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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Strauß. Randu.
gelenk an nackt, auf der Hacke schwielig warzig; die drei Zehen sind kaum mittellang, am Grunde mit
einer kurzen Spannhaut verbunden, ihre Nägel gerade, stark, seitlich zusammengedrückt, nach vorn
stumpf zugerundet, auf dem Rücken scharfkantig; eigentliche Schwingen und Steuerfedern fehlen;
an der Spitze des Flügels sitzt ein dornenartiger Nagel; Zügel und Augengegend, sowie ein
Ring um die mit Borstenfedern besetzte Ohröffnung, sind unbefiedert und mit runzlicher Haut
bekleidet, Oberkopf, Kehle, Hals, Rumpf und Schenkel dagegen befiedert, die Federn des Kopfes und
Halses klein, schmal und spitz, die des Rumpfes groß, breit, zugerundet, aber weich, sodaß keine
geschlossenen Fahnen gebildet werden; die Augenlider tragen große steife Borstenwimpern. Männchen
und Weibchen unterscheiden sich durch die Größe, aber wenig durch die Färbung ihres Gefieders.

Bis zur Reise Darwin's und d'Orbigny's kannte man nur eine Art dieser Sippe; gegen-
wärtig unterscheidet man deren drei.

Beim Nandu (Rhea americana) sind die Federn des Oberkopfes, Oberhalses, Nackens und der
Vorderbrust, sowie die Zügelborsten schwarz, die der Halsmitte gelb, die der Kehle, Backen und oberen
Halsseiten heller bleigrau, die des Rückens, der Brustseiten und Flügel bräunlich aschgrau und die
der übrigen Untertheile endlich schmuzigweiß. Das Auge ist perlgrau, der nackte Theil des Gesichts
fleischfarben, der Schnabel horngraubraun, der Fuß grau.

Das Weibchen unterscheidet sich hauptsächlich durch die lichtere Färbung der Federn des Nackens
und der Vorderbrust.

Beim männlichen Vogel beträgt die Länge gegen 5, die Breite gegen 8 Fuß. Ein altes
Weibchen, welches der Prinz von Wied untersuchte, maß 52 2/3 Zoll in der Länge, 7 Fuß in
der Breite.

Der Zwergnandu (Rhea Darwinii) ist kleiner und sein Gefieder der Hauptsache nach licht-
bräunlichgrau, lichter schattirt, weil alle Federn an der Spitze eine weißliche Säumung zeigen.

Der langschnäblige Nandu endlich (Rhea macrorhyncha) kennzeichnet sich durch dunkel-
braune, am Unterhalse schwarze, am Oberhalse weißgraue Färbung.

Ueber die Lebensweise des Nandu und seiner Verwandten haben alle Naturforscher berichtet,
welche die Steppengegenden Südamerikas besuchten; erst Böcking aber lieferte eine auf langjährige
Beobachtung gestützte Schilderung, welche wir als eine erschöpfende bezeichnen dürfen, und sie ist es
denn auch, auf welche ich mich im Nachstehenden vorzugsweise beziehen werde.

Der Verbreitungskreis des Nandu dehnt sich über die Steppenländer des südlichen Amerika aus.
Als eigentliche Heimat darf man das Pampasgebiet zwischen dem atlantischen Weltmeere und der
Cordillera, von den Urwaldungen Bolivias, Gran Chacos, Paraguays und Brasiliens an bis nach
Patagonien oder mit einem Worte, die Staaten des Rio de la Plata bezeichnen. Als echter
Steppenvogel vermeidet er sowohl wirkliche Berge wie den eigentlichen Urwald; in den Hügelländern
aber wird er ebenso häufig gefunden wie in der Ebene; auch die lichteren Algarrobenwälder, sowie
die inselartig in dem Grasmeere liegenden Myrthen- und Palmenhaine besucht er sehr gern. Jn
der Pampa oder Steppe gibt es wenige Striche, wo er ganz fehlt; denn da, wo seine Hauptnahrung,
die Gräser, zu finden sind und selbst an den Ufern der durch das ausschlagende Salz weiß
erscheinenden Seen wird er noch angetroffen.

Ein Hahn lebt mit fünf bis sieben, selten mehr oder weniger Hennen in gesonderter Familien-
gruppe, innerhalb des von ihm gewählten und gegen andere seines Geschlechts behaupteten Standes.
Nach der Brutzeit scharen sich aber mehrere solcher Familien zusammen, und dann kann es geschehen,
daß man Herden sieht, welche aus sechszig und mehr Stücken bestehen. So fest das Familienband
ist, so losen Zusammenhang haben diese Zusammenrottungen. Die erste beste Zufälligkeit trennt
die Schwärme, und es schlagen sich dann deren Theile mit dem nächsten weidenden Trupp wieder

Strauß. Randu.
gelenk an nackt, auf der Hacke ſchwielig warzig; die drei Zehen ſind kaum mittellang, am Grunde mit
einer kurzen Spannhaut verbunden, ihre Nägel gerade, ſtark, ſeitlich zuſammengedrückt, nach vorn
ſtumpf zugerundet, auf dem Rücken ſcharfkantig; eigentliche Schwingen und Steuerfedern fehlen;
an der Spitze des Flügels ſitzt ein dornenartiger Nagel; Zügel und Augengegend, ſowie ein
Ring um die mit Borſtenfedern beſetzte Ohröffnung, ſind unbefiedert und mit runzlicher Haut
bekleidet, Oberkopf, Kehle, Hals, Rumpf und Schenkel dagegen befiedert, die Federn des Kopfes und
Halſes klein, ſchmal und ſpitz, die des Rumpfes groß, breit, zugerundet, aber weich, ſodaß keine
geſchloſſenen Fahnen gebildet werden; die Augenlider tragen große ſteife Borſtenwimpern. Männchen
und Weibchen unterſcheiden ſich durch die Größe, aber wenig durch die Färbung ihres Gefieders.

Bis zur Reiſe Darwin’s und d’Orbigny’s kannte man nur eine Art dieſer Sippe; gegen-
wärtig unterſcheidet man deren drei.

Beim Nandu (Rhea americana) ſind die Federn des Oberkopfes, Oberhalſes, Nackens und der
Vorderbruſt, ſowie die Zügelborſten ſchwarz, die der Halsmitte gelb, die der Kehle, Backen und oberen
Halsſeiten heller bleigrau, die des Rückens, der Bruſtſeiten und Flügel bräunlich aſchgrau und die
der übrigen Untertheile endlich ſchmuzigweiß. Das Auge iſt perlgrau, der nackte Theil des Geſichts
fleiſchfarben, der Schnabel horngraubraun, der Fuß grau.

Das Weibchen unterſcheidet ſich hauptſächlich durch die lichtere Färbung der Federn des Nackens
und der Vorderbruſt.

Beim männlichen Vogel beträgt die Länge gegen 5, die Breite gegen 8 Fuß. Ein altes
Weibchen, welches der Prinz von Wied unterſuchte, maß 52⅔ Zoll in der Länge, 7 Fuß in
der Breite.

Der Zwergnandu (Rhea Darwinii) iſt kleiner und ſein Gefieder der Hauptſache nach licht-
bräunlichgrau, lichter ſchattirt, weil alle Federn an der Spitze eine weißliche Säumung zeigen.

Der langſchnäblige Nandu endlich (Rhea macrorhyncha) kennzeichnet ſich durch dunkel-
braune, am Unterhalſe ſchwarze, am Oberhalſe weißgraue Färbung.

Ueber die Lebensweiſe des Nandu und ſeiner Verwandten haben alle Naturforſcher berichtet,
welche die Steppengegenden Südamerikas beſuchten; erſt Böcking aber lieferte eine auf langjährige
Beobachtung geſtützte Schilderung, welche wir als eine erſchöpfende bezeichnen dürfen, und ſie iſt es
denn auch, auf welche ich mich im Nachſtehenden vorzugsweiſe beziehen werde.

Der Verbreitungskreis des Nandu dehnt ſich über die Steppenländer des ſüdlichen Amerika aus.
Als eigentliche Heimat darf man das Pampasgebiet zwiſchen dem atlantiſchen Weltmeere und der
Cordillera, von den Urwaldungen Bolivias, Gran Chacos, Paraguays und Braſiliens an bis nach
Patagonien oder mit einem Worte, die Staaten des Rio de la Plata bezeichnen. Als echter
Steppenvogel vermeidet er ſowohl wirkliche Berge wie den eigentlichen Urwald; in den Hügelländern
aber wird er ebenſo häufig gefunden wie in der Ebene; auch die lichteren Algarrobenwälder, ſowie
die inſelartig in dem Grasmeere liegenden Myrthen- und Palmenhaine beſucht er ſehr gern. Jn
der Pampa oder Steppe gibt es wenige Striche, wo er ganz fehlt; denn da, wo ſeine Hauptnahrung,
die Gräſer, zu finden ſind und ſelbſt an den Ufern der durch das ausſchlagende Salz weiß
erſcheinenden Seen wird er noch angetroffen.

Ein Hahn lebt mit fünf bis ſieben, ſelten mehr oder weniger Hennen in geſonderter Familien-
gruppe, innerhalb des von ihm gewählten und gegen andere ſeines Geſchlechts behaupteten Standes.
Nach der Brutzeit ſcharen ſich aber mehrere ſolcher Familien zuſammen, und dann kann es geſchehen,
daß man Herden ſieht, welche aus ſechszig und mehr Stücken beſtehen. So feſt das Familienband
iſt, ſo loſen Zuſammenhang haben dieſe Zuſammenrottungen. Die erſte beſte Zufälligkeit trennt
die Schwärme, und es ſchlagen ſich dann deren Theile mit dem nächſten weidenden Trupp wieder

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[535/0565] Strauß. Randu. gelenk an nackt, auf der Hacke ſchwielig warzig; die drei Zehen ſind kaum mittellang, am Grunde mit einer kurzen Spannhaut verbunden, ihre Nägel gerade, ſtark, ſeitlich zuſammengedrückt, nach vorn ſtumpf zugerundet, auf dem Rücken ſcharfkantig; eigentliche Schwingen und Steuerfedern fehlen; an der Spitze des Flügels ſitzt ein dornenartiger Nagel; Zügel und Augengegend, ſowie ein Ring um die mit Borſtenfedern beſetzte Ohröffnung, ſind unbefiedert und mit runzlicher Haut bekleidet, Oberkopf, Kehle, Hals, Rumpf und Schenkel dagegen befiedert, die Federn des Kopfes und Halſes klein, ſchmal und ſpitz, die des Rumpfes groß, breit, zugerundet, aber weich, ſodaß keine geſchloſſenen Fahnen gebildet werden; die Augenlider tragen große ſteife Borſtenwimpern. Männchen und Weibchen unterſcheiden ſich durch die Größe, aber wenig durch die Färbung ihres Gefieders. Bis zur Reiſe Darwin’s und d’Orbigny’s kannte man nur eine Art dieſer Sippe; gegen- wärtig unterſcheidet man deren drei. Beim Nandu (Rhea americana) ſind die Federn des Oberkopfes, Oberhalſes, Nackens und der Vorderbruſt, ſowie die Zügelborſten ſchwarz, die der Halsmitte gelb, die der Kehle, Backen und oberen Halsſeiten heller bleigrau, die des Rückens, der Bruſtſeiten und Flügel bräunlich aſchgrau und die der übrigen Untertheile endlich ſchmuzigweiß. Das Auge iſt perlgrau, der nackte Theil des Geſichts fleiſchfarben, der Schnabel horngraubraun, der Fuß grau. Das Weibchen unterſcheidet ſich hauptſächlich durch die lichtere Färbung der Federn des Nackens und der Vorderbruſt. Beim männlichen Vogel beträgt die Länge gegen 5, die Breite gegen 8 Fuß. Ein altes Weibchen, welches der Prinz von Wied unterſuchte, maß 52⅔ Zoll in der Länge, 7 Fuß in der Breite. Der Zwergnandu (Rhea Darwinii) iſt kleiner und ſein Gefieder der Hauptſache nach licht- bräunlichgrau, lichter ſchattirt, weil alle Federn an der Spitze eine weißliche Säumung zeigen. Der langſchnäblige Nandu endlich (Rhea macrorhyncha) kennzeichnet ſich durch dunkel- braune, am Unterhalſe ſchwarze, am Oberhalſe weißgraue Färbung. Ueber die Lebensweiſe des Nandu und ſeiner Verwandten haben alle Naturforſcher berichtet, welche die Steppengegenden Südamerikas beſuchten; erſt Böcking aber lieferte eine auf langjährige Beobachtung geſtützte Schilderung, welche wir als eine erſchöpfende bezeichnen dürfen, und ſie iſt es denn auch, auf welche ich mich im Nachſtehenden vorzugsweiſe beziehen werde. Der Verbreitungskreis des Nandu dehnt ſich über die Steppenländer des ſüdlichen Amerika aus. Als eigentliche Heimat darf man das Pampasgebiet zwiſchen dem atlantiſchen Weltmeere und der Cordillera, von den Urwaldungen Bolivias, Gran Chacos, Paraguays und Braſiliens an bis nach Patagonien oder mit einem Worte, die Staaten des Rio de la Plata bezeichnen. Als echter Steppenvogel vermeidet er ſowohl wirkliche Berge wie den eigentlichen Urwald; in den Hügelländern aber wird er ebenſo häufig gefunden wie in der Ebene; auch die lichteren Algarrobenwälder, ſowie die inſelartig in dem Grasmeere liegenden Myrthen- und Palmenhaine beſucht er ſehr gern. Jn der Pampa oder Steppe gibt es wenige Striche, wo er ganz fehlt; denn da, wo ſeine Hauptnahrung, die Gräſer, zu finden ſind und ſelbſt an den Ufern der durch das ausſchlagende Salz weiß erſcheinenden Seen wird er noch angetroffen. Ein Hahn lebt mit fünf bis ſieben, ſelten mehr oder weniger Hennen in geſonderter Familien- gruppe, innerhalb des von ihm gewählten und gegen andere ſeines Geſchlechts behaupteten Standes. Nach der Brutzeit ſcharen ſich aber mehrere ſolcher Familien zuſammen, und dann kann es geſchehen, daß man Herden ſieht, welche aus ſechszig und mehr Stücken beſtehen. So feſt das Familienband iſt, ſo loſen Zuſammenhang haben dieſe Zuſammenrottungen. Die erſte beſte Zufälligkeit trennt die Schwärme, und es ſchlagen ſich dann deren Theile mit dem nächſten weidenden Trupp wieder

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 535. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/565>, abgerufen am 22.11.2024.