Jan vereinigt mehrere den vorstehend beschriebenen verwandte Schlangen in einer besonderen Familie, welcher er den Namen Sandschlangen(Psammophes) gibt. Die betreffenden Arten kennzeichnen sich ebenfalls durch sehr gestreckten Leib mit mehr oder minder deutlich abgesetztem Kopfe, aber verhältnißmäßig dickerem Halse, sowie durch die Beschuppung, welche aus lanzettlichen, oft in der Mitte vertieften, deutlich von einander geschiedenen Schildern besteht. Auf das Gebiß scheint Jan kein Gewicht gelegt zu haben, da einige Arten seiner Familie von Dumeril zu den Ungleich- zähnern, andere zu den Kopfnattern gestellt werden.
Der Verbreitungskreis der Familie beschränkt sich auf die östliche Erdhälfte.
Wir hätten diese Gruppe übergehen können, würde sie in Europa nicht durch eine zu ihr zählende Schlange vertreten, über deren Lebensweise wir, Dank Erber's Beobachtungen, einigermaßen unterrichtet sind. Gedachte Schlange zählt zu der Sippe der Grubennattern(Coelopeltis) und kennzeichnet sich durch ihren vor den Augen eingetieften Kopf, die lanzettlichen, glatten, in der Mitte vertieften Schuppen und das Gebiß, in welchem die derben, vor den gerinnelten stehenden Zähne fast von gleicher Größe sind.
Die Eidechsennatter(Coelopeltis insignitus oder Coelopeltis lacertinus) erreicht eine Länge von 4 bis 5 Fuß und ist auf der Oberseite hellbraun, mit schwarzen und gelben, unregelmäßig ver- laufenden, zackigen Querstreifen und Querbinden gezeichnet, welche dadurch entstehen, daß die Schuppen in der Mitte gelb, an den Seiten schwarz gefleckt sind; längs jeder Seite verlaufen zwei Reihen von schwarzen Flecken, welche gegen den Schwanz hin mehr zusammenrücken und endlich einen ununterbrochenen Streifen bilden, weiter oben aber ein braun und gelbgeflecktes Band umschließen. Die Unterseite ist gelb, jedes Bauchschild an der Nath schwarz gestrichelt. Auf dem Kopfe stehen hell- braune, gelb eingefaßte Flecken auf schwarzbraunem Grunde; die Augengegend, die Kopfseiten und die Oberkinnladen sind schwarz und gelb gefleckt und gestreift, die Unterkinnladen gelb. Auch diese Färbung ist manchfachem Wechsel unterworfen.
Eine zweite, Neumeyer zu Ehren benannte Grubenschlange(Coelopeltis Neumeyeri) wird gegenwärtig als Spielart der Eidechsennatter angesehen, scheint auch in der That artlich nicht von ihr verschieden zu sein.
Die Eidechsennatter, mit welcher Neumeyer's Grubenschlange dasselbe Vaterland und dieselbe Lebensweise theilt, scheint weit verbreitet zu sein, da sie nicht blos in Dalmatien und Griechenland, sondern auch in Kleinasien, Egypten, der Barbarei und Algerien vorkommt. Erber beobachtete sie in ganz Dalmatien und allerorten ziemlich häufig, vielleicht schon deshalb, weil sie sich durch starkes Zischen selbst anzeigt. "Jm Freien, wenn sie unter Gesträuchen auf Mäuse, Eidechsen oder Vögel lauert", sagt Erber, "würde man sie oft sicherlich unbeachtet lassen, machte sie sich nicht selbst durch kräftiges Zischen bemerkbar. Jn der Nähe von Zara, zunächst dem Dorfe Cosino, fing ich das größte Thier dieser Art, welches mich ebenfalls durch heftiges Schnaufen auf sich aufmerksam gemacht hatte. Jch verfolgte die Schlange von einem Strauche zum anderen, bis sie endlich vor mir in ein Erdloch schlüpfte, ich sie aber glücklicherweise noch beim Schwanze erfassen konnte. Beschädigen wollte ich sie nicht, sie zurückzuziehen, ohne sie zu beschädigen aber, war eine Unmöglichkeit, da die Schlange immer abwärts zog. Loslassen, um sie auszugraben, ging ebenfalls nicht an, weil das Ausgraben in dem steinigen Boden eben nicht leicht gewesen sein würde. So blieb ich denn, die Schlange beständig straff anziehend und beunruhigend, zwei Glockenstunden sitzen. Zoll um Zoll ließ sich das Thier zurückziehen, bis es sich endlich schnell aus dem Loche wand. Jhr erstes Geschäft war, sich mir mit greulichem Zischen ins Gesicht zu schnellen, was ich natürlich verhinderte, dann aber
Brauner Baumſchnüffler. Eidechſennatter.
Jan vereinigt mehrere den vorſtehend beſchriebenen verwandte Schlangen in einer beſonderen Familie, welcher er den Namen Sandſchlangen(Psammophes) gibt. Die betreffenden Arten kennzeichnen ſich ebenfalls durch ſehr geſtreckten Leib mit mehr oder minder deutlich abgeſetztem Kopfe, aber verhältnißmäßig dickerem Halſe, ſowie durch die Beſchuppung, welche aus lanzettlichen, oft in der Mitte vertieften, deutlich von einander geſchiedenen Schildern beſteht. Auf das Gebiß ſcheint Jan kein Gewicht gelegt zu haben, da einige Arten ſeiner Familie von Dumeril zu den Ungleich- zähnern, andere zu den Kopfnattern geſtellt werden.
Der Verbreitungskreis der Familie beſchränkt ſich auf die öſtliche Erdhälfte.
Wir hätten dieſe Gruppe übergehen können, würde ſie in Europa nicht durch eine zu ihr zählende Schlange vertreten, über deren Lebensweiſe wir, Dank Erber’s Beobachtungen, einigermaßen unterrichtet ſind. Gedachte Schlange zählt zu der Sippe der Grubennattern(Coelopeltis) und kennzeichnet ſich durch ihren vor den Augen eingetieften Kopf, die lanzettlichen, glatten, in der Mitte vertieften Schuppen und das Gebiß, in welchem die derben, vor den gerinnelten ſtehenden Zähne faſt von gleicher Größe ſind.
Die Eidechſennatter(Coelopeltis insignitus oder Coelopeltis lacertinus) erreicht eine Länge von 4 bis 5 Fuß und iſt auf der Oberſeite hellbraun, mit ſchwarzen und gelben, unregelmäßig ver- laufenden, zackigen Querſtreifen und Querbinden gezeichnet, welche dadurch entſtehen, daß die Schuppen in der Mitte gelb, an den Seiten ſchwarz gefleckt ſind; längs jeder Seite verlaufen zwei Reihen von ſchwarzen Flecken, welche gegen den Schwanz hin mehr zuſammenrücken und endlich einen ununterbrochenen Streifen bilden, weiter oben aber ein braun und gelbgeflecktes Band umſchließen. Die Unterſeite iſt gelb, jedes Bauchſchild an der Nath ſchwarz geſtrichelt. Auf dem Kopfe ſtehen hell- braune, gelb eingefaßte Flecken auf ſchwarzbraunem Grunde; die Augengegend, die Kopfſeiten und die Oberkinnladen ſind ſchwarz und gelb gefleckt und geſtreift, die Unterkinnladen gelb. Auch dieſe Färbung iſt manchfachem Wechſel unterworfen.
Eine zweite, Neumeyer zu Ehren benannte Grubenſchlange(Coelopeltis Neumeyeri) wird gegenwärtig als Spielart der Eidechſennatter angeſehen, ſcheint auch in der That artlich nicht von ihr verſchieden zu ſein.
Die Eidechſennatter, mit welcher Neumeyer’s Grubenſchlange daſſelbe Vaterland und dieſelbe Lebensweiſe theilt, ſcheint weit verbreitet zu ſein, da ſie nicht blos in Dalmatien und Griechenland, ſondern auch in Kleinaſien, Egypten, der Barbarei und Algerien vorkommt. Erber beobachtete ſie in ganz Dalmatien und allerorten ziemlich häufig, vielleicht ſchon deshalb, weil ſie ſich durch ſtarkes Ziſchen ſelbſt anzeigt. „Jm Freien, wenn ſie unter Geſträuchen auf Mäuſe, Eidechſen oder Vögel lauert“, ſagt Erber, „würde man ſie oft ſicherlich unbeachtet laſſen, machte ſie ſich nicht ſelbſt durch kräftiges Ziſchen bemerkbar. Jn der Nähe von Zara, zunächſt dem Dorfe Coſino, fing ich das größte Thier dieſer Art, welches mich ebenfalls durch heftiges Schnaufen auf ſich aufmerkſam gemacht hatte. Jch verfolgte die Schlange von einem Strauche zum anderen, bis ſie endlich vor mir in ein Erdloch ſchlüpfte, ich ſie aber glücklicherweiſe noch beim Schwanze erfaſſen konnte. Beſchädigen wollte ich ſie nicht, ſie zurückzuziehen, ohne ſie zu beſchädigen aber, war eine Unmöglichkeit, da die Schlange immer abwärts zog. Loslaſſen, um ſie auszugraben, ging ebenfalls nicht an, weil das Ausgraben in dem ſteinigen Boden eben nicht leicht geweſen ſein würde. So blieb ich denn, die Schlange beſtändig ſtraff anziehend und beunruhigend, zwei Glockenſtunden ſitzen. Zoll um Zoll ließ ſich das Thier zurückziehen, bis es ſich endlich ſchnell aus dem Loche wand. Jhr erſtes Geſchäft war, ſich mir mit greulichem Ziſchen ins Geſicht zu ſchnellen, was ich natürlich verhinderte, dann aber
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[245/0267]
Brauner Baumſchnüffler. Eidechſennatter.
Jan vereinigt mehrere den vorſtehend beſchriebenen verwandte Schlangen in einer beſonderen
Familie, welcher er den Namen Sandſchlangen (Psammophes) gibt. Die betreffenden Arten
kennzeichnen ſich ebenfalls durch ſehr geſtreckten Leib mit mehr oder minder deutlich abgeſetztem Kopfe,
aber verhältnißmäßig dickerem Halſe, ſowie durch die Beſchuppung, welche aus lanzettlichen, oft in
der Mitte vertieften, deutlich von einander geſchiedenen Schildern beſteht. Auf das Gebiß ſcheint
Jan kein Gewicht gelegt zu haben, da einige Arten ſeiner Familie von Dumeril zu den Ungleich-
zähnern, andere zu den Kopfnattern geſtellt werden.
Der Verbreitungskreis der Familie beſchränkt ſich auf die öſtliche Erdhälfte.
Wir hätten dieſe Gruppe übergehen können, würde ſie in Europa nicht durch eine zu ihr
zählende Schlange vertreten, über deren Lebensweiſe wir, Dank Erber’s Beobachtungen, einigermaßen
unterrichtet ſind. Gedachte Schlange zählt zu der Sippe der Grubennattern (Coelopeltis) und
kennzeichnet ſich durch ihren vor den Augen eingetieften Kopf, die lanzettlichen, glatten, in der
Mitte vertieften Schuppen und das Gebiß, in welchem die derben, vor den gerinnelten ſtehenden Zähne
faſt von gleicher Größe ſind.
Die Eidechſennatter (Coelopeltis insignitus oder Coelopeltis lacertinus) erreicht eine Länge
von 4 bis 5 Fuß und iſt auf der Oberſeite hellbraun, mit ſchwarzen und gelben, unregelmäßig ver-
laufenden, zackigen Querſtreifen und Querbinden gezeichnet, welche dadurch entſtehen, daß die
Schuppen in der Mitte gelb, an den Seiten ſchwarz gefleckt ſind; längs jeder Seite verlaufen zwei
Reihen von ſchwarzen Flecken, welche gegen den Schwanz hin mehr zuſammenrücken und endlich einen
ununterbrochenen Streifen bilden, weiter oben aber ein braun und gelbgeflecktes Band umſchließen.
Die Unterſeite iſt gelb, jedes Bauchſchild an der Nath ſchwarz geſtrichelt. Auf dem Kopfe ſtehen hell-
braune, gelb eingefaßte Flecken auf ſchwarzbraunem Grunde; die Augengegend, die Kopfſeiten und
die Oberkinnladen ſind ſchwarz und gelb gefleckt und geſtreift, die Unterkinnladen gelb. Auch dieſe
Färbung iſt manchfachem Wechſel unterworfen.
Eine zweite, Neumeyer zu Ehren benannte Grubenſchlange (Coelopeltis Neumeyeri) wird
gegenwärtig als Spielart der Eidechſennatter angeſehen, ſcheint auch in der That artlich nicht von ihr
verſchieden zu ſein.
Die Eidechſennatter, mit welcher Neumeyer’s Grubenſchlange daſſelbe Vaterland und dieſelbe
Lebensweiſe theilt, ſcheint weit verbreitet zu ſein, da ſie nicht blos in Dalmatien und Griechenland,
ſondern auch in Kleinaſien, Egypten, der Barbarei und Algerien vorkommt. Erber beobachtete ſie
in ganz Dalmatien und allerorten ziemlich häufig, vielleicht ſchon deshalb, weil ſie ſich durch ſtarkes
Ziſchen ſelbſt anzeigt. „Jm Freien, wenn ſie unter Geſträuchen auf Mäuſe, Eidechſen oder
Vögel lauert“, ſagt Erber, „würde man ſie oft ſicherlich unbeachtet laſſen, machte ſie ſich nicht ſelbſt
durch kräftiges Ziſchen bemerkbar. Jn der Nähe von Zara, zunächſt dem Dorfe Coſino, fing ich das
größte Thier dieſer Art, welches mich ebenfalls durch heftiges Schnaufen auf ſich aufmerkſam gemacht
hatte. Jch verfolgte die Schlange von einem Strauche zum anderen, bis ſie endlich vor mir in ein
Erdloch ſchlüpfte, ich ſie aber glücklicherweiſe noch beim Schwanze erfaſſen konnte. Beſchädigen
wollte ich ſie nicht, ſie zurückzuziehen, ohne ſie zu beſchädigen aber, war eine Unmöglichkeit, da die
Schlange immer abwärts zog. Loslaſſen, um ſie auszugraben, ging ebenfalls nicht an, weil das
Ausgraben in dem ſteinigen Boden eben nicht leicht geweſen ſein würde. So blieb ich denn, die
Schlange beſtändig ſtraff anziehend und beunruhigend, zwei Glockenſtunden ſitzen. Zoll um Zoll
ließ ſich das Thier zurückziehen, bis es ſich endlich ſchnell aus dem Loche wand. Jhr erſtes Geſchäft
war, ſich mir mit greulichem Ziſchen ins Geſicht zu ſchnellen, was ich natürlich verhinderte, dann aber
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/267>, abgerufen am 22.12.2024.
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