Nest steht regelmäßig auf der Wasserseite im oder am Schilfe, oft auf umgeknickten Rohrhalmen und dergleichen, ebenso oft aber auch schwimmend auf dem Wasserspiegel selbst. Seine Grundlage bilden alte Rohrstoppeln und Halme, die obere Lage dieselben, nur etwas besser gewählten Stoffe, Wasser- binsen, dünne Halme, Grasstöckchen und Rispen, welche zuweilen sorgsam verarbeitet werden. Um die Mitte des Mai findet man die sieben bis funfzehn großen, festen und feinschaligen, glanzlosen, auf bleichlehmgelbem oder blaßgelbbraunem Grunde äußerst zart mit dunkelaschgrauen, dunkel- und schwarzbraunen Pünktchen und Flecken gezeichneten Eier vollzählig im Neste, und zwanzig oder einund- zwanzig Tage später schlüpfen die höchst zierlichen, mit Ausnahme des brennend rothen Kopfes schwarzdunigen Jungen aus den Eiern und werden nach dem Abtrocknen sofort auf das Wasser geführt, von beiden Eltern geäzt, zuweilen gehudert, bei Gefahr gewarnt, gegen schwächere Feinde auch muthvoll vertheidigt, überhaupt höchst sorgfältig behandelt. Anfangs halten sie sich viel im Rohre und ebenso auf gesicherten Stellen des Festlandes auf; des Nachts kehren sie gewöhnlich in das Nest zurück; später entfernen sie sich mehr und mehr von den Alten, und ehe sie noch flügge sind, haben sie sich bereits selbständig gemacht.
Obgleich das Fleisch des Wasserhuhnes noch schlechter schmeckt als das der Verwandten, ja kaum genießbar ist, wird der Vogel doch hier und da eifrig gejagt, weil die Jagd selbst Vergnügen gewährt. "Wenn sich zu Ende Septembers", erzählt Naumann, "Tausende von diesen Vögeln auf großen, von Rohr und Schilf freien Teichen versammelt haben, vertheilen sich eine Anzahl Schützen auf zwölf bis zwanzig Kähnen und lassen diese in bester Ordnung langsam gegen die schwarze Schar rudern. Anfänglich flattert nur hin und wieder ein einzelnes Wasserhuhn ein Stück auf dem Wasserspiegel fort, bald aber, wenn sich der Schwarm in die Enge getrieben sieht, wird die Gesammt- heit unruhig, die Bewegung allgemeiner; endlich erhebt sich Alles zum Fliegen, und das diesem vorhergehende sich durchkreuzende Geplätscher gibt ein Getöse, welches an das eines entfernten Wasser- falles erinnert. Da sie sich nicht entschließen können, über Land zu fliegen, ziehen sie einzeln über die Kähne weg, und was hierbei vom Jäger nicht herabgeschossen wird, fällt drei- bis vierhundert Schritt von den Kähnen wieder auf der Mitte des Wasserspiegels ein. Es werden nun die Erlegten aufgelesen und die Kähne zum neuen Jagdzuge geordnet, bis endlich die erschreckten Vögel hoch auf- steigen und sich entfernen. Für Schützen, welche Freude an vielem Knallen und Tödten haben, ist diese Jagd ein köstliches Vergnügen." Jm Mansfelder See füllen die Fischer das Boot mit einem Haufen Steine, bewassnen sich mit Knütteln und rudern nun langsam auf die Wasserhühner los, bis diese unruhig werden, verfolgen sie hierauf, ängstigen sie durch Steinwürfe, so oft sie auftauchen, zwingen sie dadurch zu beständigem Untertauchen und ermatten sie schließlich so, daß sie das Boot nahe an sich herankommen lassen und mit einem Knüttelschlage getödtet werden können. Jn Jtalien stellt man ihnen Netze unter dem Wasser auf und fängt auf diese Weise Tausende, bringt sie auf den Markt und verkauft sie für wenige Pfennige unseres Geldes.
Für die Gefangenschaft eignet sich das Wasserhuhn blos dann, wenn man ihm ein größeres Wasserbecken, oder besser einen Teich anweisen kann. Auf solchem ist es sehr unterhaltend, weil es sich beständig etwas zu schaffen macht, und seine fortwährende Regsamkeit, Kampflust, sein Muth größeren Vögeln gegenüber, Jedermann anzieht. Wenn man es gewähren läßt, entschließt es sich auch zur Fortpflanzung, und man hat dann das Vergnügen, das Jugendleben der niedlichen Küchlein mit aller Bequemlichkeit beobachten zu können.
Jn Südamerika und am Senegal leben kleine, sonderbare Vögel, über deren Stellung die Forscher noch heutigentags sich nicht geeinigt haben, deren innerer Leibesbau aber namentlich durch die Anlage des Knochengerüstes die innigste Verwandtschaft mit den Wasserhühnern beweist.
Die Läufer. Stelzvögel. Waſſerhühner. Saumfüße.
Neſt ſteht regelmäßig auf der Waſſerſeite im oder am Schilfe, oft auf umgeknickten Rohrhalmen und dergleichen, ebenſo oft aber auch ſchwimmend auf dem Waſſerſpiegel ſelbſt. Seine Grundlage bilden alte Rohrſtoppeln und Halme, die obere Lage dieſelben, nur etwas beſſer gewählten Stoffe, Waſſer- binſen, dünne Halme, Grasſtöckchen und Riſpen, welche zuweilen ſorgſam verarbeitet werden. Um die Mitte des Mai findet man die ſieben bis funfzehn großen, feſten und feinſchaligen, glanzloſen, auf bleichlehmgelbem oder blaßgelbbraunem Grunde äußerſt zart mit dunkelaſchgrauen, dunkel- und ſchwarzbraunen Pünktchen und Flecken gezeichneten Eier vollzählig im Neſte, und zwanzig oder einund- zwanzig Tage ſpäter ſchlüpfen die höchſt zierlichen, mit Ausnahme des brennend rothen Kopfes ſchwarzdunigen Jungen aus den Eiern und werden nach dem Abtrocknen ſofort auf das Waſſer geführt, von beiden Eltern geäzt, zuweilen gehudert, bei Gefahr gewarnt, gegen ſchwächere Feinde auch muthvoll vertheidigt, überhaupt höchſt ſorgfältig behandelt. Anfangs halten ſie ſich viel im Rohre und ebenſo auf geſicherten Stellen des Feſtlandes auf; des Nachts kehren ſie gewöhnlich in das Neſt zurück; ſpäter entfernen ſie ſich mehr und mehr von den Alten, und ehe ſie noch flügge ſind, haben ſie ſich bereits ſelbſtändig gemacht.
Obgleich das Fleiſch des Waſſerhuhnes noch ſchlechter ſchmeckt als das der Verwandten, ja kaum genießbar iſt, wird der Vogel doch hier und da eifrig gejagt, weil die Jagd ſelbſt Vergnügen gewährt. „Wenn ſich zu Ende Septembers“, erzählt Naumann, „Tauſende von dieſen Vögeln auf großen, von Rohr und Schilf freien Teichen verſammelt haben, vertheilen ſich eine Anzahl Schützen auf zwölf bis zwanzig Kähnen und laſſen dieſe in beſter Ordnung langſam gegen die ſchwarze Schar rudern. Anfänglich flattert nur hin und wieder ein einzelnes Waſſerhuhn ein Stück auf dem Waſſerſpiegel fort, bald aber, wenn ſich der Schwarm in die Enge getrieben ſieht, wird die Geſammt- heit unruhig, die Bewegung allgemeiner; endlich erhebt ſich Alles zum Fliegen, und das dieſem vorhergehende ſich durchkreuzende Geplätſcher gibt ein Getöſe, welches an das eines entfernten Waſſer- falles erinnert. Da ſie ſich nicht entſchließen können, über Land zu fliegen, ziehen ſie einzeln über die Kähne weg, und was hierbei vom Jäger nicht herabgeſchoſſen wird, fällt drei- bis vierhundert Schritt von den Kähnen wieder auf der Mitte des Waſſerſpiegels ein. Es werden nun die Erlegten aufgeleſen und die Kähne zum neuen Jagdzuge geordnet, bis endlich die erſchreckten Vögel hoch auf- ſteigen und ſich entfernen. Für Schützen, welche Freude an vielem Knallen und Tödten haben, iſt dieſe Jagd ein köſtliches Vergnügen.“ Jm Mansfelder See füllen die Fiſcher das Boot mit einem Haufen Steine, bewaſſnen ſich mit Knütteln und rudern nun langſam auf die Waſſerhühner los, bis dieſe unruhig werden, verfolgen ſie hierauf, ängſtigen ſie durch Steinwürfe, ſo oft ſie auftauchen, zwingen ſie dadurch zu beſtändigem Untertauchen und ermatten ſie ſchließlich ſo, daß ſie das Boot nahe an ſich herankommen laſſen und mit einem Knüttelſchlage getödtet werden können. Jn Jtalien ſtellt man ihnen Netze unter dem Waſſer auf und fängt auf dieſe Weiſe Tauſende, bringt ſie auf den Markt und verkauft ſie für wenige Pfennige unſeres Geldes.
Für die Gefangenſchaft eignet ſich das Waſſerhuhn blos dann, wenn man ihm ein größeres Waſſerbecken, oder beſſer einen Teich anweiſen kann. Auf ſolchem iſt es ſehr unterhaltend, weil es ſich beſtändig etwas zu ſchaffen macht, und ſeine fortwährende Regſamkeit, Kampfluſt, ſein Muth größeren Vögeln gegenüber, Jedermann anzieht. Wenn man es gewähren läßt, entſchließt es ſich auch zur Fortpflanzung, und man hat dann das Vergnügen, das Jugendleben der niedlichen Küchlein mit aller Bequemlichkeit beobachten zu können.
Jn Südamerika und am Senegal leben kleine, ſonderbare Vögel, über deren Stellung die Forſcher noch heutigentags ſich nicht geeinigt haben, deren innerer Leibesbau aber namentlich durch die Anlage des Knochengerüſtes die innigſte Verwandtſchaft mit den Waſſerhühnern beweiſt.
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Die Läufer. Stelzvögel. Waſſerhühner. Saumfüße.
Neſt ſteht regelmäßig auf der Waſſerſeite im oder am Schilfe, oft auf umgeknickten Rohrhalmen und
dergleichen, ebenſo oft aber auch ſchwimmend auf dem Waſſerſpiegel ſelbſt. Seine Grundlage bilden
alte Rohrſtoppeln und Halme, die obere Lage dieſelben, nur etwas beſſer gewählten Stoffe, Waſſer-
binſen, dünne Halme, Grasſtöckchen und Riſpen, welche zuweilen ſorgſam verarbeitet werden. Um
die Mitte des Mai findet man die ſieben bis funfzehn großen, feſten und feinſchaligen, glanzloſen,
auf bleichlehmgelbem oder blaßgelbbraunem Grunde äußerſt zart mit dunkelaſchgrauen, dunkel- und
ſchwarzbraunen Pünktchen und Flecken gezeichneten Eier vollzählig im Neſte, und zwanzig oder einund-
zwanzig Tage ſpäter ſchlüpfen die höchſt zierlichen, mit Ausnahme des brennend rothen Kopfes
ſchwarzdunigen Jungen aus den Eiern und werden nach dem Abtrocknen ſofort auf das Waſſer
geführt, von beiden Eltern geäzt, zuweilen gehudert, bei Gefahr gewarnt, gegen ſchwächere Feinde
auch muthvoll vertheidigt, überhaupt höchſt ſorgfältig behandelt. Anfangs halten ſie ſich viel im
Rohre und ebenſo auf geſicherten Stellen des Feſtlandes auf; des Nachts kehren ſie gewöhnlich in
das Neſt zurück; ſpäter entfernen ſie ſich mehr und mehr von den Alten, und ehe ſie noch flügge ſind,
haben ſie ſich bereits ſelbſtändig gemacht.
Obgleich das Fleiſch des Waſſerhuhnes noch ſchlechter ſchmeckt als das der Verwandten, ja
kaum genießbar iſt, wird der Vogel doch hier und da eifrig gejagt, weil die Jagd ſelbſt Vergnügen
gewährt. „Wenn ſich zu Ende Septembers“, erzählt Naumann, „Tauſende von dieſen Vögeln auf
großen, von Rohr und Schilf freien Teichen verſammelt haben, vertheilen ſich eine Anzahl Schützen
auf zwölf bis zwanzig Kähnen und laſſen dieſe in beſter Ordnung langſam gegen die ſchwarze Schar
rudern. Anfänglich flattert nur hin und wieder ein einzelnes Waſſerhuhn ein Stück auf dem
Waſſerſpiegel fort, bald aber, wenn ſich der Schwarm in die Enge getrieben ſieht, wird die Geſammt-
heit unruhig, die Bewegung allgemeiner; endlich erhebt ſich Alles zum Fliegen, und das dieſem
vorhergehende ſich durchkreuzende Geplätſcher gibt ein Getöſe, welches an das eines entfernten Waſſer-
falles erinnert. Da ſie ſich nicht entſchließen können, über Land zu fliegen, ziehen ſie einzeln über
die Kähne weg, und was hierbei vom Jäger nicht herabgeſchoſſen wird, fällt drei- bis vierhundert
Schritt von den Kähnen wieder auf der Mitte des Waſſerſpiegels ein. Es werden nun die Erlegten
aufgeleſen und die Kähne zum neuen Jagdzuge geordnet, bis endlich die erſchreckten Vögel hoch auf-
ſteigen und ſich entfernen. Für Schützen, welche Freude an vielem Knallen und Tödten haben, iſt
dieſe Jagd ein köſtliches Vergnügen.“ Jm Mansfelder See füllen die Fiſcher das Boot mit einem
Haufen Steine, bewaſſnen ſich mit Knütteln und rudern nun langſam auf die Waſſerhühner los, bis
dieſe unruhig werden, verfolgen ſie hierauf, ängſtigen ſie durch Steinwürfe, ſo oft ſie auftauchen,
zwingen ſie dadurch zu beſtändigem Untertauchen und ermatten ſie ſchließlich ſo, daß ſie das Boot
nahe an ſich herankommen laſſen und mit einem Knüttelſchlage getödtet werden können. Jn Jtalien
ſtellt man ihnen Netze unter dem Waſſer auf und fängt auf dieſe Weiſe Tauſende, bringt ſie auf den
Markt und verkauft ſie für wenige Pfennige unſeres Geldes.
Für die Gefangenſchaft eignet ſich das Waſſerhuhn blos dann, wenn man ihm ein größeres
Waſſerbecken, oder beſſer einen Teich anweiſen kann. Auf ſolchem iſt es ſehr unterhaltend, weil es
ſich beſtändig etwas zu ſchaffen macht, und ſeine fortwährende Regſamkeit, Kampfluſt, ſein Muth
größeren Vögeln gegenüber, Jedermann anzieht. Wenn man es gewähren läßt, entſchließt es ſich
auch zur Fortpflanzung, und man hat dann das Vergnügen, das Jugendleben der niedlichen Küchlein
mit aller Bequemlichkeit beobachten zu können.
Jn Südamerika und am Senegal leben kleine, ſonderbare Vögel, über deren Stellung die
Forſcher noch heutigentags ſich nicht geeinigt haben, deren innerer Leibesbau aber namentlich durch
die Anlage des Knochengerüſtes die innigſte Verwandtſchaft mit den Waſſerhühnern beweiſt.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 764. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/810>, abgerufen am 22.11.2024.
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