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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Die Ringelechsen. Doppelschleichen.
wurmförmigen, nur an der Bauchseite schwach abgeplatteten Leib von ziemlich gleicher Dicke. Jn
den Kiefern stehen spitze, ungleiche Zähne. Die Knochen des Schulterngerüstes und des Brustbeines
sind vorhanden. Von der Schulter an bis gegen das Schwanzende hin verläuft jederseits eine
seichte Furche.

Die einzige Art der Sippe (Chirotes canaliculatus), in Mejiko heimisch, erreicht eine Länge von
ungefähr 9 Zoll, zeigt auf der gelblichen Oberseite kastanienbraune Flecke und sieht auf der unteren
weiß aus. Am Halse zählt man vier, am Rumpfe zweihundertfunfzig, am Schwanze siebenund-
dreißig Ringe.

Ueber die Lebensweise wissen wir gar Nichts.



Den Namen Doppelschleiche (Amphisbaena) führen gegenwärtig mehrere in Amerika lebende
Wühlen, deren Merkmale bestehen in dem wurmförmigen Leibe, dem kleinen, zugespitzten Kopfe, dem
dicken, stumpfen, runden Schwanze und den an der Jnnenseite der Kinnladen angesetzten, kegel-

[Abbildung] Die Jbijara (Amphisbaena alba).
förmigen, leicht gekrümmten Zähnen. Nur der Vorderkopf bis auf den Scheitel ist mit großen
Tafeln besetzt, welche auf der Schnauzenspitze ein noch größeres Rüsselschild bilden, am Leibe und
Schwanze aber in schmale, häutige, hornige Ringe übergehen, welche ebenfalls in sehr kleine, viereckige
Fältchen getheilt sind. Seitlich verläuft eine am Halse beginnende und bis zum After reichende, bei
einigen Arten mehr, bei anderen weniger deutliche Seitenfurche, bei einzelnen über die Mittellinie des
Rückens eine ähnliche. Man hat mehrere Arten unterschieden, die einzelnen scheinen jedoch vielfach
abzuändern, sodaß auf die Artenzahl wenig zu geben sein dürfte.

Eine der bekannteren Arten ist die Jbijara der Brasilianer (Amphisbaena alba), ein
Thier von 19 Zoll Länge, wovon auf den Kopf 1 Zoll, auf den Schwanz 11/2 Zoll gerechnet wird.
Die oberen Theile sehen glänzendgelbbraun, die Seiten hellgelb, die Untertheile bläulichweiß aus;
der Kopf ist lichter als der Rücken. Am Rumpfe zählt man 222 bis 224, am Schwanze 14 Ringe.

Die Doppelschleichen leben viel unter der Erde und erscheinen wahrscheinlich blos des Nachts
auf der Oberfläche derselben. Jhre gewöhnlichen Aufenthaltsorte sind die Haufen der Termiten
und Ameisen, deren Larven sie verzehren. Jn Surinam heißen sie deshalb "Ameisenkönig",
am Amazonenstrome "Mutter der Ameisen", während man sie im übrigen Amerika Doppel-
kopsschlangen nennt. Hier und da scheinen sie häufig zu sein; ihre sonderbare Lebensweise entzieht

Die Ringelechſen. Doppelſchleichen.
wurmförmigen, nur an der Bauchſeite ſchwach abgeplatteten Leib von ziemlich gleicher Dicke. Jn
den Kiefern ſtehen ſpitze, ungleiche Zähne. Die Knochen des Schulterngerüſtes und des Bruſtbeines
ſind vorhanden. Von der Schulter an bis gegen das Schwanzende hin verläuft jederſeits eine
ſeichte Furche.

Die einzige Art der Sippe (Chirotes canaliculatus), in Mejiko heimiſch, erreicht eine Länge von
ungefähr 9 Zoll, zeigt auf der gelblichen Oberſeite kaſtanienbraune Flecke und ſieht auf der unteren
weiß aus. Am Halſe zählt man vier, am Rumpfe zweihundertfunfzig, am Schwanze ſiebenund-
dreißig Ringe.

Ueber die Lebensweiſe wiſſen wir gar Nichts.



Den Namen Doppelſchleiche (Amphisbaena) führen gegenwärtig mehrere in Amerika lebende
Wühlen, deren Merkmale beſtehen in dem wurmförmigen Leibe, dem kleinen, zugeſpitzten Kopfe, dem
dicken, ſtumpfen, runden Schwanze und den an der Jnnenſeite der Kinnladen angeſetzten, kegel-

[Abbildung] Die Jbijara (Amphisbaena alba).
förmigen, leicht gekrümmten Zähnen. Nur der Vorderkopf bis auf den Scheitel iſt mit großen
Tafeln beſetzt, welche auf der Schnauzenſpitze ein noch größeres Rüſſelſchild bilden, am Leibe und
Schwanze aber in ſchmale, häutige, hornige Ringe übergehen, welche ebenfalls in ſehr kleine, viereckige
Fältchen getheilt ſind. Seitlich verläuft eine am Halſe beginnende und bis zum After reichende, bei
einigen Arten mehr, bei anderen weniger deutliche Seitenfurche, bei einzelnen über die Mittellinie des
Rückens eine ähnliche. Man hat mehrere Arten unterſchieden, die einzelnen ſcheinen jedoch vielfach
abzuändern, ſodaß auf die Artenzahl wenig zu geben ſein dürfte.

Eine der bekannteren Arten iſt die Jbijara der Braſilianer (Amphisbaena alba), ein
Thier von 19 Zoll Länge, wovon auf den Kopf 1 Zoll, auf den Schwanz 1½ Zoll gerechnet wird.
Die oberen Theile ſehen glänzendgelbbraun, die Seiten hellgelb, die Untertheile bläulichweiß aus;
der Kopf iſt lichter als der Rücken. Am Rumpfe zählt man 222 bis 224, am Schwanze 14 Ringe.

Die Doppelſchleichen leben viel unter der Erde und erſcheinen wahrſcheinlich blos des Nachts
auf der Oberfläche derſelben. Jhre gewöhnlichen Aufenthaltsorte ſind die Haufen der Termiten
und Ameiſen, deren Larven ſie verzehren. Jn Surinam heißen ſie deshalb „Ameiſenkönig“,
am Amazonenſtrome „Mutter der Ameiſen“, während man ſie im übrigen Amerika Doppel-
kopſſchlangen nennt. Hier und da ſcheinen ſie häufig zu ſein; ihre ſonderbare Lebensweiſe entzieht

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[170/0190] Die Ringelechſen. Doppelſchleichen. wurmförmigen, nur an der Bauchſeite ſchwach abgeplatteten Leib von ziemlich gleicher Dicke. Jn den Kiefern ſtehen ſpitze, ungleiche Zähne. Die Knochen des Schulterngerüſtes und des Bruſtbeines ſind vorhanden. Von der Schulter an bis gegen das Schwanzende hin verläuft jederſeits eine ſeichte Furche. Die einzige Art der Sippe (Chirotes canaliculatus), in Mejiko heimiſch, erreicht eine Länge von ungefähr 9 Zoll, zeigt auf der gelblichen Oberſeite kaſtanienbraune Flecke und ſieht auf der unteren weiß aus. Am Halſe zählt man vier, am Rumpfe zweihundertfunfzig, am Schwanze ſiebenund- dreißig Ringe. Ueber die Lebensweiſe wiſſen wir gar Nichts. Den Namen Doppelſchleiche (Amphisbaena) führen gegenwärtig mehrere in Amerika lebende Wühlen, deren Merkmale beſtehen in dem wurmförmigen Leibe, dem kleinen, zugeſpitzten Kopfe, dem dicken, ſtumpfen, runden Schwanze und den an der Jnnenſeite der Kinnladen angeſetzten, kegel- [Abbildung Die Jbijara (Amphisbaena alba).] förmigen, leicht gekrümmten Zähnen. Nur der Vorderkopf bis auf den Scheitel iſt mit großen Tafeln beſetzt, welche auf der Schnauzenſpitze ein noch größeres Rüſſelſchild bilden, am Leibe und Schwanze aber in ſchmale, häutige, hornige Ringe übergehen, welche ebenfalls in ſehr kleine, viereckige Fältchen getheilt ſind. Seitlich verläuft eine am Halſe beginnende und bis zum After reichende, bei einigen Arten mehr, bei anderen weniger deutliche Seitenfurche, bei einzelnen über die Mittellinie des Rückens eine ähnliche. Man hat mehrere Arten unterſchieden, die einzelnen ſcheinen jedoch vielfach abzuändern, ſodaß auf die Artenzahl wenig zu geben ſein dürfte. Eine der bekannteren Arten iſt die Jbijara der Braſilianer (Amphisbaena alba), ein Thier von 19 Zoll Länge, wovon auf den Kopf 1 Zoll, auf den Schwanz 1½ Zoll gerechnet wird. Die oberen Theile ſehen glänzendgelbbraun, die Seiten hellgelb, die Untertheile bläulichweiß aus; der Kopf iſt lichter als der Rücken. Am Rumpfe zählt man 222 bis 224, am Schwanze 14 Ringe. Die Doppelſchleichen leben viel unter der Erde und erſcheinen wahrſcheinlich blos des Nachts auf der Oberfläche derſelben. Jhre gewöhnlichen Aufenthaltsorte ſind die Haufen der Termiten und Ameiſen, deren Larven ſie verzehren. Jn Surinam heißen ſie deshalb „Ameiſenkönig“, am Amazonenſtrome „Mutter der Ameiſen“, während man ſie im übrigen Amerika Doppel- kopſſchlangen nennt. Hier und da ſcheinen ſie häufig zu ſein; ihre ſonderbare Lebensweiſe entzieht

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/190>, abgerufen am 22.12.2024.