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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Maleo. Tauben-Wallnister.

Die Henne gräbt, meist an der Wurzel eines Baumes oder Strauches, nicht selten jedoch auch
auf nacktem Boden, ein Loch von 2 Fuß Durchmesser und 80 bis 90 Zoll (?) Tiefe in die Erde.
Dasselbe läuft mehr oder weniger schief nach unten zu und fällt auf der Seite, auf welcher der Vogel
scharrend die Erde hinter sich wirft, allmählich, übrigens aber steil zur Tiefe ab. Jst der Maleo nun
in die gehörige Tiefe gekommen -- was binnen Kurzem geschehen zu sein pflegt -- so lockert er den
Boden der Grube noch etwas auf und läßt hierauf das Ei in dieses lose Bett fallen. Das Ei sinkt
durch die eigene Schwere in senkrechter Richtung ein und bleibt so stehen; die Henne wirft die Grube
in einer Höhe von 50 bis 60 Zoll mit der ausgegrabenen Erde lose zu und bekümmert sich fortan
nicht mehr um Nest und Ei. Jn zwei Brutlöchern, welche Rosenberg öffnete, zeigte der Wärme-
messer 112° F., während die Luftwärme nur 82° betrug. -- Jedes Brutloch enthält nur ein Ei;
die Zeitigung desselben beansprucht 26 bis 28 Tage. Die Jungen kommen vollständig entwickelt
aus ihrer Erdmulde zum Vorschein und suchen sich vom ersten Tage ihres Lebens an ihre Nahrung selbst.

"Die Maleo's", schließt Wallace, "nehmen sich, wenn sie auf dem Sande dahin laufen, sehr
hübsch aus. Die Farben ihres Gefieders, der behelmte Kopf und der aufgerichtete Schwanz gibt ihnen
ein eigenthümliches Ansehen; der langsame, bedächtige Gang macht sie noch bemerkenswerther. Nähert
man sich ihnen, so laufen sie sehr schnell davon; überrascht man sie, so fliegen sie bis zu den niederen
Zweigen des nächsten Baumes empor. Zwischen den Geschlechtern bemerkt man kaum einen Unter-
schied; doch ist beim Männchen der Höcker etwas größer und das Rosenroth des Gefieders etwas
lebhafter als beim Weibchen. Aber diese Merkmale scheinen keineswegs beständig und auffällig
genug zu sein, um Hahn und Henne zu unterscheiden."

Gefangene Maleo's benehmen sich in ähnlicher Weise wie die früher beschriebenen Verwandten,
sind aber keineswegs besonders anziehend, haben sich auch in den Thiergärten zu London und Amster-
dam, den beiden einzigen, welche sie besitzen, nicht fortgepflanzt.



Ein anderer Wallnister (Leipoa ocellata), welcher auf dem Festlande Neuhollands gefunden
wird, ähnelt gewissen Tauben fast ebensoviel wie den Hühnern und ist deshalb zum Vertreter der
Sippe der Tauben-Wallnister ernannt worden. Sein Leib ist gestreckt, der Flügel breit und
rundlich, in ihm die zweite Schwinge die längste; der Schwanz, welcher aus vierzehn Federn gebildet
wird, lang, breit und stark abgerundet, der Fuß kräftig, aber mäßig hoch, der Schnabel verhältniß-
mäßig klein und gerade.

Das Gefieder ist bräunlichgrau, auf dem Oberkopfe dunkelbraun, oben übrigens aschgrau, auf
Schulter und Flügel reihenartig braun gefleckt, unten ledergelb; Kinn und Mittelbrust sind mit
schmalen lanzetförmigen schwarzen, weißgeschafteten Federn verziert, die Schwingen braun, auf der
Außenfahne mit dunkelbraunen Zickzacklinien gezeichnet, die Steuerfedern schwärzlichbraun, fahlgrau
gesäumt. Das Auge ist bräunlich, der Schnabel schwarz, der Fuß dunkelbraun. Die Länge
beträgt 24, die Fittiglänge 12, die Schwanzlänge 81/2 Zoll.

Gould hat von ihm und mehreren anderen gesammelte Beobachtungen über die Lebensweise
des Tauben-Wallnisters übersichtlich zusammengestellt, wie folgt: "Dieser schöne Vogel gehört zu
den bemerkenswerthesten Neuigkeiten der noch wenig bekannten Gegenden Australiens, da erst die
Erforschung seiner Sitten ihm die rechte Stelle im System anwies. Die nachstehenden Berichte über
feine Lebensweise wurden mir durch Gilbert und Grey gegeben; ich bringe sie deshalb mit deren
eigenen Worten."

"Diesen Morgen", schrieb Gilbert am 28. September 1842, "hatte ich das große Glück, in
das düstere Dickicht einzudringen, in welchem ich schon seit lange nach den Eiern der Tauben-Wall-
nister gesucht hatte. Jch war noch nicht weit vorwärts gekommen, als der mich begleitende Ein-

Maleo. Tauben-Wallniſter.

Die Henne gräbt, meiſt an der Wurzel eines Baumes oder Strauches, nicht ſelten jedoch auch
auf nacktem Boden, ein Loch von 2 Fuß Durchmeſſer und 80 bis 90 Zoll (?) Tiefe in die Erde.
Daſſelbe läuft mehr oder weniger ſchief nach unten zu und fällt auf der Seite, auf welcher der Vogel
ſcharrend die Erde hinter ſich wirft, allmählich, übrigens aber ſteil zur Tiefe ab. Jſt der Maleo nun
in die gehörige Tiefe gekommen — was binnen Kurzem geſchehen zu ſein pflegt — ſo lockert er den
Boden der Grube noch etwas auf und läßt hierauf das Ei in dieſes loſe Bett fallen. Das Ei ſinkt
durch die eigene Schwere in ſenkrechter Richtung ein und bleibt ſo ſtehen; die Henne wirft die Grube
in einer Höhe von 50 bis 60 Zoll mit der ausgegrabenen Erde loſe zu und bekümmert ſich fortan
nicht mehr um Neſt und Ei. Jn zwei Brutlöchern, welche Roſenberg öffnete, zeigte der Wärme-
meſſer 112° F., während die Luftwärme nur 82° betrug. — Jedes Brutloch enthält nur ein Ei;
die Zeitigung deſſelben beanſprucht 26 bis 28 Tage. Die Jungen kommen vollſtändig entwickelt
aus ihrer Erdmulde zum Vorſchein und ſuchen ſich vom erſten Tage ihres Lebens an ihre Nahrung ſelbſt.

„Die Maleo’s“, ſchließt Wallace, „nehmen ſich, wenn ſie auf dem Sande dahin laufen, ſehr
hübſch aus. Die Farben ihres Gefieders, der behelmte Kopf und der aufgerichtete Schwanz gibt ihnen
ein eigenthümliches Anſehen; der langſame, bedächtige Gang macht ſie noch bemerkenswerther. Nähert
man ſich ihnen, ſo laufen ſie ſehr ſchnell davon; überraſcht man ſie, ſo fliegen ſie bis zu den niederen
Zweigen des nächſten Baumes empor. Zwiſchen den Geſchlechtern bemerkt man kaum einen Unter-
ſchied; doch iſt beim Männchen der Höcker etwas größer und das Roſenroth des Gefieders etwas
lebhafter als beim Weibchen. Aber dieſe Merkmale ſcheinen keineswegs beſtändig und auffällig
genug zu ſein, um Hahn und Henne zu unterſcheiden.“

Gefangene Maleo’s benehmen ſich in ähnlicher Weiſe wie die früher beſchriebenen Verwandten,
ſind aber keineswegs beſonders anziehend, haben ſich auch in den Thiergärten zu London und Amſter-
dam, den beiden einzigen, welche ſie beſitzen, nicht fortgepflanzt.



Ein anderer Wallniſter (Leipoa ocellata), welcher auf dem Feſtlande Neuhollands gefunden
wird, ähnelt gewiſſen Tauben faſt ebenſoviel wie den Hühnern und iſt deshalb zum Vertreter der
Sippe der Tauben-Wallniſter ernannt worden. Sein Leib iſt geſtreckt, der Flügel breit und
rundlich, in ihm die zweite Schwinge die längſte; der Schwanz, welcher aus vierzehn Federn gebildet
wird, lang, breit und ſtark abgerundet, der Fuß kräftig, aber mäßig hoch, der Schnabel verhältniß-
mäßig klein und gerade.

Das Gefieder iſt bräunlichgrau, auf dem Oberkopfe dunkelbraun, oben übrigens aſchgrau, auf
Schulter und Flügel reihenartig braun gefleckt, unten ledergelb; Kinn und Mittelbruſt ſind mit
ſchmalen lanzetförmigen ſchwarzen, weißgeſchafteten Federn verziert, die Schwingen braun, auf der
Außenfahne mit dunkelbraunen Zickzacklinien gezeichnet, die Steuerfedern ſchwärzlichbraun, fahlgrau
geſäumt. Das Auge iſt bräunlich, der Schnabel ſchwarz, der Fuß dunkelbraun. Die Länge
beträgt 24, die Fittiglänge 12, die Schwanzlänge 8½ Zoll.

Gould hat von ihm und mehreren anderen geſammelte Beobachtungen über die Lebensweiſe
des Tauben-Wallniſters überſichtlich zuſammengeſtellt, wie folgt: „Dieſer ſchöne Vogel gehört zu
den bemerkenswertheſten Neuigkeiten der noch wenig bekannten Gegenden Auſtraliens, da erſt die
Erforſchung ſeiner Sitten ihm die rechte Stelle im Syſtem anwies. Die nachſtehenden Berichte über
feine Lebensweiſe wurden mir durch Gilbert und Grey gegeben; ich bringe ſie deshalb mit deren
eigenen Worten.“

„Dieſen Morgen“, ſchrieb Gilbert am 28. September 1842, „hatte ich das große Glück, in
das düſtere Dickicht einzudringen, in welchem ich ſchon ſeit lange nach den Eiern der Tauben-Wall-
niſter geſucht hatte. Jch war noch nicht weit vorwärts gekommen, als der mich begleitende Ein-

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[495/0525] Maleo. Tauben-Wallniſter. Die Henne gräbt, meiſt an der Wurzel eines Baumes oder Strauches, nicht ſelten jedoch auch auf nacktem Boden, ein Loch von 2 Fuß Durchmeſſer und 80 bis 90 Zoll (?) Tiefe in die Erde. Daſſelbe läuft mehr oder weniger ſchief nach unten zu und fällt auf der Seite, auf welcher der Vogel ſcharrend die Erde hinter ſich wirft, allmählich, übrigens aber ſteil zur Tiefe ab. Jſt der Maleo nun in die gehörige Tiefe gekommen — was binnen Kurzem geſchehen zu ſein pflegt — ſo lockert er den Boden der Grube noch etwas auf und läßt hierauf das Ei in dieſes loſe Bett fallen. Das Ei ſinkt durch die eigene Schwere in ſenkrechter Richtung ein und bleibt ſo ſtehen; die Henne wirft die Grube in einer Höhe von 50 bis 60 Zoll mit der ausgegrabenen Erde loſe zu und bekümmert ſich fortan nicht mehr um Neſt und Ei. Jn zwei Brutlöchern, welche Roſenberg öffnete, zeigte der Wärme- meſſer 112° F., während die Luftwärme nur 82° betrug. — Jedes Brutloch enthält nur ein Ei; die Zeitigung deſſelben beanſprucht 26 bis 28 Tage. Die Jungen kommen vollſtändig entwickelt aus ihrer Erdmulde zum Vorſchein und ſuchen ſich vom erſten Tage ihres Lebens an ihre Nahrung ſelbſt. „Die Maleo’s“, ſchließt Wallace, „nehmen ſich, wenn ſie auf dem Sande dahin laufen, ſehr hübſch aus. Die Farben ihres Gefieders, der behelmte Kopf und der aufgerichtete Schwanz gibt ihnen ein eigenthümliches Anſehen; der langſame, bedächtige Gang macht ſie noch bemerkenswerther. Nähert man ſich ihnen, ſo laufen ſie ſehr ſchnell davon; überraſcht man ſie, ſo fliegen ſie bis zu den niederen Zweigen des nächſten Baumes empor. Zwiſchen den Geſchlechtern bemerkt man kaum einen Unter- ſchied; doch iſt beim Männchen der Höcker etwas größer und das Roſenroth des Gefieders etwas lebhafter als beim Weibchen. Aber dieſe Merkmale ſcheinen keineswegs beſtändig und auffällig genug zu ſein, um Hahn und Henne zu unterſcheiden.“ Gefangene Maleo’s benehmen ſich in ähnlicher Weiſe wie die früher beſchriebenen Verwandten, ſind aber keineswegs beſonders anziehend, haben ſich auch in den Thiergärten zu London und Amſter- dam, den beiden einzigen, welche ſie beſitzen, nicht fortgepflanzt. Ein anderer Wallniſter (Leipoa ocellata), welcher auf dem Feſtlande Neuhollands gefunden wird, ähnelt gewiſſen Tauben faſt ebenſoviel wie den Hühnern und iſt deshalb zum Vertreter der Sippe der Tauben-Wallniſter ernannt worden. Sein Leib iſt geſtreckt, der Flügel breit und rundlich, in ihm die zweite Schwinge die längſte; der Schwanz, welcher aus vierzehn Federn gebildet wird, lang, breit und ſtark abgerundet, der Fuß kräftig, aber mäßig hoch, der Schnabel verhältniß- mäßig klein und gerade. Das Gefieder iſt bräunlichgrau, auf dem Oberkopfe dunkelbraun, oben übrigens aſchgrau, auf Schulter und Flügel reihenartig braun gefleckt, unten ledergelb; Kinn und Mittelbruſt ſind mit ſchmalen lanzetförmigen ſchwarzen, weißgeſchafteten Federn verziert, die Schwingen braun, auf der Außenfahne mit dunkelbraunen Zickzacklinien gezeichnet, die Steuerfedern ſchwärzlichbraun, fahlgrau geſäumt. Das Auge iſt bräunlich, der Schnabel ſchwarz, der Fuß dunkelbraun. Die Länge beträgt 24, die Fittiglänge 12, die Schwanzlänge 8½ Zoll. Gould hat von ihm und mehreren anderen geſammelte Beobachtungen über die Lebensweiſe des Tauben-Wallniſters überſichtlich zuſammengeſtellt, wie folgt: „Dieſer ſchöne Vogel gehört zu den bemerkenswertheſten Neuigkeiten der noch wenig bekannten Gegenden Auſtraliens, da erſt die Erforſchung ſeiner Sitten ihm die rechte Stelle im Syſtem anwies. Die nachſtehenden Berichte über feine Lebensweiſe wurden mir durch Gilbert und Grey gegeben; ich bringe ſie deshalb mit deren eigenen Worten.“ „Dieſen Morgen“, ſchrieb Gilbert am 28. September 1842, „hatte ich das große Glück, in das düſtere Dickicht einzudringen, in welchem ich ſchon ſeit lange nach den Eiern der Tauben-Wall- niſter geſucht hatte. Jch war noch nicht weit vorwärts gekommen, als der mich begleitende Ein-

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/525>, abgerufen am 22.11.2024.