Geripp. Zahnbau. Verdauungs- und Athmungswerkzeuge.
einfach hakige Form; doch kommen auch seitlich zusammengedrückte, mit gekerbten oder gezähnelten Kronen vor. Auf den zahntragenden Knochen sind die meisten Zähne in einer seichten Rinne durch ein dichtes, sehniges Zahnfleisch eingeheftet, bei anderen Kriechthieren aber so auf den Kieferrand auf- gesetzt und mit demselben verwachsen, daß sie gleichsam nur einen Kamm desselben bilden, bei anderen endlich auch in ringsum geschlossenen Zahnhöhlen eingekeilt.
Auch die Verdauungswerkzeuge sind vielfach verschieden. Die Zunge läßt sich bei einzelnen, bei den Krokodilen z. B., nur eine vorspringende, flache Wulst nennen, welche auf dem Boden der Mundhöhle liegt, überall angewachsen und vollkommen unbeweglich ist; bei anderen, bei den Schildkröten z. B., ist sie fleischig, kurz, dick, bei anderen, den Eidechsen, eiförmig platt oder sogar getheilt und wie bei den Schlangen in lange, fadenförmige Spitzen ausgezogen. Der Schlund ist weit, bei einzelnen einer beispiellosen Ausdehnung fähig, geht dann auch unmerklich in den weiten Magen über, welcher gegen den Darm hin durch eine Falte oder Klappe sich abgrenzt. Der Darm ist weit, wenig gewunden, kurz, der Afterdarm oft durch einen Blindsack und eine stark erweiterte Kloake ausgezeichnet. Leber, auch Speicheldrüse und Milz sind stets vorhanden.
Ueber die Drüsen, welche Gift absondern, wird, wie über die Vergiftungswerkzeuge überhaupt, später die Rede sein.
Die Athemwerkzeuge erleiden, wie bereits bemerkt, keine Umwandlung, sondern sind immer nur als Lungen entwickelt. Ein gesonderter Kehlkopf ist vorhanden, die Luftröhre gewöhnlich in Aeste getheilt, die Grenze zwischen der Röhre und den Aesten aber oft sehr schwierig zu bestimmen, da die Knorpelringe, welche erstere umgeben, zuweilen sich weit in die Lungen hinein fortsetzen und anderer- seits die Lungenzellen sich über einen großen Theil der Luftröhre hinziehen. Gewöhnlich sind zwei sackartige Lungen ausgebildet, welche durch die ganze Bauchhöhle sich erstrecken und auf ihrer inneren Fläche zellige Vorsprünge der Schleimhaut zeigen oder sich vervollständigen und dann einem schwammigen Gewebe ähnlich werden; bei den Schlangen und Eidechsen aber ist oft nur eine Lunge entwickelt. Das Herz besteht, wie bereits angegeben, aus vier Abtheilungen, zwei geschiedenen Vor- höfen und zwei Kammern, deren Scheidewand nur bei den Krokodilen vollständig wird, bei allen übrigen Kriechthieren aber mehr oder weniger große Lücken zeigt, durch welche das Blut aus der linken Kammer in die rechte übergeführt wird. "Bei den Schildkröten, den Schlangen und meisten Eidechsen, wo die Scheidewand unvollständig ist, entspringen deshalb sowohl die Lungen-, als auch die Körpergefäße aus der rechten Herzkammer, während bei den Krokodilen die Lungenschlagadern und eine linke Körperpulsader aus der rechten Kammer, die größere rechte Aorta dagegen aus der linken Kammer entspringt. Wenn nun auch durch besondere Klappenvorrichtungen im Jnneren des Herzens das aus dem Körper zurückkehrende Blut auch bei unvollständiger Scheidewand hauptsächlich nach der Lungenschlagader, das aus den Lungen kommende wesentlich nach der Aorta hingeleitet wird, so ist doch auf der anderen Seite, sowohl hier, wie bei den Krokodilen, die Mischung der beiden Blut- adern wieder dadurch ermöglicht, daß von dem ursprünglichen Kiemenbogen des Embryo weite Ver- bindungsäste zwischen dem großen Gefäßstamme hergestellt sind. Die Aorta wird meist aus einem, zwei oder selbst drei Bogen zusammengesetzt, die sich unter der Wirbelsäule vereinigen und vorher noch die Kopfgefäße abgeben. Jn dem venösen Kreislaufe ist stets außer dem Fortadersysteme der Leber auch noch ein solches für die Nieren eingeschoben. Das Lymphsystem ist außerordentlich ent- wickelt und läßt außer großen Cisternen, die gewöhnlich in der Umgegend des Magens entwickelt sind, noch besondere rhythmisch pulsirende Lymphherzen gewahren, von welchen stets zwei in der Lenden- gegend unmittelbar unter der Haut oder tiefer nach innen dem Kreuzbeine aufliegen und ihren Jnhalt in die zunächst gelegenen Hohladern übertreiben."
Die Nieren sind gewöhnlich sehr groß, oft vielfach gelappt; die von ihnen ausgehenden Harn- leiter münden hinter der Wand der Kloake ein, welcher gegenüber sich bei Eidechsen und Schildkröten eine Harnblase befindet. Die Hoden liegen stets im Jnneren der Bauchhöhle; ihre Ausführungsgänge sammeln sich gewöhnlich in einem Nebenhoden, aus welchem dann die Samenleiter entspringen.
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Geripp. Zahnbau. Verdauungs- und Athmungswerkzeuge.
einfach hakige Form; doch kommen auch ſeitlich zuſammengedrückte, mit gekerbten oder gezähnelten Kronen vor. Auf den zahntragenden Knochen ſind die meiſten Zähne in einer ſeichten Rinne durch ein dichtes, ſehniges Zahnfleiſch eingeheftet, bei anderen Kriechthieren aber ſo auf den Kieferrand auf- geſetzt und mit demſelben verwachſen, daß ſie gleichſam nur einen Kamm deſſelben bilden, bei anderen endlich auch in ringsum geſchloſſenen Zahnhöhlen eingekeilt.
Auch die Verdauungswerkzeuge ſind vielfach verſchieden. Die Zunge läßt ſich bei einzelnen, bei den Krokodilen z. B., nur eine vorſpringende, flache Wulſt nennen, welche auf dem Boden der Mundhöhle liegt, überall angewachſen und vollkommen unbeweglich iſt; bei anderen, bei den Schildkröten z. B., iſt ſie fleiſchig, kurz, dick, bei anderen, den Eidechſen, eiförmig platt oder ſogar getheilt und wie bei den Schlangen in lange, fadenförmige Spitzen ausgezogen. Der Schlund iſt weit, bei einzelnen einer beiſpielloſen Ausdehnung fähig, geht dann auch unmerklich in den weiten Magen über, welcher gegen den Darm hin durch eine Falte oder Klappe ſich abgrenzt. Der Darm iſt weit, wenig gewunden, kurz, der Afterdarm oft durch einen Blindſack und eine ſtark erweiterte Kloake ausgezeichnet. Leber, auch Speicheldrüſe und Milz ſind ſtets vorhanden.
Ueber die Drüſen, welche Gift abſondern, wird, wie über die Vergiftungswerkzeuge überhaupt, ſpäter die Rede ſein.
Die Athemwerkzeuge erleiden, wie bereits bemerkt, keine Umwandlung, ſondern ſind immer nur als Lungen entwickelt. Ein geſonderter Kehlkopf iſt vorhanden, die Luftröhre gewöhnlich in Aeſte getheilt, die Grenze zwiſchen der Röhre und den Aeſten aber oft ſehr ſchwierig zu beſtimmen, da die Knorpelringe, welche erſtere umgeben, zuweilen ſich weit in die Lungen hinein fortſetzen und anderer- ſeits die Lungenzellen ſich über einen großen Theil der Luftröhre hinziehen. Gewöhnlich ſind zwei ſackartige Lungen ausgebildet, welche durch die ganze Bauchhöhle ſich erſtrecken und auf ihrer inneren Fläche zellige Vorſprünge der Schleimhaut zeigen oder ſich vervollſtändigen und dann einem ſchwammigen Gewebe ähnlich werden; bei den Schlangen und Eidechſen aber iſt oft nur eine Lunge entwickelt. Das Herz beſteht, wie bereits angegeben, aus vier Abtheilungen, zwei geſchiedenen Vor- höfen und zwei Kammern, deren Scheidewand nur bei den Krokodilen vollſtändig wird, bei allen übrigen Kriechthieren aber mehr oder weniger große Lücken zeigt, durch welche das Blut aus der linken Kammer in die rechte übergeführt wird. „Bei den Schildkröten, den Schlangen und meiſten Eidechſen, wo die Scheidewand unvollſtändig iſt, entſpringen deshalb ſowohl die Lungen-, als auch die Körpergefäße aus der rechten Herzkammer, während bei den Krokodilen die Lungenſchlagadern und eine linke Körperpulsader aus der rechten Kammer, die größere rechte Aorta dagegen aus der linken Kammer entſpringt. Wenn nun auch durch beſondere Klappenvorrichtungen im Jnneren des Herzens das aus dem Körper zurückkehrende Blut auch bei unvollſtändiger Scheidewand hauptſächlich nach der Lungenſchlagader, das aus den Lungen kommende weſentlich nach der Aorta hingeleitet wird, ſo iſt doch auf der anderen Seite, ſowohl hier, wie bei den Krokodilen, die Miſchung der beiden Blut- adern wieder dadurch ermöglicht, daß von dem urſprünglichen Kiemenbogen des Embryo weite Ver- bindungsäſte zwiſchen dem großen Gefäßſtamme hergeſtellt ſind. Die Aorta wird meiſt aus einem, zwei oder ſelbſt drei Bogen zuſammengeſetzt, die ſich unter der Wirbelſäule vereinigen und vorher noch die Kopfgefäße abgeben. Jn dem venöſen Kreislaufe iſt ſtets außer dem Fortaderſyſteme der Leber auch noch ein ſolches für die Nieren eingeſchoben. Das Lymphſyſtem iſt außerordentlich ent- wickelt und läßt außer großen Ciſternen, die gewöhnlich in der Umgegend des Magens entwickelt ſind, noch beſondere rhythmiſch pulſirende Lymphherzen gewahren, von welchen ſtets zwei in der Lenden- gegend unmittelbar unter der Haut oder tiefer nach innen dem Kreuzbeine aufliegen und ihren Jnhalt in die zunächſt gelegenen Hohladern übertreiben.“
Die Nieren ſind gewöhnlich ſehr groß, oft vielfach gelappt; die von ihnen ausgehenden Harn- leiter münden hinter der Wand der Kloake ein, welcher gegenüber ſich bei Eidechſen und Schildkröten eine Harnblaſe befindet. Die Hoden liegen ſtets im Jnneren der Bauchhöhle; ihre Ausführungsgänge ſammeln ſich gewöhnlich in einem Nebenhoden, aus welchem dann die Samenleiter entſpringen.
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Geripp. Zahnbau. Verdauungs- und Athmungswerkzeuge.
einfach hakige Form; doch kommen auch ſeitlich zuſammengedrückte, mit gekerbten oder gezähnelten
Kronen vor. Auf den zahntragenden Knochen ſind die meiſten Zähne in einer ſeichten Rinne durch
ein dichtes, ſehniges Zahnfleiſch eingeheftet, bei anderen Kriechthieren aber ſo auf den Kieferrand auf-
geſetzt und mit demſelben verwachſen, daß ſie gleichſam nur einen Kamm deſſelben bilden, bei anderen
endlich auch in ringsum geſchloſſenen Zahnhöhlen eingekeilt.
Auch die Verdauungswerkzeuge ſind vielfach verſchieden. Die Zunge läßt ſich bei einzelnen,
bei den Krokodilen z. B., nur eine vorſpringende, flache Wulſt nennen, welche auf dem Boden
der Mundhöhle liegt, überall angewachſen und vollkommen unbeweglich iſt; bei anderen, bei den
Schildkröten z. B., iſt ſie fleiſchig, kurz, dick, bei anderen, den Eidechſen, eiförmig platt oder ſogar
getheilt und wie bei den Schlangen in lange, fadenförmige Spitzen ausgezogen. Der Schlund iſt
weit, bei einzelnen einer beiſpielloſen Ausdehnung fähig, geht dann auch unmerklich in den weiten
Magen über, welcher gegen den Darm hin durch eine Falte oder Klappe ſich abgrenzt. Der Darm
iſt weit, wenig gewunden, kurz, der Afterdarm oft durch einen Blindſack und eine ſtark erweiterte
Kloake ausgezeichnet. Leber, auch Speicheldrüſe und Milz ſind ſtets vorhanden.
Ueber die Drüſen, welche Gift abſondern, wird, wie über die Vergiftungswerkzeuge überhaupt,
ſpäter die Rede ſein.
Die Athemwerkzeuge erleiden, wie bereits bemerkt, keine Umwandlung, ſondern ſind immer nur
als Lungen entwickelt. Ein geſonderter Kehlkopf iſt vorhanden, die Luftröhre gewöhnlich in Aeſte
getheilt, die Grenze zwiſchen der Röhre und den Aeſten aber oft ſehr ſchwierig zu beſtimmen, da die
Knorpelringe, welche erſtere umgeben, zuweilen ſich weit in die Lungen hinein fortſetzen und anderer-
ſeits die Lungenzellen ſich über einen großen Theil der Luftröhre hinziehen. Gewöhnlich ſind zwei
ſackartige Lungen ausgebildet, welche durch die ganze Bauchhöhle ſich erſtrecken und auf ihrer inneren
Fläche zellige Vorſprünge der Schleimhaut zeigen oder ſich vervollſtändigen und dann einem
ſchwammigen Gewebe ähnlich werden; bei den Schlangen und Eidechſen aber iſt oft nur eine Lunge
entwickelt. Das Herz beſteht, wie bereits angegeben, aus vier Abtheilungen, zwei geſchiedenen Vor-
höfen und zwei Kammern, deren Scheidewand nur bei den Krokodilen vollſtändig wird, bei allen
übrigen Kriechthieren aber mehr oder weniger große Lücken zeigt, durch welche das Blut aus der
linken Kammer in die rechte übergeführt wird. „Bei den Schildkröten, den Schlangen und meiſten
Eidechſen, wo die Scheidewand unvollſtändig iſt, entſpringen deshalb ſowohl die Lungen-, als auch
die Körpergefäße aus der rechten Herzkammer, während bei den Krokodilen die Lungenſchlagadern
und eine linke Körperpulsader aus der rechten Kammer, die größere rechte Aorta dagegen aus der
linken Kammer entſpringt. Wenn nun auch durch beſondere Klappenvorrichtungen im Jnneren des
Herzens das aus dem Körper zurückkehrende Blut auch bei unvollſtändiger Scheidewand hauptſächlich
nach der Lungenſchlagader, das aus den Lungen kommende weſentlich nach der Aorta hingeleitet wird,
ſo iſt doch auf der anderen Seite, ſowohl hier, wie bei den Krokodilen, die Miſchung der beiden Blut-
adern wieder dadurch ermöglicht, daß von dem urſprünglichen Kiemenbogen des Embryo weite Ver-
bindungsäſte zwiſchen dem großen Gefäßſtamme hergeſtellt ſind. Die Aorta wird meiſt aus einem,
zwei oder ſelbſt drei Bogen zuſammengeſetzt, die ſich unter der Wirbelſäule vereinigen und vorher
noch die Kopfgefäße abgeben. Jn dem venöſen Kreislaufe iſt ſtets außer dem Fortaderſyſteme der
Leber auch noch ein ſolches für die Nieren eingeſchoben. Das Lymphſyſtem iſt außerordentlich ent-
wickelt und läßt außer großen Ciſternen, die gewöhnlich in der Umgegend des Magens entwickelt ſind,
noch beſondere rhythmiſch pulſirende Lymphherzen gewahren, von welchen ſtets zwei in der Lenden-
gegend unmittelbar unter der Haut oder tiefer nach innen dem Kreuzbeine aufliegen und ihren Jnhalt
in die zunächſt gelegenen Hohladern übertreiben.“
Die Nieren ſind gewöhnlich ſehr groß, oft vielfach gelappt; die von ihnen ausgehenden Harn-
leiter münden hinter der Wand der Kloake ein, welcher gegenüber ſich bei Eidechſen und Schildkröten
eine Harnblaſe befindet. Die Hoden liegen ſtets im Jnneren der Bauchhöhle; ihre Ausführungsgänge
ſammeln ſich gewöhnlich in einem Nebenhoden, aus welchem dann die Samenleiter entſpringen.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/15>, abgerufen am 22.12.2024.
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