festgestellt zu sein scheinen. Einige Forscher sehen ihn als besondere Art an, andere, namentlich der ausgezeichnetste aller Schlangenkundigen, Jan, als Spielart der in Westafrika lebenden Tenne (Python Sebae), mit welcher wiederum die in Ostafrika vorkommende und auch von mir auf- gefundene Assala oder Hieroglyphenschlange(Python hieroglyphicus) vereinigt wird. Eine ausführliche Farbenbeschreibung unserer Schlange würde Seiten beanspruchen und trotzdem nicht allgemein giltig sein; es mögen daher folgende Angaben genügen. Der Kopf ist oben grüngrau, seitlich dunkelgrauweißgrau gestreift; der Leib zeigt auf graugilblichem Grunde bräunliche Flecken
[Abbildung]
Die Felsenschlange(Python-Hortulia-natalensis).
von vielfach wechselnder Gestalt, deren Jnneres meist lichter als der Rand ist, sowie Querbänder, welche wie die Flecken jederseits von einer dunklen, nach unten hin an ein lichtgelbes Feld stoßenden Längsbinde ausgehen. Die Unterseite sieht graugelb aus.
Falls der alte Bosmann wirklich richtig beobachtet hat, gebührt der Name "Abgott- schlange" dieser Art der Familie; denn sie ist es, welche in manchen Ländern der Guineaküste unter der Pflege von Priestern in Tempeln verehrt wird und zu gewissen Zeiten ebenso große Massen von Gläubigen herbeizog, wie gegenwärtig das "heilige Hemde" der "allerheiligsten Jungfrau", der größte Schatz des Domes der guten Stadt Aachen im Lande der Bildung und Aufklärung.
Brehm, Thierleben. V. 14
Felſenſchlange.
feſtgeſtellt zu ſein ſcheinen. Einige Forſcher ſehen ihn als beſondere Art an, andere, namentlich der ausgezeichnetſte aller Schlangenkundigen, Jan, als Spielart der in Weſtafrika lebenden Tenne (Python Sebae), mit welcher wiederum die in Oſtafrika vorkommende und auch von mir auf- gefundene Aſſala oder Hieroglyphenſchlange(Python hieroglyphicus) vereinigt wird. Eine ausführliche Farbenbeſchreibung unſerer Schlange würde Seiten beanſpruchen und trotzdem nicht allgemein giltig ſein; es mögen daher folgende Angaben genügen. Der Kopf iſt oben grüngrau, ſeitlich dunkelgrauweißgrau geſtreift; der Leib zeigt auf graugilblichem Grunde bräunliche Flecken
[Abbildung]
Die Felſenſchlange(Python-Hortulia-natalensis).
von vielfach wechſelnder Geſtalt, deren Jnneres meiſt lichter als der Rand iſt, ſowie Querbänder, welche wie die Flecken jederſeits von einer dunklen, nach unten hin an ein lichtgelbes Feld ſtoßenden Längsbinde ausgehen. Die Unterſeite ſieht graugelb aus.
Falls der alte Bosmann wirklich richtig beobachtet hat, gebührt der Name „Abgott- ſchlange“ dieſer Art der Familie; denn ſie iſt es, welche in manchen Ländern der Guineaküſte unter der Pflege von Prieſtern in Tempeln verehrt wird und zu gewiſſen Zeiten ebenſo große Maſſen von Gläubigen herbeizog, wie gegenwärtig das „heilige Hemde“ der „allerheiligſten Jungfrau“, der größte Schatz des Domes der guten Stadt Aachen im Lande der Bildung und Aufklärung.
Brehm, Thierleben. V. 14
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Felſenſchlange.
feſtgeſtellt zu ſein ſcheinen. Einige Forſcher ſehen ihn als beſondere Art an, andere, namentlich der
ausgezeichnetſte aller Schlangenkundigen, Jan, als Spielart der in Weſtafrika lebenden Tenne
(Python Sebae), mit welcher wiederum die in Oſtafrika vorkommende und auch von mir auf-
gefundene Aſſala oder Hieroglyphenſchlange (Python hieroglyphicus) vereinigt wird. Eine
ausführliche Farbenbeſchreibung unſerer Schlange würde Seiten beanſpruchen und trotzdem nicht
allgemein giltig ſein; es mögen daher folgende Angaben genügen. Der Kopf iſt oben grüngrau,
ſeitlich dunkelgrauweißgrau geſtreift; der Leib zeigt auf graugilblichem Grunde bräunliche Flecken
[Abbildung Die Felſenſchlange (Python-Hortulia-natalensis).]
von vielfach wechſelnder Geſtalt, deren Jnneres meiſt lichter als der Rand iſt, ſowie Querbänder,
welche wie die Flecken jederſeits von einer dunklen, nach unten hin an ein lichtgelbes Feld ſtoßenden
Längsbinde ausgehen. Die Unterſeite ſieht graugelb aus.
Falls der alte Bosmann wirklich richtig beobachtet hat, gebührt der Name „Abgott-
ſchlange“ dieſer Art der Familie; denn ſie iſt es, welche in manchen Ländern der Guineaküſte unter
der Pflege von Prieſtern in Tempeln verehrt wird und zu gewiſſen Zeiten ebenſo große Maſſen von
Gläubigen herbeizog, wie gegenwärtig das „heilige Hemde“ der „allerheiligſten Jungfrau“, der größte
Schatz des Domes der guten Stadt Aachen im Lande der Bildung und Aufklärung.
Brehm, Thierleben. V. 14
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/231>, abgerufen am 22.12.2024.
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