mit den breithäutigen Füßen kräftig ausstoßend, sehr schnell dahin, und wenn sie in die Tiefe hinab- steigen wollen, genügt ein einziger Stoß ihrer Ruder nach oben, unter gleichzeitigem Aufschnellen des Schwanzes nach abwärts, um den Leib kopfüber nach unten zu werfen. Sie sind noch nicht fähig, wie die Taucher eine etwa ins Auge gefaßte Beute unter dem Wasser zu verfolgen, sondern tauchen mehr oder weniger senkrecht auf den Grund hinab und kommen nach minutenlanger Abwesenheit fast an derselben Stelle, von welcher sie verschwanden, wieder empor. Da sie ihre Nahrung vom Grunde des Wassers auflesen, durchmessen sie in dieser Weise oft ziemlich bedeutende Entfernungen, diejenigen, welche im Meere leben, zuweilen funfzig bis sechzig Klaftern, wie man durch Untersuchung ihrer Nahrung leicht bestimmen kann. Nur wenige von ihnen sind vorzugsweise Pflanzenfresser; die Mehrzahl nährt sich von Muscheln und anderen Weichthieren, Gewürm, Krebsen, Fischen und der- gleichen, während des Aufenthaltes in süßen Gewässern auch von Kerbthieren u. s. w. Die Nahrung wird vom Grunde aufgenommen, aber auch gleich in der Tiefe verschluckt; die Tauchenten kommen, wenn sie mit Fressen beschäftigt sind, nur um Athem zu holen, zur Oberfläche empor. Hinsichtlich der Stimme unterscheiden sie sich insofern von den Schwimmenten, als sie knarrende und nicht quakende Laute ausstoßen. Die Sinne und die geistigen Fähigkeiten scheinen mit denen der letztgenannten ungefähr auf gleicher Stufe zu stehen.
Das Fortpflanzungsgeschäft der Tauchenten ist dem ihrer Verwandten zwar sehr ähnlich, unter- scheidet sich aber doch in mancher Hinsicht. Mehr als die übrigen Zahnschnäbler nisten sie in Gesellschaften, zuweilen förmliche Ansiedelungen bildend. Nicht selten legen zwei Weibchen, auch solcher verschiedener Arten in ein und dasselbe Nest, brüten gemeinschaftlich die Eier aus und theilen sich in die Erziehung und Pflege der Jungen, ohne zwischen den eigenen und fremden einen Unter- schied zu machen. Viele bekunden eine wahre Sucht, zu bemuttern; sie stehlen sich gegenseitig die Eier und wälzen sie nach ihren eigenen Nestern oder locken die bereits ausgeschlüpften Jungen zu sich heran, um diese zu pflegen. Die Eier sind rundlicher und festschaliger, als die der Schwimmenten, ihnen sonst aber sehr ähnlich.
Mehrere Tauchenten gewähren durch die Dunen, mit denen sie ihr Nest ausfüttern, einen erheblichen Nutzen; andere liefern auch ein schmackhaftes Wildpret, während das Fleisch der meisten in Folge der Nahrung einen unangenehm thranigen oder ranzigen Geschmack besitzt und wenigstens für einen verwöhnten Gaumen ungenießbar ist. Dementsprechend werden viele auch nur der Federn, nicht aber des Wildprets halber gejagt. Von anderen Feinden haben sie weniger zu leiden als die Schwimmenten. Die schnelleren Raubvögel fangen auch sie im Fluge und größere Fische oder im Wasser lebende Lurche nehmen ihnen die Jungen weg: im allgemeinen aber entzieht sie das Wasser vielen Verfolgungen. Für die Gefangenschaft eignen sie sich nicht. Sie gewöhnen sich zwar nach und nach an ein einfaches Futter, niemals aber an pflanzliche Stoffe allein. Nur wenige Arten schreiten, wenn sie ihren natürlichen Verhältnissen entzogen wurden, zur Fortpflanzung, diejenigen, welche den größten Theil ihres Lebens im Meere verbringen, wahrscheinlich niemals.
Der erste Rang unter allen Tauchenten gebührt den Eidervögeln (Somateria). Sie sind nicht blos die größten und schönsten, sondern für uns auch die nützlichsten Mitglieder der Familie, ein herrlicher Schmuck des Meeres, ein wahrer Segen für die Bewohner der hochnordischen Länder. Abgesehen von ihrer bedeutenden Größe kennzeichnen sie sich durch ihren sehr gestreckten, langen, mit der Firste weit ins Stirngefieder hineinragenden, bei einzelnen Arten knollig aufgetriebenen, auch lebhaft gefärbten Schnabel, dessen großer Nagel den ganzen Vorderrand des Oberkiefers einnimmt, die niedrigen, langzehigen, daher breitspurigen Füße, die mittellangen Flügel, unter deren Hand- schwingen die zweite die längste und deren Oberarmschwingen sich sichelartig über den Vorderflügel
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Allgemeines.
mit den breithäutigen Füßen kräftig ausſtoßend, ſehr ſchnell dahin, und wenn ſie in die Tiefe hinab- ſteigen wollen, genügt ein einziger Stoß ihrer Ruder nach oben, unter gleichzeitigem Aufſchnellen des Schwanzes nach abwärts, um den Leib kopfüber nach unten zu werfen. Sie ſind noch nicht fähig, wie die Taucher eine etwa ins Auge gefaßte Beute unter dem Waſſer zu verfolgen, ſondern tauchen mehr oder weniger ſenkrecht auf den Grund hinab und kommen nach minutenlanger Abweſenheit faſt an derſelben Stelle, von welcher ſie verſchwanden, wieder empor. Da ſie ihre Nahrung vom Grunde des Waſſers aufleſen, durchmeſſen ſie in dieſer Weiſe oft ziemlich bedeutende Entfernungen, diejenigen, welche im Meere leben, zuweilen funfzig bis ſechzig Klaftern, wie man durch Unterſuchung ihrer Nahrung leicht beſtimmen kann. Nur wenige von ihnen ſind vorzugsweiſe Pflanzenfreſſer; die Mehrzahl nährt ſich von Muſcheln und anderen Weichthieren, Gewürm, Krebſen, Fiſchen und der- gleichen, während des Aufenthaltes in ſüßen Gewäſſern auch von Kerbthieren u. ſ. w. Die Nahrung wird vom Grunde aufgenommen, aber auch gleich in der Tiefe verſchluckt; die Tauchenten kommen, wenn ſie mit Freſſen beſchäftigt ſind, nur um Athem zu holen, zur Oberfläche empor. Hinſichtlich der Stimme unterſcheiden ſie ſich inſofern von den Schwimmenten, als ſie knarrende und nicht quakende Laute ausſtoßen. Die Sinne und die geiſtigen Fähigkeiten ſcheinen mit denen der letztgenannten ungefähr auf gleicher Stufe zu ſtehen.
Das Fortpflanzungsgeſchäft der Tauchenten iſt dem ihrer Verwandten zwar ſehr ähnlich, unter- ſcheidet ſich aber doch in mancher Hinſicht. Mehr als die übrigen Zahnſchnäbler niſten ſie in Geſellſchaften, zuweilen förmliche Anſiedelungen bildend. Nicht ſelten legen zwei Weibchen, auch ſolcher verſchiedener Arten in ein und daſſelbe Neſt, brüten gemeinſchaftlich die Eier aus und theilen ſich in die Erziehung und Pflege der Jungen, ohne zwiſchen den eigenen und fremden einen Unter- ſchied zu machen. Viele bekunden eine wahre Sucht, zu bemuttern; ſie ſtehlen ſich gegenſeitig die Eier und wälzen ſie nach ihren eigenen Neſtern oder locken die bereits ausgeſchlüpften Jungen zu ſich heran, um dieſe zu pflegen. Die Eier ſind rundlicher und feſtſchaliger, als die der Schwimmenten, ihnen ſonſt aber ſehr ähnlich.
Mehrere Tauchenten gewähren durch die Dunen, mit denen ſie ihr Neſt ausfüttern, einen erheblichen Nutzen; andere liefern auch ein ſchmackhaftes Wildpret, während das Fleiſch der meiſten in Folge der Nahrung einen unangenehm thranigen oder ranzigen Geſchmack beſitzt und wenigſtens für einen verwöhnten Gaumen ungenießbar iſt. Dementſprechend werden viele auch nur der Federn, nicht aber des Wildprets halber gejagt. Von anderen Feinden haben ſie weniger zu leiden als die Schwimmenten. Die ſchnelleren Raubvögel fangen auch ſie im Fluge und größere Fiſche oder im Waſſer lebende Lurche nehmen ihnen die Jungen weg: im allgemeinen aber entzieht ſie das Waſſer vielen Verfolgungen. Für die Gefangenſchaft eignen ſie ſich nicht. Sie gewöhnen ſich zwar nach und nach an ein einfaches Futter, niemals aber an pflanzliche Stoffe allein. Nur wenige Arten ſchreiten, wenn ſie ihren natürlichen Verhältniſſen entzogen wurden, zur Fortpflanzung, diejenigen, welche den größten Theil ihres Lebens im Meere verbringen, wahrſcheinlich niemals.
Der erſte Rang unter allen Tauchenten gebührt den Eidervögeln (Somateria). Sie ſind nicht blos die größten und ſchönſten, ſondern für uns auch die nützlichſten Mitglieder der Familie, ein herrlicher Schmuck des Meeres, ein wahrer Segen für die Bewohner der hochnordiſchen Länder. Abgeſehen von ihrer bedeutenden Größe kennzeichnen ſie ſich durch ihren ſehr geſtreckten, langen, mit der Firſte weit ins Stirngefieder hineinragenden, bei einzelnen Arten knollig aufgetriebenen, auch lebhaft gefärbten Schnabel, deſſen großer Nagel den ganzen Vorderrand des Oberkiefers einnimmt, die niedrigen, langzehigen, daher breitſpurigen Füße, die mittellangen Flügel, unter deren Hand- ſchwingen die zweite die längſte und deren Oberarmſchwingen ſich ſichelartig über den Vorderflügel
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[835/0885]
Allgemeines.
mit den breithäutigen Füßen kräftig ausſtoßend, ſehr ſchnell dahin, und wenn ſie in die Tiefe hinab-
ſteigen wollen, genügt ein einziger Stoß ihrer Ruder nach oben, unter gleichzeitigem Aufſchnellen des
Schwanzes nach abwärts, um den Leib kopfüber nach unten zu werfen. Sie ſind noch nicht fähig,
wie die Taucher eine etwa ins Auge gefaßte Beute unter dem Waſſer zu verfolgen, ſondern tauchen
mehr oder weniger ſenkrecht auf den Grund hinab und kommen nach minutenlanger Abweſenheit faſt
an derſelben Stelle, von welcher ſie verſchwanden, wieder empor. Da ſie ihre Nahrung vom Grunde
des Waſſers aufleſen, durchmeſſen ſie in dieſer Weiſe oft ziemlich bedeutende Entfernungen, diejenigen,
welche im Meere leben, zuweilen funfzig bis ſechzig Klaftern, wie man durch Unterſuchung ihrer
Nahrung leicht beſtimmen kann. Nur wenige von ihnen ſind vorzugsweiſe Pflanzenfreſſer; die
Mehrzahl nährt ſich von Muſcheln und anderen Weichthieren, Gewürm, Krebſen, Fiſchen und der-
gleichen, während des Aufenthaltes in ſüßen Gewäſſern auch von Kerbthieren u. ſ. w. Die Nahrung
wird vom Grunde aufgenommen, aber auch gleich in der Tiefe verſchluckt; die Tauchenten kommen, wenn
ſie mit Freſſen beſchäftigt ſind, nur um Athem zu holen, zur Oberfläche empor. Hinſichtlich der Stimme
unterſcheiden ſie ſich inſofern von den Schwimmenten, als ſie knarrende und nicht quakende Laute
ausſtoßen. Die Sinne und die geiſtigen Fähigkeiten ſcheinen mit denen der letztgenannten ungefähr
auf gleicher Stufe zu ſtehen.
Das Fortpflanzungsgeſchäft der Tauchenten iſt dem ihrer Verwandten zwar ſehr ähnlich, unter-
ſcheidet ſich aber doch in mancher Hinſicht. Mehr als die übrigen Zahnſchnäbler niſten ſie in
Geſellſchaften, zuweilen förmliche Anſiedelungen bildend. Nicht ſelten legen zwei Weibchen, auch
ſolcher verſchiedener Arten in ein und daſſelbe Neſt, brüten gemeinſchaftlich die Eier aus und theilen
ſich in die Erziehung und Pflege der Jungen, ohne zwiſchen den eigenen und fremden einen Unter-
ſchied zu machen. Viele bekunden eine wahre Sucht, zu bemuttern; ſie ſtehlen ſich gegenſeitig die
Eier und wälzen ſie nach ihren eigenen Neſtern oder locken die bereits ausgeſchlüpften Jungen zu ſich
heran, um dieſe zu pflegen. Die Eier ſind rundlicher und feſtſchaliger, als die der Schwimmenten,
ihnen ſonſt aber ſehr ähnlich.
Mehrere Tauchenten gewähren durch die Dunen, mit denen ſie ihr Neſt ausfüttern, einen
erheblichen Nutzen; andere liefern auch ein ſchmackhaftes Wildpret, während das Fleiſch der meiſten
in Folge der Nahrung einen unangenehm thranigen oder ranzigen Geſchmack beſitzt und wenigſtens
für einen verwöhnten Gaumen ungenießbar iſt. Dementſprechend werden viele auch nur der Federn,
nicht aber des Wildprets halber gejagt. Von anderen Feinden haben ſie weniger zu leiden als die
Schwimmenten. Die ſchnelleren Raubvögel fangen auch ſie im Fluge und größere Fiſche oder im
Waſſer lebende Lurche nehmen ihnen die Jungen weg: im allgemeinen aber entzieht ſie das Waſſer
vielen Verfolgungen. Für die Gefangenſchaft eignen ſie ſich nicht. Sie gewöhnen ſich zwar nach und
nach an ein einfaches Futter, niemals aber an pflanzliche Stoffe allein. Nur wenige Arten ſchreiten,
wenn ſie ihren natürlichen Verhältniſſen entzogen wurden, zur Fortpflanzung, diejenigen, welche den
größten Theil ihres Lebens im Meere verbringen, wahrſcheinlich niemals.
Der erſte Rang unter allen Tauchenten gebührt den Eidervögeln (Somateria). Sie ſind nicht
blos die größten und ſchönſten, ſondern für uns auch die nützlichſten Mitglieder der Familie, ein
herrlicher Schmuck des Meeres, ein wahrer Segen für die Bewohner der hochnordiſchen Länder.
Abgeſehen von ihrer bedeutenden Größe kennzeichnen ſie ſich durch ihren ſehr geſtreckten, langen, mit
der Firſte weit ins Stirngefieder hineinragenden, bei einzelnen Arten knollig aufgetriebenen, auch
lebhaft gefärbten Schnabel, deſſen großer Nagel den ganzen Vorderrand des Oberkiefers einnimmt,
die niedrigen, langzehigen, daher breitſpurigen Füße, die mittellangen Flügel, unter deren Hand-
ſchwingen die zweite die längſte und deren Oberarmſchwingen ſich ſichelartig über den Vorderflügel
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 835. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/885>, abgerufen am 22.11.2024.
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