"Nutzen gewährt der Schakare wenig; deshalb stellt man ihm auch nicht nach. Einige Neger und die Wilden essen das weiße, fischartige Fleisch, besonders das der Schwanzwurzel; allein sie erhalten nicht oft einen solchen Braten. Es hält schwer, diese Thiere zu tödten, weil sie, wie alle Verwandten, ein zähes Leben haben und beim Schusse sofort untertauchen. Wir schossen sehr häufig nach ihnen mit Schrot; auch waren sie meistens tödtlich getroffen; allein es fehlte uns dann meist an Anstalten, um das verwundete Thier vom Grunde des Wassers heraufzuheben. Als mein Jäger einem Schakare einen Schuß leichter Schrote ins Genick gab, verwundete er ihn tödtlich, und es fand sich, daß das Blei nicht völlig durch den Panzer des Thieres, wohl aber durch die weiche Haut des Nackens gedrungen war. Schwere Schrote gehen weit besser ein, besonders wenn man nach dem Kopfe, nach dem Genicke oder nach den Seiten zielt. Ueberrascht man einen Schakare auf dem Lande, wenn er von einem Bache zum anderen wandern will, so gehört er dem Jäger; denn wie gewandt er im Wasser sich bewegt, so groß ist seine Ungeschicklichkeit und Langsamkeit auf dem Lande. Sobald er bei einer solchen Gelegenheit seinen Feind bemerkt, bleibt er unbeweglich sitzen und läßt sich, ohne Widerstand zu leisten, tödten. Er beißt nur, wenn man ihn wiederholt mit einem Stocke neckt. Junge Thiere sind auf dem Lande weit gewandter als alte."
Die Bewohner von Paraguay jagen den Schakare eifriger als die Brasilianer, die Jndianer mit Hilfe eines besonderen Pfeiles, die Europäer mit Feuergewehren. Der Pfeil wird dem Alligator in die Seite geschossen und ist so eingerichtet, daß der Schaft abfällt, wenn die eiserne Spitze eindringt; ersterer, welcher mit der Spitze durch eine Schnur verbunden wurde, schwimmt dann oben auf und zeigt den Jndianern die Stelle an, wo das verwundete Thier sich verborgen hat. Um sich desselben zu bemächtigen, fahren sie dann in einem Kahne herbei und stechen es mit Lanzen. Zum Fangen richten die Spanier ein an beiden Seiten zugespitztes Holzstück zu, binden an ihm eine Leine fest, umgeben es mit Rindslunge und werfen den Köder ins Wasser; der Kaiman verschluckt denselben und wird sodann mit leichter Mühe ans Land gezogen.
"Jch besaß", schließt der Prinz, "mehrere junge Schakare lebend. Sie zeigten sich wild und stürmisch, bliesen den Bauch und die Kehle auf, wenn man sie berührte oder neckte, zischten dabei wie eine Gans auf dem Neste und öffneten den Rachen; rührte man sie von hinten an, so fuhren sie äußerst schnell herum und bissen scharf zu, schlugen auch heftig mit dem Schwanze. Selbst bei ihnen bemerkte man auch schon den unangenehmen Moschusgeruch.
Die Kaimans, sagt Schomburgk, welche wir am oberen Essequibo, überhaupt in den Savannenflüssen antrafen, weichen nicht nur in Bezug auf Größe, sondern auch auf Zeichnung viel- fach von denen der Küste ab. Sie erreichen eine Länge von 12 bis 16 Fuß, sind viel schwärzer, hin und wieder gelb gefleckt; ihre Schnauze ist kürzer und gedrungener, die Füße sind kürzer und kräftiger als bei jenen. Sie stimmen ganz mit dem von Martius am Amazonenstrome gefundenen Mohren- kaimane(Champsa nigra) überein.
Auch Bates bemerkt ausdrücklich, daß die Eingebornen am oberen Amazonenstrome diese beiden und außerdem noch die kleineren Arten jederzeit unterscheiden.
Es ist schwerlich übertrieben, meint der letztere, wenn man sagt, daß die Gewässer um den oberen Amazonenstrom in der trockenen Jahreszeit ebenso von Kaimans wimmeln wie die Teiche Englands von Kaulquappen. Während einer Reise von fünf Tagen, welche ich im November mit dem Dampfschiffe machte, sahen wir fast überall zu beiden Seiten des Weges diese Raubthiere, und die Reisenden ver- gnügten sich vom Morgen bis zum Abend damit, ihnen Kugeln durch den Panzer zu jagen. Ganz besonders häufig waren sie in den stilleren Buchten; hier bildeten sie verworrene Haufen, welche sich unter lautem Gerassel lösten, wenn das Dampfschiff vorüberfuhr. Wie die Schildkröten treten sie alljährlich regelmäßige Wanderungen an, da sie sich mit dem Steigen des Wassers nach den landein- wärts überschwemmten Sümpfen und Lachen, mit Beginn der trockenen Jahreszeit in die wasser- reicheren Flüsse begeben. Jn denjenigen Seen und Lagunen, deren Verbindungsarme in der heißen
Schalare. Mohrenkaiman.
„Nutzen gewährt der Schakare wenig; deshalb ſtellt man ihm auch nicht nach. Einige Neger und die Wilden eſſen das weiße, fiſchartige Fleiſch, beſonders das der Schwanzwurzel; allein ſie erhalten nicht oft einen ſolchen Braten. Es hält ſchwer, dieſe Thiere zu tödten, weil ſie, wie alle Verwandten, ein zähes Leben haben und beim Schuſſe ſofort untertauchen. Wir ſchoſſen ſehr häufig nach ihnen mit Schrot; auch waren ſie meiſtens tödtlich getroffen; allein es fehlte uns dann meiſt an Anſtalten, um das verwundete Thier vom Grunde des Waſſers heraufzuheben. Als mein Jäger einem Schakare einen Schuß leichter Schrote ins Genick gab, verwundete er ihn tödtlich, und es fand ſich, daß das Blei nicht völlig durch den Panzer des Thieres, wohl aber durch die weiche Haut des Nackens gedrungen war. Schwere Schrote gehen weit beſſer ein, beſonders wenn man nach dem Kopfe, nach dem Genicke oder nach den Seiten zielt. Ueberraſcht man einen Schakare auf dem Lande, wenn er von einem Bache zum anderen wandern will, ſo gehört er dem Jäger; denn wie gewandt er im Waſſer ſich bewegt, ſo groß iſt ſeine Ungeſchicklichkeit und Langſamkeit auf dem Lande. Sobald er bei einer ſolchen Gelegenheit ſeinen Feind bemerkt, bleibt er unbeweglich ſitzen und läßt ſich, ohne Widerſtand zu leiſten, tödten. Er beißt nur, wenn man ihn wiederholt mit einem Stocke neckt. Junge Thiere ſind auf dem Lande weit gewandter als alte.“
Die Bewohner von Paraguay jagen den Schakare eifriger als die Braſilianer, die Jndianer mit Hilfe eines beſonderen Pfeiles, die Europäer mit Feuergewehren. Der Pfeil wird dem Alligator in die Seite geſchoſſen und iſt ſo eingerichtet, daß der Schaft abfällt, wenn die eiſerne Spitze eindringt; erſterer, welcher mit der Spitze durch eine Schnur verbunden wurde, ſchwimmt dann oben auf und zeigt den Jndianern die Stelle an, wo das verwundete Thier ſich verborgen hat. Um ſich deſſelben zu bemächtigen, fahren ſie dann in einem Kahne herbei und ſtechen es mit Lanzen. Zum Fangen richten die Spanier ein an beiden Seiten zugeſpitztes Holzſtück zu, binden an ihm eine Leine feſt, umgeben es mit Rindslunge und werfen den Köder ins Waſſer; der Kaiman verſchluckt denſelben und wird ſodann mit leichter Mühe ans Land gezogen.
„Jch beſaß“, ſchließt der Prinz, „mehrere junge Schakare lebend. Sie zeigten ſich wild und ſtürmiſch, blieſen den Bauch und die Kehle auf, wenn man ſie berührte oder neckte, ziſchten dabei wie eine Gans auf dem Neſte und öffneten den Rachen; rührte man ſie von hinten an, ſo fuhren ſie äußerſt ſchnell herum und biſſen ſcharf zu, ſchlugen auch heftig mit dem Schwanze. Selbſt bei ihnen bemerkte man auch ſchon den unangenehmen Moſchusgeruch.
Die Kaimans, ſagt Schomburgk, welche wir am oberen Eſſequibo, überhaupt in den Savannenflüſſen antrafen, weichen nicht nur in Bezug auf Größe, ſondern auch auf Zeichnung viel- fach von denen der Küſte ab. Sie erreichen eine Länge von 12 bis 16 Fuß, ſind viel ſchwärzer, hin und wieder gelb gefleckt; ihre Schnauze iſt kürzer und gedrungener, die Füße ſind kürzer und kräftiger als bei jenen. Sie ſtimmen ganz mit dem von Martius am Amazonenſtrome gefundenen Mohren- kaimane(Champsa nigra) überein.
Auch Bates bemerkt ausdrücklich, daß die Eingebornen am oberen Amazonenſtrome dieſe beiden und außerdem noch die kleineren Arten jederzeit unterſcheiden.
Es iſt ſchwerlich übertrieben, meint der letztere, wenn man ſagt, daß die Gewäſſer um den oberen Amazonenſtrom in der trockenen Jahreszeit ebenſo von Kaimans wimmeln wie die Teiche Englands von Kaulquappen. Während einer Reiſe von fünf Tagen, welche ich im November mit dem Dampfſchiffe machte, ſahen wir faſt überall zu beiden Seiten des Weges dieſe Raubthiere, und die Reiſenden ver- gnügten ſich vom Morgen bis zum Abend damit, ihnen Kugeln durch den Panzer zu jagen. Ganz beſonders häufig waren ſie in den ſtilleren Buchten; hier bildeten ſie verworrene Haufen, welche ſich unter lautem Geraſſel löſten, wenn das Dampfſchiff vorüberfuhr. Wie die Schildkröten treten ſie alljährlich regelmäßige Wanderungen an, da ſie ſich mit dem Steigen des Waſſers nach den landein- wärts überſchwemmten Sümpfen und Lachen, mit Beginn der trockenen Jahreszeit in die waſſer- reicheren Flüſſe begeben. Jn denjenigen Seen und Lagunen, deren Verbindungsarme in der heißen
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[89/0105]
Schalare. Mohrenkaiman.
„Nutzen gewährt der Schakare wenig; deshalb ſtellt man ihm auch nicht nach. Einige Neger
und die Wilden eſſen das weiße, fiſchartige Fleiſch, beſonders das der Schwanzwurzel; allein ſie
erhalten nicht oft einen ſolchen Braten. Es hält ſchwer, dieſe Thiere zu tödten, weil ſie, wie alle
Verwandten, ein zähes Leben haben und beim Schuſſe ſofort untertauchen. Wir ſchoſſen ſehr häufig
nach ihnen mit Schrot; auch waren ſie meiſtens tödtlich getroffen; allein es fehlte uns dann meiſt an
Anſtalten, um das verwundete Thier vom Grunde des Waſſers heraufzuheben. Als mein Jäger
einem Schakare einen Schuß leichter Schrote ins Genick gab, verwundete er ihn tödtlich, und es fand
ſich, daß das Blei nicht völlig durch den Panzer des Thieres, wohl aber durch die weiche Haut des
Nackens gedrungen war. Schwere Schrote gehen weit beſſer ein, beſonders wenn man nach dem
Kopfe, nach dem Genicke oder nach den Seiten zielt. Ueberraſcht man einen Schakare auf dem Lande,
wenn er von einem Bache zum anderen wandern will, ſo gehört er dem Jäger; denn wie gewandt er
im Waſſer ſich bewegt, ſo groß iſt ſeine Ungeſchicklichkeit und Langſamkeit auf dem Lande. Sobald
er bei einer ſolchen Gelegenheit ſeinen Feind bemerkt, bleibt er unbeweglich ſitzen und läßt ſich, ohne
Widerſtand zu leiſten, tödten. Er beißt nur, wenn man ihn wiederholt mit einem Stocke neckt.
Junge Thiere ſind auf dem Lande weit gewandter als alte.“
Die Bewohner von Paraguay jagen den Schakare eifriger als die Braſilianer, die Jndianer
mit Hilfe eines beſonderen Pfeiles, die Europäer mit Feuergewehren. Der Pfeil wird dem Alligator
in die Seite geſchoſſen und iſt ſo eingerichtet, daß der Schaft abfällt, wenn die eiſerne Spitze eindringt;
erſterer, welcher mit der Spitze durch eine Schnur verbunden wurde, ſchwimmt dann oben auf und zeigt
den Jndianern die Stelle an, wo das verwundete Thier ſich verborgen hat. Um ſich deſſelben zu
bemächtigen, fahren ſie dann in einem Kahne herbei und ſtechen es mit Lanzen. Zum Fangen richten
die Spanier ein an beiden Seiten zugeſpitztes Holzſtück zu, binden an ihm eine Leine feſt, umgeben
es mit Rindslunge und werfen den Köder ins Waſſer; der Kaiman verſchluckt denſelben und wird
ſodann mit leichter Mühe ans Land gezogen.
„Jch beſaß“, ſchließt der Prinz, „mehrere junge Schakare lebend. Sie zeigten ſich wild und
ſtürmiſch, blieſen den Bauch und die Kehle auf, wenn man ſie berührte oder neckte, ziſchten dabei wie
eine Gans auf dem Neſte und öffneten den Rachen; rührte man ſie von hinten an, ſo fuhren ſie äußerſt
ſchnell herum und biſſen ſcharf zu, ſchlugen auch heftig mit dem Schwanze. Selbſt bei ihnen
bemerkte man auch ſchon den unangenehmen Moſchusgeruch.
Die Kaimans, ſagt Schomburgk, welche wir am oberen Eſſequibo, überhaupt in den
Savannenflüſſen antrafen, weichen nicht nur in Bezug auf Größe, ſondern auch auf Zeichnung viel-
fach von denen der Küſte ab. Sie erreichen eine Länge von 12 bis 16 Fuß, ſind viel ſchwärzer, hin
und wieder gelb gefleckt; ihre Schnauze iſt kürzer und gedrungener, die Füße ſind kürzer und kräftiger
als bei jenen. Sie ſtimmen ganz mit dem von Martius am Amazonenſtrome gefundenen Mohren-
kaimane (Champsa nigra) überein.
Auch Bates bemerkt ausdrücklich, daß die Eingebornen am oberen Amazonenſtrome dieſe beiden
und außerdem noch die kleineren Arten jederzeit unterſcheiden.
Es iſt ſchwerlich übertrieben, meint der letztere, wenn man ſagt, daß die Gewäſſer um den oberen
Amazonenſtrom in der trockenen Jahreszeit ebenſo von Kaimans wimmeln wie die Teiche Englands von
Kaulquappen. Während einer Reiſe von fünf Tagen, welche ich im November mit dem Dampfſchiffe
machte, ſahen wir faſt überall zu beiden Seiten des Weges dieſe Raubthiere, und die Reiſenden ver-
gnügten ſich vom Morgen bis zum Abend damit, ihnen Kugeln durch den Panzer zu jagen. Ganz
beſonders häufig waren ſie in den ſtilleren Buchten; hier bildeten ſie verworrene Haufen, welche ſich
unter lautem Geraſſel löſten, wenn das Dampfſchiff vorüberfuhr. Wie die Schildkröten treten ſie
alljährlich regelmäßige Wanderungen an, da ſie ſich mit dem Steigen des Waſſers nach den landein-
wärts überſchwemmten Sümpfen und Lachen, mit Beginn der trockenen Jahreszeit in die waſſer-
reicheren Flüſſe begeben. Jn denjenigen Seen und Lagunen, deren Verbindungsarme in der heißen
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/105>, abgerufen am 22.12.2024.
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