Jn allen Vananenpflanzungen ist der Hängevogel nach Müller's Beobachtungen, welche von Bernstein durchaus bestätigt werden, nicht selten, entzieht sich aber doch leicht dem Auge und ver- räth sich noch eher durch sein Geschrei, als durch seine Bewegungen, weil die Farbe der Blätter der Färbung seines Gefieders entspricht. Das Geschrei ähnelt einem ängstlichen Quiken, wie "Djip, djip", es beginnt sehr leise und wird dann immer stärker, endet auf kurze Zeit und beginnt von neuem. Diese Eigenthümlichkeit täuscht den Zuhörer über den eigentlichen Sitz des Vogels. Jst man ihm so nahe gekommen, daß er besorgt wird, so nimmt er schnell die Flucht und schreit dabei scharf "kritsch kritsch".
Das Nest hat Bernstein beschrieben. Es ist höchst eigenthümlich. "Die Gestalt ist die einer halben Birne, wenn man sich diese nämlich durch einen vom Stiel ausgehenden Längsschnitt getheilt denkt. Doch ist diese Vergleichung eigentlich nur insoweit richtig, als man dabei den innern, zur Aufnahme der Eier bestimmten Raum im Auge hat, während das Aeußere eine länglich abgerundete Form zeigt. Dieses 6 bis 7 Zoll lange und 3 bis 4 Zoll breite Nest ist nun an eines der großen, mehrere Fuß langen Blätter in der Art befestigt, daß der innere Nestraum der oberen Fläche des mehr oder weniger aufrecht stehenden Blattes zugewendet ist. Das Blatt schließt also den Nestraum von hinten ab und bildet zugleich die hintere Nestwand. Die Verbindung mit dem Blatte ist seitlich und unten eine sehr innige; sie wird durch Baumwollenfäden vermittelt, ähnlich wie es bei dem Nest des Schneidervogels der Fall. Oben bleibt eine spaltförmige Oeffnung, durch welche der Hängevogel ein- und auskriecht. Dieser kann, wenn er auf den Eiern sitzt, nicht sehen, was draußen vorgeht, es sei deun, daß das Blatt durch irgend einen Zufall einen kleinen Riß erhält. Zum innern Ausbau benutzt der Vogel ausschließlich weiche Blatt- und Bastfasern, sowie einige zarte Halme, während die Außenwände aus denselben, jedoch gröberen Stoffen, vorzüglich aber aus den dürren, vermorschten Blättern bestehen, d. h. aus solchen, deren weichere Bestandtheile durch die Feuchtigkeit aufgelöst wurden, so daß allein das zarte elastische Nervengerippe übrig bleibt. Beim ersten Anblick könnte man das Gemisch dürrer Blätter eher für ein Raupengespinnst halten, als für ein Vogelnest, zumal auch der Eingang auf eine so ungewöhnliche Weise angebracht ist. Die beiden Eier sind reinweiß und gegen das stumpfe Ende hin mit einem aus feinen rothbraunen Strichen und Punkten bestehenden Ringe umgeben."
Bei weitem der größte und hervorragendste Theil der Pflanzenwelt Neuhollands, so ungefähr schildert Gould, besteht aus zwei reichen Gruppen, den Gummibäumen und Banksien, welche wiederum mehreren großen Vogelfamilien einen behaglichen Aufenthalt bieten, so den Papageien und den ungemein zahlreichen Pinselzünglern. Die Familie der letztgenannten Vögel umfaßt nicht weniger als einige funfzig Arten, welche in mehrere natürliche Unterabtheilungen zerfallen. Jhr Haushalt hängt so innig mit diesen Bäumen zusammen, daß man die einen ohne die andern sich nicht denken könnte. Alle Pinselzüngler fressen Kerbthiere, Blüthenstaub und Honig aus den daran so reichen Blüthen der Gummibäume und genießen diese Nahrung mit Hilfe ihrer langen, an der Spitze pinselförmigen und deshalb hierzu wunderbar geeigneten Zunge. Nur wenige steigen von den Bäumen herab und suchen auf dem Boden Käfer und andere Kerbthiere auf, die Mehrzahl lebt nur auf den Bäumen, die einen auf diesen, die andern auf jenen.
Die Kennzeichen der Pinselzüngler(Meliphagae) sind ein ziemlich langer, leicht gebogener, dünn abgerundeter Schnabel, dessen Oberkiefer den unteren etwas überragt, mittellange, kräftige Füße mit starken Hinterzehen, mittellange, abgerundete Flügel, in denen gewöhnlich die vierte Schwungfeder die längste ist und ein mehr oder minder langer, meist auch abgerundeter Schwanz. Die Nasenlöcher sind unter einer knorpligen Schwiele verborgen, die Rachenspalte ist eng, die Zunge
Die Späher. Klettervögel. Pinſelzüngler.
Jn allen Vananenpflanzungen iſt der Hängevogel nach Müller’s Beobachtungen, welche von Bernſtein durchaus beſtätigt werden, nicht ſelten, entzieht ſich aber doch leicht dem Auge und ver- räth ſich noch eher durch ſein Geſchrei, als durch ſeine Bewegungen, weil die Farbe der Blätter der Färbung ſeines Gefieders entſpricht. Das Geſchrei ähnelt einem ängſtlichen Quiken, wie „Djip, djip“, es beginnt ſehr leiſe und wird dann immer ſtärker, endet auf kurze Zeit und beginnt von neuem. Dieſe Eigenthümlichkeit täuſcht den Zuhörer über den eigentlichen Sitz des Vogels. Jſt man ihm ſo nahe gekommen, daß er beſorgt wird, ſo nimmt er ſchnell die Flucht und ſchreit dabei ſcharf „kritſch kritſch“.
Das Neſt hat Bernſtein beſchrieben. Es iſt höchſt eigenthümlich. „Die Geſtalt iſt die einer halben Birne, wenn man ſich dieſe nämlich durch einen vom Stiel ausgehenden Längsſchnitt getheilt denkt. Doch iſt dieſe Vergleichung eigentlich nur inſoweit richtig, als man dabei den innern, zur Aufnahme der Eier beſtimmten Raum im Auge hat, während das Aeußere eine länglich abgerundete Form zeigt. Dieſes 6 bis 7 Zoll lange und 3 bis 4 Zoll breite Neſt iſt nun an eines der großen, mehrere Fuß langen Blätter in der Art befeſtigt, daß der innere Neſtraum der oberen Fläche des mehr oder weniger aufrecht ſtehenden Blattes zugewendet iſt. Das Blatt ſchließt alſo den Neſtraum von hinten ab und bildet zugleich die hintere Neſtwand. Die Verbindung mit dem Blatte iſt ſeitlich und unten eine ſehr innige; ſie wird durch Baumwollenfäden vermittelt, ähnlich wie es bei dem Neſt des Schneidervogels der Fall. Oben bleibt eine ſpaltförmige Oeffnung, durch welche der Hängevogel ein- und auskriecht. Dieſer kann, wenn er auf den Eiern ſitzt, nicht ſehen, was draußen vorgeht, es ſei deun, daß das Blatt durch irgend einen Zufall einen kleinen Riß erhält. Zum innern Ausbau benutzt der Vogel ausſchließlich weiche Blatt- und Baſtfaſern, ſowie einige zarte Halme, während die Außenwände aus denſelben, jedoch gröberen Stoffen, vorzüglich aber aus den dürren, vermorſchten Blättern beſtehen, d. h. aus ſolchen, deren weichere Beſtandtheile durch die Feuchtigkeit aufgelöſt wurden, ſo daß allein das zarte elaſtiſche Nervengerippe übrig bleibt. Beim erſten Anblick könnte man das Gemiſch dürrer Blätter eher für ein Raupengeſpinnſt halten, als für ein Vogelneſt, zumal auch der Eingang auf eine ſo ungewöhnliche Weiſe angebracht iſt. Die beiden Eier ſind reinweiß und gegen das ſtumpfe Ende hin mit einem aus feinen rothbraunen Strichen und Punkten beſtehenden Ringe umgeben.“
Bei weitem der größte und hervorragendſte Theil der Pflanzenwelt Neuhollands, ſo ungefähr ſchildert Gould, beſteht aus zwei reichen Gruppen, den Gummibäumen und Bankſien, welche wiederum mehreren großen Vogelfamilien einen behaglichen Aufenthalt bieten, ſo den Papageien und den ungemein zahlreichen Pinſelzünglern. Die Familie der letztgenannten Vögel umfaßt nicht weniger als einige funfzig Arten, welche in mehrere natürliche Unterabtheilungen zerfallen. Jhr Haushalt hängt ſo innig mit dieſen Bäumen zuſammen, daß man die einen ohne die andern ſich nicht denken könnte. Alle Pinſelzüngler freſſen Kerbthiere, Blüthenſtaub und Honig aus den daran ſo reichen Blüthen der Gummibäume und genießen dieſe Nahrung mit Hilfe ihrer langen, an der Spitze pinſelförmigen und deshalb hierzu wunderbar geeigneten Zunge. Nur wenige ſteigen von den Bäumen herab und ſuchen auf dem Boden Käfer und andere Kerbthiere auf, die Mehrzahl lebt nur auf den Bäumen, die einen auf dieſen, die andern auf jenen.
Die Kennzeichen der Pinſelzüngler(Meliphagae) ſind ein ziemlich langer, leicht gebogener, dünn abgerundeter Schnabel, deſſen Oberkiefer den unteren etwas überragt, mittellange, kräftige Füße mit ſtarken Hinterzehen, mittellange, abgerundete Flügel, in denen gewöhnlich die vierte Schwungfeder die längſte iſt und ein mehr oder minder langer, meiſt auch abgerundeter Schwanz. Die Naſenlöcher ſind unter einer knorpligen Schwiele verborgen, die Rachenſpalte iſt eng, die Zunge
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Die Späher. Klettervögel. Pinſelzüngler.
Jn allen Vananenpflanzungen iſt der Hängevogel nach Müller’s Beobachtungen, welche von
Bernſtein durchaus beſtätigt werden, nicht ſelten, entzieht ſich aber doch leicht dem Auge und ver-
räth ſich noch eher durch ſein Geſchrei, als durch ſeine Bewegungen, weil die Farbe der Blätter der
Färbung ſeines Gefieders entſpricht. Das Geſchrei ähnelt einem ängſtlichen Quiken, wie „Djip, djip“,
es beginnt ſehr leiſe und wird dann immer ſtärker, endet auf kurze Zeit und beginnt von neuem.
Dieſe Eigenthümlichkeit täuſcht den Zuhörer über den eigentlichen Sitz des Vogels. Jſt man ihm
ſo nahe gekommen, daß er beſorgt wird, ſo nimmt er ſchnell die Flucht und ſchreit dabei ſcharf
„kritſch kritſch“.
Das Neſt hat Bernſtein beſchrieben. Es iſt höchſt eigenthümlich. „Die Geſtalt iſt die
einer halben Birne, wenn man ſich dieſe nämlich durch einen vom Stiel ausgehenden Längsſchnitt
getheilt denkt. Doch iſt dieſe Vergleichung eigentlich nur inſoweit richtig, als man dabei den
innern, zur Aufnahme der Eier beſtimmten Raum im Auge hat, während das Aeußere eine länglich
abgerundete Form zeigt. Dieſes 6 bis 7 Zoll lange und 3 bis 4 Zoll breite Neſt iſt nun an eines
der großen, mehrere Fuß langen Blätter in der Art befeſtigt, daß der innere Neſtraum der oberen
Fläche des mehr oder weniger aufrecht ſtehenden Blattes zugewendet iſt. Das Blatt ſchließt alſo
den Neſtraum von hinten ab und bildet zugleich die hintere Neſtwand. Die Verbindung mit dem
Blatte iſt ſeitlich und unten eine ſehr innige; ſie wird durch Baumwollenfäden vermittelt, ähnlich wie
es bei dem Neſt des Schneidervogels der Fall. Oben bleibt eine ſpaltförmige Oeffnung, durch
welche der Hängevogel ein- und auskriecht. Dieſer kann, wenn er auf den Eiern ſitzt, nicht ſehen,
was draußen vorgeht, es ſei deun, daß das Blatt durch irgend einen Zufall einen kleinen Riß erhält.
Zum innern Ausbau benutzt der Vogel ausſchließlich weiche Blatt- und Baſtfaſern, ſowie einige
zarte Halme, während die Außenwände aus denſelben, jedoch gröberen Stoffen, vorzüglich aber aus
den dürren, vermorſchten Blättern beſtehen, d. h. aus ſolchen, deren weichere Beſtandtheile durch die
Feuchtigkeit aufgelöſt wurden, ſo daß allein das zarte elaſtiſche Nervengerippe übrig bleibt. Beim
erſten Anblick könnte man das Gemiſch dürrer Blätter eher für ein Raupengeſpinnſt halten, als für
ein Vogelneſt, zumal auch der Eingang auf eine ſo ungewöhnliche Weiſe angebracht iſt. Die beiden
Eier ſind reinweiß und gegen das ſtumpfe Ende hin mit einem aus feinen rothbraunen Strichen und
Punkten beſtehenden Ringe umgeben.“
Bei weitem der größte und hervorragendſte Theil der Pflanzenwelt Neuhollands, ſo ungefähr
ſchildert Gould, beſteht aus zwei reichen Gruppen, den Gummibäumen und Bankſien, welche
wiederum mehreren großen Vogelfamilien einen behaglichen Aufenthalt bieten, ſo den Papageien
und den ungemein zahlreichen Pinſelzünglern. Die Familie der letztgenannten Vögel umfaßt
nicht weniger als einige funfzig Arten, welche in mehrere natürliche Unterabtheilungen zerfallen.
Jhr Haushalt hängt ſo innig mit dieſen Bäumen zuſammen, daß man die einen ohne die andern ſich
nicht denken könnte. Alle Pinſelzüngler freſſen Kerbthiere, Blüthenſtaub und Honig aus den daran
ſo reichen Blüthen der Gummibäume und genießen dieſe Nahrung mit Hilfe ihrer langen, an der
Spitze pinſelförmigen und deshalb hierzu wunderbar geeigneten Zunge. Nur wenige ſteigen von
den Bäumen herab und ſuchen auf dem Boden Käfer und andere Kerbthiere auf, die Mehrzahl lebt
nur auf den Bäumen, die einen auf dieſen, die andern auf jenen.
Die Kennzeichen der Pinſelzüngler (Meliphagae) ſind ein ziemlich langer, leicht gebogener,
dünn abgerundeter Schnabel, deſſen Oberkiefer den unteren etwas überragt, mittellange, kräftige
Füße mit ſtarken Hinterzehen, mittellange, abgerundete Flügel, in denen gewöhnlich die vierte
Schwungfeder die längſte iſt und ein mehr oder minder langer, meiſt auch abgerundeter Schwanz.
Die Naſenlöcher ſind unter einer knorpligen Schwiele verborgen, die Rachenſpalte iſt eng, die Zunge
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/28>, abgerufen am 21.11.2024.
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