aus Mordlust, als um die Vögel wirklich zu nützen; im höheren Norden hingegen verfolgt man sie nicht. Die Jagd selbst verursacht keine Schwierigkeit. Ein weißes Taschentuch in die Luft geworfen, genügt, um eine Möve herbeizuziehen; und hat man sie erst erlegt, so lockt man auch bald noch viele andere zu sich heran; denn jede, welche einen weißen Gegenstand aus hoher Luft herab auf das Wasser stürzen sieht, meint, daß dort guter Fang zu machen sei und kommt neidisch zur Stelle, um sich hiervon zu überzeugen. Der Fang wird auf verschiedene Weise bewerkstelligt: man legt Schlingen auf Sand- bänke, ködert Netze mit Fischen, wirft bespickte Angelhaken aus und erreicht durch dieses oder jenes Mittel in der Regel seinen Zweck. Die Gefangenen lassen sich leicht erhalten, sind aber etwas kost- spielige Pfleglinge des Thierliebhabers, weil man ihnen Fische oder Fleischnahrung reichen muß, wenn man ihren Bedürfnissen genügen will. Geschieht letzteres, so finden sie sich bald in ihr Schicksal, gewöhnen sich an den Ort und an den Pfleger, unterscheiden ihn sehr genau von anderen Menschen, begrüßen ihn mit fröhlichem Geschrei, wenn er sich sehen läßt, antworten auf den Anruf und können fast in demselben Grade gezähmt werden wie ein Kolkrabe oder eine Krähe, pflanzen sich auch, falls man ihnen einen größeren Raum anweist, in der Gefangenschaft fort und gewähren dann dem Besitzer viele Freude.
Die größeren Arten der Familie nennt man Fischermöven (Larus) und vereinigt sie auch wohl in einer besonderen Sippe, obgleich diese mit anderen dieselben Merkmale gemein hat, falls man nämlich von der Färbung absieht. Unter diesen Fischermöven ist die Mantelmöve (Larus marinus) eine der ausgezeichnetsten. Kopf, Hals und Nacken, die ganze Unterseite, der Unterrücken und der Schwanz sind blendendweiß, der Oberrücken und der Flügel schwarz, die Spitzen der Schwungfedern weiß. Jm Jugendkleide sind Kopf, Hals und Unterseite auf weißem Grunde gelblich und bräunlich in die Länge gestreift und gefleckt, der Rücken und die Oberflügeldeckfedern braungrau, lichter gerandet, die Schwingen und Steuerfedern schwarz, letztere weiß gezeichnet. Das Auge ist silbergrau, der Augenring zinnoberroth, der Schnabel gelb, am Unterschnabel vor der Spitze roth, der Fuß lichtgrau- gelb. Die Länge beträgt 28, die Breite 65, die Fittiglänge 19, die Schwanzlänge 71/2 Zoll.
Kleiner als sie, ihr aber ähnlich, ist die Heringsmöve (Larus fuscus), fast ebenso groß, durch den mövenblauen Mantel unterschieden, die Silbermöve (Larus argentatus), noch etwas größer, an dem lichtblauen Mantel und den weißen Schwingen kenntlich, die Eis- oder Bürger- meistermöve (Larus glaucus), kleiner als diese, ihr jedoch sehr ähnlich, die Polarmöve (Larus leucopterus), welche Arten aus dem Grunde noch Erwähnung verdienen, weil sie sämmtlich in Deutschland vorkommen und mit der Mantelmöve ungefähr dieselbe Lebensweise haben.
Der Norden der Erde, zwischen dem 70. und 60. Grade, ist das Vaterland dieser Möve und ihrer Verwandten; denn die genannten Arten leben auf allen nördlichen Meeren und brüten auf Jnseln, welche zwischen den angegebenen Breitegraden liegen. Während des Winters besucht die Mantel- möve regelmäßig die Küsten der Nord- und Ostsee, streicht denselben entlang auch bis Südeuropa und noch weiter hinab; während des Winters trifft man alte Vögel ihrer Art nur höchst selten südlich des 50. Grades. Jm Binnenlande kommt sie zuweilen als Jrrling vor; denn sie gehört zu den Meermöven im engeren Sinne des Wortes.
Unter den Verwandten ist sie, ihrer Größe entsprechend, eine der ernstesten und ruhigsten Arten, jedoch weder leiblich noch geistig träge, sondern im Gegentheile bewegungslustig und regsam. Sie geht gut, watet auch tief in seichtem Wasser umher, schwimmt gern und viel, selbst bei hohem Wogen- gange, schläft sogar im Schwimmen, fliegt zwar langsam, aber doch keineswegs schwerfällig, vielmehr leicht und ausdauernd, schwingt die weit ausgestreckten Flügel in langsamen Schlägen, schwebt dann auf weite Strecken hin, entweder kreisend oder gegen den Wind ansteigend und sich senkend, läßt sich
Die Schwimmer. Seeflieger. Möven.
aus Mordluſt, als um die Vögel wirklich zu nützen; im höheren Norden hingegen verfolgt man ſie nicht. Die Jagd ſelbſt verurſacht keine Schwierigkeit. Ein weißes Taſchentuch in die Luft geworfen, genügt, um eine Möve herbeizuziehen; und hat man ſie erſt erlegt, ſo lockt man auch bald noch viele andere zu ſich heran; denn jede, welche einen weißen Gegenſtand aus hoher Luft herab auf das Waſſer ſtürzen ſieht, meint, daß dort guter Fang zu machen ſei und kommt neidiſch zur Stelle, um ſich hiervon zu überzeugen. Der Fang wird auf verſchiedene Weiſe bewerkſtelligt: man legt Schlingen auf Sand- bänke, ködert Netze mit Fiſchen, wirft beſpickte Angelhaken aus und erreicht durch dieſes oder jenes Mittel in der Regel ſeinen Zweck. Die Gefangenen laſſen ſich leicht erhalten, ſind aber etwas koſt- ſpielige Pfleglinge des Thierliebhabers, weil man ihnen Fiſche oder Fleiſchnahrung reichen muß, wenn man ihren Bedürfniſſen genügen will. Geſchieht letzteres, ſo finden ſie ſich bald in ihr Schickſal, gewöhnen ſich an den Ort und an den Pfleger, unterſcheiden ihn ſehr genau von anderen Menſchen, begrüßen ihn mit fröhlichem Geſchrei, wenn er ſich ſehen läßt, antworten auf den Anruf und können faſt in demſelben Grade gezähmt werden wie ein Kolkrabe oder eine Krähe, pflanzen ſich auch, falls man ihnen einen größeren Raum anweiſt, in der Gefangenſchaft fort und gewähren dann dem Beſitzer viele Freude.
Die größeren Arten der Familie nennt man Fiſchermöven (Larus) und vereinigt ſie auch wohl in einer beſonderen Sippe, obgleich dieſe mit anderen dieſelben Merkmale gemein hat, falls man nämlich von der Färbung abſieht. Unter dieſen Fiſchermöven iſt die Mantelmöve (Larus marinus) eine der ausgezeichnetſten. Kopf, Hals und Nacken, die ganze Unterſeite, der Unterrücken und der Schwanz ſind blendendweiß, der Oberrücken und der Flügel ſchwarz, die Spitzen der Schwungfedern weiß. Jm Jugendkleide ſind Kopf, Hals und Unterſeite auf weißem Grunde gelblich und bräunlich in die Länge geſtreift und gefleckt, der Rücken und die Oberflügeldeckfedern braungrau, lichter gerandet, die Schwingen und Steuerfedern ſchwarz, letztere weiß gezeichnet. Das Auge iſt ſilbergrau, der Augenring zinnoberroth, der Schnabel gelb, am Unterſchnabel vor der Spitze roth, der Fuß lichtgrau- gelb. Die Länge beträgt 28, die Breite 65, die Fittiglänge 19, die Schwanzlänge 7½ Zoll.
Kleiner als ſie, ihr aber ähnlich, iſt die Heringsmöve (Larus fuscus), faſt ebenſo groß, durch den mövenblauen Mantel unterſchieden, die Silbermöve (Larus argentatus), noch etwas größer, an dem lichtblauen Mantel und den weißen Schwingen kenntlich, die Eis- oder Bürger- meiſtermöve (Larus glaucus), kleiner als dieſe, ihr jedoch ſehr ähnlich, die Polarmöve (Larus leucopterus), welche Arten aus dem Grunde noch Erwähnung verdienen, weil ſie ſämmtlich in Deutſchland vorkommen und mit der Mantelmöve ungefähr dieſelbe Lebensweiſe haben.
Der Norden der Erde, zwiſchen dem 70. und 60. Grade, iſt das Vaterland dieſer Möve und ihrer Verwandten; denn die genannten Arten leben auf allen nördlichen Meeren und brüten auf Jnſeln, welche zwiſchen den angegebenen Breitegraden liegen. Während des Winters beſucht die Mantel- möve regelmäßig die Küſten der Nord- und Oſtſee, ſtreicht denſelben entlang auch bis Südeuropa und noch weiter hinab; während des Winters trifft man alte Vögel ihrer Art nur höchſt ſelten ſüdlich des 50. Grades. Jm Binnenlande kommt ſie zuweilen als Jrrling vor; denn ſie gehört zu den Meermöven im engeren Sinne des Wortes.
Unter den Verwandten iſt ſie, ihrer Größe entſprechend, eine der ernſteſten und ruhigſten Arten, jedoch weder leiblich noch geiſtig träge, ſondern im Gegentheile bewegungsluſtig und regſam. Sie geht gut, watet auch tief in ſeichtem Waſſer umher, ſchwimmt gern und viel, ſelbſt bei hohem Wogen- gange, ſchläft ſogar im Schwimmen, fliegt zwar langſam, aber doch keineswegs ſchwerfällig, vielmehr leicht und ausdauernd, ſchwingt die weit ausgeſtreckten Flügel in langſamen Schlägen, ſchwebt dann auf weite Strecken hin, entweder kreiſend oder gegen den Wind anſteigend und ſich ſenkend, läßt ſich
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Die Schwimmer. Seeflieger. Möven.
aus Mordluſt, als um die Vögel wirklich zu nützen; im höheren Norden hingegen verfolgt man ſie
nicht. Die Jagd ſelbſt verurſacht keine Schwierigkeit. Ein weißes Taſchentuch in die Luft geworfen,
genügt, um eine Möve herbeizuziehen; und hat man ſie erſt erlegt, ſo lockt man auch bald noch viele
andere zu ſich heran; denn jede, welche einen weißen Gegenſtand aus hoher Luft herab auf das Waſſer
ſtürzen ſieht, meint, daß dort guter Fang zu machen ſei und kommt neidiſch zur Stelle, um ſich hiervon zu
überzeugen. Der Fang wird auf verſchiedene Weiſe bewerkſtelligt: man legt Schlingen auf Sand-
bänke, ködert Netze mit Fiſchen, wirft beſpickte Angelhaken aus und erreicht durch dieſes oder jenes
Mittel in der Regel ſeinen Zweck. Die Gefangenen laſſen ſich leicht erhalten, ſind aber etwas koſt-
ſpielige Pfleglinge des Thierliebhabers, weil man ihnen Fiſche oder Fleiſchnahrung reichen muß, wenn
man ihren Bedürfniſſen genügen will. Geſchieht letzteres, ſo finden ſie ſich bald in ihr Schickſal,
gewöhnen ſich an den Ort und an den Pfleger, unterſcheiden ihn ſehr genau von anderen Menſchen,
begrüßen ihn mit fröhlichem Geſchrei, wenn er ſich ſehen läßt, antworten auf den Anruf und können
faſt in demſelben Grade gezähmt werden wie ein Kolkrabe oder eine Krähe, pflanzen ſich auch, falls
man ihnen einen größeren Raum anweiſt, in der Gefangenſchaft fort und gewähren dann dem Beſitzer
viele Freude.
Die größeren Arten der Familie nennt man Fiſchermöven (Larus) und vereinigt ſie auch
wohl in einer beſonderen Sippe, obgleich dieſe mit anderen dieſelben Merkmale gemein hat, falls man
nämlich von der Färbung abſieht. Unter dieſen Fiſchermöven iſt die Mantelmöve (Larus marinus)
eine der ausgezeichnetſten. Kopf, Hals und Nacken, die ganze Unterſeite, der Unterrücken und der
Schwanz ſind blendendweiß, der Oberrücken und der Flügel ſchwarz, die Spitzen der Schwungfedern
weiß. Jm Jugendkleide ſind Kopf, Hals und Unterſeite auf weißem Grunde gelblich und bräunlich
in die Länge geſtreift und gefleckt, der Rücken und die Oberflügeldeckfedern braungrau, lichter gerandet,
die Schwingen und Steuerfedern ſchwarz, letztere weiß gezeichnet. Das Auge iſt ſilbergrau, der
Augenring zinnoberroth, der Schnabel gelb, am Unterſchnabel vor der Spitze roth, der Fuß lichtgrau-
gelb. Die Länge beträgt 28, die Breite 65, die Fittiglänge 19, die Schwanzlänge 7½ Zoll.
Kleiner als ſie, ihr aber ähnlich, iſt die Heringsmöve (Larus fuscus), faſt ebenſo groß,
durch den mövenblauen Mantel unterſchieden, die Silbermöve (Larus argentatus), noch etwas
größer, an dem lichtblauen Mantel und den weißen Schwingen kenntlich, die Eis- oder Bürger-
meiſtermöve (Larus glaucus), kleiner als dieſe, ihr jedoch ſehr ähnlich, die Polarmöve (Larus
leucopterus), welche Arten aus dem Grunde noch Erwähnung verdienen, weil ſie ſämmtlich in
Deutſchland vorkommen und mit der Mantelmöve ungefähr dieſelbe Lebensweiſe haben.
Der Norden der Erde, zwiſchen dem 70. und 60. Grade, iſt das Vaterland dieſer Möve und
ihrer Verwandten; denn die genannten Arten leben auf allen nördlichen Meeren und brüten auf
Jnſeln, welche zwiſchen den angegebenen Breitegraden liegen. Während des Winters beſucht die Mantel-
möve regelmäßig die Küſten der Nord- und Oſtſee, ſtreicht denſelben entlang auch bis Südeuropa
und noch weiter hinab; während des Winters trifft man alte Vögel ihrer Art nur höchſt ſelten ſüdlich
des 50. Grades. Jm Binnenlande kommt ſie zuweilen als Jrrling vor; denn ſie gehört zu den
Meermöven im engeren Sinne des Wortes.
Unter den Verwandten iſt ſie, ihrer Größe entſprechend, eine der ernſteſten und ruhigſten Arten,
jedoch weder leiblich noch geiſtig träge, ſondern im Gegentheile bewegungsluſtig und regſam. Sie
geht gut, watet auch tief in ſeichtem Waſſer umher, ſchwimmt gern und viel, ſelbſt bei hohem Wogen-
gange, ſchläft ſogar im Schwimmen, fliegt zwar langſam, aber doch keineswegs ſchwerfällig, vielmehr
leicht und ausdauernd, ſchwingt die weit ausgeſtreckten Flügel in langſamen Schlägen, ſchwebt dann
auf weite Strecken hin, entweder kreiſend oder gegen den Wind anſteigend und ſich ſenkend, läßt ſich
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 870. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/920>, abgerufen am 22.11.2024.
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