Gefangene Scharben sind höchst anziehende Geschöpfe, müssen aber auf einem Wasserbecken allein gehalten oder doch mit gleich starken Vögeln zusammengebracht werden. Sie erfreuen durch die Ver- schiedenartigkeit ihrer Stellungen, von denen jede einzelne etwas Absonderliches hat, durch ihre Rastlosigkeit und Munterkeit, die List, mit welcher sie auf alles Lebendige und Verschlingbare Jagd machen, können auch bei guter Pflege zur Fortpflanzung gebracht werden, verlangen aber freilich einen Liebhaber, welcher die keineswegs unbedeutenden Kosten ihrer Unterhaltung nicht scheut.
Jch rechne die Schlangenhalsvögel zu den Scharben. Der Bau des Schnabels und Halses unterscheiden die beiden Sippen, in welche die Familie meiner Ansicht nach zerfällt, zwar nicht unwesentlich; alle übrigen Glieder und insbesondere auch der innere Bau stimmen so vielfach mit einander überein, daß ich eine Trennung, wie englische Forscher sie beliebt haben, für gänzlich ungerechtfertigt halten muß, Scharben sind die Schlangenhalsvögel in Gestalt und Färbung, Scharben sind sie in ihrem Wesen und Betragen.
Die Schlangenhalsvögel (Plotus) kennzeichnen sich durch sehr gestreckten Leib, außerordentlich langen, dünnen Hals, kleinen, flachen Kopf und langen, geraden, dünnen, spindelförmigen, sehr spitzen Schnabel, dessen scharfe Ränder gegen die Spitze hin fein gezähnelt sind, kurze, dicke, starke, weit nach hinten stehende Füße mit sehr langen Zehen, lange, aber kurzspitzige Flügel, unter deren Schwingen die dritte die längste, einen langen Schwanz, welcher aus zwölf starken, gegen die Spitze hin verbreiterten, höchst biegsamen, auf den Fahnen gewellten Federn besteht und ein sehr schönes und glänzendes, auf der Oberseite verlängertes, auf der Unterseite sammtig zerschlissenes, verhältniß- mäßig bunt gefärbtes Kleingefieder. -- Der innere Bau zeigt nach Andubon's Untersuchung alle wesentlichen Merkmale der Scharben, nur mit dem Unterschiede, daß der Schädel bedeutend kleiner und schlank gebaut ist und die Halswirbel wegen ihrer gestrecken Gestalt an die der Reiher erinnern.
Jn der Neuzeit hat man vier verschiedene Schlangenhalsvögel unterschieden, von denen in Amerika, Afrika, Südasien und Neuholland je eine Art vorkommt. Alle ähneln sich nicht blos in Gestalt und Färbung, sondern auch in der Lebensweise so, daß ihre Unterscheidung schwierig ist und über etwaige Verschiedenheiten im Betragen bis jetzt noch nicht gesprochen werden kann.
Die Anhinga(Plotus Anhinga) ist auf Kopf, Hals und allen Untertheilen sammtschwarz, grünlich glänzend, am Scheitel und Vorderkopfe ein wenig graubraun gefleckt, auf dem Oberrücken mit kleinen, auf den Oberflügeln mit größeren lichten Flecken gezeichnet; die Schulter- und Hinter- flügeldeckfedern sind weiß in die Länge gestreift, die Schwingen und Schwanzfedern schwärzlich, letztere weißlichgraubraun an der Spitze. Das Auge ist hochorangenroth, der Schnabel am Oberkiefer graubraun, am Unterkiefer röthlichgelbbraun, die nackte Kehle gelblichfleischröthlich, zuweilen schmuzig- orangengelb; das Bein vom Rücken nach der inneren Seite hin schmuziggelbbraun, an der äußeren schmuziggraubraun. Die Länge beträgt 35, die Breite 45, die Fittiglänge 13, die Schwanzlänge 10 Zoll. Beim Weibchen sind Kopf, Hinterhals und Rücken graubraun, die Untertheile hellfahl- gelbröthlich, nach dem Bauche zu bräunlichschwarz.
Der Schlangenhalsvogel(Plotus Levalliantii) ist auf der Unterseite ebenfalls schwarz, am Halse rostfarben, ein Streifen, welcher, vom Auge beginnend, sich seitlich am Halse herabzieht, schwarz- braun, ein anderer unter ihm weiß, das Rückengesieder rostbraun; die langen Federn sind silberweiß gestreift, die Fittige und Steuerfedern schwarz, letztere ebenfalls lichter an der Spitze. Das Auge ist erz- oder rothgelb, die nackten Stellen am Kopfe gelbgrün, der Schnabel hornfarben, der Fuß grünlichgrau. Die Länge beträgt 33, die Breite 411/2, die Fittiglänge 13, die Schwanzlänge
Die Schwimmer. Ruderfüßler. Scharben.
Gefangene Scharben ſind höchſt anziehende Geſchöpfe, müſſen aber auf einem Waſſerbecken allein gehalten oder doch mit gleich ſtarken Vögeln zuſammengebracht werden. Sie erfreuen durch die Ver- ſchiedenartigkeit ihrer Stellungen, von denen jede einzelne etwas Abſonderliches hat, durch ihre Raſtloſigkeit und Munterkeit, die Liſt, mit welcher ſie auf alles Lebendige und Verſchlingbare Jagd machen, können auch bei guter Pflege zur Fortpflanzung gebracht werden, verlangen aber freilich einen Liebhaber, welcher die keineswegs unbedeutenden Koſten ihrer Unterhaltung nicht ſcheut.
Jch rechne die Schlangenhalsvögel zu den Scharben. Der Bau des Schnabels und Halſes unterſcheiden die beiden Sippen, in welche die Familie meiner Anſicht nach zerfällt, zwar nicht unweſentlich; alle übrigen Glieder und insbeſondere auch der innere Bau ſtimmen ſo vielfach mit einander überein, daß ich eine Trennung, wie engliſche Forſcher ſie beliebt haben, für gänzlich ungerechtfertigt halten muß, Scharben ſind die Schlangenhalsvögel in Geſtalt und Färbung, Scharben ſind ſie in ihrem Weſen und Betragen.
Die Schlangenhalsvögel (Plotus) kennzeichnen ſich durch ſehr geſtreckten Leib, außerordentlich langen, dünnen Hals, kleinen, flachen Kopf und langen, geraden, dünnen, ſpindelförmigen, ſehr ſpitzen Schnabel, deſſen ſcharfe Ränder gegen die Spitze hin fein gezähnelt ſind, kurze, dicke, ſtarke, weit nach hinten ſtehende Füße mit ſehr langen Zehen, lange, aber kurzſpitzige Flügel, unter deren Schwingen die dritte die längſte, einen langen Schwanz, welcher aus zwölf ſtarken, gegen die Spitze hin verbreiterten, höchſt biegſamen, auf den Fahnen gewellten Federn beſteht und ein ſehr ſchönes und glänzendes, auf der Oberſeite verlängertes, auf der Unterſeite ſammtig zerſchliſſenes, verhältniß- mäßig bunt gefärbtes Kleingefieder. — Der innere Bau zeigt nach Andubon’s Unterſuchung alle weſentlichen Merkmale der Scharben, nur mit dem Unterſchiede, daß der Schädel bedeutend kleiner und ſchlank gebaut iſt und die Halswirbel wegen ihrer geſtrecken Geſtalt an die der Reiher erinnern.
Jn der Neuzeit hat man vier verſchiedene Schlangenhalsvögel unterſchieden, von denen in Amerika, Afrika, Südaſien und Neuholland je eine Art vorkommt. Alle ähneln ſich nicht blos in Geſtalt und Färbung, ſondern auch in der Lebensweiſe ſo, daß ihre Unterſcheidung ſchwierig iſt und über etwaige Verſchiedenheiten im Betragen bis jetzt noch nicht geſprochen werden kann.
Die Anhinga(Plotus Anhinga) iſt auf Kopf, Hals und allen Untertheilen ſammtſchwarz, grünlich glänzend, am Scheitel und Vorderkopfe ein wenig graubraun gefleckt, auf dem Oberrücken mit kleinen, auf den Oberflügeln mit größeren lichten Flecken gezeichnet; die Schulter- und Hinter- flügeldeckfedern ſind weiß in die Länge geſtreift, die Schwingen und Schwanzfedern ſchwärzlich, letztere weißlichgraubraun an der Spitze. Das Auge iſt hochorangenroth, der Schnabel am Oberkiefer graubraun, am Unterkiefer röthlichgelbbraun, die nackte Kehle gelblichfleiſchröthlich, zuweilen ſchmuzig- orangengelb; das Bein vom Rücken nach der inneren Seite hin ſchmuziggelbbraun, an der äußeren ſchmuziggraubraun. Die Länge beträgt 35, die Breite 45, die Fittiglänge 13, die Schwanzlänge 10 Zoll. Beim Weibchen ſind Kopf, Hinterhals und Rücken graubraun, die Untertheile hellfahl- gelbröthlich, nach dem Bauche zu bräunlichſchwarz.
Der Schlangenhalsvogel(Plotus Levalliantii) iſt auf der Unterſeite ebenfalls ſchwarz, am Halſe roſtfarben, ein Streifen, welcher, vom Auge beginnend, ſich ſeitlich am Halſe herabzieht, ſchwarz- braun, ein anderer unter ihm weiß, das Rückengeſieder roſtbraun; die langen Federn ſind ſilberweiß geſtreift, die Fittige und Steuerfedern ſchwarz, letztere ebenfalls lichter an der Spitze. Das Auge iſt erz- oder rothgelb, die nackten Stellen am Kopfe gelbgrün, der Schnabel hornfarben, der Fuß grünlichgrau. Die Länge beträgt 33, die Breite 41½, die Fittiglänge 13, die Schwanzlänge
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Die Schwimmer. Ruderfüßler. Scharben.
Gefangene Scharben ſind höchſt anziehende Geſchöpfe, müſſen aber auf einem Waſſerbecken allein
gehalten oder doch mit gleich ſtarken Vögeln zuſammengebracht werden. Sie erfreuen durch die Ver-
ſchiedenartigkeit ihrer Stellungen, von denen jede einzelne etwas Abſonderliches hat, durch ihre
Raſtloſigkeit und Munterkeit, die Liſt, mit welcher ſie auf alles Lebendige und Verſchlingbare Jagd
machen, können auch bei guter Pflege zur Fortpflanzung gebracht werden, verlangen aber freilich
einen Liebhaber, welcher die keineswegs unbedeutenden Koſten ihrer Unterhaltung nicht ſcheut.
Jch rechne die Schlangenhalsvögel zu den Scharben. Der Bau des Schnabels und Halſes
unterſcheiden die beiden Sippen, in welche die Familie meiner Anſicht nach zerfällt, zwar nicht
unweſentlich; alle übrigen Glieder und insbeſondere auch der innere Bau ſtimmen ſo vielfach mit
einander überein, daß ich eine Trennung, wie engliſche Forſcher ſie beliebt haben, für gänzlich
ungerechtfertigt halten muß, Scharben ſind die Schlangenhalsvögel in Geſtalt und Färbung, Scharben
ſind ſie in ihrem Weſen und Betragen.
Die Schlangenhalsvögel (Plotus) kennzeichnen ſich durch ſehr geſtreckten Leib, außerordentlich
langen, dünnen Hals, kleinen, flachen Kopf und langen, geraden, dünnen, ſpindelförmigen, ſehr
ſpitzen Schnabel, deſſen ſcharfe Ränder gegen die Spitze hin fein gezähnelt ſind, kurze, dicke, ſtarke,
weit nach hinten ſtehende Füße mit ſehr langen Zehen, lange, aber kurzſpitzige Flügel, unter deren
Schwingen die dritte die längſte, einen langen Schwanz, welcher aus zwölf ſtarken, gegen die Spitze
hin verbreiterten, höchſt biegſamen, auf den Fahnen gewellten Federn beſteht und ein ſehr ſchönes
und glänzendes, auf der Oberſeite verlängertes, auf der Unterſeite ſammtig zerſchliſſenes, verhältniß-
mäßig bunt gefärbtes Kleingefieder. — Der innere Bau zeigt nach Andubon’s Unterſuchung alle
weſentlichen Merkmale der Scharben, nur mit dem Unterſchiede, daß der Schädel bedeutend kleiner
und ſchlank gebaut iſt und die Halswirbel wegen ihrer geſtrecken Geſtalt an die der Reiher erinnern.
Jn der Neuzeit hat man vier verſchiedene Schlangenhalsvögel unterſchieden, von denen in
Amerika, Afrika, Südaſien und Neuholland je eine Art vorkommt. Alle ähneln ſich nicht blos in
Geſtalt und Färbung, ſondern auch in der Lebensweiſe ſo, daß ihre Unterſcheidung ſchwierig iſt und
über etwaige Verſchiedenheiten im Betragen bis jetzt noch nicht geſprochen werden kann.
Die Anhinga (Plotus Anhinga) iſt auf Kopf, Hals und allen Untertheilen ſammtſchwarz,
grünlich glänzend, am Scheitel und Vorderkopfe ein wenig graubraun gefleckt, auf dem Oberrücken
mit kleinen, auf den Oberflügeln mit größeren lichten Flecken gezeichnet; die Schulter- und Hinter-
flügeldeckfedern ſind weiß in die Länge geſtreift, die Schwingen und Schwanzfedern ſchwärzlich,
letztere weißlichgraubraun an der Spitze. Das Auge iſt hochorangenroth, der Schnabel am Oberkiefer
graubraun, am Unterkiefer röthlichgelbbraun, die nackte Kehle gelblichfleiſchröthlich, zuweilen ſchmuzig-
orangengelb; das Bein vom Rücken nach der inneren Seite hin ſchmuziggelbbraun, an der äußeren
ſchmuziggraubraun. Die Länge beträgt 35, die Breite 45, die Fittiglänge 13, die Schwanzlänge
10 Zoll. Beim Weibchen ſind Kopf, Hinterhals und Rücken graubraun, die Untertheile hellfahl-
gelbröthlich, nach dem Bauche zu bräunlichſchwarz.
Der Schlangenhalsvogel (Plotus Levalliantii) iſt auf der Unterſeite ebenfalls ſchwarz, am
Halſe roſtfarben, ein Streifen, welcher, vom Auge beginnend, ſich ſeitlich am Halſe herabzieht, ſchwarz-
braun, ein anderer unter ihm weiß, das Rückengeſieder roſtbraun; die langen Federn ſind ſilberweiß
geſtreift, die Fittige und Steuerfedern ſchwarz, letztere ebenfalls lichter an der Spitze. Das Auge
iſt erz- oder rothgelb, die nackten Stellen am Kopfe gelbgrün, der Schnabel hornfarben, der Fuß
grünlichgrau. Die Länge beträgt 33, die Breite 41½, die Fittiglänge 13, die Schwanzlänge
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 918. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/970>, abgerufen am 22.11.2024.
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