das Freileben der Perlhühner sagen kann, sich auf diese Art bezieht. Die steifen Federn, welche die Oberhalskrause bilden, sind sammtschwarz, die Halsfedern auf braungrauem Grunde fein licht- aschgrau gewellt, die der Oberseite auf bräunlichdunkelgrauem Grunde mit kleinen rundlichen Perlflecken besetzt, welche auf den Oberflügeldeckfedern deutlicher werden und auf der Außenfahne der Schulterfedern in länglichrunde Flecken, auf den größten Oberflügeldeckfedern aber in breite, hier und da unterbrochene weiße Streifen übergehen; die Färbung der Unterseite hat einen blaugrauen Schimmer, und die Perlflecken sind auf der Brust, den Seiten und an den Unterschwanzdeckfedern groß und schön gerundet; die braungraue Grundfärbung der Armschwingen zeigt auf der Außenfahne deutliche, auf der Jnnenfahne verschwommene lichtgraue oder weißliche Binden; auf den Unterarm- schwingen wird die Perlfleckung deutlicher, verliert sich aber gegen den lichtblaugrauen, fein dunkel- und hellbraungrau gewässerten Rand der Außenfahnen fast gänzlich, sodaß hier ein blaugrauer Spiegelstreifen entsteht; die Steuerfedern tragen auf beiden Fahnen deutliche, jedoch nicht vollständig runde Perlflecken. Das Auge ist braun, die Wange und der große, breite Wangenlappen lichtblau, die Kehle röthlichfleischfarben, der nackte Oberkopf horngelb, der aus runden Borstenhaaren be- stehende Pinsel auf der Wurzel des Oberschnabels lichtgelb, der Schnabel an der Wurzel röthlich, an der Spitze lichthornfarben, der Fuß dunkelgraubraun.
Zwei Perlhühner, welche in Westafrika leben, sind unter dem Namen Agelastus meleagrides und Phasidus niger zu Vertretern besonderer Sippen erhoben worden, beide Arten aber noch so wenig bekannt, daß ich sie hier wohl übergehen darf.
Alle Perlhühner gehören ursprünglich Afrika an; die bekannteste Art von ihnen aber verwilderte, wie bemerkt, in Mittelamerika und, Hartlaub's Meinung nach, auch auf den Sundainseln, da man unter den von dorther kommenden Vögeln gewöhnlich mehrere Perlhühner findet. Der Verbreitungs- kreis der verschiedenen Arten scheint sich auf gewisse Gegenden zu beschränken. Das Geierperl- huhn bewohnt nur die Küstenländer Südostafrikas und zwar, soviel bis jetzt bekannt, die um den Dschub oder Djuba gelegenen Strecken, deren Küstensaum ungefähr durch die Städte Barawa und Lamu begrenzt werden mag. Das schöne Männchen, welches der hamburger Thiergarten besitzt, stammt aus Barawa oder Brawa unter dem fünften Grade nördlicher Breite; von der Decken sah aber, mündlichen Berichten zufolge, die größte Anzahl der prachtvollen Vögel zwischen dem zweiten und vierten Grade südlicher Breite und zwar vorzugsweise in Niederungen. Als Vaterland des ersten und bis jetzt einzigen Stückes, welches außer dem im hamburger Garten lebenden nach Europa gelangte, wurde zuerst fälschlich Westafrika und später Madagaskar angegeben, weil Layard behauptet hatte, es dort als Hausvogel gesehen zu haben. Die Mittheilung von der Decken's und mehrere Briefe, welche ich von kundigen Europäern auf Sansebar erhielt, stimmen aber so voll- kommen überein, daß man die Layard'sche Angabe als irrthümlich bezeichnen und glauben darf, der gute Mann habe irgend ein anderes Perlhuhn, nur nicht das in Rede stehende gesehen. Das oben beschriebene Schopfperlhuhn gehört derselben Gegend an, scheint aber einen größeren Verbreitungs- kreis zu haben. Auf der Jnsel Sansebar kommt es nicht vor, auf dem gegenüberliegenden Festlande ist es hier und da gemein. Kirk beobachtete es in großen Gesellschaften im Delta des Zambese bei Djubanga, und im Jnnern des Landes, etwa vierzig Meilen östlich von den Victoriafällen und zwar mehr im Walde als andere dort heimische Arten der Familie. Das gemeine Perlhuhn scheint auf den Westen Afrikas beschränkt zu sein: es findet sich in großer Anzahl in der Sierra Leona, in Aschanti, Aguapim und auf den Jnseln des grünen Vorgebirges, sowie verwildert in Westindien. Ob es wirklich auch in Süd- und Ostafrika vorkommt, wie einzelne Reisende behauptet haben, steht dahin: vielleicht irre ich nicht, wenn ich annehme, daß es hier mit seinem ostafrikanischen Vertreter, dem Helmperlhuhne, verwechselt worden ist. Dieses scheint sich über einen weiten Länderstrich zu ver- breiten und tritt, wo es heimisch, äußerst zahlreich auf. Kirk fand es am Zambese während der
Helm- und Pinſelperlhuhn.
das Freileben der Perlhühner ſagen kann, ſich auf dieſe Art bezieht. Die ſteifen Federn, welche die Oberhalskrauſe bilden, ſind ſammtſchwarz, die Halsfedern auf braungrauem Grunde fein licht- aſchgrau gewellt, die der Oberſeite auf bräunlichdunkelgrauem Grunde mit kleinen rundlichen Perlflecken beſetzt, welche auf den Oberflügeldeckfedern deutlicher werden und auf der Außenfahne der Schulterfedern in länglichrunde Flecken, auf den größten Oberflügeldeckfedern aber in breite, hier und da unterbrochene weiße Streifen übergehen; die Färbung der Unterſeite hat einen blaugrauen Schimmer, und die Perlflecken ſind auf der Bruſt, den Seiten und an den Unterſchwanzdeckfedern groß und ſchön gerundet; die braungraue Grundfärbung der Armſchwingen zeigt auf der Außenfahne deutliche, auf der Jnnenfahne verſchwommene lichtgraue oder weißliche Binden; auf den Unterarm- ſchwingen wird die Perlfleckung deutlicher, verliert ſich aber gegen den lichtblaugrauen, fein dunkel- und hellbraungrau gewäſſerten Rand der Außenfahnen faſt gänzlich, ſodaß hier ein blaugrauer Spiegelſtreifen entſteht; die Steuerfedern tragen auf beiden Fahnen deutliche, jedoch nicht vollſtändig runde Perlflecken. Das Auge iſt braun, die Wange und der große, breite Wangenlappen lichtblau, die Kehle röthlichfleiſchfarben, der nackte Oberkopf horngelb, der aus runden Borſtenhaaren be- ſtehende Pinſel auf der Wurzel des Oberſchnabels lichtgelb, der Schnabel an der Wurzel röthlich, an der Spitze lichthornfarben, der Fuß dunkelgraubraun.
Zwei Perlhühner, welche in Weſtafrika leben, ſind unter dem Namen Agelastus meleagrides und Phasidus niger zu Vertretern beſonderer Sippen erhoben worden, beide Arten aber noch ſo wenig bekannt, daß ich ſie hier wohl übergehen darf.
Alle Perlhühner gehören urſprünglich Afrika an; die bekannteſte Art von ihnen aber verwilderte, wie bemerkt, in Mittelamerika und, Hartlaub’s Meinung nach, auch auf den Sundainſeln, da man unter den von dorther kommenden Vögeln gewöhnlich mehrere Perlhühner findet. Der Verbreitungs- kreis der verſchiedenen Arten ſcheint ſich auf gewiſſe Gegenden zu beſchränken. Das Geierperl- huhn bewohnt nur die Küſtenländer Südoſtafrikas und zwar, ſoviel bis jetzt bekannt, die um den Dſchub oder Djuba gelegenen Strecken, deren Küſtenſaum ungefähr durch die Städte Barawa und Lamu begrenzt werden mag. Das ſchöne Männchen, welches der hamburger Thiergarten beſitzt, ſtammt aus Barawa oder Brawa unter dem fünften Grade nördlicher Breite; von der Decken ſah aber, mündlichen Berichten zufolge, die größte Anzahl der prachtvollen Vögel zwiſchen dem zweiten und vierten Grade ſüdlicher Breite und zwar vorzugsweiſe in Niederungen. Als Vaterland des erſten und bis jetzt einzigen Stückes, welches außer dem im hamburger Garten lebenden nach Europa gelangte, wurde zuerſt fälſchlich Weſtafrika und ſpäter Madagaskar angegeben, weil Layard behauptet hatte, es dort als Hausvogel geſehen zu haben. Die Mittheilung von der Decken’s und mehrere Briefe, welche ich von kundigen Europäern auf Sanſebar erhielt, ſtimmen aber ſo voll- kommen überein, daß man die Layard’ſche Angabe als irrthümlich bezeichnen und glauben darf, der gute Mann habe irgend ein anderes Perlhuhn, nur nicht das in Rede ſtehende geſehen. Das oben beſchriebene Schopfperlhuhn gehört derſelben Gegend an, ſcheint aber einen größeren Verbreitungs- kreis zu haben. Auf der Jnſel Sanſebar kommt es nicht vor, auf dem gegenüberliegenden Feſtlande iſt es hier und da gemein. Kirk beobachtete es in großen Geſellſchaften im Delta des Zambeſe bei Djubanga, und im Jnnern des Landes, etwa vierzig Meilen öſtlich von den Victoriafällen und zwar mehr im Walde als andere dort heimiſche Arten der Familie. Das gemeine Perlhuhn ſcheint auf den Weſten Afrikas beſchränkt zu ſein: es findet ſich in großer Anzahl in der Sierra Leona, in Aſchanti, Aguapim und auf den Jnſeln des grünen Vorgebirges, ſowie verwildert in Weſtindien. Ob es wirklich auch in Süd- und Oſtafrika vorkommt, wie einzelne Reiſende behauptet haben, ſteht dahin: vielleicht irre ich nicht, wenn ich annehme, daß es hier mit ſeinem oſtafrikaniſchen Vertreter, dem Helmperlhuhne, verwechſelt worden iſt. Dieſes ſcheint ſich über einen weiten Länderſtrich zu ver- breiten und tritt, wo es heimiſch, äußerſt zahlreich auf. Kirk fand es am Zambeſe während der
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[479/0509]
Helm- und Pinſelperlhuhn.
das Freileben der Perlhühner ſagen kann, ſich auf dieſe Art bezieht. Die ſteifen Federn, welche
die Oberhalskrauſe bilden, ſind ſammtſchwarz, die Halsfedern auf braungrauem Grunde fein licht-
aſchgrau gewellt, die der Oberſeite auf bräunlichdunkelgrauem Grunde mit kleinen rundlichen
Perlflecken beſetzt, welche auf den Oberflügeldeckfedern deutlicher werden und auf der Außenfahne der
Schulterfedern in länglichrunde Flecken, auf den größten Oberflügeldeckfedern aber in breite, hier
und da unterbrochene weiße Streifen übergehen; die Färbung der Unterſeite hat einen blaugrauen
Schimmer, und die Perlflecken ſind auf der Bruſt, den Seiten und an den Unterſchwanzdeckfedern
groß und ſchön gerundet; die braungraue Grundfärbung der Armſchwingen zeigt auf der Außenfahne
deutliche, auf der Jnnenfahne verſchwommene lichtgraue oder weißliche Binden; auf den Unterarm-
ſchwingen wird die Perlfleckung deutlicher, verliert ſich aber gegen den lichtblaugrauen, fein dunkel-
und hellbraungrau gewäſſerten Rand der Außenfahnen faſt gänzlich, ſodaß hier ein blaugrauer
Spiegelſtreifen entſteht; die Steuerfedern tragen auf beiden Fahnen deutliche, jedoch nicht vollſtändig
runde Perlflecken. Das Auge iſt braun, die Wange und der große, breite Wangenlappen lichtblau,
die Kehle röthlichfleiſchfarben, der nackte Oberkopf horngelb, der aus runden Borſtenhaaren be-
ſtehende Pinſel auf der Wurzel des Oberſchnabels lichtgelb, der Schnabel an der Wurzel röthlich,
an der Spitze lichthornfarben, der Fuß dunkelgraubraun.
Zwei Perlhühner, welche in Weſtafrika leben, ſind unter dem Namen Agelastus meleagrides
und Phasidus niger zu Vertretern beſonderer Sippen erhoben worden, beide Arten aber noch ſo
wenig bekannt, daß ich ſie hier wohl übergehen darf.
Alle Perlhühner gehören urſprünglich Afrika an; die bekannteſte Art von ihnen aber verwilderte,
wie bemerkt, in Mittelamerika und, Hartlaub’s Meinung nach, auch auf den Sundainſeln, da man
unter den von dorther kommenden Vögeln gewöhnlich mehrere Perlhühner findet. Der Verbreitungs-
kreis der verſchiedenen Arten ſcheint ſich auf gewiſſe Gegenden zu beſchränken. Das Geierperl-
huhn bewohnt nur die Küſtenländer Südoſtafrikas und zwar, ſoviel bis jetzt bekannt, die um den
Dſchub oder Djuba gelegenen Strecken, deren Küſtenſaum ungefähr durch die Städte Barawa und
Lamu begrenzt werden mag. Das ſchöne Männchen, welches der hamburger Thiergarten beſitzt,
ſtammt aus Barawa oder Brawa unter dem fünften Grade nördlicher Breite; von der Decken ſah
aber, mündlichen Berichten zufolge, die größte Anzahl der prachtvollen Vögel zwiſchen dem zweiten
und vierten Grade ſüdlicher Breite und zwar vorzugsweiſe in Niederungen. Als Vaterland des
erſten und bis jetzt einzigen Stückes, welches außer dem im hamburger Garten lebenden nach Europa
gelangte, wurde zuerſt fälſchlich Weſtafrika und ſpäter Madagaskar angegeben, weil Layard
behauptet hatte, es dort als Hausvogel geſehen zu haben. Die Mittheilung von der Decken’s
und mehrere Briefe, welche ich von kundigen Europäern auf Sanſebar erhielt, ſtimmen aber ſo voll-
kommen überein, daß man die Layard’ſche Angabe als irrthümlich bezeichnen und glauben darf, der
gute Mann habe irgend ein anderes Perlhuhn, nur nicht das in Rede ſtehende geſehen. Das oben
beſchriebene Schopfperlhuhn gehört derſelben Gegend an, ſcheint aber einen größeren Verbreitungs-
kreis zu haben. Auf der Jnſel Sanſebar kommt es nicht vor, auf dem gegenüberliegenden Feſtlande
iſt es hier und da gemein. Kirk beobachtete es in großen Geſellſchaften im Delta des Zambeſe bei
Djubanga, und im Jnnern des Landes, etwa vierzig Meilen öſtlich von den Victoriafällen und zwar
mehr im Walde als andere dort heimiſche Arten der Familie. Das gemeine Perlhuhn ſcheint auf
den Weſten Afrikas beſchränkt zu ſein: es findet ſich in großer Anzahl in der Sierra Leona, in
Aſchanti, Aguapim und auf den Jnſeln des grünen Vorgebirges, ſowie verwildert in Weſtindien.
Ob es wirklich auch in Süd- und Oſtafrika vorkommt, wie einzelne Reiſende behauptet haben, ſteht
dahin: vielleicht irre ich nicht, wenn ich annehme, daß es hier mit ſeinem oſtafrikaniſchen Vertreter,
dem Helmperlhuhne, verwechſelt worden iſt. Dieſes ſcheint ſich über einen weiten Länderſtrich zu ver-
breiten und tritt, wo es heimiſch, äußerſt zahlreich auf. Kirk fand es am Zambeſe während der
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/509>, abgerufen am 22.11.2024.
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