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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Lachtaube.
wieder plötzlich auf, ruckst, "lacht", springt von einem Beine auf das andere oder mit beiden gleich-
zeitig vom Aste empor, bläst die Kehle auf u. s. w., und die Taube bemüht sich, ihm möglichst gefällig
zu sein. Das Nest ist ein ebenso liederlicher Bau, wie bei den verwandten Arten. Die Eier und
Jungen werden warm geliebt und zärtlich behandelt.

Jm Sudahn bekümmert sich der Mensch wenig um die Tauben, und Niemand fängt sie. Es
muß aber sehr leicht sein, sich ihrer zu bemächtigen; denn ich erhielt an der abissinischen Küste so viele,
als ich eben wollte. Wie der Fang geschieht, vermag ich übrigens nicht zu sagen. Die Lachtaube
gewöhnt sich ohne Umstände an einen engen Käfig und pflanzt sich hier noch leichter fort als die
Turteltaube. "Ein Paar Lachtauben", erzählt König Warthausen, "suchte in meinem Gesell-
schaftsbauer einen der Natur möglichst entsprechenden Nistplatz und baute fein stets wieder benutztes
Nest auf einem Tannenbusche. Ein anderes hingegen heckt immer an der Erde, obgleich es nicht hier
geboren ist, während gerade jene durch ihren früheren Aufenthalt genöthigt waren, am Boden zu
brüten. Auch im Zimmer tragen sie die Eierschalen möglichst weit vom Neste weg. Ein Paar hat
die Gewohnheit, bei jeder Brut, sobald das zweite Ei gelegt ist, das erste Ei aus dem Neste zu werfen
und unter den Rand desselben zu scharren. Sonderbar sieht es aus, wenn oft beide Alte zugleich auf
dem einen Jungen sitzen. Das Männchen löst das Weibchen morgens zehn Uhr und nachmittags
zwischen zwei und drei auf einige Zeit vom Brüten ab. Jn meinem Gesellschaftsbauer finden sich
fast immer einige ledige Tauben; allein keine will sich mit einem schon seit drei Jahren zu diesem
Zwecke gehaltenen Turteltauber verbinden. Jm Gegensatz hierzu vereinigten sich vor längerer Zeit
in Ludwigsburg eine männliche Lachtaube mit einem Rebhuhn. Dieses legte auch wirklich Eier,
allein sie waren unbefruchtet, wenigstens wurden, trotz eifriger Bebrütung, keine Jungen ausgebracht."

Fürer beobachtete an seinen Gefangenen, daß die Taube das erste Ei abends zwischen sechs
und sieben Uhr legt, am folgenden Tage ruht, am dritten nachmittags zwischen zwei und drei Uhr
das zweite Ei legt und dann mit dem Brüten beginnt. Zuweilen brütet der Tauber mit der Taube
zugleich. Vierzehn Tage nach dem Legen kommen die Jungen aus. Sie sind mit wenigen weiß-
lichen Dunen bekleidet; schon am dritten Tage aber brechen die ersten Kielen hervor, und öffnen sich
die Augen. Nach acht Tagen erhalten die Jungen bereits harte Sämereien; am sechszehnten oder
achtzehnten Tage sind sie flügg; nach vier Wochen fressen sie allein; in der siebenten oder achten
Woche beginnt die Mauser.

"Wie sehr die Lachtauben für die Krankheiten ihrer Genossen empfindlich sind", bemerkt König
Warthausen
, "fand ich an den meinigen bestätigt; denn als ich einst heftigen Katarrh hatte,
husteten und niesten sie fortwährend. Ein andermal, als ich von der Nesselsucht befallen wurde,
bekamen auch sie einen Hautausschlag."

"Die Redensart, sanft wie die Tauben, findet auf sie nicht immer Anwendung. Namentlich ein
Tauber zeigte sich gegen andere im Zimmer umherlaufende Vögel sehr unverträglich und eifersüchtig.
Auf ein Rebhuhn hatte er es vorzugsweise abgesehen, dieses verfolgte er fortwährend und mißhandelte
es thätlich, sobald es sich dem Neste oder dem Futtertroge nahete."

Bei guter Pflege dauern die Lachtauben viele Jahre im Käfig aus. Fürer hat einen Tauber
siebenzehn Jahre lang gehabt und ihn auch dann nur durch einen unglücklichen Zufall verloren.



Neben den verschiedenen Turtel- und Lachtauben lebt in Mittelafrika ein äußerst niedliches Mit-
glied derselben Gruppe, welches ich Zwergtaube nennen will (Chalcopeleia afra). Die Sippe der
Metallfleckentauben, welche Reichenbach auf sie begründet hat, kennzeichnet sich hauptsächlich durch
den kurzen, abgerundeten Schwanz, den hochläufigen Fuß und eine eigenthümlich metallische Färbung
der Oberarmschwingen. Das Zwergtäubchen ist auf der Oberseite erdbraun, mit ölfarbenem Schimmer,

Lachtaube.
wieder plötzlich auf, ruckſt, „lacht“, ſpringt von einem Beine auf das andere oder mit beiden gleich-
zeitig vom Aſte empor, bläſt die Kehle auf u. ſ. w., und die Taube bemüht ſich, ihm möglichſt gefällig
zu ſein. Das Neſt iſt ein ebenſo liederlicher Bau, wie bei den verwandten Arten. Die Eier und
Jungen werden warm geliebt und zärtlich behandelt.

Jm Sudahn bekümmert ſich der Menſch wenig um die Tauben, und Niemand fängt ſie. Es
muß aber ſehr leicht ſein, ſich ihrer zu bemächtigen; denn ich erhielt an der abiſſiniſchen Küſte ſo viele,
als ich eben wollte. Wie der Fang geſchieht, vermag ich übrigens nicht zu ſagen. Die Lachtaube
gewöhnt ſich ohne Umſtände an einen engen Käfig und pflanzt ſich hier noch leichter fort als die
Turteltaube. „Ein Paar Lachtauben“, erzählt König Warthauſen, „ſuchte in meinem Geſell-
ſchaftsbauer einen der Natur möglichſt entſprechenden Niſtplatz und baute fein ſtets wieder benutztes
Neſt auf einem Tannenbuſche. Ein anderes hingegen heckt immer an der Erde, obgleich es nicht hier
geboren iſt, während gerade jene durch ihren früheren Aufenthalt genöthigt waren, am Boden zu
brüten. Auch im Zimmer tragen ſie die Eierſchalen möglichſt weit vom Neſte weg. Ein Paar hat
die Gewohnheit, bei jeder Brut, ſobald das zweite Ei gelegt iſt, das erſte Ei aus dem Neſte zu werfen
und unter den Rand deſſelben zu ſcharren. Sonderbar ſieht es aus, wenn oft beide Alte zugleich auf
dem einen Jungen ſitzen. Das Männchen löſt das Weibchen morgens zehn Uhr und nachmittags
zwiſchen zwei und drei auf einige Zeit vom Brüten ab. Jn meinem Geſellſchaftsbauer finden ſich
faſt immer einige ledige Tauben; allein keine will ſich mit einem ſchon ſeit drei Jahren zu dieſem
Zwecke gehaltenen Turteltauber verbinden. Jm Gegenſatz hierzu vereinigten ſich vor längerer Zeit
in Ludwigsburg eine männliche Lachtaube mit einem Rebhuhn. Dieſes legte auch wirklich Eier,
allein ſie waren unbefruchtet, wenigſtens wurden, trotz eifriger Bebrütung, keine Jungen ausgebracht.“

Fürer beobachtete an ſeinen Gefangenen, daß die Taube das erſte Ei abends zwiſchen ſechs
und ſieben Uhr legt, am folgenden Tage ruht, am dritten nachmittags zwiſchen zwei und drei Uhr
das zweite Ei legt und dann mit dem Brüten beginnt. Zuweilen brütet der Tauber mit der Taube
zugleich. Vierzehn Tage nach dem Legen kommen die Jungen aus. Sie ſind mit wenigen weiß-
lichen Dunen bekleidet; ſchon am dritten Tage aber brechen die erſten Kielen hervor, und öffnen ſich
die Augen. Nach acht Tagen erhalten die Jungen bereits harte Sämereien; am ſechszehnten oder
achtzehnten Tage ſind ſie flügg; nach vier Wochen freſſen ſie allein; in der ſiebenten oder achten
Woche beginnt die Mauſer.

„Wie ſehr die Lachtauben für die Krankheiten ihrer Genoſſen empfindlich ſind“, bemerkt König
Warthauſen
, „fand ich an den meinigen beſtätigt; denn als ich einſt heftigen Katarrh hatte,
huſteten und nieſten ſie fortwährend. Ein andermal, als ich von der Neſſelſucht befallen wurde,
bekamen auch ſie einen Hautausſchlag.“

„Die Redensart, ſanft wie die Tauben, findet auf ſie nicht immer Anwendung. Namentlich ein
Tauber zeigte ſich gegen andere im Zimmer umherlaufende Vögel ſehr unverträglich und eiferſüchtig.
Auf ein Rebhuhn hatte er es vorzugsweiſe abgeſehen, dieſes verfolgte er fortwährend und mißhandelte
es thätlich, ſobald es ſich dem Neſte oder dem Futtertroge nahete.“

Bei guter Pflege dauern die Lachtauben viele Jahre im Käfig aus. Fürer hat einen Tauber
ſiebenzehn Jahre lang gehabt und ihn auch dann nur durch einen unglücklichen Zufall verloren.



Neben den verſchiedenen Turtel- und Lachtauben lebt in Mittelafrika ein äußerſt niedliches Mit-
glied derſelben Gruppe, welches ich Zwergtaube nennen will (Chalcopeleia afra). Die Sippe der
Metallfleckentauben, welche Reichenbach auf ſie begründet hat, kennzeichnet ſich hauptſächlich durch
den kurzen, abgerundeten Schwanz, den hochläufigen Fuß und eine eigenthümlich metalliſche Färbung
der Oberarmſchwingen. Das Zwergtäubchen iſt auf der Oberſeite erdbraun, mit ölfarbenem Schimmer,

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[283/0305] Lachtaube. wieder plötzlich auf, ruckſt, „lacht“, ſpringt von einem Beine auf das andere oder mit beiden gleich- zeitig vom Aſte empor, bläſt die Kehle auf u. ſ. w., und die Taube bemüht ſich, ihm möglichſt gefällig zu ſein. Das Neſt iſt ein ebenſo liederlicher Bau, wie bei den verwandten Arten. Die Eier und Jungen werden warm geliebt und zärtlich behandelt. Jm Sudahn bekümmert ſich der Menſch wenig um die Tauben, und Niemand fängt ſie. Es muß aber ſehr leicht ſein, ſich ihrer zu bemächtigen; denn ich erhielt an der abiſſiniſchen Küſte ſo viele, als ich eben wollte. Wie der Fang geſchieht, vermag ich übrigens nicht zu ſagen. Die Lachtaube gewöhnt ſich ohne Umſtände an einen engen Käfig und pflanzt ſich hier noch leichter fort als die Turteltaube. „Ein Paar Lachtauben“, erzählt König Warthauſen, „ſuchte in meinem Geſell- ſchaftsbauer einen der Natur möglichſt entſprechenden Niſtplatz und baute fein ſtets wieder benutztes Neſt auf einem Tannenbuſche. Ein anderes hingegen heckt immer an der Erde, obgleich es nicht hier geboren iſt, während gerade jene durch ihren früheren Aufenthalt genöthigt waren, am Boden zu brüten. Auch im Zimmer tragen ſie die Eierſchalen möglichſt weit vom Neſte weg. Ein Paar hat die Gewohnheit, bei jeder Brut, ſobald das zweite Ei gelegt iſt, das erſte Ei aus dem Neſte zu werfen und unter den Rand deſſelben zu ſcharren. Sonderbar ſieht es aus, wenn oft beide Alte zugleich auf dem einen Jungen ſitzen. Das Männchen löſt das Weibchen morgens zehn Uhr und nachmittags zwiſchen zwei und drei auf einige Zeit vom Brüten ab. Jn meinem Geſellſchaftsbauer finden ſich faſt immer einige ledige Tauben; allein keine will ſich mit einem ſchon ſeit drei Jahren zu dieſem Zwecke gehaltenen Turteltauber verbinden. Jm Gegenſatz hierzu vereinigten ſich vor längerer Zeit in Ludwigsburg eine männliche Lachtaube mit einem Rebhuhn. Dieſes legte auch wirklich Eier, allein ſie waren unbefruchtet, wenigſtens wurden, trotz eifriger Bebrütung, keine Jungen ausgebracht.“ Fürer beobachtete an ſeinen Gefangenen, daß die Taube das erſte Ei abends zwiſchen ſechs und ſieben Uhr legt, am folgenden Tage ruht, am dritten nachmittags zwiſchen zwei und drei Uhr das zweite Ei legt und dann mit dem Brüten beginnt. Zuweilen brütet der Tauber mit der Taube zugleich. Vierzehn Tage nach dem Legen kommen die Jungen aus. Sie ſind mit wenigen weiß- lichen Dunen bekleidet; ſchon am dritten Tage aber brechen die erſten Kielen hervor, und öffnen ſich die Augen. Nach acht Tagen erhalten die Jungen bereits harte Sämereien; am ſechszehnten oder achtzehnten Tage ſind ſie flügg; nach vier Wochen freſſen ſie allein; in der ſiebenten oder achten Woche beginnt die Mauſer. „Wie ſehr die Lachtauben für die Krankheiten ihrer Genoſſen empfindlich ſind“, bemerkt König Warthauſen, „fand ich an den meinigen beſtätigt; denn als ich einſt heftigen Katarrh hatte, huſteten und nieſten ſie fortwährend. Ein andermal, als ich von der Neſſelſucht befallen wurde, bekamen auch ſie einen Hautausſchlag.“ „Die Redensart, ſanft wie die Tauben, findet auf ſie nicht immer Anwendung. Namentlich ein Tauber zeigte ſich gegen andere im Zimmer umherlaufende Vögel ſehr unverträglich und eiferſüchtig. Auf ein Rebhuhn hatte er es vorzugsweiſe abgeſehen, dieſes verfolgte er fortwährend und mißhandelte es thätlich, ſobald es ſich dem Neſte oder dem Futtertroge nahete.“ Bei guter Pflege dauern die Lachtauben viele Jahre im Käfig aus. Fürer hat einen Tauber ſiebenzehn Jahre lang gehabt und ihn auch dann nur durch einen unglücklichen Zufall verloren. Neben den verſchiedenen Turtel- und Lachtauben lebt in Mittelafrika ein äußerſt niedliches Mit- glied derſelben Gruppe, welches ich Zwergtaube nennen will (Chalcopeleia afra). Die Sippe der Metallfleckentauben, welche Reichenbach auf ſie begründet hat, kennzeichnet ſich hauptſächlich durch den kurzen, abgerundeten Schwanz, den hochläufigen Fuß und eine eigenthümlich metalliſche Färbung der Oberarmſchwingen. Das Zwergtäubchen iſt auf der Oberſeite erdbraun, mit ölfarbenem Schimmer,

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/305>, abgerufen am 18.12.2024.