Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Schwimmer. Seeflieger. Seeschwalben.

Unter dem Namen Raubseeschwalben (Sylochelidon) vereinigt mein Vater die größeren
Arten der Familie in einer besonderen Sippe. Die Kennzeichen der hierher zu zählenden Arten sind:
verhältnißmäßig kräftiger und gedrungener Leib, sehr großer, starker, mehr als kopflanger Schnabel,
kleiner Fuß mit wenig ausgeschnittenen Schwimmhäuten, langer säbelförmiger Flügel, schwach gegabelter
Schwanz und knappe Befiederung.

Als Urbild der Sippe gilt die Raubseeschwalbe oder Wimmermöve (Sylochelidon caspia),
ein großer Vogel von 20 Zoll Länge, 50 Zoll Breite, bei 16 Zoll Fittiglänge und 6 Zoll Schwanz-
länge. Das Gefieder ist auf dem Oberkopfe schwarz, an den Halsseiten, auf der Unterseite und auf

[Abbildung] Die Raubseeschwalbe (Sylochelidon caspia).
dem Oberrücken glänzendweiß, auf dem Mantel lichtgraublau; die Schwingenspitzen sind dunkler, die
Schwanzfedern lichter als das übrige Gefieder der Oberseite. Das Auge ist braun, der Schnabel
korallenroth, der Fuß schwarz. Jm Winterkleide ist der Kopf weiß und schwarz gemischt, im Jugend-
kleide das Rückengefieder bräunlich in die Quere gefleckt.

Die Raubseeschwalbe ist in Mittelasien und im Süden unseres Erdtheils zu Hause, brütet aber
auch ausnahmsweise auf der Jnsel Sylt und an der pommerschen oder an einigen Stellen der
holländischen und französischen Küste. Jm Winter erscheint sie am Südrande des Mittelmeeres und
auf den unteregyptischen Seen oder andererseits auf dem nördlichen rothen und dem indischen Meere,
besucht jedoch, dem Laufe der Ströme folgend, ebenso das Jnnere Afrikas und Ostindien. Jm
Sudahn habe ich sie noch oft beobachtet; im Jnneren der indischen Halbinsel tritt sie, laut Jerdon,

Die Schwimmer. Seeflieger. Seeſchwalben.

Unter dem Namen Raubſeeſchwalben (Sylochelidon) vereinigt mein Vater die größeren
Arten der Familie in einer beſonderen Sippe. Die Kennzeichen der hierher zu zählenden Arten ſind:
verhältnißmäßig kräftiger und gedrungener Leib, ſehr großer, ſtarker, mehr als kopflanger Schnabel,
kleiner Fuß mit wenig ausgeſchnittenen Schwimmhäuten, langer ſäbelförmiger Flügel, ſchwach gegabelter
Schwanz und knappe Befiederung.

Als Urbild der Sippe gilt die Raubſeeſchwalbe oder Wimmermöve (Sylochelidon caspia),
ein großer Vogel von 20 Zoll Länge, 50 Zoll Breite, bei 16 Zoll Fittiglänge und 6 Zoll Schwanz-
länge. Das Gefieder iſt auf dem Oberkopfe ſchwarz, an den Halsſeiten, auf der Unterſeite und auf

[Abbildung] Die Raubſeeſchwalbe (Sylochelidon caspia).
dem Oberrücken glänzendweiß, auf dem Mantel lichtgraublau; die Schwingenſpitzen ſind dunkler, die
Schwanzfedern lichter als das übrige Gefieder der Oberſeite. Das Auge iſt braun, der Schnabel
korallenroth, der Fuß ſchwarz. Jm Winterkleide iſt der Kopf weiß und ſchwarz gemiſcht, im Jugend-
kleide das Rückengefieder bräunlich in die Quere gefleckt.

Die Raubſeeſchwalbe iſt in Mittelaſien und im Süden unſeres Erdtheils zu Hauſe, brütet aber
auch ausnahmsweiſe auf der Jnſel Sylt und an der pommerſchen oder an einigen Stellen der
holländiſchen und franzöſiſchen Küſte. Jm Winter erſcheint ſie am Südrande des Mittelmeeres und
auf den unteregyptiſchen Seen oder andererſeits auf dem nördlichen rothen und dem indiſchen Meere,
beſucht jedoch, dem Laufe der Ströme folgend, ebenſo das Jnnere Afrikas und Oſtindien. Jm
Sudahn habe ich ſie noch oft beobachtet; im Jnneren der indiſchen Halbinſel tritt ſie, laut Jerdon,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0906" n="856"/>
          <fw place="top" type="header">Die Schwimmer. Seeflieger. See&#x017F;chwalben.</fw><lb/>
          <p>Unter dem Namen <hi rendition="#g">Raub&#x017F;ee&#x017F;chwalben</hi> (<hi rendition="#aq">Sylochelidon</hi>) vereinigt mein Vater die größeren<lb/>
Arten der Familie in einer be&#x017F;onderen Sippe. Die Kennzeichen der hierher zu zählenden Arten &#x017F;ind:<lb/>
verhältnißmäßig kräftiger und gedrungener Leib, &#x017F;ehr großer, &#x017F;tarker, mehr als kopflanger Schnabel,<lb/>
kleiner Fuß mit wenig ausge&#x017F;chnittenen Schwimmhäuten, langer &#x017F;äbelförmiger Flügel, &#x017F;chwach gegabelter<lb/>
Schwanz und knappe Befiederung.</p><lb/>
          <p>Als Urbild der Sippe gilt die <hi rendition="#g">Raub&#x017F;ee&#x017F;chwalbe</hi> oder <hi rendition="#g">Wimmermöve</hi> (<hi rendition="#aq">Sylochelidon caspia</hi>),<lb/>
ein großer Vogel von 20 Zoll Länge, 50 Zoll Breite, bei 16 Zoll Fittiglänge und 6 Zoll Schwanz-<lb/>
länge. Das Gefieder i&#x017F;t auf dem Oberkopfe &#x017F;chwarz, an den Hals&#x017F;eiten, auf der Unter&#x017F;eite und auf<lb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Die Raub&#x017F;ee&#x017F;chwalbe</hi> (<hi rendition="#aq">Sylochelidon caspia</hi>).</hi></head></figure><lb/>
dem Oberrücken glänzendweiß, auf dem Mantel lichtgraublau; die Schwingen&#x017F;pitzen &#x017F;ind dunkler, die<lb/>
Schwanzfedern lichter als das übrige Gefieder der Ober&#x017F;eite. Das Auge i&#x017F;t braun, der Schnabel<lb/>
korallenroth, der Fuß &#x017F;chwarz. Jm Winterkleide i&#x017F;t der Kopf weiß und &#x017F;chwarz gemi&#x017F;cht, im Jugend-<lb/>
kleide das Rückengefieder bräunlich in die Quere gefleckt.</p><lb/>
          <p>Die Raub&#x017F;ee&#x017F;chwalbe i&#x017F;t in Mittela&#x017F;ien und im Süden un&#x017F;eres Erdtheils zu Hau&#x017F;e, brütet aber<lb/>
auch ausnahmswei&#x017F;e auf der Jn&#x017F;el Sylt und an der pommer&#x017F;chen oder an einigen Stellen der<lb/>
holländi&#x017F;chen und franzö&#x017F;i&#x017F;chen Kü&#x017F;te. Jm Winter er&#x017F;cheint &#x017F;ie am Südrande des Mittelmeeres und<lb/>
auf den unteregypti&#x017F;chen Seen oder anderer&#x017F;eits auf dem nördlichen rothen und dem indi&#x017F;chen Meere,<lb/>
be&#x017F;ucht jedoch, dem Laufe der Ströme folgend, eben&#x017F;o das Jnnere Afrikas und O&#x017F;tindien. Jm<lb/>
Sudahn habe ich &#x017F;ie noch oft beobachtet; im Jnneren der indi&#x017F;chen Halbin&#x017F;el tritt &#x017F;ie, laut <hi rendition="#g">Jerdon,</hi><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[856/0906] Die Schwimmer. Seeflieger. Seeſchwalben. Unter dem Namen Raubſeeſchwalben (Sylochelidon) vereinigt mein Vater die größeren Arten der Familie in einer beſonderen Sippe. Die Kennzeichen der hierher zu zählenden Arten ſind: verhältnißmäßig kräftiger und gedrungener Leib, ſehr großer, ſtarker, mehr als kopflanger Schnabel, kleiner Fuß mit wenig ausgeſchnittenen Schwimmhäuten, langer ſäbelförmiger Flügel, ſchwach gegabelter Schwanz und knappe Befiederung. Als Urbild der Sippe gilt die Raubſeeſchwalbe oder Wimmermöve (Sylochelidon caspia), ein großer Vogel von 20 Zoll Länge, 50 Zoll Breite, bei 16 Zoll Fittiglänge und 6 Zoll Schwanz- länge. Das Gefieder iſt auf dem Oberkopfe ſchwarz, an den Halsſeiten, auf der Unterſeite und auf [Abbildung Die Raubſeeſchwalbe (Sylochelidon caspia).] dem Oberrücken glänzendweiß, auf dem Mantel lichtgraublau; die Schwingenſpitzen ſind dunkler, die Schwanzfedern lichter als das übrige Gefieder der Oberſeite. Das Auge iſt braun, der Schnabel korallenroth, der Fuß ſchwarz. Jm Winterkleide iſt der Kopf weiß und ſchwarz gemiſcht, im Jugend- kleide das Rückengefieder bräunlich in die Quere gefleckt. Die Raubſeeſchwalbe iſt in Mittelaſien und im Süden unſeres Erdtheils zu Hauſe, brütet aber auch ausnahmsweiſe auf der Jnſel Sylt und an der pommerſchen oder an einigen Stellen der holländiſchen und franzöſiſchen Küſte. Jm Winter erſcheint ſie am Südrande des Mittelmeeres und auf den unteregyptiſchen Seen oder andererſeits auf dem nördlichen rothen und dem indiſchen Meere, beſucht jedoch, dem Laufe der Ströme folgend, ebenſo das Jnnere Afrikas und Oſtindien. Jm Sudahn habe ich ſie noch oft beobachtet; im Jnneren der indiſchen Halbinſel tritt ſie, laut Jerdon,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/906
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 856. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/906>, abgerufen am 22.11.2024.