der Verwerthung des erlegten Emu: so dürfen z. B. die jungen Männer und Buben Nichts von seinem Fleische essen.
Ueber die Fortpflanzungsgeschichte des freilebenden Emu wissen wir noch wenig. Gould sagt, daß das Weibchen sechs bis sieben schöne dunkelgrüne, warzig gekörnelte Eier in eine aus- gescharrte Vertiefung des Bodens, am liebsten auf sandiger Stelle legt, und daß beide Gatten des Paares sich beständig zusammenhalten und das Männchen einen regen Antheil am Brüten nimmt. Bennett gibt an, daß das Nest auf einen buschigen Hügel eingegraben werde und regelmäßig eine ungerade Anzahl von Eiern enthalte, entweder neun, elf oder dreizehn Stück. Genaueres haben wir an Gefangenen erfahren. Der Emu pflanzt sich leichter als jeder andere Strauß in der Gefangenschaft fort. Schon das Paar, welches Bennett im londoner Thiergarten (ums Jahr 1830) beobachtete, brütete; seitdem hat man nicht blos in demselben Garten, sondern auch in den meisten übrigen Nachkommenschaft erzielt. Jn Deutschland hat der Emu meines Wissens zuerst im Thiergarten zu Wien und zwar im Jahre 1864 gebrütet, und die dabei von Hartmann gemachten Beobachtungen mögen hier im Auszuge folgen.
Jn Ermangelung eines Winterhauses wurde das Paar im Spätherbst in eine verhältnißmäßig geräumige Abtheilung eines Pferdestalles übergesiedelt und erst im April wieder auf seinen Sommer- platz gebracht. Das Weibchen begann am 24. November 1864 zu legen, fuhr damit sehr unregel- mäßig fort und beendete das Leggeschäft erst am 1. Juni 1865. Während des Winters waren neun Eier erzielt worden; vom April an legte der Vogel regelmäßiger und zwar am 6., 12., 15., 19., 22., 26. und 29. April, am 2., 5., 9., 12., 15., 18., 21., 24., 27., 29. Mai und endlich am 1. Juni. Die ersten Eier waren leichter als die, welche im Frühjahre gelegt wurden; jene wogen zwischen 301/2 und 31 3/8 Loth, diese zwischen 33 und 33 Loth wiener Gewicht. Am 25. Mai wurden dem Männchen, welches sich vor einigen Tagen in eine Ecke des Stalles festgesetzt hatte, die letzten elf Eier untergelegt, drei Tage später acht Eier in eine Brutmaschine gesetzt. Prevost gibt nach seinen Beobachtungen die Bebrütungsdauer zu zweiundsechszig Tagen an; in Wien fand man, daß von denjenigen Eiern, welche in der Maschine ausgebrütet wurden, nach siebenundfunfzig Tagen das erste gepickt worden war, während der Vogel noch fest auf den Eiern saß. Am dreiundsechszigsten Tage der Bebrütung wurden die Eier untersucht, und man fand, daß von sämmtlichen blos drei befruchtet gewesen, in zweien aber der Keim bis zum dritten Theile entwickelt und dann abgestorben war. Das dritte, in welchem sich ein dem Ausschlüpfen nahes Junge befand, legte man in die Brutmaschine, löste es Tags darauf aus der Schale und übergab es nunmehr dem Vater, welcher das erste in der Maschine erbrütete Junge bereits pflegte. Am andern Tage liefen beide Geschwister munter umher; keines von ihnen aber wurde groß gezogen.
Bennett hat die erste Beschreibung des Nestkleides gegeben. Die Grundfärbung des jungen Emu ist ein reines Grauweiß; über den Rücken verlaufen zwei breite, dunkle Längsstreifen; über jede Seite zwei ähnliche, welche durch eine schmale, weiße Linie getrennt werden. Diese Streifen vereinigen sich auf dem Halse und lösen sich auf dem Kopfe in unregelmäßige Flecken auf; zwei andere unterbrochene Streifen schmücken den Vordertheil des Halses und der Brust und enden in einem breiten Bande, welches sich über den Schenkel zieht.
Unter allen Straußenvögeln dürfte sich der Emu am leichtesten bei uns einbürgern, und wenn man sonst wollte, als Parkvogel verwenden lassen. Jn den meisten Thiergärten macht man mehr Umstände mit ihm als er beansprucht. Er verlangt im Winter höchstens einen gegen den Wind geschützten Raum, nicht aber einen warmen Stall, wie man ihm solchen gewöhnlich anweist. Ein männlicher Emu, welchen Gurney in Gefangenschaft hielt, verließ während des ganzen Winters seinen Park nicht und schien sich aus der Kälte wenig zu machen; denn auch wenn es schneite, blieb er ruhig auf dem Boden liegen und ließ sich ohne Kümmerniß einschneien. Es war ein Vergnügen, ihn am Morgen nach einer schneeigen Nacht wieder zu finden, wenn nur sein Kopf und Hals unter dem Schnee hervorsah, der übrige Körper aber so bedeckt war, daß der ganze Vogel wie ein Schneehaufen
Brehm, Thierleben. IV. 35
Emu.
der Verwerthung des erlegten Emu: ſo dürfen z. B. die jungen Männer und Buben Nichts von ſeinem Fleiſche eſſen.
Ueber die Fortpflanzungsgeſchichte des freilebenden Emu wiſſen wir noch wenig. Gould ſagt, daß das Weibchen ſechs bis ſieben ſchöne dunkelgrüne, warzig gekörnelte Eier in eine aus- geſcharrte Vertiefung des Bodens, am liebſten auf ſandiger Stelle legt, und daß beide Gatten des Paares ſich beſtändig zuſammenhalten und das Männchen einen regen Antheil am Brüten nimmt. Bennett gibt an, daß das Neſt auf einen buſchigen Hügel eingegraben werde und regelmäßig eine ungerade Anzahl von Eiern enthalte, entweder neun, elf oder dreizehn Stück. Genaueres haben wir an Gefangenen erfahren. Der Emu pflanzt ſich leichter als jeder andere Strauß in der Gefangenſchaft fort. Schon das Paar, welches Bennett im londoner Thiergarten (ums Jahr 1830) beobachtete, brütete; ſeitdem hat man nicht blos in demſelben Garten, ſondern auch in den meiſten übrigen Nachkommenſchaft erzielt. Jn Deutſchland hat der Emu meines Wiſſens zuerſt im Thiergarten zu Wien und zwar im Jahre 1864 gebrütet, und die dabei von Hartmann gemachten Beobachtungen mögen hier im Auszuge folgen.
Jn Ermangelung eines Winterhauſes wurde das Paar im Spätherbſt in eine verhältnißmäßig geräumige Abtheilung eines Pferdeſtalles übergeſiedelt und erſt im April wieder auf ſeinen Sommer- platz gebracht. Das Weibchen begann am 24. November 1864 zu legen, fuhr damit ſehr unregel- mäßig fort und beendete das Leggeſchäft erſt am 1. Juni 1865. Während des Winters waren neun Eier erzielt worden; vom April an legte der Vogel regelmäßiger und zwar am 6., 12., 15., 19., 22., 26. und 29. April, am 2., 5., 9., 12., 15., 18., 21., 24., 27., 29. Mai und endlich am 1. Juni. Die erſten Eier waren leichter als die, welche im Frühjahre gelegt wurden; jene wogen zwiſchen 30½ und 31⅜ Loth, dieſe zwiſchen 33 und 33 Loth wiener Gewicht. Am 25. Mai wurden dem Männchen, welches ſich vor einigen Tagen in eine Ecke des Stalles feſtgeſetzt hatte, die letzten elf Eier untergelegt, drei Tage ſpäter acht Eier in eine Brutmaſchine geſetzt. Prevoſt gibt nach ſeinen Beobachtungen die Bebrütungsdauer zu zweiundſechszig Tagen an; in Wien fand man, daß von denjenigen Eiern, welche in der Maſchine ausgebrütet wurden, nach ſiebenundfunfzig Tagen das erſte gepickt worden war, während der Vogel noch feſt auf den Eiern ſaß. Am dreiundſechszigſten Tage der Bebrütung wurden die Eier unterſucht, und man fand, daß von ſämmtlichen blos drei befruchtet geweſen, in zweien aber der Keim bis zum dritten Theile entwickelt und dann abgeſtorben war. Das dritte, in welchem ſich ein dem Ausſchlüpfen nahes Junge befand, legte man in die Brutmaſchine, löſte es Tags darauf aus der Schale und übergab es nunmehr dem Vater, welcher das erſte in der Maſchine erbrütete Junge bereits pflegte. Am andern Tage liefen beide Geſchwiſter munter umher; keines von ihnen aber wurde groß gezogen.
Bennett hat die erſte Beſchreibung des Neſtkleides gegeben. Die Grundfärbung des jungen Emu iſt ein reines Grauweiß; über den Rücken verlaufen zwei breite, dunkle Längsſtreifen; über jede Seite zwei ähnliche, welche durch eine ſchmale, weiße Linie getrennt werden. Dieſe Streifen vereinigen ſich auf dem Halſe und löſen ſich auf dem Kopfe in unregelmäßige Flecken auf; zwei andere unterbrochene Streifen ſchmücken den Vordertheil des Halſes und der Bruſt und enden in einem breiten Bande, welches ſich über den Schenkel zieht.
Unter allen Straußenvögeln dürfte ſich der Emu am leichteſten bei uns einbürgern, und wenn man ſonſt wollte, als Parkvogel verwenden laſſen. Jn den meiſten Thiergärten macht man mehr Umſtände mit ihm als er beanſprucht. Er verlangt im Winter höchſtens einen gegen den Wind geſchützten Raum, nicht aber einen warmen Stall, wie man ihm ſolchen gewöhnlich anweiſt. Ein männlicher Emu, welchen Gurney in Gefangenſchaft hielt, verließ während des ganzen Winters ſeinen Park nicht und ſchien ſich aus der Kälte wenig zu machen; denn auch wenn es ſchneite, blieb er ruhig auf dem Boden liegen und ließ ſich ohne Kümmerniß einſchneien. Es war ein Vergnügen, ihn am Morgen nach einer ſchneeigen Nacht wieder zu finden, wenn nur ſein Kopf und Hals unter dem Schnee hervorſah, der übrige Körper aber ſo bedeckt war, daß der ganze Vogel wie ein Schneehaufen
Brehm, Thierleben. IV. 35
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Emu.
der Verwerthung des erlegten Emu: ſo dürfen z. B. die jungen Männer und Buben Nichts von
ſeinem Fleiſche eſſen.
Ueber die Fortpflanzungsgeſchichte des freilebenden Emu wiſſen wir noch wenig. Gould
ſagt, daß das Weibchen ſechs bis ſieben ſchöne dunkelgrüne, warzig gekörnelte Eier in eine aus-
geſcharrte Vertiefung des Bodens, am liebſten auf ſandiger Stelle legt, und daß beide Gatten des
Paares ſich beſtändig zuſammenhalten und das Männchen einen regen Antheil am Brüten nimmt.
Bennett gibt an, daß das Neſt auf einen buſchigen Hügel eingegraben werde und regelmäßig eine
ungerade Anzahl von Eiern enthalte, entweder neun, elf oder dreizehn Stück. Genaueres haben
wir an Gefangenen erfahren. Der Emu pflanzt ſich leichter als jeder andere Strauß in der
Gefangenſchaft fort. Schon das Paar, welches Bennett im londoner Thiergarten (ums Jahr
1830) beobachtete, brütete; ſeitdem hat man nicht blos in demſelben Garten, ſondern auch in den
meiſten übrigen Nachkommenſchaft erzielt. Jn Deutſchland hat der Emu meines Wiſſens zuerſt
im Thiergarten zu Wien und zwar im Jahre 1864 gebrütet, und die dabei von Hartmann
gemachten Beobachtungen mögen hier im Auszuge folgen.
Jn Ermangelung eines Winterhauſes wurde das Paar im Spätherbſt in eine verhältnißmäßig
geräumige Abtheilung eines Pferdeſtalles übergeſiedelt und erſt im April wieder auf ſeinen Sommer-
platz gebracht. Das Weibchen begann am 24. November 1864 zu legen, fuhr damit ſehr unregel-
mäßig fort und beendete das Leggeſchäft erſt am 1. Juni 1865. Während des Winters waren neun
Eier erzielt worden; vom April an legte der Vogel regelmäßiger und zwar am 6., 12., 15., 19., 22.,
26. und 29. April, am 2., 5., 9., 12., 15., 18., 21., 24., 27., 29. Mai und endlich am 1. Juni.
Die erſten Eier waren leichter als die, welche im Frühjahre gelegt wurden; jene wogen zwiſchen 30½
und 31⅜ Loth, dieſe zwiſchen 33 und 33[FORMEL] Loth wiener Gewicht. Am 25. Mai wurden dem
Männchen, welches ſich vor einigen Tagen in eine Ecke des Stalles feſtgeſetzt hatte, die letzten elf Eier
untergelegt, drei Tage ſpäter acht Eier in eine Brutmaſchine geſetzt. Prevoſt gibt nach ſeinen
Beobachtungen die Bebrütungsdauer zu zweiundſechszig Tagen an; in Wien fand man, daß von
denjenigen Eiern, welche in der Maſchine ausgebrütet wurden, nach ſiebenundfunfzig Tagen das erſte
gepickt worden war, während der Vogel noch feſt auf den Eiern ſaß. Am dreiundſechszigſten Tage
der Bebrütung wurden die Eier unterſucht, und man fand, daß von ſämmtlichen blos drei befruchtet
geweſen, in zweien aber der Keim bis zum dritten Theile entwickelt und dann abgeſtorben war. Das
dritte, in welchem ſich ein dem Ausſchlüpfen nahes Junge befand, legte man in die Brutmaſchine,
löſte es Tags darauf aus der Schale und übergab es nunmehr dem Vater, welcher das erſte in der
Maſchine erbrütete Junge bereits pflegte. Am andern Tage liefen beide Geſchwiſter munter umher;
keines von ihnen aber wurde groß gezogen.
Bennett hat die erſte Beſchreibung des Neſtkleides gegeben. Die Grundfärbung des jungen
Emu iſt ein reines Grauweiß; über den Rücken verlaufen zwei breite, dunkle Längsſtreifen; über
jede Seite zwei ähnliche, welche durch eine ſchmale, weiße Linie getrennt werden. Dieſe Streifen
vereinigen ſich auf dem Halſe und löſen ſich auf dem Kopfe in unregelmäßige Flecken auf; zwei andere
unterbrochene Streifen ſchmücken den Vordertheil des Halſes und der Bruſt und enden in einem
breiten Bande, welches ſich über den Schenkel zieht.
Unter allen Straußenvögeln dürfte ſich der Emu am leichteſten bei uns einbürgern, und wenn
man ſonſt wollte, als Parkvogel verwenden laſſen. Jn den meiſten Thiergärten macht man mehr
Umſtände mit ihm als er beanſprucht. Er verlangt im Winter höchſtens einen gegen den Wind
geſchützten Raum, nicht aber einen warmen Stall, wie man ihm ſolchen gewöhnlich anweiſt. Ein
männlicher Emu, welchen Gurney in Gefangenſchaft hielt, verließ während des ganzen Winters
ſeinen Park nicht und ſchien ſich aus der Kälte wenig zu machen; denn auch wenn es ſchneite, blieb er
ruhig auf dem Boden liegen und ließ ſich ohne Kümmerniß einſchneien. Es war ein Vergnügen, ihn
am Morgen nach einer ſchneeigen Nacht wieder zu finden, wenn nur ſein Kopf und Hals unter dem
Schnee hervorſah, der übrige Körper aber ſo bedeckt war, daß der ganze Vogel wie ein Schneehaufen
Brehm, Thierleben. IV. 35
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 545. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/577>, abgerufen am 22.11.2024.
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