Die Schuppenechsen. Seitenfaltler. Glanzschleichen.
runden Stern und vollständige Lider; die Ohren, welche zwei Längsrinnen bilden, sind deutlich sichtbar. Viele fest an den Knochen anliegende Schilder decken den Scheitel, knochenartige, mehr oder minder rhombenförmige, hinter einander liegende Schuppen den Rumpf; die der oberen Seite sind gekielt, die der unteren Seite am hinteren Rande ausgeschweift und, mit Ausnahme derer des Schwanzes, glatt; die Längsfurche ist deutlich sichtbar, beginnt etwas hinter den Ohröffnungen und endet seitlich der Afterspalte. Das Gebiß besteht aus stumpfen, dicken, runden Zähnen, von denen im oberen Kiefer achtundzwanzig, im unteren sechsundzwanzig stehen. Die Zergliederung zeigt bei vorherrschender Uebereinstimmung der Panzerschleichen mit anderen Schuppenechsen doch auch einige Aehnlichkeit mit den Schlangen, so z. B. Vergrößerung der einen Lunge und Verkümmerung der anderen. Ein schmuziges Rothbraun oder dunkles Strohgelb, welches auf dem Kopfe etwas lichter wird und auf dem Unterleibe in Bräunlichfleischroth übergeht, ist die gewöhnliche Färbung.
[Abbildung]
Der Scheltopusik(Pseudopus Pallasil). [ 1/5 ] der nat. Größe.
Alte Stücke nach der Häutung sehen auf der Oberseite dunkelkupferroth, am Kopfe grünröthlich aus. Junge sind auf grauem Grunde braun gefleckt und gebändert. Die Leibeslänge beträgt reichlich 3 Fuß; die Stummeln der Hinterfüße messen ungefähr 11/4 Linie.
Die in Nordamerika lebende Glasschleiche(Ophiosaurus ventralis), das letzte Mitglied der Familie, welches ich hier anführen will, ähnelt den Schlangen noch mehr als die übrigen Verwandten, da bei ihr keine Spur der Hinterfüße zu sehen ist und nur im Geripp der Schulter- und Becken- gürtel bemerkt werden; doch kennzeichnen die beweglichen Augenlider und das noch sichtbare Trommel- fell, sowie die Seitenfalte auch diese Art äußerlich als Schuppenechse. Das Gebiß besteht aus funfzehn oberen, sechszehn unteren, walzenförmig zurückgebogenen, einfach kegelig zugespitzten Zähnen; außerdem sind eine Menge von Gaumenzähnen vorhanden. Die Färbung ändert vielfach ab.
Die Schuppenechſen. Seitenfaltler. Glanzſchleichen.
runden Stern und vollſtändige Lider; die Ohren, welche zwei Längsrinnen bilden, ſind deutlich ſichtbar. Viele feſt an den Knochen anliegende Schilder decken den Scheitel, knochenartige, mehr oder minder rhombenförmige, hinter einander liegende Schuppen den Rumpf; die der oberen Seite ſind gekielt, die der unteren Seite am hinteren Rande ausgeſchweift und, mit Ausnahme derer des Schwanzes, glatt; die Längsfurche iſt deutlich ſichtbar, beginnt etwas hinter den Ohröffnungen und endet ſeitlich der Afterſpalte. Das Gebiß beſteht aus ſtumpfen, dicken, runden Zähnen, von denen im oberen Kiefer achtundzwanzig, im unteren ſechsundzwanzig ſtehen. Die Zergliederung zeigt bei vorherrſchender Uebereinſtimmung der Panzerſchleichen mit anderen Schuppenechſen doch auch einige Aehnlichkeit mit den Schlangen, ſo z. B. Vergrößerung der einen Lunge und Verkümmerung der anderen. Ein ſchmuziges Rothbraun oder dunkles Strohgelb, welches auf dem Kopfe etwas lichter wird und auf dem Unterleibe in Bräunlichfleiſchroth übergeht, iſt die gewöhnliche Färbung.
[Abbildung]
Der Scheltopuſik(Pseudopus Pallasil). [⅕] der nat. Größe.
Alte Stücke nach der Häutung ſehen auf der Oberſeite dunkelkupferroth, am Kopfe grünröthlich aus. Junge ſind auf grauem Grunde braun gefleckt und gebändert. Die Leibeslänge beträgt reichlich 3 Fuß; die Stummeln der Hinterfüße meſſen ungefähr 1¼ Linie.
Die in Nordamerika lebende Glasſchleiche(Ophiosaurus ventralis), das letzte Mitglied der Familie, welches ich hier anführen will, ähnelt den Schlangen noch mehr als die übrigen Verwandten, da bei ihr keine Spur der Hinterfüße zu ſehen iſt und nur im Geripp der Schulter- und Becken- gürtel bemerkt werden; doch kennzeichnen die beweglichen Augenlider und das noch ſichtbare Trommel- fell, ſowie die Seitenfalte auch dieſe Art äußerlich als Schuppenechſe. Das Gebiß beſteht aus funfzehn oberen, ſechszehn unteren, walzenförmig zurückgebogenen, einfach kegelig zugeſpitzten Zähnen; außerdem ſind eine Menge von Gaumenzähnen vorhanden. Die Färbung ändert vielfach ab.
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Die Schuppenechſen. Seitenfaltler. Glanzſchleichen.
runden Stern und vollſtändige Lider; die Ohren, welche zwei Längsrinnen bilden, ſind deutlich
ſichtbar. Viele feſt an den Knochen anliegende Schilder decken den Scheitel, knochenartige, mehr
oder minder rhombenförmige, hinter einander liegende Schuppen den Rumpf; die der oberen Seite ſind
gekielt, die der unteren Seite am hinteren Rande ausgeſchweift und, mit Ausnahme derer des
Schwanzes, glatt; die Längsfurche iſt deutlich ſichtbar, beginnt etwas hinter den Ohröffnungen und
endet ſeitlich der Afterſpalte. Das Gebiß beſteht aus ſtumpfen, dicken, runden Zähnen, von
denen im oberen Kiefer achtundzwanzig, im unteren ſechsundzwanzig ſtehen. Die Zergliederung
zeigt bei vorherrſchender Uebereinſtimmung der Panzerſchleichen mit anderen Schuppenechſen doch auch
einige Aehnlichkeit mit den Schlangen, ſo z. B. Vergrößerung der einen Lunge und Verkümmerung
der anderen. Ein ſchmuziges Rothbraun oder dunkles Strohgelb, welches auf dem Kopfe etwas
lichter wird und auf dem Unterleibe in Bräunlichfleiſchroth übergeht, iſt die gewöhnliche Färbung.
[Abbildung Der Scheltopuſik (Pseudopus Pallasil). ⅕ der nat. Größe.]
Alte Stücke nach der Häutung ſehen auf der Oberſeite dunkelkupferroth, am Kopfe grünröthlich
aus. Junge ſind auf grauem Grunde braun gefleckt und gebändert. Die Leibeslänge beträgt
reichlich 3 Fuß; die Stummeln der Hinterfüße meſſen ungefähr 1¼ Linie.
Die in Nordamerika lebende Glasſchleiche (Ophiosaurus ventralis), das letzte Mitglied der
Familie, welches ich hier anführen will, ähnelt den Schlangen noch mehr als die übrigen Verwandten,
da bei ihr keine Spur der Hinterfüße zu ſehen iſt und nur im Geripp der Schulter- und Becken-
gürtel bemerkt werden; doch kennzeichnen die beweglichen Augenlider und das noch ſichtbare Trommel-
fell, ſowie die Seitenfalte auch dieſe Art äußerlich als Schuppenechſe. Das Gebiß beſteht aus
funfzehn oberen, ſechszehn unteren, walzenförmig zurückgebogenen, einfach kegelig zugeſpitzten Zähnen;
außerdem ſind eine Menge von Gaumenzähnen vorhanden. Die Färbung ändert vielfach ab.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/178>, abgerufen am 22.12.2024.
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