zurück und beginnt wenige Augenblicke später eine ähnliche Jagd. Jm Herbst aber beschäftigt er sich sehr eifrig damit, kleine Löcher in die Rinde der Eichen und Fichten zu bohren und in ihnen Eicheln aufzuspeichern. Jn jedes Loch kommt eine Eichel, und sie wird so fest eingezwängt, daß sie nur mit Mühe herausgezogen werden kann. Zuweilen gewinnt die Rinde eines riesigen Nadelbaumes den Anschein, als sei sie dicht mit Bronzenägeln beschlagen. Diese Eicheln werden in sehr großer Menge aufgespeichert und ernähren während des Winters nicht nur den Specht, sondern auch Eich- hörnchen, Mäuse, Heher etc., welche diese Vorräthe sehr stark mitnehmen."
Kelly vervollständigt diese Angaben. "Beim Abschälen der Rinde eines Baumes", sagt er, "bemerkte ich, daß sie gänzlich durchlöchert war. Die Löcher waren größer als die, welche eine Büchsen- kugel hervorbringt und so regelmäßig, als hätte man sie mit Hilfe von Lineal und Zirkel eingebohrt. Viele von ihnen waren auf die netteste Weise mit Eicheln angefüllt. Jch hatte schon früher der- gleichen Löcher in den meisten weicheren Bäumen wahrgenommen, aber geglaubt, daß sie von Kerb- thieren herrührten und mir nicht die Mühe gegeben, sie genauer zu untersuchen. Da ich sie nun aber mit fest darin steckenden Eicheln, welche der Wind nicht hatte hineinwehen können, wie beschlagen fand, so suchte ich den Ursprung zu erforschen. Die Erklärung wurde mir von einem Freunde gegeben, welcher auf einen Flug von Spechten, der mit dem Einbringen seiner Wintervorräthe emsig beschäftigt war, hinwies. Jch folgerte nunmehr, daß der kluge Vogel nicht immer zwecklos arbeitet, sondern den Sommer damit hinbringt, die Löcher zu bohren, in denen er Speisevorräthe für den Winter sammelt. Dort kann das Wetter diesen weder Etwas anhaben, noch sie dem Spechte unzugänglich machen. Oft habe ich die Vögel in der Nähe belauscht, wie sie mit Eicheln im Schnabel, halb sich anklammernd, halb fliegend, einen Baum umkreisten, und ich habe die Geschicklichkeit bewundert, mit der sie ver- suchten, ihre Eichel in ein Loch nach dem andern einzuklemmen, bis sie eins von passendem Umfange gefunden hatten. Sie steckten die Eichel mit dem spitzen Ende zuerst hinein und klopften sie dann kunstgerecht mit dem Schnabel fest. Hierauf flogen sie weg, um eine andere zu holen. Aber das Geschäft dieses Vogels erscheint noch merkwürdiger, wenn man berücksichtigt, daß er nur solche Eicheln wählt, welche gesund und vollkernig sind. Derjenige, welcher solche Früchte zum Rösten sammelt, liest immer eine bedeutende Menge hohler und untauglicher mit auf, weil die glattesten und schönsten häufig eine in ihnen erzeugte große Made enthält; sogar der pfissigste Jndianer täuscht sich bei der Aus- wahl, all seiner Schlauheit und Erfahrung ungeachtet, während unter denjenigen, welche wir aus der Rinde unseres Bauholzes hervorzogen, auch nicht eine war, die irgend welchen Keim der Zerstörung in sich getragen hätte."
"Es wird für eine sichere Vorbedeutung eines baldigen Schneefalls erachtet, wenn man diese Spechte mit dem Einheimsen der Eicheln beschäftigt sieht. So lange noch kein Schnee liegt, gehen sie ihre gesammelten Vorräthe nicht an, Dies thun sie erst, wenn die auf dem Boden liegenden Nüsse vom Schnee bedeckt sind. Dann begeben sie sich zu ihren Vorrathskammern und picken sie von ihrem Jnhalt leer, ohne die Nußschale aus der Oeffnung hervorzuziehen. Die Rinde des Fichtenbaums wird ihrer Dicke und geringen Widerstandsfähigkeit halber am liebsten zum Speicher benutzt."
Die Buntspechte(Piei) gelten als die vollendetsten Mitglieder der Gesammtheit, weil sie fast ausschließlich stammlebig sind und nur ausnahmsweise zum Boden herabkommen. Sie gehören zu den mittelgroßen und kleinen Arten und sind verhältnißmäßig gedrungen gebaut. Der Schnabel ist etwa kopflang, gerade, am Grunde ebenso hoch als breit, auf der Firste scharfkantig. Der Fuß ist kurzzehig und zuweilen verkümmert, da bei einzelnen Arten nur drei Zehen vorhanden sind. Jm Fittig ist die dritte Schwinge die längste. Der Schwanz ist lang und keilförmig. Das Gefieder ist regelmäßig auf schwarzem Grunde weiß gezeichnet und an gewissen Stellen durch Roth oder Gelb
Rothkopf. Sammelſpecht.
zurück und beginnt wenige Augenblicke ſpäter eine ähnliche Jagd. Jm Herbſt aber beſchäftigt er ſich ſehr eifrig damit, kleine Löcher in die Rinde der Eichen und Fichten zu bohren und in ihnen Eicheln aufzuſpeichern. Jn jedes Loch kommt eine Eichel, und ſie wird ſo feſt eingezwängt, daß ſie nur mit Mühe herausgezogen werden kann. Zuweilen gewinnt die Rinde eines rieſigen Nadelbaumes den Anſchein, als ſei ſie dicht mit Bronzenägeln beſchlagen. Dieſe Eicheln werden in ſehr großer Menge aufgeſpeichert und ernähren während des Winters nicht nur den Specht, ſondern auch Eich- hörnchen, Mäuſe, Heher ꝛc., welche dieſe Vorräthe ſehr ſtark mitnehmen.“
Kelly vervollſtändigt dieſe Angaben. „Beim Abſchälen der Rinde eines Baumes“, ſagt er, „bemerkte ich, daß ſie gänzlich durchlöchert war. Die Löcher waren größer als die, welche eine Büchſen- kugel hervorbringt und ſo regelmäßig, als hätte man ſie mit Hilfe von Lineal und Zirkel eingebohrt. Viele von ihnen waren auf die netteſte Weiſe mit Eicheln angefüllt. Jch hatte ſchon früher der- gleichen Löcher in den meiſten weicheren Bäumen wahrgenommen, aber geglaubt, daß ſie von Kerb- thieren herrührten und mir nicht die Mühe gegeben, ſie genauer zu unterſuchen. Da ich ſie nun aber mit feſt darin ſteckenden Eicheln, welche der Wind nicht hatte hineinwehen können, wie beſchlagen fand, ſo ſuchte ich den Urſprung zu erforſchen. Die Erklärung wurde mir von einem Freunde gegeben, welcher auf einen Flug von Spechten, der mit dem Einbringen ſeiner Wintervorräthe emſig beſchäftigt war, hinwies. Jch folgerte nunmehr, daß der kluge Vogel nicht immer zwecklos arbeitet, ſondern den Sommer damit hinbringt, die Löcher zu bohren, in denen er Speiſevorräthe für den Winter ſammelt. Dort kann das Wetter dieſen weder Etwas anhaben, noch ſie dem Spechte unzugänglich machen. Oft habe ich die Vögel in der Nähe belauſcht, wie ſie mit Eicheln im Schnabel, halb ſich anklammernd, halb fliegend, einen Baum umkreiſten, und ich habe die Geſchicklichkeit bewundert, mit der ſie ver- ſuchten, ihre Eichel in ein Loch nach dem andern einzuklemmen, bis ſie eins von paſſendem Umfange gefunden hatten. Sie ſteckten die Eichel mit dem ſpitzen Ende zuerſt hinein und klopften ſie dann kunſtgerecht mit dem Schnabel feſt. Hierauf flogen ſie weg, um eine andere zu holen. Aber das Geſchäft dieſes Vogels erſcheint noch merkwürdiger, wenn man berückſichtigt, daß er nur ſolche Eicheln wählt, welche geſund und vollkernig ſind. Derjenige, welcher ſolche Früchte zum Röſten ſammelt, lieſt immer eine bedeutende Menge hohler und untauglicher mit auf, weil die glatteſten und ſchönſten häufig eine in ihnen erzeugte große Made enthält; ſogar der pfiſſigſte Jndianer täuſcht ſich bei der Aus- wahl, all ſeiner Schlauheit und Erfahrung ungeachtet, während unter denjenigen, welche wir aus der Rinde unſeres Bauholzes hervorzogen, auch nicht eine war, die irgend welchen Keim der Zerſtörung in ſich getragen hätte.“
„Es wird für eine ſichere Vorbedeutung eines baldigen Schneefalls erachtet, wenn man dieſe Spechte mit dem Einheimſen der Eicheln beſchäftigt ſieht. So lange noch kein Schnee liegt, gehen ſie ihre geſammelten Vorräthe nicht an, Dies thun ſie erſt, wenn die auf dem Boden liegenden Nüſſe vom Schnee bedeckt ſind. Dann begeben ſie ſich zu ihren Vorrathskammern und picken ſie von ihrem Jnhalt leer, ohne die Nußſchale aus der Oeffnung hervorzuziehen. Die Rinde des Fichtenbaums wird ihrer Dicke und geringen Widerſtandsfähigkeit halber am liebſten zum Speicher benutzt.“
Die Buntſpechte(Piei) gelten als die vollendetſten Mitglieder der Geſammtheit, weil ſie faſt ausſchließlich ſtammlebig ſind und nur ausnahmsweiſe zum Boden herabkommen. Sie gehören zu den mittelgroßen und kleinen Arten und ſind verhältnißmäßig gedrungen gebaut. Der Schnabel iſt etwa kopflang, gerade, am Grunde ebenſo hoch als breit, auf der Firſte ſcharfkantig. Der Fuß iſt kurzzehig und zuweilen verkümmert, da bei einzelnen Arten nur drei Zehen vorhanden ſind. Jm Fittig iſt die dritte Schwinge die längſte. Der Schwanz iſt lang und keilförmig. Das Gefieder iſt regelmäßig auf ſchwarzem Grunde weiß gezeichnet und an gewiſſen Stellen durch Roth oder Gelb
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[71/0085]
Rothkopf. Sammelſpecht.
zurück und beginnt wenige Augenblicke ſpäter eine ähnliche Jagd. Jm Herbſt aber beſchäftigt er ſich
ſehr eifrig damit, kleine Löcher in die Rinde der Eichen und Fichten zu bohren und in ihnen Eicheln
aufzuſpeichern. Jn jedes Loch kommt eine Eichel, und ſie wird ſo feſt eingezwängt, daß ſie nur mit
Mühe herausgezogen werden kann. Zuweilen gewinnt die Rinde eines rieſigen Nadelbaumes den
Anſchein, als ſei ſie dicht mit Bronzenägeln beſchlagen. Dieſe Eicheln werden in ſehr großer
Menge aufgeſpeichert und ernähren während des Winters nicht nur den Specht, ſondern auch Eich-
hörnchen, Mäuſe, Heher ꝛc., welche dieſe Vorräthe ſehr ſtark mitnehmen.“
Kelly vervollſtändigt dieſe Angaben. „Beim Abſchälen der Rinde eines Baumes“, ſagt er,
„bemerkte ich, daß ſie gänzlich durchlöchert war. Die Löcher waren größer als die, welche eine Büchſen-
kugel hervorbringt und ſo regelmäßig, als hätte man ſie mit Hilfe von Lineal und Zirkel eingebohrt.
Viele von ihnen waren auf die netteſte Weiſe mit Eicheln angefüllt. Jch hatte ſchon früher der-
gleichen Löcher in den meiſten weicheren Bäumen wahrgenommen, aber geglaubt, daß ſie von Kerb-
thieren herrührten und mir nicht die Mühe gegeben, ſie genauer zu unterſuchen. Da ich ſie nun aber
mit feſt darin ſteckenden Eicheln, welche der Wind nicht hatte hineinwehen können, wie beſchlagen fand,
ſo ſuchte ich den Urſprung zu erforſchen. Die Erklärung wurde mir von einem Freunde gegeben,
welcher auf einen Flug von Spechten, der mit dem Einbringen ſeiner Wintervorräthe emſig beſchäftigt
war, hinwies. Jch folgerte nunmehr, daß der kluge Vogel nicht immer zwecklos arbeitet, ſondern den
Sommer damit hinbringt, die Löcher zu bohren, in denen er Speiſevorräthe für den Winter ſammelt.
Dort kann das Wetter dieſen weder Etwas anhaben, noch ſie dem Spechte unzugänglich machen. Oft
habe ich die Vögel in der Nähe belauſcht, wie ſie mit Eicheln im Schnabel, halb ſich anklammernd,
halb fliegend, einen Baum umkreiſten, und ich habe die Geſchicklichkeit bewundert, mit der ſie ver-
ſuchten, ihre Eichel in ein Loch nach dem andern einzuklemmen, bis ſie eins von paſſendem Umfange
gefunden hatten. Sie ſteckten die Eichel mit dem ſpitzen Ende zuerſt hinein und klopften ſie dann
kunſtgerecht mit dem Schnabel feſt. Hierauf flogen ſie weg, um eine andere zu holen. Aber das
Geſchäft dieſes Vogels erſcheint noch merkwürdiger, wenn man berückſichtigt, daß er nur ſolche Eicheln
wählt, welche geſund und vollkernig ſind. Derjenige, welcher ſolche Früchte zum Röſten ſammelt, lieſt
immer eine bedeutende Menge hohler und untauglicher mit auf, weil die glatteſten und ſchönſten häufig
eine in ihnen erzeugte große Made enthält; ſogar der pfiſſigſte Jndianer täuſcht ſich bei der Aus-
wahl, all ſeiner Schlauheit und Erfahrung ungeachtet, während unter denjenigen, welche wir aus der
Rinde unſeres Bauholzes hervorzogen, auch nicht eine war, die irgend welchen Keim der Zerſtörung
in ſich getragen hätte.“
„Es wird für eine ſichere Vorbedeutung eines baldigen Schneefalls erachtet, wenn man dieſe
Spechte mit dem Einheimſen der Eicheln beſchäftigt ſieht. So lange noch kein Schnee liegt, gehen
ſie ihre geſammelten Vorräthe nicht an, Dies thun ſie erſt, wenn die auf dem Boden liegenden Nüſſe
vom Schnee bedeckt ſind. Dann begeben ſie ſich zu ihren Vorrathskammern und picken ſie von ihrem
Jnhalt leer, ohne die Nußſchale aus der Oeffnung hervorzuziehen. Die Rinde des Fichtenbaums
wird ihrer Dicke und geringen Widerſtandsfähigkeit halber am liebſten zum Speicher benutzt.“
Die Buntſpechte (Piei) gelten als die vollendetſten Mitglieder der Geſammtheit, weil ſie faſt
ausſchließlich ſtammlebig ſind und nur ausnahmsweiſe zum Boden herabkommen. Sie gehören zu
den mittelgroßen und kleinen Arten und ſind verhältnißmäßig gedrungen gebaut. Der Schnabel iſt
etwa kopflang, gerade, am Grunde ebenſo hoch als breit, auf der Firſte ſcharfkantig. Der Fuß iſt
kurzzehig und zuweilen verkümmert, da bei einzelnen Arten nur drei Zehen vorhanden ſind. Jm
Fittig iſt die dritte Schwinge die längſte. Der Schwanz iſt lang und keilförmig. Das Gefieder iſt
regelmäßig auf ſchwarzem Grunde weiß gezeichnet und an gewiſſen Stellen durch Roth oder Gelb
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/85>, abgerufen am 25.11.2024.
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