Seine Vorsicht wird sehr bald rege; längere Verfolgung macht ihn außerordentlich scheu. "Den Jäger", sagt Bolle, "flieht er augenblicklich, sobald derselbe sich ihm geradewegs nähern will. Man muß ihn erst von ferne, dann immer enger und enger umkreisen und scheinbar gar nicht auf ihn achten, dann ist man seiner Sache ziemlich sicher. Doch gehört seiner ungemein schnellen Bewegungen halber immerhin noch eine nicht unbedeutende Geschicklichkeit dazu, ihn im Laufen zu erlegen." Berittne läßt er unter allen Umständen näher herankommen als Fußgänger; es ist aber sehr schwierig, vom Pferde herab einen wirksamen Schuß auf ihn abzugeben. Der bereits erwähnte Trappe, welcher sich bei Alexandrien aufhielt, wurde durch unsere fortgesetzten Nachstellungen zuletzt so scheu, daß wir uns weder zu Fuße, noch zu Esel schußgerecht mehr nähern konnten und genöthigt waren, uns hinter Steinen oder in Gruben zu verbergen, und die Vögel treiben zu lassen. Jedenfalls geht aus allen Beobachtungen zur Genüge hervor, daß auch die höheren Fähigkeiten des Wüstenläufers wohl ent- wickelt sind.
Eine Stimme habe ich, soviel ich mich erinnere, niemals von denjenigen Läufern, welche ich beobachtete, vernommen; ich finde auch in mir zugänglichen Werken keine Angaben hierüber.
Seinen Nistplatz wählt der Wüstenläufer auf dürren, mit kurzem Grase spärlich bewachsenen Ebenen, auch wohl auf steinigten Flächen. Das Nest selbst ist eine einfache Vertiefung. Das Gelege enthält drei bis vier Eier. Diese haben, laut Bädeker, die Größe der "Hohltaubeneier", aber die kurze gedrungene Gestalt der Brachschwalbeneier, sind kurz, bauchig, am dicken Ende sehr stumpf, gegen die Spitze hin verschmächtigt zugerundet, dünnschalig, mattglänzend und echt sandfarbig, da die Grundfärbung ein bleiches Ocker- oder Sandgelb ist, und die Zeichnung aus asch- und bräunlich- grauen Flächenstrichen und Kritzeln besteht, welche sich über die Oberfläche vertheilen und nur um die Mitte des Eies zu einem etwas deutlicher hervortretenden Gürtel zusammendrängen. Jm übrigen mangelt uns über das Brutgeschäft noch ausführliche Kunde; wir wissen also auch nicht, ob der Wüstenläufer nur ein oder zwei Mal im Jahre brütet. Die kleinen Flüge, welche man im Herbste findet, bestehen wahrscheinlich aus dem Elternpaare und seinen Kindern, unter Umständen auch aus mehreren Familien. Jm Spätherbste aber tragen schon alle Glieder eines derartigen Ver- bandes das ausgefärbte Kleid, und daraus geht also hervor, daß das Jugendkleid sehr rasch abgelegt und der Wüstenläufer schon im zweiten Frühlinge seines Lebens fortpflanzungsfähig wird.
Auf den Canaren fängt man den Vogel, laut Bolle, auf eine sehr einfache Weise. "Man stellt eine große tiefe Schüssel oder sonst ein Thongeschirr auf, wie man es in Norddeutschland mit den Sieben zu thun pflegt. Als Lockspeise dient eine weithin leuchtende gelbe Maiskolbe, an welche mitunter noch ein Wurm gespießt wird. Die Wüstenläufer fressen nun zwar höchst selten Körner, gehen aber dem Mais nach, um Larven daraus hervorzuziehen. Sobald sie an der Kolbe picken, fällt ihnen die Pfanne über den Kopf und sie sind gefangen." Ob man sie aber im Käfig auch erhalten kann, darüber sagt Bolle Nichts.
"Wenn das Krokodil mit gähnendem Rachen auf dem Lande liegt", erzählt Plinius, Herodot's frühere Angaben benutzend, "fliegt der Vogel Trochilus herbei, schlüpft ihm ins Maul und reinigt dasselbe. Das thut dem Krokodile wohl und es schont daher den Vogel; ja, es öffnet den Rachen weiter, damit er sich nicht drückt, wenn er heraus will. Dieser Vogel ist klein, nicht größer als eine Drossel, hält sich in der Nähe des Wassers auf und warnt das Krokodil vor dem Jchneumon, indem er herbeifliegt und es theils durch seine Stimme, theils durch Picken an der Schnauze aufweckt."
Diese Angabe, welche man am liebsten ins Gebiet der Fabel verweisen möchte, ist thatsächlich begründet; denn der Freundschaftsbund zwischen dem Krokodile und seinem Wächter, wie die Araber den Vogel nennen, besteht heute noch. Unsere deutschen Naturforscher haben den letzteren auch schon lange gekannt, von seiner Dienstleistung aber Nichts gewußt, oder sie für eine Erdichtung gehalten
Die Läufer. Stelzvögel. Nennvögel.
Seine Vorſicht wird ſehr bald rege; längere Verfolgung macht ihn außerordentlich ſcheu. „Den Jäger“, ſagt Bolle, „flieht er augenblicklich, ſobald derſelbe ſich ihm geradewegs nähern will. Man muß ihn erſt von ferne, dann immer enger und enger umkreiſen und ſcheinbar gar nicht auf ihn achten, dann iſt man ſeiner Sache ziemlich ſicher. Doch gehört ſeiner ungemein ſchnellen Bewegungen halber immerhin noch eine nicht unbedeutende Geſchicklichkeit dazu, ihn im Laufen zu erlegen.“ Berittne läßt er unter allen Umſtänden näher herankommen als Fußgänger; es iſt aber ſehr ſchwierig, vom Pferde herab einen wirkſamen Schuß auf ihn abzugeben. Der bereits erwähnte Trappe, welcher ſich bei Alexandrien aufhielt, wurde durch unſere fortgeſetzten Nachſtellungen zuletzt ſo ſcheu, daß wir uns weder zu Fuße, noch zu Eſel ſchußgerecht mehr nähern konnten und genöthigt waren, uns hinter Steinen oder in Gruben zu verbergen, und die Vögel treiben zu laſſen. Jedenfalls geht aus allen Beobachtungen zur Genüge hervor, daß auch die höheren Fähigkeiten des Wüſtenläufers wohl ent- wickelt ſind.
Eine Stimme habe ich, ſoviel ich mich erinnere, niemals von denjenigen Läufern, welche ich beobachtete, vernommen; ich finde auch in mir zugänglichen Werken keine Angaben hierüber.
Seinen Niſtplatz wählt der Wüſtenläufer auf dürren, mit kurzem Graſe ſpärlich bewachſenen Ebenen, auch wohl auf ſteinigten Flächen. Das Neſt ſelbſt iſt eine einfache Vertiefung. Das Gelege enthält drei bis vier Eier. Dieſe haben, laut Bädeker, die Größe der „Hohltaubeneier“, aber die kurze gedrungene Geſtalt der Brachſchwalbeneier, ſind kurz, bauchig, am dicken Ende ſehr ſtumpf, gegen die Spitze hin verſchmächtigt zugerundet, dünnſchalig, mattglänzend und echt ſandfarbig, da die Grundfärbung ein bleiches Ocker- oder Sandgelb iſt, und die Zeichnung aus aſch- und bräunlich- grauen Flächenſtrichen und Kritzeln beſteht, welche ſich über die Oberfläche vertheilen und nur um die Mitte des Eies zu einem etwas deutlicher hervortretenden Gürtel zuſammendrängen. Jm übrigen mangelt uns über das Brutgeſchäft noch ausführliche Kunde; wir wiſſen alſo auch nicht, ob der Wüſtenläufer nur ein oder zwei Mal im Jahre brütet. Die kleinen Flüge, welche man im Herbſte findet, beſtehen wahrſcheinlich aus dem Elternpaare und ſeinen Kindern, unter Umſtänden auch aus mehreren Familien. Jm Spätherbſte aber tragen ſchon alle Glieder eines derartigen Ver- bandes das ausgefärbte Kleid, und daraus geht alſo hervor, daß das Jugendkleid ſehr raſch abgelegt und der Wüſtenläufer ſchon im zweiten Frühlinge ſeines Lebens fortpflanzungsfähig wird.
Auf den Canaren fängt man den Vogel, laut Bolle, auf eine ſehr einfache Weiſe. „Man ſtellt eine große tiefe Schüſſel oder ſonſt ein Thongeſchirr auf, wie man es in Norddeutſchland mit den Sieben zu thun pflegt. Als Lockſpeiſe dient eine weithin leuchtende gelbe Maiskolbe, an welche mitunter noch ein Wurm geſpießt wird. Die Wüſtenläufer freſſen nun zwar höchſt ſelten Körner, gehen aber dem Mais nach, um Larven daraus hervorzuziehen. Sobald ſie an der Kolbe picken, fällt ihnen die Pfanne über den Kopf und ſie ſind gefangen.“ Ob man ſie aber im Käfig auch erhalten kann, darüber ſagt Bolle Nichts.
„Wenn das Krokodil mit gähnendem Rachen auf dem Lande liegt“, erzählt Plinius, Herodot’s frühere Angaben benutzend, „fliegt der Vogel Trochilus herbei, ſchlüpft ihm ins Maul und reinigt daſſelbe. Das thut dem Krokodile wohl und es ſchont daher den Vogel; ja, es öffnet den Rachen weiter, damit er ſich nicht drückt, wenn er heraus will. Dieſer Vogel iſt klein, nicht größer als eine Droſſel, hält ſich in der Nähe des Waſſers auf und warnt das Krokodil vor dem Jchneumon, indem er herbeifliegt und es theils durch ſeine Stimme, theils durch Picken an der Schnauze aufweckt.“
Dieſe Angabe, welche man am liebſten ins Gebiet der Fabel verweiſen möchte, iſt thatſächlich begründet; denn der Freundſchaftsbund zwiſchen dem Krokodile und ſeinem Wächter, wie die Araber den Vogel nennen, beſteht heute noch. Unſere deutſchen Naturforſcher haben den letzteren auch ſchon lange gekannt, von ſeiner Dienſtleiſtung aber Nichts gewußt, oder ſie für eine Erdichtung gehalten
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[574/0612]
Die Läufer. Stelzvögel. Nennvögel.
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Jäger“, ſagt Bolle, „flieht er augenblicklich, ſobald derſelbe ſich ihm geradewegs nähern will. Man
muß ihn erſt von ferne, dann immer enger und enger umkreiſen und ſcheinbar gar nicht auf ihn
achten, dann iſt man ſeiner Sache ziemlich ſicher. Doch gehört ſeiner ungemein ſchnellen Bewegungen
halber immerhin noch eine nicht unbedeutende Geſchicklichkeit dazu, ihn im Laufen zu erlegen.“
Berittne läßt er unter allen Umſtänden näher herankommen als Fußgänger; es iſt aber ſehr ſchwierig,
vom Pferde herab einen wirkſamen Schuß auf ihn abzugeben. Der bereits erwähnte Trappe, welcher
ſich bei Alexandrien aufhielt, wurde durch unſere fortgeſetzten Nachſtellungen zuletzt ſo ſcheu, daß wir
uns weder zu Fuße, noch zu Eſel ſchußgerecht mehr nähern konnten und genöthigt waren, uns hinter
Steinen oder in Gruben zu verbergen, und die Vögel treiben zu laſſen. Jedenfalls geht aus allen
Beobachtungen zur Genüge hervor, daß auch die höheren Fähigkeiten des Wüſtenläufers wohl ent-
wickelt ſind.
Eine Stimme habe ich, ſoviel ich mich erinnere, niemals von denjenigen Läufern, welche ich
beobachtete, vernommen; ich finde auch in mir zugänglichen Werken keine Angaben hierüber.
Seinen Niſtplatz wählt der Wüſtenläufer auf dürren, mit kurzem Graſe ſpärlich bewachſenen
Ebenen, auch wohl auf ſteinigten Flächen. Das Neſt ſelbſt iſt eine einfache Vertiefung. Das
Gelege enthält drei bis vier Eier. Dieſe haben, laut Bädeker, die Größe der „Hohltaubeneier“, aber
die kurze gedrungene Geſtalt der Brachſchwalbeneier, ſind kurz, bauchig, am dicken Ende ſehr ſtumpf,
gegen die Spitze hin verſchmächtigt zugerundet, dünnſchalig, mattglänzend und echt ſandfarbig, da die
Grundfärbung ein bleiches Ocker- oder Sandgelb iſt, und die Zeichnung aus aſch- und bräunlich-
grauen Flächenſtrichen und Kritzeln beſteht, welche ſich über die Oberfläche vertheilen und nur um
die Mitte des Eies zu einem etwas deutlicher hervortretenden Gürtel zuſammendrängen. Jm
übrigen mangelt uns über das Brutgeſchäft noch ausführliche Kunde; wir wiſſen alſo auch nicht, ob
der Wüſtenläufer nur ein oder zwei Mal im Jahre brütet. Die kleinen Flüge, welche man im
Herbſte findet, beſtehen wahrſcheinlich aus dem Elternpaare und ſeinen Kindern, unter Umſtänden
auch aus mehreren Familien. Jm Spätherbſte aber tragen ſchon alle Glieder eines derartigen Ver-
bandes das ausgefärbte Kleid, und daraus geht alſo hervor, daß das Jugendkleid ſehr raſch abgelegt
und der Wüſtenläufer ſchon im zweiten Frühlinge ſeines Lebens fortpflanzungsfähig wird.
Auf den Canaren fängt man den Vogel, laut Bolle, auf eine ſehr einfache Weiſe. „Man
ſtellt eine große tiefe Schüſſel oder ſonſt ein Thongeſchirr auf, wie man es in Norddeutſchland mit
den Sieben zu thun pflegt. Als Lockſpeiſe dient eine weithin leuchtende gelbe Maiskolbe, an welche
mitunter noch ein Wurm geſpießt wird. Die Wüſtenläufer freſſen nun zwar höchſt ſelten Körner,
gehen aber dem Mais nach, um Larven daraus hervorzuziehen. Sobald ſie an der Kolbe picken, fällt
ihnen die Pfanne über den Kopf und ſie ſind gefangen.“ Ob man ſie aber im Käfig auch erhalten
kann, darüber ſagt Bolle Nichts.
„Wenn das Krokodil mit gähnendem Rachen auf dem Lande liegt“, erzählt Plinius, Herodot’s
frühere Angaben benutzend, „fliegt der Vogel Trochilus herbei, ſchlüpft ihm ins Maul und reinigt
daſſelbe. Das thut dem Krokodile wohl und es ſchont daher den Vogel; ja, es öffnet den Rachen
weiter, damit er ſich nicht drückt, wenn er heraus will. Dieſer Vogel iſt klein, nicht größer als eine
Droſſel, hält ſich in der Nähe des Waſſers auf und warnt das Krokodil vor dem Jchneumon, indem
er herbeifliegt und es theils durch ſeine Stimme, theils durch Picken an der Schnauze aufweckt.“
Dieſe Angabe, welche man am liebſten ins Gebiet der Fabel verweiſen möchte, iſt thatſächlich
begründet; denn der Freundſchaftsbund zwiſchen dem Krokodile und ſeinem Wächter, wie die Araber
den Vogel nennen, beſteht heute noch. Unſere deutſchen Naturforſcher haben den letzteren auch ſchon
lange gekannt, von ſeiner Dienſtleiſtung aber Nichts gewußt, oder ſie für eine Erdichtung gehalten
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 574. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/612>, abgerufen am 22.11.2024.
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