einen allzugroßen Widerstand bieten, hinabzuwürgen und ihren Magen mit ungenießbaren und unver- daulichen Stoffen zu füllen, scheinen also ein Laster zu besitzen, welches man ihnen, streng genommen, nicht zuschreiben darf. Die Nahrung wird abgeweidet, vom Boden aufgenommen oder aus ihm herausgebohrt.
Höchst eigenthümlich ist das Fortpflanzungsgeschäft dieser Vögel. Einige Arten scheinen eine wirkliche Ehe einzugehen, d. h. in Einweibigkeit zu leben; die übrigen aber der Vielweiberei, also nicht der Vielehigkeit zu huldigen; doch bleibt es fraglich, ob die drei bis fünf Hennen, welche einem Hahne folgen und in ein und dasselbe Nest legen, ihrem Eheherrn wirklich so treu anhängen, wie man gewöhnlich annimmt, oder sich auch anderen Männchen, wenigstens zeitweilig beigesellen, bezüglich, sich bald zu diesem, bald zu jenem halten. Eins aber steht fest: bei allen, deren Fortpflanzungs- geschichte man kennt, brütet das Männchen, übernimmt der Vater alle Pflichten, welche sonst von der Mutter gethan werden, zeitigt er die Eier, hudert, führt, leitet, vertheidigt, -- "bemuttert" er die Küchlein, während sich die Erzeugerin wenig oder nicht um sie bekümmert. Als Mann zeigt er sich nur dem Nebenbuhler gegenüber: zu Gunsten seiner Kinder legt er alle Liebe, alle Zärtlichkeit, welche in dem Herzen einer Mutter lebt, an den Tag. Die Schnepfenstrauße, welche eine kleine Familie der Ordnung bilden, sollen von der Regel eine Ausnahme machen; ihr Fortpflanzungs- geschäft ist aber noch viel zu wenig erforscht, als daß wir schon jetzt mit Sicherheit davon reden könnten.
Der Mensch verfolgt alle Kurzflügler ebenso unerbittlich, wie andere Thiere, die einen ihrer Federn, die andern ihres Fleisches wegen. Seit uralter Zeit wird derjenigen Art, welche uns am nächsten lebt, mit jeder Waffe nachgestellt, jedes Mittel gegen sie in Anwendung gebracht. Jhre Größe reizt die Jagdlust. Genau ebenso ergeht es den übrigen Kurzflüglern, welche mit dem Menschen in Berührung kommen: man jagt sie, um zu jagen.
Alle Arten der Ordnung lassen sich zähmen, alle ertragen, bei geeigneter Pflege, eine längere Gefangenschaft, und alle pflanzen sich fort in ihr, wenn auch nur unter günstigen Umständen.
Ausführlicheres braucht hier nicht gesagt zu werden, da die wichtigsten Arten ohnehin aus- führlicher behandelt werden müssen.
Wenn es zulässig ist, Mitglieder zweier verschiedener Klassen des Thierreichs zu vergleichen, darf man den Strauß das Kamel unter den Vögeln nennen. Beide Thiere haben in der That soviel gemeinsame Merkmale, daß ein solcher Vergleich schon von den Alten gemacht worden ist. Dieses wie jener bekunden sich schon äußerlich als echte Kinder der Wüste oder Steppe: sie besitzen einen Bau und Eigenschaften, welche dieser Heimat vollständig entsprechen.
Der Strauß (Struthio Camelus) vertritt die erste Sippe der Familie und kennzeichnet sich durch einen sehr kräftigen Leib, langen, größtentheils nackten Hals, kleinen, platten Kopf, mittellangen, stumpfen, vorn abgerundeten, an der Spitze platten, mit einem Hornnagel bedeckten, geraden Schnabel, dessen Kinnladen biegsam sind und dessen Mundspalte bis unter das Auge reicht, offen stehende, läng- liche, ungefähr in der Mitte des Schnabels sich öffnende Nasenlöcher, große, glänzende Augen, deren oberes Lid Wimpern trägt, unbedeckte, offene, innen mit haarartigen Gebilden besetzte Ohren, hohe, starke, auf dem Schenkel nur mit einigen Borsten bekleidete, übrigens nackte Beine, groß geschuppte Läufe und zweizehige Füße, deren innere Zehe mit einem großen, breiten und stumpfen Nagel bewehrt ist, ziemlich große, zum Fliegen jedoch gänzlich untüchtige, mit doppelten Sporen besetzte Flügel, welche an Stelle der Schwingen, lange, schlaffe, weiche, hängende Federn tragen, einen ziemlich langen Schwanz, welcher aus ähnlichen Federn besteht und ein ziemlich dichtes, aus schlaffen, gekräuselten Federn gebildetes Gefieder, welches auf der Brustmitte eine hornige Schwiele unbekleidet läßt. Beide Geschlechter unterscheiden sich in der Färbung. Beim Männchen sind alle kleinen Federn des Rumpfes
Die Läufer. Kurzflügler. Strauße.
einen allzugroßen Widerſtand bieten, hinabzuwürgen und ihren Magen mit ungenießbaren und unver- daulichen Stoffen zu füllen, ſcheinen alſo ein Laſter zu beſitzen, welches man ihnen, ſtreng genommen, nicht zuſchreiben darf. Die Nahrung wird abgeweidet, vom Boden aufgenommen oder aus ihm herausgebohrt.
Höchſt eigenthümlich iſt das Fortpflanzungsgeſchäft dieſer Vögel. Einige Arten ſcheinen eine wirkliche Ehe einzugehen, d. h. in Einweibigkeit zu leben; die übrigen aber der Vielweiberei, alſo nicht der Vielehigkeit zu huldigen; doch bleibt es fraglich, ob die drei bis fünf Hennen, welche einem Hahne folgen und in ein und daſſelbe Neſt legen, ihrem Eheherrn wirklich ſo treu anhängen, wie man gewöhnlich annimmt, oder ſich auch anderen Männchen, wenigſtens zeitweilig beigeſellen, bezüglich, ſich bald zu dieſem, bald zu jenem halten. Eins aber ſteht feſt: bei allen, deren Fortpflanzungs- geſchichte man kennt, brütet das Männchen, übernimmt der Vater alle Pflichten, welche ſonſt von der Mutter gethan werden, zeitigt er die Eier, hudert, führt, leitet, vertheidigt, — „bemuttert“ er die Küchlein, während ſich die Erzeugerin wenig oder nicht um ſie bekümmert. Als Mann zeigt er ſich nur dem Nebenbuhler gegenüber: zu Gunſten ſeiner Kinder legt er alle Liebe, alle Zärtlichkeit, welche in dem Herzen einer Mutter lebt, an den Tag. Die Schnepfenſtrauße, welche eine kleine Familie der Ordnung bilden, ſollen von der Regel eine Ausnahme machen; ihr Fortpflanzungs- geſchäft iſt aber noch viel zu wenig erforſcht, als daß wir ſchon jetzt mit Sicherheit davon reden könnten.
Der Menſch verfolgt alle Kurzflügler ebenſo unerbittlich, wie andere Thiere, die einen ihrer Federn, die andern ihres Fleiſches wegen. Seit uralter Zeit wird derjenigen Art, welche uns am nächſten lebt, mit jeder Waffe nachgeſtellt, jedes Mittel gegen ſie in Anwendung gebracht. Jhre Größe reizt die Jagdluſt. Genau ebenſo ergeht es den übrigen Kurzflüglern, welche mit dem Menſchen in Berührung kommen: man jagt ſie, um zu jagen.
Alle Arten der Ordnung laſſen ſich zähmen, alle ertragen, bei geeigneter Pflege, eine längere Gefangenſchaft, und alle pflanzen ſich fort in ihr, wenn auch nur unter günſtigen Umſtänden.
Ausführlicheres braucht hier nicht geſagt zu werden, da die wichtigſten Arten ohnehin aus- führlicher behandelt werden müſſen.
Wenn es zuläſſig iſt, Mitglieder zweier verſchiedener Klaſſen des Thierreichs zu vergleichen, darf man den Strauß das Kamel unter den Vögeln nennen. Beide Thiere haben in der That ſoviel gemeinſame Merkmale, daß ein ſolcher Vergleich ſchon von den Alten gemacht worden iſt. Dieſes wie jener bekunden ſich ſchon äußerlich als echte Kinder der Wüſte oder Steppe: ſie beſitzen einen Bau und Eigenſchaften, welche dieſer Heimat vollſtändig entſprechen.
Der Strauß (Struthio Camelus) vertritt die erſte Sippe der Familie und kennzeichnet ſich durch einen ſehr kräftigen Leib, langen, größtentheils nackten Hals, kleinen, platten Kopf, mittellangen, ſtumpfen, vorn abgerundeten, an der Spitze platten, mit einem Hornnagel bedeckten, geraden Schnabel, deſſen Kinnladen biegſam ſind und deſſen Mundſpalte bis unter das Auge reicht, offen ſtehende, läng- liche, ungefähr in der Mitte des Schnabels ſich öffnende Naſenlöcher, große, glänzende Augen, deren oberes Lid Wimpern trägt, unbedeckte, offene, innen mit haarartigen Gebilden beſetzte Ohren, hohe, ſtarke, auf dem Schenkel nur mit einigen Borſten bekleidete, übrigens nackte Beine, groß geſchuppte Läufe und zweizehige Füße, deren innere Zehe mit einem großen, breiten und ſtumpfen Nagel bewehrt iſt, ziemlich große, zum Fliegen jedoch gänzlich untüchtige, mit doppelten Sporen beſetzte Flügel, welche an Stelle der Schwingen, lange, ſchlaffe, weiche, hängende Federn tragen, einen ziemlich langen Schwanz, welcher aus ähnlichen Federn beſteht und ein ziemlich dichtes, aus ſchlaffen, gekräuſelten Federn gebildetes Gefieder, welches auf der Bruſtmitte eine hornige Schwiele unbekleidet läßt. Beide Geſchlechter unterſcheiden ſich in der Färbung. Beim Männchen ſind alle kleinen Federn des Rumpfes
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Die Läufer. Kurzflügler. Strauße.
einen allzugroßen Widerſtand bieten, hinabzuwürgen und ihren Magen mit ungenießbaren und unver-
daulichen Stoffen zu füllen, ſcheinen alſo ein Laſter zu beſitzen, welches man ihnen, ſtreng genommen,
nicht zuſchreiben darf. Die Nahrung wird abgeweidet, vom Boden aufgenommen oder aus ihm
herausgebohrt.
Höchſt eigenthümlich iſt das Fortpflanzungsgeſchäft dieſer Vögel. Einige Arten ſcheinen eine
wirkliche Ehe einzugehen, d. h. in Einweibigkeit zu leben; die übrigen aber der Vielweiberei, alſo
nicht der Vielehigkeit zu huldigen; doch bleibt es fraglich, ob die drei bis fünf Hennen, welche einem
Hahne folgen und in ein und daſſelbe Neſt legen, ihrem Eheherrn wirklich ſo treu anhängen, wie man
gewöhnlich annimmt, oder ſich auch anderen Männchen, wenigſtens zeitweilig beigeſellen, bezüglich,
ſich bald zu dieſem, bald zu jenem halten. Eins aber ſteht feſt: bei allen, deren Fortpflanzungs-
geſchichte man kennt, brütet das Männchen, übernimmt der Vater alle Pflichten, welche ſonſt von der
Mutter gethan werden, zeitigt er die Eier, hudert, führt, leitet, vertheidigt, — „bemuttert“ er die
Küchlein, während ſich die Erzeugerin wenig oder nicht um ſie bekümmert. Als Mann zeigt er ſich
nur dem Nebenbuhler gegenüber: zu Gunſten ſeiner Kinder legt er alle Liebe, alle Zärtlichkeit, welche
in dem Herzen einer Mutter lebt, an den Tag. Die Schnepfenſtrauße, welche eine kleine
Familie der Ordnung bilden, ſollen von der Regel eine Ausnahme machen; ihr Fortpflanzungs-
geſchäft iſt aber noch viel zu wenig erforſcht, als daß wir ſchon jetzt mit Sicherheit davon reden könnten.
Der Menſch verfolgt alle Kurzflügler ebenſo unerbittlich, wie andere Thiere, die einen ihrer
Federn, die andern ihres Fleiſches wegen. Seit uralter Zeit wird derjenigen Art, welche uns am
nächſten lebt, mit jeder Waffe nachgeſtellt, jedes Mittel gegen ſie in Anwendung gebracht. Jhre
Größe reizt die Jagdluſt. Genau ebenſo ergeht es den übrigen Kurzflüglern, welche mit dem
Menſchen in Berührung kommen: man jagt ſie, um zu jagen.
Alle Arten der Ordnung laſſen ſich zähmen, alle ertragen, bei geeigneter Pflege, eine längere
Gefangenſchaft, und alle pflanzen ſich fort in ihr, wenn auch nur unter günſtigen Umſtänden.
Ausführlicheres braucht hier nicht geſagt zu werden, da die wichtigſten Arten ohnehin aus-
führlicher behandelt werden müſſen.
Wenn es zuläſſig iſt, Mitglieder zweier verſchiedener Klaſſen des Thierreichs zu vergleichen,
darf man den Strauß das Kamel unter den Vögeln nennen. Beide Thiere haben in der That ſoviel
gemeinſame Merkmale, daß ein ſolcher Vergleich ſchon von den Alten gemacht worden iſt. Dieſes wie
jener bekunden ſich ſchon äußerlich als echte Kinder der Wüſte oder Steppe: ſie beſitzen einen Bau und
Eigenſchaften, welche dieſer Heimat vollſtändig entſprechen.
Der Strauß (Struthio Camelus) vertritt die erſte Sippe der Familie und kennzeichnet ſich
durch einen ſehr kräftigen Leib, langen, größtentheils nackten Hals, kleinen, platten Kopf, mittellangen,
ſtumpfen, vorn abgerundeten, an der Spitze platten, mit einem Hornnagel bedeckten, geraden Schnabel,
deſſen Kinnladen biegſam ſind und deſſen Mundſpalte bis unter das Auge reicht, offen ſtehende, läng-
liche, ungefähr in der Mitte des Schnabels ſich öffnende Naſenlöcher, große, glänzende Augen, deren
oberes Lid Wimpern trägt, unbedeckte, offene, innen mit haarartigen Gebilden beſetzte Ohren, hohe,
ſtarke, auf dem Schenkel nur mit einigen Borſten bekleidete, übrigens nackte Beine, groß geſchuppte
Läufe und zweizehige Füße, deren innere Zehe mit einem großen, breiten und ſtumpfen Nagel bewehrt
iſt, ziemlich große, zum Fliegen jedoch gänzlich untüchtige, mit doppelten Sporen beſetzte Flügel, welche
an Stelle der Schwingen, lange, ſchlaffe, weiche, hängende Federn tragen, einen ziemlich langen
Schwanz, welcher aus ähnlichen Federn beſteht und ein ziemlich dichtes, aus ſchlaffen, gekräuſelten
Federn gebildetes Gefieder, welches auf der Bruſtmitte eine hornige Schwiele unbekleidet läßt. Beide
Geſchlechter unterſcheiden ſich in der Färbung. Beim Männchen ſind alle kleinen Federn des Rumpfes
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/552>, abgerufen am 22.11.2024.
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