Der von altersher bekannte Pfau, welcher wohl mit Recht als ein Verwandter der Fasanen angesehen wird, ist neuerdings zum Vertreter einer Unterfamilie erhoben worden; man hat aber geglaubt, in derselben Abtheilung auch andere Fasanenvögel, welche sich sehr wesentlich von ihm und allen übrigen uns bekannt gewordenen Arten unterscheiden, vereinigen zu können und so eine Gruppe gebildet, zu deren Kennzeichnung man weiter Nichts angeben kann, als daß das Gefieder Augenflecke zeigt. Jch glaube nicht, daß die Verwandtschaft der so vereinigten Vögel eine natürliche genannt werden kann, halte es im Gegentheil für richtiger, die Argusfasanen und Spiegel- pfauen von den Pfauen zu trennen. Erstere sehe ich hauptsächlich deshalb als Verwandte an, weil bei ihnen die Oberarmschwingen in auffallender Weise verlängert sind.
Jm Jahre 1780 kamen die ersten Bälge eines prachtvollen Vogels, von dessen Dasein man bereits einige Kunde erlangt hatte, nach Europa und erregten hier allgemeine Bewunderung. Wenig später gab Marsden einen kurzen Bericht über die Lebensweise. Seitdem sind viele Bälge des Argusfasans nach Europa geschickt worden, und sie werden noch heutigen Tages ebenso bewundert als früher; aber leider hat es bis jetzt noch keinem Europäer gelingen wollen, das Freileben der Vögel kennen zu lernen, und ebensowenig, Gefangene an ein ihnen so zusagendes Futter zu gewöhnen, daß sie die weite Reise von ihrem Vaterlande bis zu uns ausgehalten hätten. Die stolzen Geschöpfe gehören zu den unbekanntesten, welche es gibt.
"Der Knau oder berühmte Argusfasan", sagt Marsden (1785), "ist ein Vogel von ungewöhnlicher Schönheit und vielleicht der schönste unter allen. Es ist außerordentlich schwer, ihn, wenn man ihn in den Wäldern gefangen hat, einige Zeit lebendig zu erhalten. Jch habe nie gesehen, daß man ihn längere Zeit als einen Monat hat erhalten können. Er haßt das Licht von Natur. Wenn er sich an einem dunklen Orte befindet, so ist er munter und läßt zuweilen seine Stimme hören, von welcher sein Name eine Nachahmung ist, und welche mehr kläglich als so scharf lautet wie die des Pfaues. Bei hellem Tage sitzt er ganz unbewegt. Sein Fleisch schmeckt völlig wie das Fleisch des gewöhnlichen Fasans." Raffles sagt, daß der Argus, welcher in der malayischen Dichtung eine große Rolle spielt, in den tiefsten Wäldern Sumatras lebt und gewöhnlich paar- weise gefunden wird. Die Eingebornen behaupten, daß er "Galangan" spiele, d. h. aufgeblasen umhertanze, nach Art der Pfauen. S. Müller erwähnt, daß er die starke Stimme des Vogels zum ersten Male hörte, als er im südlichen Borneo am Sakumbony, sechszig Metres über dem Meere, übernachtete, und daß der Argus bei den Banjerezen, welche Südborneo bewohnen, "Haruwe", bei den Malayen auf Sumatra aber "Kuwan" genannt werde. Jardine und Selby berichten, daß letzterer in der Zeit der Liebe seine ganze Schönheit zeige. Er trägt dann den Schweif auf- recht, die Flügel gespreizt. Die Jungen erhalten ihr Prachtkleid erst nach mehrmaliger Mauser, wie unser Pfau. Die Eingebornen fangen den Argus in Schlingen; es gelang aber selbst in seiner Heimat noch nicht, Gefangene am Leben zu erhalten: sie dauern nur einige Wochen. Doch muß ich noch bemerken, daß Blyth einen Argus erwähnt, welchen er in einer Sammlung lebender Thiere zu Barakpore sah, und daß mir neuerdings ein kundiger Händler erzählte, der Vogel käme lebend gar nicht so selten nach Jndien und halte blos deshalb die Gefangenschaft nicht aus, weil er Kerbthier- fresser sei, trotzdem aber von den unkundigen Fängern ganz wie andere Hühner, also hauptsächlich mit Körnern gefüttert werde.
Vorstehendes enthält alle Angaben über die Lebensweise des Wundervogels, welche kundigen Freunden und mir bekannt waren. Da empfing ich zu meiner größten Freude ein Schreiben des bereits wiederholt genannten, trefflichen Forschers von Rosenberg, welcher siebenundzwanzig Jahre seines Lebens auf den ostasiatischen Jnseln zugebracht hat, mit folgenden Bemerkungen über den Argusfasan.
"Der Knau wurde mir zu Padang an der Westküste von Sumatra von den Eingebornen öfters lebend gebracht und gegen Bezahlung von 11/2 bis 2 Gulden für das Stück überlassen; er muß also
Die Läufer. Scharrvögel. Faſanen.
Der von altersher bekannte Pfau, welcher wohl mit Recht als ein Verwandter der Faſanen angeſehen wird, iſt neuerdings zum Vertreter einer Unterfamilie erhoben worden; man hat aber geglaubt, in derſelben Abtheilung auch andere Faſanenvögel, welche ſich ſehr weſentlich von ihm und allen übrigen uns bekannt gewordenen Arten unterſcheiden, vereinigen zu können und ſo eine Gruppe gebildet, zu deren Kennzeichnung man weiter Nichts angeben kann, als daß das Gefieder Augenflecke zeigt. Jch glaube nicht, daß die Verwandtſchaft der ſo vereinigten Vögel eine natürliche genannt werden kann, halte es im Gegentheil für richtiger, die Argusfaſanen und Spiegel- pfauen von den Pfauen zu trennen. Erſtere ſehe ich hauptſächlich deshalb als Verwandte an, weil bei ihnen die Oberarmſchwingen in auffallender Weiſe verlängert ſind.
Jm Jahre 1780 kamen die erſten Bälge eines prachtvollen Vogels, von deſſen Daſein man bereits einige Kunde erlangt hatte, nach Europa und erregten hier allgemeine Bewunderung. Wenig ſpäter gab Marsden einen kurzen Bericht über die Lebensweiſe. Seitdem ſind viele Bälge des Argusfaſans nach Europa geſchickt worden, und ſie werden noch heutigen Tages ebenſo bewundert als früher; aber leider hat es bis jetzt noch keinem Europäer gelingen wollen, das Freileben der Vögel kennen zu lernen, und ebenſowenig, Gefangene an ein ihnen ſo zuſagendes Futter zu gewöhnen, daß ſie die weite Reiſe von ihrem Vaterlande bis zu uns ausgehalten hätten. Die ſtolzen Geſchöpfe gehören zu den unbekannteſten, welche es gibt.
„Der Knau oder berühmte Argusfaſan“, ſagt Marsden (1785), „iſt ein Vogel von ungewöhnlicher Schönheit und vielleicht der ſchönſte unter allen. Es iſt außerordentlich ſchwer, ihn, wenn man ihn in den Wäldern gefangen hat, einige Zeit lebendig zu erhalten. Jch habe nie geſehen, daß man ihn längere Zeit als einen Monat hat erhalten können. Er haßt das Licht von Natur. Wenn er ſich an einem dunklen Orte befindet, ſo iſt er munter und läßt zuweilen ſeine Stimme hören, von welcher ſein Name eine Nachahmung iſt, und welche mehr kläglich als ſo ſcharf lautet wie die des Pfaues. Bei hellem Tage ſitzt er ganz unbewegt. Sein Fleiſch ſchmeckt völlig wie das Fleiſch des gewöhnlichen Faſans.“ Raffles ſagt, daß der Argus, welcher in der malayiſchen Dichtung eine große Rolle ſpielt, in den tiefſten Wäldern Sumatras lebt und gewöhnlich paar- weiſe gefunden wird. Die Eingebornen behaupten, daß er „Galangan“ ſpiele, d. h. aufgeblaſen umhertanze, nach Art der Pfauen. S. Müller erwähnt, daß er die ſtarke Stimme des Vogels zum erſten Male hörte, als er im ſüdlichen Borneo am Sakumbony, ſechszig Metres über dem Meere, übernachtete, und daß der Argus bei den Banjerezen, welche Südborneo bewohnen, „Haruwe“, bei den Malayen auf Sumatra aber „Kuwan“ genannt werde. Jardine und Selby berichten, daß letzterer in der Zeit der Liebe ſeine ganze Schönheit zeige. Er trägt dann den Schweif auf- recht, die Flügel geſpreizt. Die Jungen erhalten ihr Prachtkleid erſt nach mehrmaliger Mauſer, wie unſer Pfau. Die Eingebornen fangen den Argus in Schlingen; es gelang aber ſelbſt in ſeiner Heimat noch nicht, Gefangene am Leben zu erhalten: ſie dauern nur einige Wochen. Doch muß ich noch bemerken, daß Blyth einen Argus erwähnt, welchen er in einer Sammlung lebender Thiere zu Barakpore ſah, und daß mir neuerdings ein kundiger Händler erzählte, der Vogel käme lebend gar nicht ſo ſelten nach Jndien und halte blos deshalb die Gefangenſchaft nicht aus, weil er Kerbthier- freſſer ſei, trotzdem aber von den unkundigen Fängern ganz wie andere Hühner, alſo hauptſächlich mit Körnern gefüttert werde.
Vorſtehendes enthält alle Angaben über die Lebensweiſe des Wundervogels, welche kundigen Freunden und mir bekannt waren. Da empfing ich zu meiner größten Freude ein Schreiben des bereits wiederholt genannten, trefflichen Forſchers von Roſenberg, welcher ſiebenundzwanzig Jahre ſeines Lebens auf den oſtaſiatiſchen Jnſeln zugebracht hat, mit folgenden Bemerkungen über den Argusfaſan.
„Der Knau wurde mir zu Padang an der Weſtküſte von Sumatra von den Eingebornen öfters lebend gebracht und gegen Bezahlung von 1½ bis 2 Gulden für das Stück überlaſſen; er muß alſo
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Die Läufer. Scharrvögel. Faſanen.
Der von altersher bekannte Pfau, welcher wohl mit Recht als ein Verwandter der Faſanen
angeſehen wird, iſt neuerdings zum Vertreter einer Unterfamilie erhoben worden; man hat aber
geglaubt, in derſelben Abtheilung auch andere Faſanenvögel, welche ſich ſehr weſentlich von ihm und
allen übrigen uns bekannt gewordenen Arten unterſcheiden, vereinigen zu können und ſo eine
Gruppe gebildet, zu deren Kennzeichnung man weiter Nichts angeben kann, als daß das Gefieder
Augenflecke zeigt. Jch glaube nicht, daß die Verwandtſchaft der ſo vereinigten Vögel eine natürliche
genannt werden kann, halte es im Gegentheil für richtiger, die Argusfaſanen und Spiegel-
pfauen von den Pfauen zu trennen. Erſtere ſehe ich hauptſächlich deshalb als Verwandte an,
weil bei ihnen die Oberarmſchwingen in auffallender Weiſe verlängert ſind.
Jm Jahre 1780 kamen die erſten Bälge eines prachtvollen Vogels, von deſſen Daſein man
bereits einige Kunde erlangt hatte, nach Europa und erregten hier allgemeine Bewunderung. Wenig
ſpäter gab Marsden einen kurzen Bericht über die Lebensweiſe. Seitdem ſind viele Bälge des
Argusfaſans nach Europa geſchickt worden, und ſie werden noch heutigen Tages ebenſo bewundert
als früher; aber leider hat es bis jetzt noch keinem Europäer gelingen wollen, das Freileben der Vögel
kennen zu lernen, und ebenſowenig, Gefangene an ein ihnen ſo zuſagendes Futter zu gewöhnen, daß
ſie die weite Reiſe von ihrem Vaterlande bis zu uns ausgehalten hätten. Die ſtolzen Geſchöpfe
gehören zu den unbekannteſten, welche es gibt.
„Der Knau oder berühmte Argusfaſan“, ſagt Marsden (1785), „iſt ein Vogel von
ungewöhnlicher Schönheit und vielleicht der ſchönſte unter allen. Es iſt außerordentlich ſchwer, ihn,
wenn man ihn in den Wäldern gefangen hat, einige Zeit lebendig zu erhalten. Jch habe nie geſehen,
daß man ihn längere Zeit als einen Monat hat erhalten können. Er haßt das Licht von Natur.
Wenn er ſich an einem dunklen Orte befindet, ſo iſt er munter und läßt zuweilen ſeine Stimme
hören, von welcher ſein Name eine Nachahmung iſt, und welche mehr kläglich als ſo ſcharf lautet
wie die des Pfaues. Bei hellem Tage ſitzt er ganz unbewegt. Sein Fleiſch ſchmeckt völlig wie das
Fleiſch des gewöhnlichen Faſans.“ Raffles ſagt, daß der Argus, welcher in der malayiſchen
Dichtung eine große Rolle ſpielt, in den tiefſten Wäldern Sumatras lebt und gewöhnlich paar-
weiſe gefunden wird. Die Eingebornen behaupten, daß er „Galangan“ ſpiele, d. h. aufgeblaſen
umhertanze, nach Art der Pfauen. S. Müller erwähnt, daß er die ſtarke Stimme des Vogels zum
erſten Male hörte, als er im ſüdlichen Borneo am Sakumbony, ſechszig Metres über dem Meere,
übernachtete, und daß der Argus bei den Banjerezen, welche Südborneo bewohnen, „Haruwe“, bei
den Malayen auf Sumatra aber „Kuwan“ genannt werde. Jardine und Selby berichten, daß
letzterer in der Zeit der Liebe ſeine ganze Schönheit zeige. Er trägt dann den Schweif auf-
recht, die Flügel geſpreizt. Die Jungen erhalten ihr Prachtkleid erſt nach mehrmaliger Mauſer, wie
unſer Pfau. Die Eingebornen fangen den Argus in Schlingen; es gelang aber ſelbſt in ſeiner
Heimat noch nicht, Gefangene am Leben zu erhalten: ſie dauern nur einige Wochen. Doch muß
ich noch bemerken, daß Blyth einen Argus erwähnt, welchen er in einer Sammlung lebender Thiere
zu Barakpore ſah, und daß mir neuerdings ein kundiger Händler erzählte, der Vogel käme lebend gar
nicht ſo ſelten nach Jndien und halte blos deshalb die Gefangenſchaft nicht aus, weil er Kerbthier-
freſſer ſei, trotzdem aber von den unkundigen Fängern ganz wie andere Hühner, alſo hauptſächlich mit
Körnern gefüttert werde.
Vorſtehendes enthält alle Angaben über die Lebensweiſe des Wundervogels, welche kundigen
Freunden und mir bekannt waren. Da empfing ich zu meiner größten Freude ein Schreiben des
bereits wiederholt genannten, trefflichen Forſchers von Roſenberg, welcher ſiebenundzwanzig Jahre
ſeines Lebens auf den oſtaſiatiſchen Jnſeln zugebracht hat, mit folgenden Bemerkungen über den
Argusfaſan.
„Der Knau wurde mir zu Padang an der Weſtküſte von Sumatra von den Eingebornen öfters
lebend gebracht und gegen Bezahlung von 1½ bis 2 Gulden für das Stück überlaſſen; er muß alſo
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/496>, abgerufen am 22.11.2024.
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