der Wendekreisländer zur Geltung gekommen ist. Heuglin fand sie auch im südlichen Sennar, am weißen Flusse und in Kordofahn auf. Hochbewipfelte Mimosen, welche der Christusdorn schützend umsteht und der Cissus mit seinen vierseitigen Ranken durchflicht, bilden in der Samchara den bevorzugten Aufenthalt dieser Tauben, während in den Gebirgsthälern die prachtvollen Tamarinden, Kigelien, mit ihrem dichten Gelaube, und endlich die schattigen Wipfel der gewaltigen Sikomoren zu noch geeigneteren Wohnsitzen werden. Da, wo drei oder vier dieser Bäume zusammenstehen, wird man die Papageitaube schwerlich vermissen, ja einzelne Sikomoren werden zum Versammlungsorte am Morgen und Abend und zum schattigen Ruheplatze in der Hitze des Mittags. Hier und da trifft man auch unsere Vögel paarweise, gewöhnlich aber schlagen sie sich zu Familien oder kleinen
[Abbildung]
Die Papageitaube (Phalacroteron abyssinica). 1/2 der nat. Größe.
Flügen von acht bis zwanzig Stücken zusammen; zahlreichere habe ich nicht gesehen. Jm Fluge selbst halten sich die einzelnen Paare in trauter Gesellschaft. Dicht an einander geschmiegt, sitzen die zärtlichen Gatten, und Derjenige, welcher ruhig beobachtet, kann gar nicht in Zweifel bleiben, welche Zwei im Fluge es sind, die mit einander sich vereinigt haben. Die Papageitaube scheint in ihrer Zärtlichkeit die übrigen Verwandten noch zu überbieten, scheint besondere Zeichen ihrer Gattenliebe an den Tag zu legen, Zeichen, welche ich wenigstens bei andern noch nicht beobachtet habe. Das Aneinanderschmiegen, das Schnäbeln, das freudige, ich möchte sagen, aufjauchzende Emporsteigen des Männchens, das Klatschen mit den Flügeln und das darauf folgende sanfte Hinabschweben zur
Papageitanbe.
der Wendekreisländer zur Geltung gekommen iſt. Heuglin fand ſie auch im ſüdlichen Sennar, am weißen Fluſſe und in Kordofahn auf. Hochbewipfelte Mimoſen, welche der Chriſtusdorn ſchützend umſteht und der Ciſſus mit ſeinen vierſeitigen Ranken durchflicht, bilden in der Samchara den bevorzugten Aufenthalt dieſer Tauben, während in den Gebirgsthälern die prachtvollen Tamarinden, Kigelien, mit ihrem dichten Gelaube, und endlich die ſchattigen Wipfel der gewaltigen Sikomoren zu noch geeigneteren Wohnſitzen werden. Da, wo drei oder vier dieſer Bäume zuſammenſtehen, wird man die Papageitaube ſchwerlich vermiſſen, ja einzelne Sikomoren werden zum Verſammlungsorte am Morgen und Abend und zum ſchattigen Ruheplatze in der Hitze des Mittags. Hier und da trifft man auch unſere Vögel paarweiſe, gewöhnlich aber ſchlagen ſie ſich zu Familien oder kleinen
[Abbildung]
Die Papageitaube (Phalacroteron abyssinica). ½ der nat. Größe.
Flügen von acht bis zwanzig Stücken zuſammen; zahlreichere habe ich nicht geſehen. Jm Fluge ſelbſt halten ſich die einzelnen Paare in trauter Geſellſchaft. Dicht an einander geſchmiegt, ſitzen die zärtlichen Gatten, und Derjenige, welcher ruhig beobachtet, kann gar nicht in Zweifel bleiben, welche Zwei im Fluge es ſind, die mit einander ſich vereinigt haben. Die Papageitaube ſcheint in ihrer Zärtlichkeit die übrigen Verwandten noch zu überbieten, ſcheint beſondere Zeichen ihrer Gattenliebe an den Tag zu legen, Zeichen, welche ich wenigſtens bei andern noch nicht beobachtet habe. Das Aneinanderſchmiegen, das Schnäbeln, das freudige, ich möchte ſagen, aufjauchzende Emporſteigen des Männchens, das Klatſchen mit den Flügeln und das darauf folgende ſanfte Hinabſchweben zur
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0283"n="261"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Papageitanbe</hi>.</fw><lb/>
der Wendekreisländer zur Geltung gekommen iſt. <hirendition="#g">Heuglin</hi> fand ſie auch im ſüdlichen Sennar, am<lb/>
weißen Fluſſe und in Kordofahn auf. Hochbewipfelte Mimoſen, welche der Chriſtusdorn ſchützend<lb/>
umſteht und der Ciſſus mit ſeinen vierſeitigen Ranken durchflicht, bilden in der Samchara den<lb/>
bevorzugten Aufenthalt dieſer Tauben, während in den Gebirgsthälern die prachtvollen Tamarinden,<lb/>
Kigelien, mit ihrem dichten Gelaube, und endlich die ſchattigen Wipfel der gewaltigen Sikomoren zu<lb/>
noch geeigneteren Wohnſitzen werden. Da, wo drei oder vier dieſer Bäume zuſammenſtehen, wird<lb/>
man die Papageitaube ſchwerlich vermiſſen, ja einzelne Sikomoren werden zum Verſammlungsorte<lb/>
am Morgen und Abend und zum ſchattigen Ruheplatze in der Hitze des Mittags. Hier und da<lb/>
trifft man auch unſere Vögel paarweiſe, gewöhnlich aber ſchlagen ſie ſich zu Familien oder kleinen<lb/><figure><head><hirendition="#c"><hirendition="#g">Die Papageitaube</hi> (<hirendition="#aq">Phalacroteron abyssinica</hi>). ½ der nat. Größe.</hi></head></figure><lb/>
Flügen von acht bis zwanzig Stücken zuſammen; zahlreichere habe ich nicht geſehen. Jm Fluge<lb/>ſelbſt halten ſich die einzelnen Paare in trauter Geſellſchaft. Dicht an einander geſchmiegt, ſitzen<lb/>
die zärtlichen Gatten, und Derjenige, welcher ruhig beobachtet, kann gar nicht in Zweifel bleiben,<lb/>
welche Zwei im Fluge es ſind, die mit einander ſich vereinigt haben. Die Papageitaube ſcheint in ihrer<lb/>
Zärtlichkeit die übrigen Verwandten noch zu überbieten, ſcheint beſondere Zeichen ihrer Gattenliebe<lb/>
an den Tag zu legen, Zeichen, welche ich wenigſtens bei andern noch nicht beobachtet habe. Das<lb/>
Aneinanderſchmiegen, das Schnäbeln, das freudige, ich möchte ſagen, aufjauchzende Emporſteigen<lb/>
des Männchens, das Klatſchen mit den Flügeln und das darauf folgende ſanfte Hinabſchweben zur<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[261/0283]
Papageitanbe.
der Wendekreisländer zur Geltung gekommen iſt. Heuglin fand ſie auch im ſüdlichen Sennar, am
weißen Fluſſe und in Kordofahn auf. Hochbewipfelte Mimoſen, welche der Chriſtusdorn ſchützend
umſteht und der Ciſſus mit ſeinen vierſeitigen Ranken durchflicht, bilden in der Samchara den
bevorzugten Aufenthalt dieſer Tauben, während in den Gebirgsthälern die prachtvollen Tamarinden,
Kigelien, mit ihrem dichten Gelaube, und endlich die ſchattigen Wipfel der gewaltigen Sikomoren zu
noch geeigneteren Wohnſitzen werden. Da, wo drei oder vier dieſer Bäume zuſammenſtehen, wird
man die Papageitaube ſchwerlich vermiſſen, ja einzelne Sikomoren werden zum Verſammlungsorte
am Morgen und Abend und zum ſchattigen Ruheplatze in der Hitze des Mittags. Hier und da
trifft man auch unſere Vögel paarweiſe, gewöhnlich aber ſchlagen ſie ſich zu Familien oder kleinen
[Abbildung Die Papageitaube (Phalacroteron abyssinica). ½ der nat. Größe.]
Flügen von acht bis zwanzig Stücken zuſammen; zahlreichere habe ich nicht geſehen. Jm Fluge
ſelbſt halten ſich die einzelnen Paare in trauter Geſellſchaft. Dicht an einander geſchmiegt, ſitzen
die zärtlichen Gatten, und Derjenige, welcher ruhig beobachtet, kann gar nicht in Zweifel bleiben,
welche Zwei im Fluge es ſind, die mit einander ſich vereinigt haben. Die Papageitaube ſcheint in ihrer
Zärtlichkeit die übrigen Verwandten noch zu überbieten, ſcheint beſondere Zeichen ihrer Gattenliebe
an den Tag zu legen, Zeichen, welche ich wenigſtens bei andern noch nicht beobachtet habe. Das
Aneinanderſchmiegen, das Schnäbeln, das freudige, ich möchte ſagen, aufjauchzende Emporſteigen
des Männchens, das Klatſchen mit den Flügeln und das darauf folgende ſanfte Hinabſchweben zur
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/283>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.