Hutton sagt, daß er überaus gefräßig sei und sich gierig auf alles Genießbare, unter Anderem auch auf die erschlagenen Seehunde stürze, um von ihnen zu fressen. Gould sah auf der Reise nach Vandiemensland Tausende dieser Vögel beisammen auf dem Wasser sitzen, das Fett der getödteten Walthiere, welches umherschwamm, verzehrend. Cook fand ihn sehr zahlreich auf Christmaseiland im Dezember und zwar so zahm, daß ihn die Matrosen mit Stöcken erschlugen. Von seiner südlichen Heimat aus hat sich der Riesensturmvogel bereits wiederholt nach der nördlichen Halbkugel verflogen und ist auch in Europa erlegt worden; ein Stück soll sogar auf dem Rheine todt gefunden worden sein.
Ueber die Fortpflanzung theilt Hutton Einiges mit. Der Riesensturmvogel brütet auf Prinz Edwards Eiland und legt ein einziges weißes Ei. Aus ihm schlüpft nach langer Bebrütung das anfänglich in ein schönes weißes, langduniges Kleid gehüllte Junge, welches langsam heranwächst und später seine auf dunkelbraunem Grunde weißgefleckte Jugendtracht anlegt. Wenn sich Jemand dem Neste nähert, wendet sich der alte Vogel etwas zur Seite, und das Junge spuckt sodann ein entsetzlich stinkendes Oel sechs bis acht Fuß weit gegen den Angreifer.
Der Eissturmvogel oder Fulmar (Procellaria glacialis) ist weiß, am Bauche lichtsilber- grau, auf dem Mantel mövenblau; die Schwingen sind schwärzlich. Das Auge ist braun, der Schnabel blaßhorngelb auf der Firste, an der Wurzel hinten graugrünlich, der Fuß gelb mit einem Stich ins Bläuliche. Beim jungen Vogel ist auch das Gefieder der Unterseite bläulich. Die Länge beträgt 18 bis 19, die Breite 41 bis 43, die Fittiglänge 12 bis 13, die Schwanzlänge 4 2/3 Zoll.
Der Fulmar lebt im nördlichen Eismeere und verläßt dasselbe äußerst selten, eigentlich blos, wenn er durch Stürme verschlagen wurde. Jn den südlichen Meeren wird er durch eine nahverwandte Art, welche man früher mit ihm verwechselte, vertreten. Die Jnsel St. Kilda und Grimsö bei Jsland dürfen als seine südlichsten Brutplätze angesehen werden. Er ist ein Weltmeervogel wie alle seine Verwandten und nähert sich dem Festlande außer der Brutzeit nur, wenn er durch Nebel irre- geleitet oder durch langanhaltende Stürme gänzlich ermattet wurde; doch soll er, laut Holboell, in Nordgrönland sich öfter als sonstwo an den Küsten und in den Buchten umhertreiben. Seinen Namen trägt er übrigens nicht ganz mit Recht; er scheut wenigstens größere Eismassen, und die Schiffsführer, deren Fahrzeuge vom Eise umschlossen wurden, halten es für ein sicheres Zeichen von offenem Wasser, wenn sie Eissturmvögel bemerken. Während des Winters beobachtet man ihn öfter als in den Sommermonaten in südlicheren Gegenden, ohne jedoch einen Zug annehmen zu dürfen.
Jm Fluge soll der Eissturmvogel eine gewisse Aehnlichkeit mit manchen Möven, insbesondere mit den Elfenbeinmöven haben. Der Schiffer sieht ihn mit ausgebreiteten, fast unbeweglichen Flügeln leicht über die erregten Wogen gleiten und soviel als möglich denselben Abstand vom Wasser ein- halten, auch wacker gegen den Sturm kämpfen und nur selten sich ausruhen. Jm Schwimmen bekundet er viel Geschick; er badet sich z. B. in den reißendsten Strömungen zwischen den Klippen oder rudert leicht über Wasserflächen, welche ihm Nahrung gewähren. Auf dem Lande hingegen zeigt er sich sehr hilflos, und wenn er zu Fuße sich bewegen soll, rutscht er mehr als er geht auf der Lauf- sohle dahin. Daß er tauchfähig ist, wissen wir durch Holboell, beiläufig bemerkt, den einzigen Forscher, welcher diese Beobachtung gemacht hat. Die Stimme klingt gackernd wie "Gägägägerr", im Zorn knarrend wie "Karw". Jn seinem Wesen unterscheidet er sich nicht von anderen Arten der Familie. Vor dem Menschen fürchtet er sich nicht, nähert sich ohne Bedenken den Schiffen und mit wahrer Zudringlichkeit den Fischern oder Walfischfängern, insbesondere, wenn er bereits beim Zerlegen eines Wales ein Stück Speck erbeutet hat. "Beim Aufhauen des Walfisches", sagt Holboell,
Rieſenſturmvogel. Eisſturmvogel.
Hutton ſagt, daß er überaus gefräßig ſei und ſich gierig auf alles Genießbare, unter Anderem auch auf die erſchlagenen Seehunde ſtürze, um von ihnen zu freſſen. Gould ſah auf der Reiſe nach Vandiemensland Tauſende dieſer Vögel beiſammen auf dem Waſſer ſitzen, das Fett der getödteten Walthiere, welches umherſchwamm, verzehrend. Cook fand ihn ſehr zahlreich auf Chriſtmaseiland im Dezember und zwar ſo zahm, daß ihn die Matroſen mit Stöcken erſchlugen. Von ſeiner ſüdlichen Heimat aus hat ſich der Rieſenſturmvogel bereits wiederholt nach der nördlichen Halbkugel verflogen und iſt auch in Europa erlegt worden; ein Stück ſoll ſogar auf dem Rheine todt gefunden worden ſein.
Ueber die Fortpflanzung theilt Hutton Einiges mit. Der Rieſenſturmvogel brütet auf Prinz Edwards Eiland und legt ein einziges weißes Ei. Aus ihm ſchlüpft nach langer Bebrütung das anfänglich in ein ſchönes weißes, langduniges Kleid gehüllte Junge, welches langſam heranwächſt und ſpäter ſeine auf dunkelbraunem Grunde weißgefleckte Jugendtracht anlegt. Wenn ſich Jemand dem Neſte nähert, wendet ſich der alte Vogel etwas zur Seite, und das Junge ſpuckt ſodann ein entſetzlich ſtinkendes Oel ſechs bis acht Fuß weit gegen den Angreifer.
Der Eisſturmvogel oder Fulmar (Procellaria glacialis) iſt weiß, am Bauche lichtſilber- grau, auf dem Mantel mövenblau; die Schwingen ſind ſchwärzlich. Das Auge iſt braun, der Schnabel blaßhorngelb auf der Firſte, an der Wurzel hinten graugrünlich, der Fuß gelb mit einem Stich ins Bläuliche. Beim jungen Vogel iſt auch das Gefieder der Unterſeite bläulich. Die Länge beträgt 18 bis 19, die Breite 41 bis 43, die Fittiglänge 12 bis 13, die Schwanzlänge 4⅔ Zoll.
Der Fulmar lebt im nördlichen Eismeere und verläßt daſſelbe äußerſt ſelten, eigentlich blos, wenn er durch Stürme verſchlagen wurde. Jn den ſüdlichen Meeren wird er durch eine nahverwandte Art, welche man früher mit ihm verwechſelte, vertreten. Die Jnſel St. Kilda und Grimſö bei Jsland dürfen als ſeine ſüdlichſten Brutplätze angeſehen werden. Er iſt ein Weltmeervogel wie alle ſeine Verwandten und nähert ſich dem Feſtlande außer der Brutzeit nur, wenn er durch Nebel irre- geleitet oder durch langanhaltende Stürme gänzlich ermattet wurde; doch ſoll er, laut Holboell, in Nordgrönland ſich öfter als ſonſtwo an den Küſten und in den Buchten umhertreiben. Seinen Namen trägt er übrigens nicht ganz mit Recht; er ſcheut wenigſtens größere Eismaſſen, und die Schiffsführer, deren Fahrzeuge vom Eiſe umſchloſſen wurden, halten es für ein ſicheres Zeichen von offenem Waſſer, wenn ſie Eisſturmvögel bemerken. Während des Winters beobachtet man ihn öfter als in den Sommermonaten in ſüdlicheren Gegenden, ohne jedoch einen Zug annehmen zu dürfen.
Jm Fluge ſoll der Eisſturmvogel eine gewiſſe Aehnlichkeit mit manchen Möven, insbeſondere mit den Elfenbeinmöven haben. Der Schiffer ſieht ihn mit ausgebreiteten, faſt unbeweglichen Flügeln leicht über die erregten Wogen gleiten und ſoviel als möglich denſelben Abſtand vom Waſſer ein- halten, auch wacker gegen den Sturm kämpfen und nur ſelten ſich ausruhen. Jm Schwimmen bekundet er viel Geſchick; er badet ſich z. B. in den reißendſten Strömungen zwiſchen den Klippen oder rudert leicht über Waſſerflächen, welche ihm Nahrung gewähren. Auf dem Lande hingegen zeigt er ſich ſehr hilflos, und wenn er zu Fuße ſich bewegen ſoll, rutſcht er mehr als er geht auf der Lauf- ſohle dahin. Daß er tauchfähig iſt, wiſſen wir durch Holboell, beiläufig bemerkt, den einzigen Forſcher, welcher dieſe Beobachtung gemacht hat. Die Stimme klingt gackernd wie „Gägägägerr“, im Zorn knarrend wie „Karw“. Jn ſeinem Weſen unterſcheidet er ſich nicht von anderen Arten der Familie. Vor dem Menſchen fürchtet er ſich nicht, nähert ſich ohne Bedenken den Schiffen und mit wahrer Zudringlichkeit den Fiſchern oder Walfiſchfängern, insbeſondere, wenn er bereits beim Zerlegen eines Wales ein Stück Speck erbeutet hat. „Beim Aufhauen des Walfiſches“, ſagt Holboell,
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Rieſenſturmvogel. Eisſturmvogel.
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auf die erſchlagenen Seehunde ſtürze, um von ihnen zu freſſen. Gould ſah auf der Reiſe nach
Vandiemensland Tauſende dieſer Vögel beiſammen auf dem Waſſer ſitzen, das Fett der getödteten
Walthiere, welches umherſchwamm, verzehrend. Cook fand ihn ſehr zahlreich auf Chriſtmaseiland
im Dezember und zwar ſo zahm, daß ihn die Matroſen mit Stöcken erſchlugen. Von ſeiner ſüdlichen
Heimat aus hat ſich der Rieſenſturmvogel bereits wiederholt nach der nördlichen Halbkugel verflogen
und iſt auch in Europa erlegt worden; ein Stück ſoll ſogar auf dem Rheine todt gefunden
worden ſein.
Ueber die Fortpflanzung theilt Hutton Einiges mit. Der Rieſenſturmvogel brütet auf Prinz
Edwards Eiland und legt ein einziges weißes Ei. Aus ihm ſchlüpft nach langer Bebrütung das
anfänglich in ein ſchönes weißes, langduniges Kleid gehüllte Junge, welches langſam heranwächſt und
ſpäter ſeine auf dunkelbraunem Grunde weißgefleckte Jugendtracht anlegt. Wenn ſich Jemand dem
Neſte nähert, wendet ſich der alte Vogel etwas zur Seite, und das Junge ſpuckt ſodann ein entſetzlich
ſtinkendes Oel ſechs bis acht Fuß weit gegen den Angreifer.
Der Eisſturmvogel oder Fulmar (Procellaria glacialis) iſt weiß, am Bauche lichtſilber-
grau, auf dem Mantel mövenblau; die Schwingen ſind ſchwärzlich. Das Auge iſt braun, der Schnabel
blaßhorngelb auf der Firſte, an der Wurzel hinten graugrünlich, der Fuß gelb mit einem Stich
ins Bläuliche. Beim jungen Vogel iſt auch das Gefieder der Unterſeite bläulich. Die Länge beträgt 18
bis 19, die Breite 41 bis 43, die Fittiglänge 12 bis 13, die Schwanzlänge 4⅔ Zoll.
Der Fulmar lebt im nördlichen Eismeere und verläßt daſſelbe äußerſt ſelten, eigentlich blos,
wenn er durch Stürme verſchlagen wurde. Jn den ſüdlichen Meeren wird er durch eine nahverwandte
Art, welche man früher mit ihm verwechſelte, vertreten. Die Jnſel St. Kilda und Grimſö bei
Jsland dürfen als ſeine ſüdlichſten Brutplätze angeſehen werden. Er iſt ein Weltmeervogel wie alle
ſeine Verwandten und nähert ſich dem Feſtlande außer der Brutzeit nur, wenn er durch Nebel irre-
geleitet oder durch langanhaltende Stürme gänzlich ermattet wurde; doch ſoll er, laut Holboell, in
Nordgrönland ſich öfter als ſonſtwo an den Küſten und in den Buchten umhertreiben. Seinen
Namen trägt er übrigens nicht ganz mit Recht; er ſcheut wenigſtens größere Eismaſſen, und die
Schiffsführer, deren Fahrzeuge vom Eiſe umſchloſſen wurden, halten es für ein ſicheres Zeichen von
offenem Waſſer, wenn ſie Eisſturmvögel bemerken. Während des Winters beobachtet man ihn
öfter als in den Sommermonaten in ſüdlicheren Gegenden, ohne jedoch einen Zug annehmen
zu dürfen.
Jm Fluge ſoll der Eisſturmvogel eine gewiſſe Aehnlichkeit mit manchen Möven, insbeſondere
mit den Elfenbeinmöven haben. Der Schiffer ſieht ihn mit ausgebreiteten, faſt unbeweglichen Flügeln
leicht über die erregten Wogen gleiten und ſoviel als möglich denſelben Abſtand vom Waſſer ein-
halten, auch wacker gegen den Sturm kämpfen und nur ſelten ſich ausruhen. Jm Schwimmen
bekundet er viel Geſchick; er badet ſich z. B. in den reißendſten Strömungen zwiſchen den Klippen
oder rudert leicht über Waſſerflächen, welche ihm Nahrung gewähren. Auf dem Lande hingegen zeigt
er ſich ſehr hilflos, und wenn er zu Fuße ſich bewegen ſoll, rutſcht er mehr als er geht auf der Lauf-
ſohle dahin. Daß er tauchfähig iſt, wiſſen wir durch Holboell, beiläufig bemerkt, den einzigen
Forſcher, welcher dieſe Beobachtung gemacht hat. Die Stimme klingt gackernd wie „Gägägägerr“,
im Zorn knarrend wie „Karw“. Jn ſeinem Weſen unterſcheidet er ſich nicht von anderen Arten der
Familie. Vor dem Menſchen fürchtet er ſich nicht, nähert ſich ohne Bedenken den Schiffen und mit
wahrer Zudringlichkeit den Fiſchern oder Walfiſchfängern, insbeſondere, wenn er bereits beim Zerlegen
eines Wales ein Stück Speck erbeutet hat. „Beim Aufhauen des Walfiſches“, ſagt Holboell,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 895. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/947>, abgerufen am 22.11.2024.
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