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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Die Schuppenechsen. Schienenechfen. Krokodil und Tejuechsen.

Jn Amerika werden die Warans durch die Schienenechsen (Ameivae) ersetzt. Sie kommen ihren
altweltlichen Verwandten zum Theil an Größe gleich, sind aber meist etwas schlanker gebaut und
durch Zahnbau und Beschilderung hinlänglich unterschieden. Die Zunge ist lang, dünn und zwei-
spitzig; die Zähne, welche keine Höhlung im Grunde haben, richten sich schief nach außen; die
Schuppen sind glatt, die des Kopfes zu Schildern vergrößert, die am Bauche und Schwanze zu
Querreihen geordnet. Bei den meisten finden sich zwei Querfalten an der Kehle, bei vielen Drüsen-
öffnungen an der Oberseite der Schenkel, sogenannte Schenkelporen.

Alle Arten dieser Familie hausen in den wärmeren Gegenden Amerikas, die größten, wie
erklärlich, in den Gleicherländern. Einzelne leben blos auf heißen, sandigen Flächen, andere zwischen
hohen Gräsern der Wiesen, andere in Wäldern, einzelne wenigstens theilweise im Wasser. Jhre
Wohnstätte ist eine natürliche oder von ihnen erbaute Höhle, zu welcher sie bei Gefahr regelmäßig
zurückkehren. Alle Arten sind an den Boden gebannt, werden also nie im Gezweig der Bäume
angetroffen. Jn ihrer Lebensweise und in ihrem Wesen erinnern sie ebenso an die Warans als an
die kleineren Eidechsen. Sie sind sehr schnell und lebhaft, die größeren Arten tüchtige Räuber, welche
nicht blos auf Kerbthiere, Würmer und Schnecken, sondern auch auf kleinere Wirbelthiere Jagd
machen, also sogar schädlich werden können; einzelne sollen auch Früchte fressen. Vor größeren
Feinden, namentlich vor dem Menschen ziehen sie sich zurück solange sie können; in die Enge getrieben
und gereizt, gehen sie ihrem Angreifer muthig zu Leibe und wissen selbst große Hunde in Achtung zu
setzen. Die Eier werden in hohle Baumstämme gelegt. Einige Arten, namentlich die größeren,
gelten als schmackhaftes Wildpret und werden wenigstens hier und da regelmäßig gejagt; die übrigen
behelligt man nicht.



Die Krokodilechsen (Thorictis) haben in ihrer Gestalt einige Aehnlichkeit mit den Krokodilen
und werden auch wirklich von den Eingeborenen für junge Panzerechsen angesehen, unterscheiden sich
aber durch den Bau ihrer Füße und ihrer Zunge so auffallend von jenen, daß nur der Unkundigste die
Ansicht der Eingeborenen theilen kann. Jhre Gestalt ist gestreckt, der Schwanz lang, seitlich zusam-
mengedrückt und mit einem doppelten, auf der Schwanzwurzel sogar mit einem vierfachen Kamme
von Hornschuppen geziert; die Zähne sind einfach kegelförmig, die hinteren an der Krone abgerundet.

Jm heißen Amerika lebt die Dragonne (Thorictis Dracaena), die größte Art der Sippe, von
4 bis 6 Fuß Länge. Jhre Oberseite ist ölgrün, ihre Unterseite gelblich, grünlich und braun getüpfelt.

Dumeril und Bibron theilen mit, daß ihnen eine Dragonne aus Guinea zugesendet worden
sei; Schomburgk hingegen erwähnt des Thieres nicht, sondern führt nur eine verwandte Art als
in Guinea heimisch auf; es scheint also, daß jene hier nicht eben häufig sein kann. Laborde glaubt,
daß sie weniger feuchte als vielmehr trockene Gegenden bewohne, während Lacepede erzählt, daß sie
besonders in sumpfigen Gegenden lebe und, obgleich sie nicht schwimmen könne, sich oft stundenlang
in das Wasser lege. Beim Laufen soll sie den langen Schwanz hoch tragen und wie eine Geißel hin-
und herschwingen, laufend oder sitzend nach Schlangenart die Zunge beständig hervorschießen und,
angegriffen, heftig um sich beißen. Das Fleisch wird mit Hühnerfleisch verglichen und gegessen, das
Gelege, welches etwa ein Dutzend Eier enthält, ebenfalls für die Küche gesammelt. Wieviel von
diesen Angaben sich auf die Dragonne bezieht, wage ich nicht zu unterscheiden, halte es aber für
wahrscheinlich, daß sie oft mit einem in Guinea häufigen Familienverwandten verwechselt worden ist.



Durch den an der Wurzel rundlichen, von der Mitte an etwas zusammengedrückten Schwanz und
die faltige Haut des Halses unterscheiden sich die Tejueidechsen (Podinema) von den eben erwähnten
Arten der Familie. Die bekannteste Art, der Teju oder, wie er in Guyana genannt wird,

Die Schuppenechſen. Schienenechfen. Krokodil und Tejuechſen.

Jn Amerika werden die Warans durch die Schienenechſen (Ameivae) erſetzt. Sie kommen ihren
altweltlichen Verwandten zum Theil an Größe gleich, ſind aber meiſt etwas ſchlanker gebaut und
durch Zahnbau und Beſchilderung hinlänglich unterſchieden. Die Zunge iſt lang, dünn und zwei-
ſpitzig; die Zähne, welche keine Höhlung im Grunde haben, richten ſich ſchief nach außen; die
Schuppen ſind glatt, die des Kopfes zu Schildern vergrößert, die am Bauche und Schwanze zu
Querreihen geordnet. Bei den meiſten finden ſich zwei Querfalten an der Kehle, bei vielen Drüſen-
öffnungen an der Oberſeite der Schenkel, ſogenannte Schenkelporen.

Alle Arten dieſer Familie hauſen in den wärmeren Gegenden Amerikas, die größten, wie
erklärlich, in den Gleicherländern. Einzelne leben blos auf heißen, ſandigen Flächen, andere zwiſchen
hohen Gräſern der Wieſen, andere in Wäldern, einzelne wenigſtens theilweiſe im Waſſer. Jhre
Wohnſtätte iſt eine natürliche oder von ihnen erbaute Höhle, zu welcher ſie bei Gefahr regelmäßig
zurückkehren. Alle Arten ſind an den Boden gebannt, werden alſo nie im Gezweig der Bäume
angetroffen. Jn ihrer Lebensweiſe und in ihrem Weſen erinnern ſie ebenſo an die Warans als an
die kleineren Eidechſen. Sie ſind ſehr ſchnell und lebhaft, die größeren Arten tüchtige Räuber, welche
nicht blos auf Kerbthiere, Würmer und Schnecken, ſondern auch auf kleinere Wirbelthiere Jagd
machen, alſo ſogar ſchädlich werden können; einzelne ſollen auch Früchte freſſen. Vor größeren
Feinden, namentlich vor dem Menſchen ziehen ſie ſich zurück ſolange ſie können; in die Enge getrieben
und gereizt, gehen ſie ihrem Angreifer muthig zu Leibe und wiſſen ſelbſt große Hunde in Achtung zu
ſetzen. Die Eier werden in hohle Baumſtämme gelegt. Einige Arten, namentlich die größeren,
gelten als ſchmackhaftes Wildpret und werden wenigſtens hier und da regelmäßig gejagt; die übrigen
behelligt man nicht.



Die Krokodilechſen (Thorictis) haben in ihrer Geſtalt einige Aehnlichkeit mit den Krokodilen
und werden auch wirklich von den Eingeborenen für junge Panzerechſen angeſehen, unterſcheiden ſich
aber durch den Bau ihrer Füße und ihrer Zunge ſo auffallend von jenen, daß nur der Unkundigſte die
Anſicht der Eingeborenen theilen kann. Jhre Geſtalt iſt geſtreckt, der Schwanz lang, ſeitlich zuſam-
mengedrückt und mit einem doppelten, auf der Schwanzwurzel ſogar mit einem vierfachen Kamme
von Hornſchuppen geziert; die Zähne ſind einfach kegelförmig, die hinteren an der Krone abgerundet.

Jm heißen Amerika lebt die Dragonne (Thorictis Dracaena), die größte Art der Sippe, von
4 bis 6 Fuß Länge. Jhre Oberſeite iſt ölgrün, ihre Unterſeite gelblich, grünlich und braun getüpfelt.

Dumeril und Bibron theilen mit, daß ihnen eine Dragonne aus Guinea zugeſendet worden
ſei; Schomburgk hingegen erwähnt des Thieres nicht, ſondern führt nur eine verwandte Art als
in Guinea heimiſch auf; es ſcheint alſo, daß jene hier nicht eben häufig ſein kann. Laborde glaubt,
daß ſie weniger feuchte als vielmehr trockene Gegenden bewohne, während Lacepede erzählt, daß ſie
beſonders in ſumpfigen Gegenden lebe und, obgleich ſie nicht ſchwimmen könne, ſich oft ſtundenlang
in das Waſſer lege. Beim Laufen ſoll ſie den langen Schwanz hoch tragen und wie eine Geißel hin-
und herſchwingen, laufend oder ſitzend nach Schlangenart die Zunge beſtändig hervorſchießen und,
angegriffen, heftig um ſich beißen. Das Fleiſch wird mit Hühnerfleiſch verglichen und gegeſſen, das
Gelege, welches etwa ein Dutzend Eier enthält, ebenfalls für die Küche geſammelt. Wieviel von
dieſen Angaben ſich auf die Dragonne bezieht, wage ich nicht zu unterſcheiden, halte es aber für
wahrſcheinlich, daß ſie oft mit einem in Guinea häufigen Familienverwandten verwechſelt worden iſt.



Durch den an der Wurzel rundlichen, von der Mitte an etwas zuſammengedrückten Schwanz und
die faltige Haut des Halſes unterſcheiden ſich die Tejueidechſen (Podinema) von den eben erwähnten
Arten der Familie. Die bekannteſte Art, der Teju oder, wie er in Guyana genannt wird,

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[104/0120] Die Schuppenechſen. Schienenechfen. Krokodil und Tejuechſen. Jn Amerika werden die Warans durch die Schienenechſen (Ameivae) erſetzt. Sie kommen ihren altweltlichen Verwandten zum Theil an Größe gleich, ſind aber meiſt etwas ſchlanker gebaut und durch Zahnbau und Beſchilderung hinlänglich unterſchieden. Die Zunge iſt lang, dünn und zwei- ſpitzig; die Zähne, welche keine Höhlung im Grunde haben, richten ſich ſchief nach außen; die Schuppen ſind glatt, die des Kopfes zu Schildern vergrößert, die am Bauche und Schwanze zu Querreihen geordnet. Bei den meiſten finden ſich zwei Querfalten an der Kehle, bei vielen Drüſen- öffnungen an der Oberſeite der Schenkel, ſogenannte Schenkelporen. Alle Arten dieſer Familie hauſen in den wärmeren Gegenden Amerikas, die größten, wie erklärlich, in den Gleicherländern. Einzelne leben blos auf heißen, ſandigen Flächen, andere zwiſchen hohen Gräſern der Wieſen, andere in Wäldern, einzelne wenigſtens theilweiſe im Waſſer. Jhre Wohnſtätte iſt eine natürliche oder von ihnen erbaute Höhle, zu welcher ſie bei Gefahr regelmäßig zurückkehren. Alle Arten ſind an den Boden gebannt, werden alſo nie im Gezweig der Bäume angetroffen. Jn ihrer Lebensweiſe und in ihrem Weſen erinnern ſie ebenſo an die Warans als an die kleineren Eidechſen. Sie ſind ſehr ſchnell und lebhaft, die größeren Arten tüchtige Räuber, welche nicht blos auf Kerbthiere, Würmer und Schnecken, ſondern auch auf kleinere Wirbelthiere Jagd machen, alſo ſogar ſchädlich werden können; einzelne ſollen auch Früchte freſſen. Vor größeren Feinden, namentlich vor dem Menſchen ziehen ſie ſich zurück ſolange ſie können; in die Enge getrieben und gereizt, gehen ſie ihrem Angreifer muthig zu Leibe und wiſſen ſelbſt große Hunde in Achtung zu ſetzen. Die Eier werden in hohle Baumſtämme gelegt. Einige Arten, namentlich die größeren, gelten als ſchmackhaftes Wildpret und werden wenigſtens hier und da regelmäßig gejagt; die übrigen behelligt man nicht. Die Krokodilechſen (Thorictis) haben in ihrer Geſtalt einige Aehnlichkeit mit den Krokodilen und werden auch wirklich von den Eingeborenen für junge Panzerechſen angeſehen, unterſcheiden ſich aber durch den Bau ihrer Füße und ihrer Zunge ſo auffallend von jenen, daß nur der Unkundigſte die Anſicht der Eingeborenen theilen kann. Jhre Geſtalt iſt geſtreckt, der Schwanz lang, ſeitlich zuſam- mengedrückt und mit einem doppelten, auf der Schwanzwurzel ſogar mit einem vierfachen Kamme von Hornſchuppen geziert; die Zähne ſind einfach kegelförmig, die hinteren an der Krone abgerundet. Jm heißen Amerika lebt die Dragonne (Thorictis Dracaena), die größte Art der Sippe, von 4 bis 6 Fuß Länge. Jhre Oberſeite iſt ölgrün, ihre Unterſeite gelblich, grünlich und braun getüpfelt. Dumeril und Bibron theilen mit, daß ihnen eine Dragonne aus Guinea zugeſendet worden ſei; Schomburgk hingegen erwähnt des Thieres nicht, ſondern führt nur eine verwandte Art als in Guinea heimiſch auf; es ſcheint alſo, daß jene hier nicht eben häufig ſein kann. Laborde glaubt, daß ſie weniger feuchte als vielmehr trockene Gegenden bewohne, während Lacepede erzählt, daß ſie beſonders in ſumpfigen Gegenden lebe und, obgleich ſie nicht ſchwimmen könne, ſich oft ſtundenlang in das Waſſer lege. Beim Laufen ſoll ſie den langen Schwanz hoch tragen und wie eine Geißel hin- und herſchwingen, laufend oder ſitzend nach Schlangenart die Zunge beſtändig hervorſchießen und, angegriffen, heftig um ſich beißen. Das Fleiſch wird mit Hühnerfleiſch verglichen und gegeſſen, das Gelege, welches etwa ein Dutzend Eier enthält, ebenfalls für die Küche geſammelt. Wieviel von dieſen Angaben ſich auf die Dragonne bezieht, wage ich nicht zu unterſcheiden, halte es aber für wahrſcheinlich, daß ſie oft mit einem in Guinea häufigen Familienverwandten verwechſelt worden iſt. Durch den an der Wurzel rundlichen, von der Mitte an etwas zuſammengedrückten Schwanz und die faltige Haut des Halſes unterſcheiden ſich die Tejueidechſen (Podinema) von den eben erwähnten Arten der Familie. Die bekannteſte Art, der Teju oder, wie er in Guyana genannt wird,

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/120>, abgerufen am 22.12.2024.