Gegenden aber gänzlich ausgerottet und nicht so leicht zu bekommen ist, als man denken sollte. Schon Dieffenbach erwähnt, daß er während eines achtzehnmonatlichen Aufenthaltes in Neuseeland trotz der Belohnungen, die er den Eingebornen überall versprach, nur einen einzigen Balg erlangen konnte und zwar im Mongonui-Hafen, nördlich von der Bay of Jslands von einem europäischen Ansiedler. "Ebenso ist es mir ergangen. Jch habe manche Gegend auf der Nordinsel durchwandert, auf welcher nach der Aussage der Eingebornen der Vogel bisweilen noch vorkommt, konnte aber, trotz aller Bemühungen, mir kein Stück verschaffen."
"Als Gegenden, in welchen der Kiwi noch häufig sein soll, wurden mir Little Barrier-Eiland, eine kleine, dicht bewaldete, gänzlich unbewohnte Jnsel im Hauraki-Golf bei Auckland und die waldigen, wenig bewohnten Bergketten zwischen Kap Palliser und dem Ostkap an der Südostseite der Nordinsel angegeben. Jene Jnsel, die aus einem 2383 Fuß hohen Berge besteht, ist nur bei ganz ruhiger See zugänglich, und das Vorhandensein des flügellosen Vogels auf derselben beweist, daß es einst mit dem gegenüberliegenden Lande in Verbindung stand."*)Owen's Schnepfenstrauß hingegen kommt auf den Ausläufern der südlichen Alpen an der Cooksstraße noch häufig vor. "Eingeborne", fährt Hochstetter fort, "welche ich in Collingwood an der Golden-Bai traf, gingen gegen ein Versprechen von fünf Pfund Sterling für mich auf den Fang aus und brachten mir auch schon nach drei Tagen zwei lebende Schnepfenstrauße, Männchen und Weibchen, welche sie nahe am Ursprunge des Rocky- und Slate-Rivers, in einer Meereshöhe von 3000 Fuß gefangen hatten. Als Skeet im Jahre 1861 das Gebirge zwischen dem Takaka- und Bullerflusse in der Provinz Nelson untersuchte, fand er auf dem grasigen Bergrücken an der Ostseite des Owen-River die Kiwis so häufig, daß er mit Hilfe von zwei Hunden jede Nacht funfzehn bis zwanzig Stück fangen konnte. Er und seine Leute lebten von Kiwifleisch." Hinsichtlich des Roaroa bemerkt unser Forscher, daß derselbe, dem Berichte eines gewissen John Rochfort zu Folge, einem Truthahne an Größe gleichkomme, aber mit starken Sporen an den Füßen bewehrt sei und sich gegen Hunde geschickt zu vertheidigen wisse, daß diese im Kampfe auch häufig den Kürzeren ziehen. Haast schrieb an Hochstetter, daß er in der Bullerkette auf Bergen von 3000 bis 4000 Fuß Meereshöhe, welche damals, zur Winterszeit, mit Schnee bedeckt waren, sehr häufig die Fährten eines großen Kiwi bemerkt und bei Nacht auch den eigenthümlichen Ruf des Vogels gehört habe, aber ohne Hunde nicht im Stande gewesen sei, ein Stück zu bekommen.
"Was man von der Lebensweise des Kiwi weiß", berichtet Hochstetter weiter, "gilt wohl auch für die übrigen Schnepfenstrauße. Sie sind Nachtvögel, die den Tag über in Erdlöchern, am liebsten unter den Wurzeln großer Waldbäume sich versteckt halten, und nur nachts auf Nahrung ausgehen. Diese besteht in Kerbthieren, Larven, Würmern und den Samen verschiedener Gewächse. Sie leben paarweise und können außerordentlich rasch laufen und springen."
"Hunde und Katzen sind nächst dem Menschen die gefährlichsten Feinde des Vogels. Die Ein- gebornen wissen denselben, natürlich bei Nacht, indem sie seinen Ruf nachahmen, heranzulocken und durch Fackelschein verwirrt zu machen, sodaß sie ihn dann entweder mit der Hand fangen oder mittels eines Stockes erschlagen können. Auch Hunde werden zur Jagd benutzt, und diesen Nachstellungen ist es zuzuschreiben, daß der Kiwi in bewohnten Gegenden längst nicht mehr gefunden wird."
Ueber die Fortpflanzung sagt Hochstetter nur, daß das Weibchen ein Ei legen und dasselbe nach Aussage der Eingebornen abwechselnd vom Männchen und Weibchen bebrütet werden soll. Ob er die früheren Angaben, deren Veröffentlichung wir Sclater verdanken, gekannt hat, bleibt fraglich. Letzterer erfuhr im Jahre 1863 durch Vermittelung Grey's von dem in Hokianga wohnenden Ansiedler, Manning, das Folgende: "Vor einigen Jahren erzählte mir ein alter Neuseeländer, welcher zur Zeit, als der Kiwi noch häufig vorkam, ein großer Jäger war, eine sonderbare Geschichte,
*) Die Richtigkeit dieses Beweises kann meines Erachtens angefochten werden. Sollte es unmöglich sein, daß die Schnepfen- strauße jenes Eiland schwimmend erreicht haben? Unsähig dazu scheinen sie mir keineswegs zu sein.
Schnepfenſtrauße.
Gegenden aber gänzlich ausgerottet und nicht ſo leicht zu bekommen iſt, als man denken ſollte. Schon Dieffenbach erwähnt, daß er während eines achtzehnmonatlichen Aufenthaltes in Neuſeeland trotz der Belohnungen, die er den Eingebornen überall verſprach, nur einen einzigen Balg erlangen konnte und zwar im Mongonui-Hafen, nördlich von der Bay of Jslands von einem europäiſchen Anſiedler. „Ebenſo iſt es mir ergangen. Jch habe manche Gegend auf der Nordinſel durchwandert, auf welcher nach der Ausſage der Eingebornen der Vogel bisweilen noch vorkommt, konnte aber, trotz aller Bemühungen, mir kein Stück verſchaffen.“
„Als Gegenden, in welchen der Kiwi noch häufig ſein ſoll, wurden mir Little Barrier-Eiland, eine kleine, dicht bewaldete, gänzlich unbewohnte Jnſel im Hauraki-Golf bei Auckland und die waldigen, wenig bewohnten Bergketten zwiſchen Kap Palliſer und dem Oſtkap an der Südoſtſeite der Nordinſel angegeben. Jene Jnſel, die aus einem 2383 Fuß hohen Berge beſteht, iſt nur bei ganz ruhiger See zugänglich, und das Vorhandenſein des flügelloſen Vogels auf derſelben beweiſt, daß es einſt mit dem gegenüberliegenden Lande in Verbindung ſtand.“*)Owen’s Schnepfenſtrauß hingegen kommt auf den Ausläufern der ſüdlichen Alpen an der Cooksſtraße noch häufig vor. „Eingeborne“, fährt Hochſtetter fort, „welche ich in Collingwood an der Golden-Bai traf, gingen gegen ein Verſprechen von fünf Pfund Sterling für mich auf den Fang aus und brachten mir auch ſchon nach drei Tagen zwei lebende Schnepfenſtrauße, Männchen und Weibchen, welche ſie nahe am Urſprunge des Rocky- und Slate-Rivers, in einer Meereshöhe von 3000 Fuß gefangen hatten. Als Skeet im Jahre 1861 das Gebirge zwiſchen dem Takaka- und Bullerfluſſe in der Provinz Nelſon unterſuchte, fand er auf dem graſigen Bergrücken an der Oſtſeite des Owen-River die Kiwis ſo häufig, daß er mit Hilfe von zwei Hunden jede Nacht funfzehn bis zwanzig Stück fangen konnte. Er und ſeine Leute lebten von Kiwifleiſch.“ Hinſichtlich des Roaroa bemerkt unſer Forſcher, daß derſelbe, dem Berichte eines gewiſſen John Rochfort zu Folge, einem Truthahne an Größe gleichkomme, aber mit ſtarken Sporen an den Füßen bewehrt ſei und ſich gegen Hunde geſchickt zu vertheidigen wiſſe, daß dieſe im Kampfe auch häufig den Kürzeren ziehen. Haaſt ſchrieb an Hochſtetter, daß er in der Bullerkette auf Bergen von 3000 bis 4000 Fuß Meereshöhe, welche damals, zur Winterszeit, mit Schnee bedeckt waren, ſehr häufig die Fährten eines großen Kiwi bemerkt und bei Nacht auch den eigenthümlichen Ruf des Vogels gehört habe, aber ohne Hunde nicht im Stande geweſen ſei, ein Stück zu bekommen.
„Was man von der Lebensweiſe des Kiwi weiß“, berichtet Hochſtetter weiter, „gilt wohl auch für die übrigen Schnepfenſtrauße. Sie ſind Nachtvögel, die den Tag über in Erdlöchern, am liebſten unter den Wurzeln großer Waldbäume ſich verſteckt halten, und nur nachts auf Nahrung ausgehen. Dieſe beſteht in Kerbthieren, Larven, Würmern und den Samen verſchiedener Gewächſe. Sie leben paarweiſe und können außerordentlich raſch laufen und ſpringen.“
„Hunde und Katzen ſind nächſt dem Menſchen die gefährlichſten Feinde des Vogels. Die Ein- gebornen wiſſen denſelben, natürlich bei Nacht, indem ſie ſeinen Ruf nachahmen, heranzulocken und durch Fackelſchein verwirrt zu machen, ſodaß ſie ihn dann entweder mit der Hand fangen oder mittels eines Stockes erſchlagen können. Auch Hunde werden zur Jagd benutzt, und dieſen Nachſtellungen iſt es zuzuſchreiben, daß der Kiwi in bewohnten Gegenden längſt nicht mehr gefunden wird.“
Ueber die Fortpflanzung ſagt Hochſtetter nur, daß das Weibchen ein Ei legen und daſſelbe nach Ausſage der Eingebornen abwechſelnd vom Männchen und Weibchen bebrütet werden ſoll. Ob er die früheren Angaben, deren Veröffentlichung wir Sclater verdanken, gekannt hat, bleibt fraglich. Letzterer erfuhr im Jahre 1863 durch Vermittelung Grey’s von dem in Hokianga wohnenden Anſiedler, Manning, das Folgende: „Vor einigen Jahren erzählte mir ein alter Neuſeeländer, welcher zur Zeit, als der Kiwi noch häufig vorkam, ein großer Jäger war, eine ſonderbare Geſchichte,
*) Die Richtigkeit dieſes Beweiſes kann meines Erachtens angefochten werden. Sollte es unmöglich ſein, daß die Schnepfen- ſtrauße jenes Eiland ſchwimmend erreicht haben? Unſähig dazu ſcheinen ſie mir keineswegs zu ſein.
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[551/0587]
Schnepfenſtrauße.
Gegenden aber gänzlich ausgerottet und nicht ſo leicht zu bekommen iſt, als man denken ſollte.
Schon Dieffenbach erwähnt, daß er während eines achtzehnmonatlichen Aufenthaltes in Neuſeeland
trotz der Belohnungen, die er den Eingebornen überall verſprach, nur einen einzigen Balg erlangen
konnte und zwar im Mongonui-Hafen, nördlich von der Bay of Jslands von einem europäiſchen
Anſiedler. „Ebenſo iſt es mir ergangen. Jch habe manche Gegend auf der Nordinſel durchwandert,
auf welcher nach der Ausſage der Eingebornen der Vogel bisweilen noch vorkommt, konnte aber, trotz
aller Bemühungen, mir kein Stück verſchaffen.“
„Als Gegenden, in welchen der Kiwi noch häufig ſein ſoll, wurden mir Little Barrier-Eiland,
eine kleine, dicht bewaldete, gänzlich unbewohnte Jnſel im Hauraki-Golf bei Auckland und die
waldigen, wenig bewohnten Bergketten zwiſchen Kap Palliſer und dem Oſtkap an der Südoſtſeite der
Nordinſel angegeben. Jene Jnſel, die aus einem 2383 Fuß hohen Berge beſteht, iſt nur bei ganz
ruhiger See zugänglich, und das Vorhandenſein des flügelloſen Vogels auf derſelben beweiſt, daß es
einſt mit dem gegenüberliegenden Lande in Verbindung ſtand.“ *) Owen’s Schnepfenſtrauß hingegen
kommt auf den Ausläufern der ſüdlichen Alpen an der Cooksſtraße noch häufig vor. „Eingeborne“,
fährt Hochſtetter fort, „welche ich in Collingwood an der Golden-Bai traf, gingen gegen ein
Verſprechen von fünf Pfund Sterling für mich auf den Fang aus und brachten mir auch ſchon nach
drei Tagen zwei lebende Schnepfenſtrauße, Männchen und Weibchen, welche ſie nahe am Urſprunge
des Rocky- und Slate-Rivers, in einer Meereshöhe von 3000 Fuß gefangen hatten. Als Skeet im
Jahre 1861 das Gebirge zwiſchen dem Takaka- und Bullerfluſſe in der Provinz Nelſon unterſuchte,
fand er auf dem graſigen Bergrücken an der Oſtſeite des Owen-River die Kiwis ſo häufig, daß er
mit Hilfe von zwei Hunden jede Nacht funfzehn bis zwanzig Stück fangen konnte. Er und ſeine
Leute lebten von Kiwifleiſch.“ Hinſichtlich des Roaroa bemerkt unſer Forſcher, daß derſelbe, dem
Berichte eines gewiſſen John Rochfort zu Folge, einem Truthahne an Größe gleichkomme, aber mit
ſtarken Sporen an den Füßen bewehrt ſei und ſich gegen Hunde geſchickt zu vertheidigen wiſſe, daß
dieſe im Kampfe auch häufig den Kürzeren ziehen. Haaſt ſchrieb an Hochſtetter, daß er in der
Bullerkette auf Bergen von 3000 bis 4000 Fuß Meereshöhe, welche damals, zur Winterszeit, mit
Schnee bedeckt waren, ſehr häufig die Fährten eines großen Kiwi bemerkt und bei Nacht auch den
eigenthümlichen Ruf des Vogels gehört habe, aber ohne Hunde nicht im Stande geweſen ſei, ein
Stück zu bekommen.
„Was man von der Lebensweiſe des Kiwi weiß“, berichtet Hochſtetter weiter, „gilt wohl auch
für die übrigen Schnepfenſtrauße. Sie ſind Nachtvögel, die den Tag über in Erdlöchern, am liebſten
unter den Wurzeln großer Waldbäume ſich verſteckt halten, und nur nachts auf Nahrung ausgehen.
Dieſe beſteht in Kerbthieren, Larven, Würmern und den Samen verſchiedener Gewächſe. Sie leben
paarweiſe und können außerordentlich raſch laufen und ſpringen.“
„Hunde und Katzen ſind nächſt dem Menſchen die gefährlichſten Feinde des Vogels. Die Ein-
gebornen wiſſen denſelben, natürlich bei Nacht, indem ſie ſeinen Ruf nachahmen, heranzulocken und
durch Fackelſchein verwirrt zu machen, ſodaß ſie ihn dann entweder mit der Hand fangen oder mittels
eines Stockes erſchlagen können. Auch Hunde werden zur Jagd benutzt, und dieſen Nachſtellungen
iſt es zuzuſchreiben, daß der Kiwi in bewohnten Gegenden längſt nicht mehr gefunden wird.“
Ueber die Fortpflanzung ſagt Hochſtetter nur, daß das Weibchen ein Ei legen und daſſelbe
nach Ausſage der Eingebornen abwechſelnd vom Männchen und Weibchen bebrütet werden ſoll. Ob
er die früheren Angaben, deren Veröffentlichung wir Sclater verdanken, gekannt hat, bleibt fraglich.
Letzterer erfuhr im Jahre 1863 durch Vermittelung Grey’s von dem in Hokianga wohnenden
Anſiedler, Manning, das Folgende: „Vor einigen Jahren erzählte mir ein alter Neuſeeländer,
welcher zur Zeit, als der Kiwi noch häufig vorkam, ein großer Jäger war, eine ſonderbare Geſchichte,
*) Die Richtigkeit dieſes Beweiſes kann meines Erachtens angefochten werden. Sollte es unmöglich ſein, daß die Schnepfen-
ſtrauße jenes Eiland ſchwimmend erreicht haben? Unſähig dazu ſcheinen ſie mir keineswegs zu ſein.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 551. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/587>, abgerufen am 22.11.2024.
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