Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Späher. Klettervögel. Pinselzüngler.

Eine zweite Sippe zeichnet sich durch besonders entwickelte Ohrbüschel aus, und die betreffenden
Vögel haben deshalb geradezu den Namen Ohrbüschler (Ptilotis) erhalten. Sie sind gestreckt
gebaut, kurzflügelig und langschwänzig; der Schnabel ist kurz, ziemlich stark und auf der Firste
seicht gebogen; die Füße sind mittellang.

Eine der hübschesten Arten dieser zahlreichen Gruppe ist der gelbkehlige Ohrbüschler (Pti-
lotis flavigula).
Die Oberseite, die Flügel und der Schwanz sind gelblicholivengrün, die Untertheile
dunkelgrau, silbern schimmernd, der Bauch und die Seiten verwaschen olivenfarbig; der Oberkopf ist
dunkelgrau, die Kehle schön guttagelb; die Ohrbüschel sind gelb gespitzt; die Jnnenfahnen der
Schwingen sind dunkelbraun. Das Auge ist holzbraun, der Schnabel schwarz, der Fuß bleifarbig,
der Schlund und die Zunge sind schön orangegelb. Die Länge beträgt 8, die Fittiglänge 41/2, die
Schwanzlänge 41/4 Zoll. Das Weibchen ist kleiner, dem Männchen aber gleich gefärbt und gezeichnet.

"Dieser schöne und augenfällige Ohrbüschler", sagt Gould, "ist häufig in allen bewaldeten
Schluchten um Hobart-Town und über ganz Tasmanien verbreitet, kommt aber auch in Viktoria-
land vor. Seine Färbung ähnelt dem Gelaube so, daß es schwer hält, ihn zu entdecken. Er ist
zierlich von Gestalt und angenehm in seinem Austande, munter in allen Bewegungen, lebhaft, ja
außerordentlich schnell. Wenn er seine Nahrung sucht, breitet er oft seine Flügel und seinen Schwanz
aus, klettert und hüpft im Gezweige, die verschiedensten anmuthigen Stellungen annehmend, hängt
sich auch wohl an den äußersten Spitzen der Zweige auf. Sein Flug ist wellenförmig, wie der der
Spechte, wird aber selten geübt. Die Stimme ist voll, laut, kräftig und klangreich."

"Der Magen ist muskelig, aber außerordentlich klein. Die Nahrung besteht aus Bienen,
Wespen und andern Netzflüglern, denen er verschiedene Käfer und Blüthenstaub hinzufügt."

"Er ist ein sehr frühzeitiger Brüter: ich fand bereits Ende Septembers ein Nest mit Jungen.
Dieses Nest, welches gewöhnlich in niederen Büschen erbaut wird, weicht sehr wesentlich von dem
aller andern Honigfresser ab, welche ich kennen lernte, und zwar wegen des gewählten Stoffes. Es
ist das größte und wärmste von allen, gewöhnlich gebildet aus Streifen faseriger Rinde, untermischt
mit Gras und Spinnweben. Gegen die Höhlung hin ist es nett gewölbt und inwendig mit dem
Pelz des Opossum oder des Känguru ausgefüttert. Die Haare werden übrigens zuweilen auch
durch andere haarartige Stosse ersetzt, so z. B. durch die großen Wedelstrünke der Baumfarren oder
durch Gras und feine Zweige. Die Eier, zwei oder drei an Zahl, sind auf zartfleischfarbigem
Grunde sehr lebhaft, aber spärlich mit sehr lebhaften, kastanienbraunen, kleinen rundlichen Tüpfeln
gefleckt.



Die Blumenzüngler (Melichaera) kennzeichnen sich durch kräftigen Bau, starken, wenig
gebogenen Schnabel, verhältnißmäßig kurze Füße, kurze, stark abgerundete Flügel und einen langen,
keilförmig zugespitzten Schwanz.

Der Blumenzüngler (Melichaera mellivora) ist auf der Oberseite dunkelbraungrau, jede
Feder in der Mitte weiß gestreift; die Kehle und Brustfedern sind braun, an der Spitze weiß; die
Unterseite ist lichter, weil die weißen Schaftflecken breiter und sichtbar sind; die Vorderschwingen sind
an der Jnnenfahne kastanienbraun, übrigens braun mit weißer Spitze. Die Steuerfedern sind
braun, an der Spitze weiß. Das Auge ist grau, der Schnabel schwarz, der Fuß braun. Die
Länge beträgt ungefähr 11, die Fittiglänge 41/4, die Schwanzlänge 5 1/6 Zoll.

Der Blumenzüngler ist ein Bewohner von Tasmanien, Neusüdwales und Südaustralien und
findet sich in allen Theilen dieser Gegenden da, wo es Banksien gibt. Hier gehört er zu den zahl-
reichsten Arten seiner Familie. Er scheut sich nicht vor dem Treiben des Menschen, kommt vielmehr
ohne Furcht bis in die Städte herein. So sah ihn Gould im botanischen Garten zu Sidney; ja,

Die Späher. Klettervögel. Pinſelzüngler.

Eine zweite Sippe zeichnet ſich durch beſonders entwickelte Ohrbüſchel aus, und die betreffenden
Vögel haben deshalb geradezu den Namen Ohrbüſchler (Ptilotis) erhalten. Sie ſind geſtreckt
gebaut, kurzflügelig und langſchwänzig; der Schnabel iſt kurz, ziemlich ſtark und auf der Firſte
ſeicht gebogen; die Füße ſind mittellang.

Eine der hübſcheſten Arten dieſer zahlreichen Gruppe iſt der gelbkehlige Ohrbüſchler (Pti-
lotis flavigula).
Die Oberſeite, die Flügel und der Schwanz ſind gelblicholivengrün, die Untertheile
dunkelgrau, ſilbern ſchimmernd, der Bauch und die Seiten verwaſchen olivenfarbig; der Oberkopf iſt
dunkelgrau, die Kehle ſchön guttagelb; die Ohrbüſchel ſind gelb geſpitzt; die Jnnenfahnen der
Schwingen ſind dunkelbraun. Das Auge iſt holzbraun, der Schnabel ſchwarz, der Fuß bleifarbig,
der Schlund und die Zunge ſind ſchön orangegelb. Die Länge beträgt 8, die Fittiglänge 4½, die
Schwanzlänge 4¼ Zoll. Das Weibchen iſt kleiner, dem Männchen aber gleich gefärbt und gezeichnet.

„Dieſer ſchöne und augenfällige Ohrbüſchler“, ſagt Gould, „iſt häufig in allen bewaldeten
Schluchten um Hobart-Town und über ganz Tasmanien verbreitet, kommt aber auch in Viktoria-
land vor. Seine Färbung ähnelt dem Gelaube ſo, daß es ſchwer hält, ihn zu entdecken. Er iſt
zierlich von Geſtalt und angenehm in ſeinem Auſtande, munter in allen Bewegungen, lebhaft, ja
außerordentlich ſchnell. Wenn er ſeine Nahrung ſucht, breitet er oft ſeine Flügel und ſeinen Schwanz
aus, klettert und hüpft im Gezweige, die verſchiedenſten anmuthigen Stellungen annehmend, hängt
ſich auch wohl an den äußerſten Spitzen der Zweige auf. Sein Flug iſt wellenförmig, wie der der
Spechte, wird aber ſelten geübt. Die Stimme iſt voll, laut, kräftig und klangreich.“

„Der Magen iſt muskelig, aber außerordentlich klein. Die Nahrung beſteht aus Bienen,
Weſpen und andern Netzflüglern, denen er verſchiedene Käfer und Blüthenſtaub hinzufügt.“

„Er iſt ein ſehr frühzeitiger Brüter: ich fand bereits Ende Septembers ein Neſt mit Jungen.
Dieſes Neſt, welches gewöhnlich in niederen Büſchen erbaut wird, weicht ſehr weſentlich von dem
aller andern Honigfreſſer ab, welche ich kennen lernte, und zwar wegen des gewählten Stoffes. Es
iſt das größte und wärmſte von allen, gewöhnlich gebildet aus Streifen faſeriger Rinde, untermiſcht
mit Gras und Spinnweben. Gegen die Höhlung hin iſt es nett gewölbt und inwendig mit dem
Pelz des Opoſſum oder des Känguru ausgefüttert. Die Haare werden übrigens zuweilen auch
durch andere haarartige Stoſſe erſetzt, ſo z. B. durch die großen Wedelſtrünke der Baumfarren oder
durch Gras und feine Zweige. Die Eier, zwei oder drei an Zahl, ſind auf zartfleiſchfarbigem
Grunde ſehr lebhaft, aber ſpärlich mit ſehr lebhaften, kaſtanienbraunen, kleinen rundlichen Tüpfeln
gefleckt.



Die Blumenzüngler (Melichaera) kennzeichnen ſich durch kräftigen Bau, ſtarken, wenig
gebogenen Schnabel, verhältnißmäßig kurze Füße, kurze, ſtark abgerundete Flügel und einen langen,
keilförmig zugeſpitzten Schwanz.

Der Blumenzüngler (Melichaera mellivora) iſt auf der Oberſeite dunkelbraungrau, jede
Feder in der Mitte weiß geſtreift; die Kehle und Bruſtfedern ſind braun, an der Spitze weiß; die
Unterſeite iſt lichter, weil die weißen Schaftflecken breiter und ſichtbar ſind; die Vorderſchwingen ſind
an der Jnnenfahne kaſtanienbraun, übrigens braun mit weißer Spitze. Die Steuerfedern ſind
braun, an der Spitze weiß. Das Auge iſt grau, der Schnabel ſchwarz, der Fuß braun. Die
Länge beträgt ungefähr 11, die Fittiglänge 4¼, die Schwanzlänge 5⅙ Zoll.

Der Blumenzüngler iſt ein Bewohner von Tasmanien, Neuſüdwales und Südauſtralien und
findet ſich in allen Theilen dieſer Gegenden da, wo es Bankſien gibt. Hier gehört er zu den zahl-
reichſten Arten ſeiner Familie. Er ſcheut ſich nicht vor dem Treiben des Menſchen, kommt vielmehr
ohne Furcht bis in die Städte herein. So ſah ihn Gould im botaniſchen Garten zu Sidney; ja,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0030" n="18"/>
          <fw place="top" type="header">Die Späher. Klettervögel. Pin&#x017F;elzüngler.</fw><lb/>
          <p>Eine zweite Sippe zeichnet &#x017F;ich durch be&#x017F;onders entwickelte Ohrbü&#x017F;chel aus, und die betreffenden<lb/>
Vögel haben deshalb geradezu den Namen <hi rendition="#g">Ohrbü&#x017F;chler</hi> <hi rendition="#aq">(Ptilotis)</hi> erhalten. Sie &#x017F;ind ge&#x017F;treckt<lb/>
gebaut, kurzflügelig und lang&#x017F;chwänzig; der Schnabel i&#x017F;t kurz, ziemlich &#x017F;tark und auf der Fir&#x017F;te<lb/>
&#x017F;eicht gebogen; die Füße &#x017F;ind mittellang.</p><lb/>
          <p>Eine der hüb&#x017F;che&#x017F;ten Arten die&#x017F;er zahlreichen Gruppe i&#x017F;t der <hi rendition="#g">gelbkehlige Ohrbü&#x017F;chler</hi> <hi rendition="#aq">(Pti-<lb/>
lotis flavigula).</hi> Die Ober&#x017F;eite, die Flügel und der Schwanz &#x017F;ind gelblicholivengrün, die Untertheile<lb/>
dunkelgrau, &#x017F;ilbern &#x017F;chimmernd, der Bauch und die Seiten verwa&#x017F;chen olivenfarbig; der Oberkopf i&#x017F;t<lb/>
dunkelgrau, die Kehle &#x017F;chön guttagelb; die Ohrbü&#x017F;chel &#x017F;ind gelb ge&#x017F;pitzt; die Jnnenfahnen der<lb/>
Schwingen &#x017F;ind dunkelbraun. Das Auge i&#x017F;t holzbraun, der Schnabel &#x017F;chwarz, der Fuß bleifarbig,<lb/>
der Schlund und die Zunge &#x017F;ind &#x017F;chön orangegelb. Die Länge beträgt 8, die Fittiglänge 4½, die<lb/>
Schwanzlänge 4¼ Zoll. Das Weibchen i&#x017F;t kleiner, dem Männchen aber gleich gefärbt und gezeichnet.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Die&#x017F;er &#x017F;chöne und augenfällige Ohrbü&#x017F;chler&#x201C;, &#x017F;agt <hi rendition="#g">Gould,</hi> &#x201E;i&#x017F;t häufig in allen bewaldeten<lb/>
Schluchten um Hobart-Town und über ganz Tasmanien verbreitet, kommt aber auch in Viktoria-<lb/>
land vor. Seine Färbung ähnelt dem Gelaube &#x017F;o, daß es &#x017F;chwer hält, ihn zu entdecken. Er i&#x017F;t<lb/>
zierlich von Ge&#x017F;talt und angenehm in &#x017F;einem Au&#x017F;tande, munter in allen Bewegungen, lebhaft, ja<lb/>
außerordentlich &#x017F;chnell. Wenn er &#x017F;eine Nahrung &#x017F;ucht, breitet er oft &#x017F;eine Flügel und &#x017F;einen Schwanz<lb/>
aus, klettert und hüpft im Gezweige, die ver&#x017F;chieden&#x017F;ten anmuthigen Stellungen annehmend, hängt<lb/>
&#x017F;ich auch wohl an den äußer&#x017F;ten Spitzen der Zweige auf. Sein Flug i&#x017F;t wellenförmig, wie der der<lb/>
Spechte, wird aber &#x017F;elten geübt. Die Stimme i&#x017F;t voll, laut, kräftig und klangreich.&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Der Magen i&#x017F;t muskelig, aber außerordentlich klein. Die Nahrung be&#x017F;teht aus Bienen,<lb/>
We&#x017F;pen und andern Netzflüglern, denen er ver&#x017F;chiedene Käfer und Blüthen&#x017F;taub hinzufügt.&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Er i&#x017F;t ein &#x017F;ehr frühzeitiger Brüter: ich fand bereits Ende Septembers ein Ne&#x017F;t mit Jungen.<lb/>
Die&#x017F;es Ne&#x017F;t, welches gewöhnlich in niederen Bü&#x017F;chen erbaut wird, weicht &#x017F;ehr we&#x017F;entlich von dem<lb/>
aller andern Honigfre&#x017F;&#x017F;er ab, welche ich kennen lernte, und zwar wegen des gewählten Stoffes. Es<lb/>
i&#x017F;t das größte und wärm&#x017F;te von allen, gewöhnlich gebildet aus Streifen fa&#x017F;eriger Rinde, untermi&#x017F;cht<lb/>
mit Gras und Spinnweben. Gegen die Höhlung hin i&#x017F;t es nett gewölbt und inwendig mit dem<lb/>
Pelz des Opo&#x017F;&#x017F;um oder des Känguru ausgefüttert. Die Haare werden übrigens zuweilen auch<lb/>
durch andere haarartige Sto&#x017F;&#x017F;e er&#x017F;etzt, &#x017F;o z. B. durch die großen Wedel&#x017F;trünke der Baumfarren oder<lb/>
durch Gras und feine Zweige. Die Eier, zwei oder drei an Zahl, &#x017F;ind auf zartflei&#x017F;chfarbigem<lb/>
Grunde &#x017F;ehr lebhaft, aber &#x017F;pärlich mit &#x017F;ehr lebhaften, ka&#x017F;tanienbraunen, kleinen rundlichen Tüpfeln<lb/>
gefleckt.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Die <hi rendition="#g">Blumenzüngler</hi> <hi rendition="#aq">(Melichaera)</hi> kennzeichnen &#x017F;ich durch kräftigen Bau, &#x017F;tarken, wenig<lb/>
gebogenen Schnabel, verhältnißmäßig kurze Füße, kurze, &#x017F;tark abgerundete Flügel und einen langen,<lb/>
keilförmig zuge&#x017F;pitzten Schwanz.</p><lb/>
          <p>Der <hi rendition="#g">Blumenzüngler</hi> <hi rendition="#aq">(Melichaera mellivora)</hi> i&#x017F;t auf der Ober&#x017F;eite dunkelbraungrau, jede<lb/>
Feder in der Mitte weiß ge&#x017F;treift; die Kehle und Bru&#x017F;tfedern &#x017F;ind braun, an der Spitze weiß; die<lb/>
Unter&#x017F;eite i&#x017F;t lichter, weil die weißen Schaftflecken breiter und &#x017F;ichtbar &#x017F;ind; die Vorder&#x017F;chwingen &#x017F;ind<lb/>
an der Jnnenfahne ka&#x017F;tanienbraun, übrigens braun mit weißer Spitze. Die Steuerfedern &#x017F;ind<lb/>
braun, an der Spitze weiß. Das Auge i&#x017F;t grau, der Schnabel &#x017F;chwarz, der Fuß braun. Die<lb/>
Länge beträgt ungefähr 11, die Fittiglänge 4¼, die Schwanzlänge 5&#x2159; Zoll.</p><lb/>
          <p>Der Blumenzüngler i&#x017F;t ein Bewohner von Tasmanien, Neu&#x017F;üdwales und Südau&#x017F;tralien und<lb/>
findet &#x017F;ich in allen Theilen die&#x017F;er Gegenden da, wo es Bank&#x017F;ien gibt. Hier gehört er zu den zahl-<lb/>
reich&#x017F;ten Arten &#x017F;einer Familie. Er &#x017F;cheut &#x017F;ich nicht vor dem Treiben des Men&#x017F;chen, kommt vielmehr<lb/>
ohne Furcht bis in die Städte herein. So &#x017F;ah ihn <hi rendition="#g">Gould</hi> im botani&#x017F;chen Garten zu Sidney; ja,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[18/0030] Die Späher. Klettervögel. Pinſelzüngler. Eine zweite Sippe zeichnet ſich durch beſonders entwickelte Ohrbüſchel aus, und die betreffenden Vögel haben deshalb geradezu den Namen Ohrbüſchler (Ptilotis) erhalten. Sie ſind geſtreckt gebaut, kurzflügelig und langſchwänzig; der Schnabel iſt kurz, ziemlich ſtark und auf der Firſte ſeicht gebogen; die Füße ſind mittellang. Eine der hübſcheſten Arten dieſer zahlreichen Gruppe iſt der gelbkehlige Ohrbüſchler (Pti- lotis flavigula). Die Oberſeite, die Flügel und der Schwanz ſind gelblicholivengrün, die Untertheile dunkelgrau, ſilbern ſchimmernd, der Bauch und die Seiten verwaſchen olivenfarbig; der Oberkopf iſt dunkelgrau, die Kehle ſchön guttagelb; die Ohrbüſchel ſind gelb geſpitzt; die Jnnenfahnen der Schwingen ſind dunkelbraun. Das Auge iſt holzbraun, der Schnabel ſchwarz, der Fuß bleifarbig, der Schlund und die Zunge ſind ſchön orangegelb. Die Länge beträgt 8, die Fittiglänge 4½, die Schwanzlänge 4¼ Zoll. Das Weibchen iſt kleiner, dem Männchen aber gleich gefärbt und gezeichnet. „Dieſer ſchöne und augenfällige Ohrbüſchler“, ſagt Gould, „iſt häufig in allen bewaldeten Schluchten um Hobart-Town und über ganz Tasmanien verbreitet, kommt aber auch in Viktoria- land vor. Seine Färbung ähnelt dem Gelaube ſo, daß es ſchwer hält, ihn zu entdecken. Er iſt zierlich von Geſtalt und angenehm in ſeinem Auſtande, munter in allen Bewegungen, lebhaft, ja außerordentlich ſchnell. Wenn er ſeine Nahrung ſucht, breitet er oft ſeine Flügel und ſeinen Schwanz aus, klettert und hüpft im Gezweige, die verſchiedenſten anmuthigen Stellungen annehmend, hängt ſich auch wohl an den äußerſten Spitzen der Zweige auf. Sein Flug iſt wellenförmig, wie der der Spechte, wird aber ſelten geübt. Die Stimme iſt voll, laut, kräftig und klangreich.“ „Der Magen iſt muskelig, aber außerordentlich klein. Die Nahrung beſteht aus Bienen, Weſpen und andern Netzflüglern, denen er verſchiedene Käfer und Blüthenſtaub hinzufügt.“ „Er iſt ein ſehr frühzeitiger Brüter: ich fand bereits Ende Septembers ein Neſt mit Jungen. Dieſes Neſt, welches gewöhnlich in niederen Büſchen erbaut wird, weicht ſehr weſentlich von dem aller andern Honigfreſſer ab, welche ich kennen lernte, und zwar wegen des gewählten Stoffes. Es iſt das größte und wärmſte von allen, gewöhnlich gebildet aus Streifen faſeriger Rinde, untermiſcht mit Gras und Spinnweben. Gegen die Höhlung hin iſt es nett gewölbt und inwendig mit dem Pelz des Opoſſum oder des Känguru ausgefüttert. Die Haare werden übrigens zuweilen auch durch andere haarartige Stoſſe erſetzt, ſo z. B. durch die großen Wedelſtrünke der Baumfarren oder durch Gras und feine Zweige. Die Eier, zwei oder drei an Zahl, ſind auf zartfleiſchfarbigem Grunde ſehr lebhaft, aber ſpärlich mit ſehr lebhaften, kaſtanienbraunen, kleinen rundlichen Tüpfeln gefleckt. Die Blumenzüngler (Melichaera) kennzeichnen ſich durch kräftigen Bau, ſtarken, wenig gebogenen Schnabel, verhältnißmäßig kurze Füße, kurze, ſtark abgerundete Flügel und einen langen, keilförmig zugeſpitzten Schwanz. Der Blumenzüngler (Melichaera mellivora) iſt auf der Oberſeite dunkelbraungrau, jede Feder in der Mitte weiß geſtreift; die Kehle und Bruſtfedern ſind braun, an der Spitze weiß; die Unterſeite iſt lichter, weil die weißen Schaftflecken breiter und ſichtbar ſind; die Vorderſchwingen ſind an der Jnnenfahne kaſtanienbraun, übrigens braun mit weißer Spitze. Die Steuerfedern ſind braun, an der Spitze weiß. Das Auge iſt grau, der Schnabel ſchwarz, der Fuß braun. Die Länge beträgt ungefähr 11, die Fittiglänge 4¼, die Schwanzlänge 5⅙ Zoll. Der Blumenzüngler iſt ein Bewohner von Tasmanien, Neuſüdwales und Südauſtralien und findet ſich in allen Theilen dieſer Gegenden da, wo es Bankſien gibt. Hier gehört er zu den zahl- reichſten Arten ſeiner Familie. Er ſcheut ſich nicht vor dem Treiben des Menſchen, kommt vielmehr ohne Furcht bis in die Städte herein. So ſah ihn Gould im botaniſchen Garten zu Sidney; ja,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/30
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/30>, abgerufen am 21.11.2024.