vervollständigt diesen ersten Bericht noch etwas, sieht aber das von ihm und Pigafetta beobachtete Großfußhuhn als einen Meervogel an. Er erzählt, daß die Eier desselben, welche an Größe Gänse- eiern gleich kommen, in sandigen Gegenden in ein von ihm ausgescharrtes Loch gelegt und mit Sand bedeckt werden. Dies geschehe im März, April und Mai, zur Zeit, wenn das Meer am ruhigsten ist, die Wogen das Ufer nicht übersteigen und die Eier nicht ersäufen. Die Matrosen suchen gierig die Nester längs dem Strande des Meeres und wissen, daß da, wo die Erde umgearbeitet ist, Eier verborgen wurden. Es blieb Gould vorbehalten, Genaueres mitzutheilen, da er das Glück hatte, treffliche Berichte von zwei ausgezeichneten Forschern zu erhalten, und diese veröffentlichte.
Das Vorkommen eines Hurbel-Wallnisters in Australien, meint er, konnte nicht überraschen, da Neuguinea und die anliegenden Jnseln bekannterweise von diesem merkwürdigen Vogel bewohnt werden. Er hielt aber den australischen Vogel für eine schon früher von Temminck beschriebene Art, und erst genaue Vergleiche der in den Museen von Paris und Leyden aufgestellten Bälge der letzteren überzeugten ihn, daß er es mit einer noch unbeschriebenen Art zu thun habe. Der Groß- fuß, wie wir den Vogel der Kürze wegen nennen wollen (Megapodius tumulus) ist etwa ebenso- groß wie ein weiblicher Fasan. Die Federn des Kopfes sind dunkelrothbraun, die des Rückens und der Flügel zimmtbraun, die Ober- und Unterschwanzdeckfedern dunkelkastanienbraun, die Schwingen- und Schwanzfedern schwärzlichbraun, die des Hinterhalses und der ganzen Unterseite grau. Das Auge ist hellröthlichbraun, der Schnabel ein wenig dunkler, der Fuß hochorangenfarbig.
Gilbert und Macgillivray sind es, welche uns durch Gould die Lebensweise des Vogels kennen gelehrt haben. "Bei meiner Ankunft zu Port Essington zogen viele sehr große Erdhaufen meine Aufmerksamkeit auf sich. Es wurde mir gesagt, daß dieselben Grabhügel der Eingebornen seien; letztere hingegen versicherten mich, daß sie der Großfuß zur Bebrütung seiner Eier erbaut habe. Aber diese Angabe klang so auffallend und schien so sehr im Widerspruche zu stehen mit den Gewohn- heiten anderer Vögel, daß Niemand in der Ansiedlung an die Wahrheit derselben glaubte, obwohl auch Niemand soviel Theilnahme zeigte, um die Sache zu prüfen. Dazu kam, daß die Zweifel ver- mehrt wurden durch die Größe der Eier, welche die Eingebornen brachten und als jenen Vögeln angehörig bezeichneten. Da ich jedoch wußte, daß die Eier des Tauben-Wallnisters in ähnlicher Weise gezeitigt werden, beschloß ich, mein Möglichstes zu thun, um über das Thatsächliche klar zu werden, und nachdem ich mir die Hilfe eines gewitzigten Eingebornen verschafft hatte, begab ich mich am 16. November nach Krocker's Bay, einem wenig bekannten Theile von Port Essington, welcher, wie mir gesagt wurde, von solchen Vögeln bewohnt werde." Gilbert erzählt nun ausführlich, wie er ver- schiedene Haufen im Dickicht fand, dieselben untersuchte und schließlich zur Ueberzeugung gelangte, daß die Eingebornen der Wahrheit gemäß berichtet hatten. Etwas später beobachtete Macgillivray den Großfuß auf Nogo in der Endavourstraße. Er war während seines längeren Aufenthaltes so glücklich, Männchen und Weibchen zu erlegen und fand auch mehrere Wälle mit Eiern auf.
"Wenige Vögel", sagt er, "sind so scheu und so schwierig zu erlegen als der Großfuß. Er bewohnt das Gestrüpp, welches die Ufer der Buchten und überhaupt den Küstensaum bedeckt; wenigstens fand ich seine Wälle niemals weiter als hundert Ellen vom Meere entfernt. Wenn er aufgescheucht wird, erhebt er sich selten mit einem Male -- es sei denn, daß er sich eben an der Grenze des Dickichts befunden habe -- rennt vielmehr eine Strecke weit auf dem Boden hin und steht nun erst auf. Der Flug ist schwerfällig, aber nicht von dem Geräusche begleitet, welches die wahren Hühner, wenn sie fliegen, verursachen. Selten fliegt der Hahn weit in einem Zuge dahin, setzt sich vielmehr baldmöglichst auf einen Baum nieder, verweilt hier kauernd mit ausgestrecktem Halse, beobachtet jede Bewegung seines Verfolgers und fliegt weiter, wenn dieser sich naht. Blos die sorgfältigste Berück- sichtigung aller Deckungen macht es dem Jäger möglich, bis auf Schußweite heranzukommen. Um zu beweisen, wie scheu er ist, will ich erwähnen, daß eine Jagdgesellschaft von drei Leuten, welche sich in einem kleinen Dickicht auf Nogo zerstreut hatten, in der Absicht, Großfüße zu schießen, nicht einen einzigen zu sehen bekamen, obgleich sie mehrere von ihnen aufstörten. Zu Port Essington erlegte ich
Die Läufer. Scharrvögel. Großfußhühner.
vervollſtändigt dieſen erſten Bericht noch etwas, ſieht aber das von ihm und Pigafetta beobachtete Großfußhuhn als einen Meervogel an. Er erzählt, daß die Eier deſſelben, welche an Größe Gänſe- eiern gleich kommen, in ſandigen Gegenden in ein von ihm ausgeſcharrtes Loch gelegt und mit Sand bedeckt werden. Dies geſchehe im März, April und Mai, zur Zeit, wenn das Meer am ruhigſten iſt, die Wogen das Ufer nicht überſteigen und die Eier nicht erſäufen. Die Matroſen ſuchen gierig die Neſter längs dem Strande des Meeres und wiſſen, daß da, wo die Erde umgearbeitet iſt, Eier verborgen wurden. Es blieb Gould vorbehalten, Genaueres mitzutheilen, da er das Glück hatte, treffliche Berichte von zwei ausgezeichneten Forſchern zu erhalten, und dieſe veröffentlichte.
Das Vorkommen eines Hurbel-Wallniſters in Auſtralien, meint er, konnte nicht überraſchen, da Neuguinea und die anliegenden Jnſeln bekannterweiſe von dieſem merkwürdigen Vogel bewohnt werden. Er hielt aber den auſtraliſchen Vogel für eine ſchon früher von Temminck beſchriebene Art, und erſt genaue Vergleiche der in den Muſeen von Paris und Leyden aufgeſtellten Bälge der letzteren überzeugten ihn, daß er es mit einer noch unbeſchriebenen Art zu thun habe. Der Groß- fuß, wie wir den Vogel der Kürze wegen nennen wollen (Megapodius tumulus) iſt etwa ebenſo- groß wie ein weiblicher Faſan. Die Federn des Kopfes ſind dunkelrothbraun, die des Rückens und der Flügel zimmtbraun, die Ober- und Unterſchwanzdeckfedern dunkelkaſtanienbraun, die Schwingen- und Schwanzfedern ſchwärzlichbraun, die des Hinterhalſes und der ganzen Unterſeite grau. Das Auge iſt hellröthlichbraun, der Schnabel ein wenig dunkler, der Fuß hochorangenfarbig.
Gilbert und Macgillivray ſind es, welche uns durch Gould die Lebensweiſe des Vogels kennen gelehrt haben. „Bei meiner Ankunft zu Port Eſſington zogen viele ſehr große Erdhaufen meine Aufmerkſamkeit auf ſich. Es wurde mir geſagt, daß dieſelben Grabhügel der Eingebornen ſeien; letztere hingegen verſicherten mich, daß ſie der Großfuß zur Bebrütung ſeiner Eier erbaut habe. Aber dieſe Angabe klang ſo auffallend und ſchien ſo ſehr im Widerſpruche zu ſtehen mit den Gewohn- heiten anderer Vögel, daß Niemand in der Anſiedlung an die Wahrheit derſelben glaubte, obwohl auch Niemand ſoviel Theilnahme zeigte, um die Sache zu prüfen. Dazu kam, daß die Zweifel ver- mehrt wurden durch die Größe der Eier, welche die Eingebornen brachten und als jenen Vögeln angehörig bezeichneten. Da ich jedoch wußte, daß die Eier des Tauben-Wallniſters in ähnlicher Weiſe gezeitigt werden, beſchloß ich, mein Möglichſtes zu thun, um über das Thatſächliche klar zu werden, und nachdem ich mir die Hilfe eines gewitzigten Eingebornen verſchafft hatte, begab ich mich am 16. November nach Krocker’s Bay, einem wenig bekannten Theile von Port Eſſington, welcher, wie mir geſagt wurde, von ſolchen Vögeln bewohnt werde.“ Gilbert erzählt nun ausführlich, wie er ver- ſchiedene Haufen im Dickicht fand, dieſelben unterſuchte und ſchließlich zur Ueberzeugung gelangte, daß die Eingebornen der Wahrheit gemäß berichtet hatten. Etwas ſpäter beobachtete Macgillivray den Großfuß auf Nogo in der Endavourſtraße. Er war während ſeines längeren Aufenthaltes ſo glücklich, Männchen und Weibchen zu erlegen und fand auch mehrere Wälle mit Eiern auf.
„Wenige Vögel“, ſagt er, „ſind ſo ſcheu und ſo ſchwierig zu erlegen als der Großfuß. Er bewohnt das Geſtrüpp, welches die Ufer der Buchten und überhaupt den Küſtenſaum bedeckt; wenigſtens fand ich ſeine Wälle niemals weiter als hundert Ellen vom Meere entfernt. Wenn er aufgeſcheucht wird, erhebt er ſich ſelten mit einem Male — es ſei denn, daß er ſich eben an der Grenze des Dickichts befunden habe — rennt vielmehr eine Strecke weit auf dem Boden hin und ſteht nun erſt auf. Der Flug iſt ſchwerfällig, aber nicht von dem Geräuſche begleitet, welches die wahren Hühner, wenn ſie fliegen, verurſachen. Selten fliegt der Hahn weit in einem Zuge dahin, ſetzt ſich vielmehr baldmöglichſt auf einen Baum nieder, verweilt hier kauernd mit ausgeſtrecktem Halſe, beobachtet jede Bewegung ſeines Verfolgers und fliegt weiter, wenn dieſer ſich naht. Blos die ſorgfältigſte Berück- ſichtigung aller Deckungen macht es dem Jäger möglich, bis auf Schußweite heranzukommen. Um zu beweiſen, wie ſcheu er iſt, will ich erwähnen, daß eine Jagdgeſellſchaft von drei Leuten, welche ſich in einem kleinen Dickicht auf Nogo zerſtreut hatten, in der Abſicht, Großfüße zu ſchießen, nicht einen einzigen zu ſehen bekamen, obgleich ſie mehrere von ihnen aufſtörten. Zu Port Eſſington erlegte ich
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Die Läufer. Scharrvögel. Großfußhühner.
vervollſtändigt dieſen erſten Bericht noch etwas, ſieht aber das von ihm und Pigafetta beobachtete
Großfußhuhn als einen Meervogel an. Er erzählt, daß die Eier deſſelben, welche an Größe Gänſe-
eiern gleich kommen, in ſandigen Gegenden in ein von ihm ausgeſcharrtes Loch gelegt und mit Sand
bedeckt werden. Dies geſchehe im März, April und Mai, zur Zeit, wenn das Meer am ruhigſten
iſt, die Wogen das Ufer nicht überſteigen und die Eier nicht erſäufen. Die Matroſen ſuchen gierig
die Neſter längs dem Strande des Meeres und wiſſen, daß da, wo die Erde umgearbeitet iſt, Eier
verborgen wurden. Es blieb Gould vorbehalten, Genaueres mitzutheilen, da er das Glück hatte,
treffliche Berichte von zwei ausgezeichneten Forſchern zu erhalten, und dieſe veröffentlichte.
Das Vorkommen eines Hurbel-Wallniſters in Auſtralien, meint er, konnte nicht überraſchen, da
Neuguinea und die anliegenden Jnſeln bekannterweiſe von dieſem merkwürdigen Vogel bewohnt
werden. Er hielt aber den auſtraliſchen Vogel für eine ſchon früher von Temminck beſchriebene
Art, und erſt genaue Vergleiche der in den Muſeen von Paris und Leyden aufgeſtellten Bälge der
letzteren überzeugten ihn, daß er es mit einer noch unbeſchriebenen Art zu thun habe. Der Groß-
fuß, wie wir den Vogel der Kürze wegen nennen wollen (Megapodius tumulus) iſt etwa ebenſo-
groß wie ein weiblicher Faſan. Die Federn des Kopfes ſind dunkelrothbraun, die des Rückens und
der Flügel zimmtbraun, die Ober- und Unterſchwanzdeckfedern dunkelkaſtanienbraun, die Schwingen-
und Schwanzfedern ſchwärzlichbraun, die des Hinterhalſes und der ganzen Unterſeite grau. Das
Auge iſt hellröthlichbraun, der Schnabel ein wenig dunkler, der Fuß hochorangenfarbig.
Gilbert und Macgillivray ſind es, welche uns durch Gould die Lebensweiſe des Vogels
kennen gelehrt haben. „Bei meiner Ankunft zu Port Eſſington zogen viele ſehr große Erdhaufen
meine Aufmerkſamkeit auf ſich. Es wurde mir geſagt, daß dieſelben Grabhügel der Eingebornen
ſeien; letztere hingegen verſicherten mich, daß ſie der Großfuß zur Bebrütung ſeiner Eier erbaut habe.
Aber dieſe Angabe klang ſo auffallend und ſchien ſo ſehr im Widerſpruche zu ſtehen mit den Gewohn-
heiten anderer Vögel, daß Niemand in der Anſiedlung an die Wahrheit derſelben glaubte, obwohl
auch Niemand ſoviel Theilnahme zeigte, um die Sache zu prüfen. Dazu kam, daß die Zweifel ver-
mehrt wurden durch die Größe der Eier, welche die Eingebornen brachten und als jenen Vögeln
angehörig bezeichneten. Da ich jedoch wußte, daß die Eier des Tauben-Wallniſters in ähnlicher Weiſe
gezeitigt werden, beſchloß ich, mein Möglichſtes zu thun, um über das Thatſächliche klar zu werden,
und nachdem ich mir die Hilfe eines gewitzigten Eingebornen verſchafft hatte, begab ich mich am
16. November nach Krocker’s Bay, einem wenig bekannten Theile von Port Eſſington, welcher, wie mir
geſagt wurde, von ſolchen Vögeln bewohnt werde.“ Gilbert erzählt nun ausführlich, wie er ver-
ſchiedene Haufen im Dickicht fand, dieſelben unterſuchte und ſchließlich zur Ueberzeugung gelangte,
daß die Eingebornen der Wahrheit gemäß berichtet hatten. Etwas ſpäter beobachtete Macgillivray
den Großfuß auf Nogo in der Endavourſtraße. Er war während ſeines längeren Aufenthaltes ſo
glücklich, Männchen und Weibchen zu erlegen und fand auch mehrere Wälle mit Eiern auf.
„Wenige Vögel“, ſagt er, „ſind ſo ſcheu und ſo ſchwierig zu erlegen als der Großfuß. Er
bewohnt das Geſtrüpp, welches die Ufer der Buchten und überhaupt den Küſtenſaum bedeckt;
wenigſtens fand ich ſeine Wälle niemals weiter als hundert Ellen vom Meere entfernt. Wenn er
aufgeſcheucht wird, erhebt er ſich ſelten mit einem Male — es ſei denn, daß er ſich eben an der Grenze
des Dickichts befunden habe — rennt vielmehr eine Strecke weit auf dem Boden hin und ſteht nun
erſt auf. Der Flug iſt ſchwerfällig, aber nicht von dem Geräuſche begleitet, welches die wahren Hühner,
wenn ſie fliegen, verurſachen. Selten fliegt der Hahn weit in einem Zuge dahin, ſetzt ſich vielmehr
baldmöglichſt auf einen Baum nieder, verweilt hier kauernd mit ausgeſtrecktem Halſe, beobachtet jede
Bewegung ſeines Verfolgers und fliegt weiter, wenn dieſer ſich naht. Blos die ſorgfältigſte Berück-
ſichtigung aller Deckungen macht es dem Jäger möglich, bis auf Schußweite heranzukommen. Um
zu beweiſen, wie ſcheu er iſt, will ich erwähnen, daß eine Jagdgeſellſchaft von drei Leuten, welche ſich
in einem kleinen Dickicht auf Nogo zerſtreut hatten, in der Abſicht, Großfüße zu ſchießen, nicht einen
einzigen zu ſehen bekamen, obgleich ſie mehrere von ihnen aufſtörten. Zu Port Eſſington erlegte ich
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/528>, abgerufen am 22.11.2024.
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