den Kragen auf, erhebt den Stoß oder den Schwanz etwas mehr als gewöhnlich, läßt sich auch wohl herbei, einige tanzartige Bewegungen auszuführen, und kräht oder pfeift in einer Weise, daß er jedes Ohr beleidigt. Dies aber ist Alles. Sofort nach geschehener Begattung bekümmert er sich nicht mehr um die Hennen, welche er überhaupt weniger sucht, als sie ihn, sondern streift nach Belieben im Walde umher, gesellt sich vielleicht auch zu anderen Hähnen, kämpft anfänglich noch ein wenig mit dem einen oder dem andern, lebt jedoch, wenn die männliche Gesellschaft anwächst, mit den Theil- nehmern derselben in Frieden. Die Henne sucht sich ein stilles Plätzchen, scharrt hier eine Bertiefung aus, belegt sie nachlässig mit Genist und Blätterwerk und beginnt zu brüten, sowie sie ihre sechs bis zehn, vielleicht auch zwölf Eier gelegt hat. Die Jungen sind den Küchlein anderer Scharrvögel ähnlich gezeichnet, ziemlich behend und gewandt, wachsen rasch heran, lernen in der zweiten Woche ihres Lebens flattern, bäumen in der dritten und sind nach Ablauf von zwei bis drei Monaten erwachsen, bleiben jedoch bis gegen den Herbst hin unter der Obhut der Alten.
Die Fasanen sind mehr Gefahren ausgesetzt als andere Hühner gleicher Größe, aus dem ein- fachen Grunde, weil sie an Verstand den meisten übrigen Scharrvögeln nachstehen. Naturereignisse, langdauernder Regen z. B., Ueberschwemmungen u. dergl., verblüffen sie zuweilen so, daß sie sich den Elementen willenlos preisgeben. Auch den Raubthieren fallen viele zum Opfer, und zumal die Küchlein werden arg mitgenommen. Der Mensch verfolgt sie ihres köstlichen Wildprets halber allerorten.
Als Verbindungsglieder zwischen den Wildhühnern und den eigentlichen Fasanen sehe ich die Fasanenhühner(Euploeamus) an. Jhr Leib ist gestreckt, der Hals kurz, der Kopf klein, der Flügel kurz, der aus sechszehn Federn gebildete Schwanz mittellang, der Schnabel ziemlich schwach, der Fuß mittelhoch und beim Männchen bespornt; die Federn des Oberhalses und des Bürzels sind kaum verlängert und verschmälert, erstere aber mehr oder weniger zerschlissen; die Schwanzfedern ordnen sich dachförmig, ihre mittleren biegen sich gleichzeitig nach unten und außen; die Federn des Kopfes verlängern sich regelmäßig zu einem zierlichen Busche; die Wangen sind nackt und mit einer weichen sammtigen Haut bekleidet, welche während der Paarungszeit so anschwillt, daß sie jederseits eine Art Kamm und kurze Lappen bildet; die Färbung des Gefieders zeichnet sich weniger durch schimmernde Pracht als durch ansprechende Vertheilung der Farben aus. Weibchen und Junge sind regelmäßig von den erwachsenen Männchen verschieden.
Die Gruppe verbreitet sich von der Südseite des Himalaya an von Ost- bis Südchina und For- mosa, nach Süden hin bis Sumatra und Borneo.
Unter den hierher gehörigen Fasanen, welche man neuerdings wieder in mehrere Gruppen getrennt hat, gebührt, meiner Ansicht nach, dem Prälat(Euplocamus-Diardigallus-praelatus) die Krone. Der Scheitel und ein schmales Band, welches das nackte rothe Wangenfeld umsäumt, sind schwarz, der Hals, die Vorderbrust und der Oberrücken schön aschgrau, die Federn des Mittelrückens lebhaft gelb, die des Bürzels schwarz, aber breit scharlachroth gesäumt, die der Flügel grau, dunkler gesäumt, gewellt und gestrichelt, die des Schwanzes schwarzgrün glänzend, die der Brust dunkel- schwarz, mit grünlichem Schimmer. Der Federbusch besteht aus zwölf bis zwanzig an der Wurzel fahnenlosen, an der Spitze lanzetförmig bebarteten Federn. Die Größenverhältnisse kenne ich nicht.
Bis in die neueste Zeit galt der Prälat als einer der seltensten aller Fasanen: man kannte ein einziges, ausgestopftes Männchen. Gegenwärtig leben mehrere Paare dieser prachtvollen Art im Thier- garten zu London und im Akklimatisationsgarten zu Paris. Durch Schomburgk, welcher in den letzten Jahren seines Lebens britischer Gesandter in Siam war, erfuhren wir zuerst mit Sicherheit das Vaterland des Vogels; die Ausdehnung des Verbreitungskreises aber ist uns freilich noch heutigen Tages unbekannt. Schomburgk kaufte ein Männchen des Prälaten, welcher in Siam
Die Läufer. Scharrvögel. Faſanen.
den Kragen auf, erhebt den Stoß oder den Schwanz etwas mehr als gewöhnlich, läßt ſich auch wohl herbei, einige tanzartige Bewegungen auszuführen, und kräht oder pfeift in einer Weiſe, daß er jedes Ohr beleidigt. Dies aber iſt Alles. Sofort nach geſchehener Begattung bekümmert er ſich nicht mehr um die Hennen, welche er überhaupt weniger ſucht, als ſie ihn, ſondern ſtreift nach Belieben im Walde umher, geſellt ſich vielleicht auch zu anderen Hähnen, kämpft anfänglich noch ein wenig mit dem einen oder dem andern, lebt jedoch, wenn die männliche Geſellſchaft anwächſt, mit den Theil- nehmern derſelben in Frieden. Die Henne ſucht ſich ein ſtilles Plätzchen, ſcharrt hier eine Bertiefung aus, belegt ſie nachläſſig mit Geniſt und Blätterwerk und beginnt zu brüten, ſowie ſie ihre ſechs bis zehn, vielleicht auch zwölf Eier gelegt hat. Die Jungen ſind den Küchlein anderer Scharrvögel ähnlich gezeichnet, ziemlich behend und gewandt, wachſen raſch heran, lernen in der zweiten Woche ihres Lebens flattern, bäumen in der dritten und ſind nach Ablauf von zwei bis drei Monaten erwachſen, bleiben jedoch bis gegen den Herbſt hin unter der Obhut der Alten.
Die Faſanen ſind mehr Gefahren ausgeſetzt als andere Hühner gleicher Größe, aus dem ein- fachen Grunde, weil ſie an Verſtand den meiſten übrigen Scharrvögeln nachſtehen. Naturereigniſſe, langdauernder Regen z. B., Ueberſchwemmungen u. dergl., verblüffen ſie zuweilen ſo, daß ſie ſich den Elementen willenlos preisgeben. Auch den Raubthieren fallen viele zum Opfer, und zumal die Küchlein werden arg mitgenommen. Der Menſch verfolgt ſie ihres köſtlichen Wildprets halber allerorten.
Als Verbindungsglieder zwiſchen den Wildhühnern und den eigentlichen Faſanen ſehe ich die Faſanenhühner(Euploeamus) an. Jhr Leib iſt geſtreckt, der Hals kurz, der Kopf klein, der Flügel kurz, der aus ſechszehn Federn gebildete Schwanz mittellang, der Schnabel ziemlich ſchwach, der Fuß mittelhoch und beim Männchen beſpornt; die Federn des Oberhalſes und des Bürzels ſind kaum verlängert und verſchmälert, erſtere aber mehr oder weniger zerſchliſſen; die Schwanzfedern ordnen ſich dachförmig, ihre mittleren biegen ſich gleichzeitig nach unten und außen; die Federn des Kopfes verlängern ſich regelmäßig zu einem zierlichen Buſche; die Wangen ſind nackt und mit einer weichen ſammtigen Haut bekleidet, welche während der Paarungszeit ſo anſchwillt, daß ſie jederſeits eine Art Kamm und kurze Lappen bildet; die Färbung des Gefieders zeichnet ſich weniger durch ſchimmernde Pracht als durch anſprechende Vertheilung der Farben aus. Weibchen und Junge ſind regelmäßig von den erwachſenen Männchen verſchieden.
Die Gruppe verbreitet ſich von der Südſeite des Himalaya an von Oſt- bis Südchina und For- moſa, nach Süden hin bis Sumatra und Borneo.
Unter den hierher gehörigen Faſanen, welche man neuerdings wieder in mehrere Gruppen getrennt hat, gebührt, meiner Anſicht nach, dem Prälat(Euplocamus-Diardigallus-praelatus) die Krone. Der Scheitel und ein ſchmales Band, welches das nackte rothe Wangenfeld umſäumt, ſind ſchwarz, der Hals, die Vorderbruſt und der Oberrücken ſchön aſchgrau, die Federn des Mittelrückens lebhaft gelb, die des Bürzels ſchwarz, aber breit ſcharlachroth geſäumt, die der Flügel grau, dunkler geſäumt, gewellt und geſtrichelt, die des Schwanzes ſchwarzgrün glänzend, die der Bruſt dunkel- ſchwarz, mit grünlichem Schimmer. Der Federbuſch beſteht aus zwölf bis zwanzig an der Wurzel fahnenloſen, an der Spitze lanzetförmig bebarteten Federn. Die Größenverhältniſſe kenne ich nicht.
Bis in die neueſte Zeit galt der Prälat als einer der ſeltenſten aller Faſanen: man kannte ein einziges, ausgeſtopftes Männchen. Gegenwärtig leben mehrere Paare dieſer prachtvollen Art im Thier- garten zu London und im Akklimatiſationsgarten zu Paris. Durch Schomburgk, welcher in den letzten Jahren ſeines Lebens britiſcher Geſandter in Siam war, erfuhren wir zuerſt mit Sicherheit das Vaterland des Vogels; die Ausdehnung des Verbreitungskreiſes aber iſt uns freilich noch heutigen Tages unbekannt. Schomburgk kaufte ein Männchen des Prälaten, welcher in Siam
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[450/0478]
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den Kragen auf, erhebt den Stoß oder den Schwanz etwas mehr als gewöhnlich, läßt ſich auch wohl
herbei, einige tanzartige Bewegungen auszuführen, und kräht oder pfeift in einer Weiſe, daß er jedes
Ohr beleidigt. Dies aber iſt Alles. Sofort nach geſchehener Begattung bekümmert er ſich nicht
mehr um die Hennen, welche er überhaupt weniger ſucht, als ſie ihn, ſondern ſtreift nach Belieben
im Walde umher, geſellt ſich vielleicht auch zu anderen Hähnen, kämpft anfänglich noch ein wenig
mit dem einen oder dem andern, lebt jedoch, wenn die männliche Geſellſchaft anwächſt, mit den Theil-
nehmern derſelben in Frieden. Die Henne ſucht ſich ein ſtilles Plätzchen, ſcharrt hier eine Bertiefung
aus, belegt ſie nachläſſig mit Geniſt und Blätterwerk und beginnt zu brüten, ſowie ſie ihre ſechs bis
zehn, vielleicht auch zwölf Eier gelegt hat. Die Jungen ſind den Küchlein anderer Scharrvögel
ähnlich gezeichnet, ziemlich behend und gewandt, wachſen raſch heran, lernen in der zweiten Woche
ihres Lebens flattern, bäumen in der dritten und ſind nach Ablauf von zwei bis drei Monaten
erwachſen, bleiben jedoch bis gegen den Herbſt hin unter der Obhut der Alten.
Die Faſanen ſind mehr Gefahren ausgeſetzt als andere Hühner gleicher Größe, aus dem ein-
fachen Grunde, weil ſie an Verſtand den meiſten übrigen Scharrvögeln nachſtehen. Naturereigniſſe,
langdauernder Regen z. B., Ueberſchwemmungen u. dergl., verblüffen ſie zuweilen ſo, daß ſie ſich den
Elementen willenlos preisgeben. Auch den Raubthieren fallen viele zum Opfer, und zumal die
Küchlein werden arg mitgenommen. Der Menſch verfolgt ſie ihres köſtlichen Wildprets halber
allerorten.
Als Verbindungsglieder zwiſchen den Wildhühnern und den eigentlichen Faſanen ſehe ich die
Faſanenhühner (Euploeamus) an. Jhr Leib iſt geſtreckt, der Hals kurz, der Kopf klein, der
Flügel kurz, der aus ſechszehn Federn gebildete Schwanz mittellang, der Schnabel ziemlich ſchwach,
der Fuß mittelhoch und beim Männchen beſpornt; die Federn des Oberhalſes und des Bürzels ſind
kaum verlängert und verſchmälert, erſtere aber mehr oder weniger zerſchliſſen; die Schwanzfedern
ordnen ſich dachförmig, ihre mittleren biegen ſich gleichzeitig nach unten und außen; die Federn des
Kopfes verlängern ſich regelmäßig zu einem zierlichen Buſche; die Wangen ſind nackt und mit einer
weichen ſammtigen Haut bekleidet, welche während der Paarungszeit ſo anſchwillt, daß ſie jederſeits
eine Art Kamm und kurze Lappen bildet; die Färbung des Gefieders zeichnet ſich weniger durch
ſchimmernde Pracht als durch anſprechende Vertheilung der Farben aus. Weibchen und Junge ſind
regelmäßig von den erwachſenen Männchen verſchieden.
Die Gruppe verbreitet ſich von der Südſeite des Himalaya an von Oſt- bis Südchina und For-
moſa, nach Süden hin bis Sumatra und Borneo.
Unter den hierher gehörigen Faſanen, welche man neuerdings wieder in mehrere Gruppen
getrennt hat, gebührt, meiner Anſicht nach, dem Prälat (Euplocamus-Diardigallus-praelatus) die
Krone. Der Scheitel und ein ſchmales Band, welches das nackte rothe Wangenfeld umſäumt, ſind
ſchwarz, der Hals, die Vorderbruſt und der Oberrücken ſchön aſchgrau, die Federn des Mittelrückens
lebhaft gelb, die des Bürzels ſchwarz, aber breit ſcharlachroth geſäumt, die der Flügel grau, dunkler
geſäumt, gewellt und geſtrichelt, die des Schwanzes ſchwarzgrün glänzend, die der Bruſt dunkel-
ſchwarz, mit grünlichem Schimmer. Der Federbuſch beſteht aus zwölf bis zwanzig an der Wurzel
fahnenloſen, an der Spitze lanzetförmig bebarteten Federn. Die Größenverhältniſſe kenne ich nicht.
Bis in die neueſte Zeit galt der Prälat als einer der ſeltenſten aller Faſanen: man kannte ein
einziges, ausgeſtopftes Männchen. Gegenwärtig leben mehrere Paare dieſer prachtvollen Art im Thier-
garten zu London und im Akklimatiſationsgarten zu Paris. Durch Schomburgk, welcher in den
letzten Jahren ſeines Lebens britiſcher Geſandter in Siam war, erfuhren wir zuerſt mit Sicherheit
das Vaterland des Vogels; die Ausdehnung des Verbreitungskreiſes aber iſt uns freilich noch
heutigen Tages unbekannt. Schomburgk kaufte ein Männchen des Prälaten, welcher in Siam
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/478>, abgerufen am 22.11.2024.
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