich zuweilen mehrere Paare mit ihren Jungen,<lb/>
und dann kann man acht bis zehn Stück auf den Brachfeldern umherwandern &#x017F;ehen.</p><lb/>
          <p>Der Vogel i&#x017F;t eine &#x017F;o auffallende Er&#x017F;cheinung, daß er jedem Eingebornen wohl bekannt i&#x017F;t und<lb/>
&#x017F;ich eine gewi&#x017F;&#x017F;e Achtung erworben hat. Bei Erregung geberdet &#x017F;ich namentlich das Männchen &#x017F;ehr<lb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Der Abbagamba</hi> (<hi rendition="#aq">Bucorax abyssinicus</hi>).</hi></head></figure><lb/>
&#x017F;onderbar. Es breitet &#x017F;einen Schwanz aus und legt ihn wieder zu&#x017F;ammen, ganz nach Art des Trut-<lb/>
hahns, blä&#x017F;t &#x017F;einen Kehl&#x017F;ack auf, &#x017F;chleift &#x017F;eine Flügel auf dem Boden und gibt &#x017F;ich überhaupt ein<lb/>
gewaltiges An&#x017F;ehen. Der Gang i&#x017F;t rabenartig, aber etwas mehr wackelnd, der Flug keineswegs<lb/>
&#x017F;chwach, wie behauptet wird, &#x017F;ondern im Gegentheil leicht und &#x017F;chön, auch auf große Strecken hin<lb/>
&#x017F;chwebend, &#x017F;obald der Vogel er&#x017F;t eine gewi&#x017F;&#x017F;e Höhe erreicht hat. Doch liebt es auch der Hornrabe<lb/>
nicht, in einem Zuge weite Strecken zu durchme&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ondern fällt, wenn er aufge&#x017F;cheucht wurde,<lb/>
bald wieder ein. Sind Bäume in der Nähe, &#x017F;o pflegt er zunäch&#x017F;t die&#x017F;en &#x017F;ich zuzuwenden und von<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[249/0271] Jahrvogel. Abbagamba. Der Hornrabe hat ungefähr dieſelbe Verbreitung, wie der Tok, iſt aber überall ſeltener. Er lebt nur paarweiſe und nicht unter ſeinen Gattungsverwandten, iſt auch kein Baumvogel im eigentlichen Sinne des Worts, ſondern ſchreitet rabenartig auf der Erde umher, hier Nahrung ſuchend, und nimmt nur, wenn er aufgeſcheucht wird, auf Bäumen ſeine Zuflucht oder erwählt ſie zu ſeinen Ruheſitzen. Nach der Brutzeit vereinigen ſich zuweilen mehrere Paare mit ihren Jungen, und dann kann man acht bis zehn Stück auf den Brachfeldern umherwandern ſehen. Der Vogel iſt eine ſo auffallende Erſcheinung, daß er jedem Eingebornen wohl bekannt iſt und ſich eine gewiſſe Achtung erworben hat. Bei Erregung geberdet ſich namentlich das Männchen ſehr [Abbildung Der Abbagamba (Bucorax abyssinicus).] ſonderbar. Es breitet ſeinen Schwanz aus und legt ihn wieder zuſammen, ganz nach Art des Trut- hahns, bläſt ſeinen Kehlſack auf, ſchleift ſeine Flügel auf dem Boden und gibt ſich überhaupt ein gewaltiges Anſehen. Der Gang iſt rabenartig, aber etwas mehr wackelnd, der Flug keineswegs ſchwach, wie behauptet wird, ſondern im Gegentheil leicht und ſchön, auch auf große Strecken hin ſchwebend, ſobald der Vogel erſt eine gewiſſe Höhe erreicht hat. Doch liebt es auch der Hornrabe nicht, in einem Zuge weite Strecken zu durchmeſſen, ſondern fällt, wenn er aufgeſcheucht wurde, bald wieder ein. Sind Bäume in der Nähe, ſo pflegt er zunächſt dieſen ſich zuzuwenden und von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/271
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/271>, abgerufen am 18.12.2024.