Waran mit einem Schrotschusse getödtet und beim Zerlegen gefunden, daß er mit vierundzwanzig Eiern trächtig ging. Letztere hatten die Größe der Hühnereier, aber auch die weiche, lederartige Schale anderer Kriechthiereier und eine matte Wasserfarbe; der Jnhalt gerann beim Sieden nicht.
Für den menschlichen Haushalt sind die Warans ziemlich bedeutungslos. Man kann nicht sagen, daß sie besonderen Nutzen stiften und ebenso wenig, daß sie Schaden verursachen. Einzelne Arten werden gefangen zu Gaukeleien benutzt, andere, welche bei Herstellung gewisser Gifte eine bedeutsame Rolle spielen, gehaßt und gefürchtet; die übrigen betrachtet man mehr oder weniger mit Gleichgültigkeit. Gefangene lassen sich bei geeigneter Pflege lange Zeit am Leben erhalten und auch bis zu einem gewissen Grade zähmen, bleiben in der Regel aber doch sehr ungestüm, meist auch bissig und dann gefährlich, da man die Kraft ihrer zahnreichen Kinnladen durchaus nicht unterschätzen darf.
Der Waran der Egypter vertritt die Sippe der Zierechsen(Polydaedalus) und unter- scheidet sich von anderen Familienverwandten durch den etwas zusammengedrückten, auf der Oberseite
[Abbildung]
Der egyptische Waran(Polydaedalus niloticus), [ 1/8 ] der nat. Größe.
einen erhabenen Kiel bildenden Schwanz, die vorn kegelförmigen, hinten stumpfkronigen Zähne und die Stellung der Nasenlöcher.
Ein ausgewachsener Waran (Polydaedalus niloticus) erreicht eine Länge von 5 bis 6 Fuß, wovon der Schwanz fast die Hälfte wegnimmt. Die Grundfärbung ist ein düsteres Gelbgrün; die Zeichnung wird bewirkt durch schwarze Flecken, zu denen sich zwischen Schulter und Handwurzel hufeneisenförmig gestaltete, gelbe Tupfen und in Reihen geordnete grünlichgelbe Punkte gesellen; vor jeder Schulter sieht man ein schwärzliches, halbkreisförmiges Band; der erste Dritttheil des Schwanzes trägt schwarze, der Rest gelbliche Ringe.
Der Waran scheint in den meisten Flüssen Afrikas vorzukommen, da man ihn nicht blos in Egypten und Nubien, sondern auch in Guyana und Senegambien und ebenso in Südafrika bemerkt hat. Jn Egypten ist er, soviel ich beobachtet habe, weit häufiger als in Nubien, wohl nur deshalb, weil dort der Strom, sein Wohngebiet, reicher an Nahrung ist als hier; im Ost-Sudahn findet er sich stellenweise ziemlich häufig. Gewöhnlich bemerkt man ihn, wenn er sich in Bewegung setzt und dem Flusse zurennt; im Wasser selbst hält er sich meist verborgen, und auf dem Lande liegt er in der Regel regungslos in der Sonne. Abweichend von dem Krokodile wählt er sich zum Ausruhen und Schlafen
7*
Egyptiſcher Waran.
Waran mit einem Schrotſchuſſe getödtet und beim Zerlegen gefunden, daß er mit vierundzwanzig Eiern trächtig ging. Letztere hatten die Größe der Hühnereier, aber auch die weiche, lederartige Schale anderer Kriechthiereier und eine matte Waſſerfarbe; der Jnhalt gerann beim Sieden nicht.
Für den menſchlichen Haushalt ſind die Warans ziemlich bedeutungslos. Man kann nicht ſagen, daß ſie beſonderen Nutzen ſtiften und ebenſo wenig, daß ſie Schaden verurſachen. Einzelne Arten werden gefangen zu Gaukeleien benutzt, andere, welche bei Herſtellung gewiſſer Gifte eine bedeutſame Rolle ſpielen, gehaßt und gefürchtet; die übrigen betrachtet man mehr oder weniger mit Gleichgültigkeit. Gefangene laſſen ſich bei geeigneter Pflege lange Zeit am Leben erhalten und auch bis zu einem gewiſſen Grade zähmen, bleiben in der Regel aber doch ſehr ungeſtüm, meiſt auch biſſig und dann gefährlich, da man die Kraft ihrer zahnreichen Kinnladen durchaus nicht unterſchätzen darf.
Der Waran der Egypter vertritt die Sippe der Zierechſen(Polydaedalus) und unter- ſcheidet ſich von anderen Familienverwandten durch den etwas zuſammengedrückten, auf der Oberſeite
[Abbildung]
Der egyptiſche Waran(Polydaedalus niloticus), [⅛] der nat. Größe.
einen erhabenen Kiel bildenden Schwanz, die vorn kegelförmigen, hinten ſtumpfkronigen Zähne und die Stellung der Naſenlöcher.
Ein ausgewachſener Waran (Polydaedalus niloticus) erreicht eine Länge von 5 bis 6 Fuß, wovon der Schwanz faſt die Hälfte wegnimmt. Die Grundfärbung iſt ein düſteres Gelbgrün; die Zeichnung wird bewirkt durch ſchwarze Flecken, zu denen ſich zwiſchen Schulter und Handwurzel hufeneiſenförmig geſtaltete, gelbe Tupfen und in Reihen geordnete grünlichgelbe Punkte geſellen; vor jeder Schulter ſieht man ein ſchwärzliches, halbkreisförmiges Band; der erſte Dritttheil des Schwanzes trägt ſchwarze, der Reſt gelbliche Ringe.
Der Waran ſcheint in den meiſten Flüſſen Afrikas vorzukommen, da man ihn nicht blos in Egypten und Nubien, ſondern auch in Guyana und Senegambien und ebenſo in Südafrika bemerkt hat. Jn Egypten iſt er, ſoviel ich beobachtet habe, weit häufiger als in Nubien, wohl nur deshalb, weil dort der Strom, ſein Wohngebiet, reicher an Nahrung iſt als hier; im Oſt-Sudahn findet er ſich ſtellenweiſe ziemlich häufig. Gewöhnlich bemerkt man ihn, wenn er ſich in Bewegung ſetzt und dem Fluſſe zurennt; im Waſſer ſelbſt hält er ſich meiſt verborgen, und auf dem Lande liegt er in der Regel regungslos in der Sonne. Abweichend von dem Krokodile wählt er ſich zum Ausruhen und Schlafen
7*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0115"n="99"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Egyptiſcher Waran.</hi></fw><lb/>
Waran mit einem Schrotſchuſſe getödtet und beim Zerlegen gefunden, daß er mit vierundzwanzig<lb/>
Eiern trächtig ging. Letztere hatten die Größe der Hühnereier, aber auch die weiche, lederartige<lb/>
Schale anderer Kriechthiereier und eine matte Waſſerfarbe; der Jnhalt gerann beim Sieden nicht.</p><lb/><p>Für den menſchlichen Haushalt ſind die Warans ziemlich bedeutungslos. Man kann nicht ſagen,<lb/>
daß ſie beſonderen Nutzen ſtiften und ebenſo wenig, daß ſie Schaden verurſachen. Einzelne Arten<lb/>
werden gefangen zu Gaukeleien benutzt, andere, welche bei Herſtellung gewiſſer Gifte eine bedeutſame<lb/>
Rolle ſpielen, gehaßt und gefürchtet; die übrigen betrachtet man mehr oder weniger mit Gleichgültigkeit.<lb/>
Gefangene laſſen ſich bei geeigneter Pflege lange Zeit am Leben erhalten und auch bis zu einem<lb/>
gewiſſen Grade zähmen, bleiben in der Regel aber doch ſehr ungeſtüm, meiſt auch biſſig und dann<lb/>
gefährlich, da man die Kraft ihrer zahnreichen Kinnladen durchaus nicht unterſchätzen darf.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Der <hirendition="#g">Waran der Egypter</hi> vertritt die Sippe der <hirendition="#g">Zierechſen</hi><hirendition="#aq">(Polydaedalus)</hi> und unter-<lb/>ſcheidet ſich von anderen Familienverwandten durch den etwas zuſammengedrückten, auf der Oberſeite<lb/><figure><head><hirendition="#c"><hirendition="#g">Der egyptiſche Waran</hi><hirendition="#aq">(Polydaedalus niloticus),</hi><supplied>⅛</supplied> der nat. Größe.</hi></head></figure><lb/>
einen erhabenen Kiel bildenden Schwanz, die vorn kegelförmigen, hinten ſtumpfkronigen Zähne und<lb/>
die Stellung der Naſenlöcher.</p><lb/><p>Ein ausgewachſener Waran <hirendition="#aq">(Polydaedalus niloticus)</hi> erreicht eine Länge von 5 bis 6 Fuß,<lb/>
wovon der Schwanz faſt die Hälfte wegnimmt. Die Grundfärbung iſt ein düſteres Gelbgrün; die<lb/>
Zeichnung wird bewirkt durch ſchwarze Flecken, zu denen ſich zwiſchen Schulter und Handwurzel<lb/>
hufeneiſenförmig geſtaltete, gelbe Tupfen und in Reihen geordnete grünlichgelbe Punkte geſellen;<lb/>
vor jeder Schulter ſieht man ein ſchwärzliches, halbkreisförmiges Band; der erſte Dritttheil des<lb/>
Schwanzes trägt ſchwarze, der Reſt gelbliche Ringe.</p><lb/><p>Der Waran ſcheint in den meiſten Flüſſen Afrikas vorzukommen, da man ihn nicht blos in<lb/>
Egypten und Nubien, ſondern auch in Guyana und Senegambien und ebenſo in Südafrika bemerkt<lb/>
hat. Jn Egypten iſt er, ſoviel ich beobachtet habe, weit häufiger als in Nubien, wohl nur deshalb,<lb/>
weil dort der Strom, ſein Wohngebiet, reicher an Nahrung iſt als hier; im Oſt-Sudahn findet er ſich<lb/>ſtellenweiſe ziemlich häufig. Gewöhnlich bemerkt man ihn, wenn er ſich in Bewegung ſetzt und dem<lb/>
Fluſſe zurennt; im Waſſer ſelbſt hält er ſich meiſt verborgen, und auf dem Lande liegt er in der Regel<lb/>
regungslos in der Sonne. Abweichend von dem Krokodile wählt er ſich zum Ausruhen und Schlafen<lb/><fwplace="bottom"type="sig">7*</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[99/0115]
Egyptiſcher Waran.
Waran mit einem Schrotſchuſſe getödtet und beim Zerlegen gefunden, daß er mit vierundzwanzig
Eiern trächtig ging. Letztere hatten die Größe der Hühnereier, aber auch die weiche, lederartige
Schale anderer Kriechthiereier und eine matte Waſſerfarbe; der Jnhalt gerann beim Sieden nicht.
Für den menſchlichen Haushalt ſind die Warans ziemlich bedeutungslos. Man kann nicht ſagen,
daß ſie beſonderen Nutzen ſtiften und ebenſo wenig, daß ſie Schaden verurſachen. Einzelne Arten
werden gefangen zu Gaukeleien benutzt, andere, welche bei Herſtellung gewiſſer Gifte eine bedeutſame
Rolle ſpielen, gehaßt und gefürchtet; die übrigen betrachtet man mehr oder weniger mit Gleichgültigkeit.
Gefangene laſſen ſich bei geeigneter Pflege lange Zeit am Leben erhalten und auch bis zu einem
gewiſſen Grade zähmen, bleiben in der Regel aber doch ſehr ungeſtüm, meiſt auch biſſig und dann
gefährlich, da man die Kraft ihrer zahnreichen Kinnladen durchaus nicht unterſchätzen darf.
Der Waran der Egypter vertritt die Sippe der Zierechſen (Polydaedalus) und unter-
ſcheidet ſich von anderen Familienverwandten durch den etwas zuſammengedrückten, auf der Oberſeite
[Abbildung Der egyptiſche Waran (Polydaedalus niloticus), ⅛ der nat. Größe.]
einen erhabenen Kiel bildenden Schwanz, die vorn kegelförmigen, hinten ſtumpfkronigen Zähne und
die Stellung der Naſenlöcher.
Ein ausgewachſener Waran (Polydaedalus niloticus) erreicht eine Länge von 5 bis 6 Fuß,
wovon der Schwanz faſt die Hälfte wegnimmt. Die Grundfärbung iſt ein düſteres Gelbgrün; die
Zeichnung wird bewirkt durch ſchwarze Flecken, zu denen ſich zwiſchen Schulter und Handwurzel
hufeneiſenförmig geſtaltete, gelbe Tupfen und in Reihen geordnete grünlichgelbe Punkte geſellen;
vor jeder Schulter ſieht man ein ſchwärzliches, halbkreisförmiges Band; der erſte Dritttheil des
Schwanzes trägt ſchwarze, der Reſt gelbliche Ringe.
Der Waran ſcheint in den meiſten Flüſſen Afrikas vorzukommen, da man ihn nicht blos in
Egypten und Nubien, ſondern auch in Guyana und Senegambien und ebenſo in Südafrika bemerkt
hat. Jn Egypten iſt er, ſoviel ich beobachtet habe, weit häufiger als in Nubien, wohl nur deshalb,
weil dort der Strom, ſein Wohngebiet, reicher an Nahrung iſt als hier; im Oſt-Sudahn findet er ſich
ſtellenweiſe ziemlich häufig. Gewöhnlich bemerkt man ihn, wenn er ſich in Bewegung ſetzt und dem
Fluſſe zurennt; im Waſſer ſelbſt hält er ſich meiſt verborgen, und auf dem Lande liegt er in der Regel
regungslos in der Sonne. Abweichend von dem Krokodile wählt er ſich zum Ausruhen und Schlafen
7*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/115>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.