Schlangenbiß Verwundeter während seiner Kur den Anblick weiblicher Wesen vermeiden müsse, daß das Gift lange seine Wirksamkeit behalte, und erzählen davon mancherlei, oft komische Beispiele. Die bekannte Geschichte von dem Stiefelpaare, welches einer Frau zwei Männer raubte und noch einen dritten tödtete, weil die bei dem Bisse einer Klapperschlange abgebrochenen Zähne in ihm stecken geblieben waren, läuft unter den Brasilianern wie unter den Nordamerikanern von Mund zu Munde und wird selbstverständlich ohne Widerspruch gläubig hingenommen.
Ueber die Feinde der Cascavella theilt uns weder der Prinz, noch Schomburgk Etwas mit; doch dürfen wir wohl annehmen, daß einige Marderarten und die als Schlangenfeinde bekannten Raub- und Sumpfvögel mancher von ihnen den Garaus machen werden, da ja, wie wir (Bd. I, S. 292) erfahren haben, sogar Hauskatzen sie mit Erfolg befehden. Der Mensch tödtet sie, wo er sie findet, ohne sie weiter zu benutzen. Kein Südamerikaner ißt Schlangenfleisch, nicht einmal der wilde Jndianer. Die Schwanzklapper dagegen wird, laut Angabe des Prinzen von Wied, nicht weggeworfen, wenn der Zufall zu ihrem Besitz führt, vielmehr öfters gut bezahlt, weil man sie für ein wirksames Mittel in mancherlei Krankheiten ansieht.
Jn Südamerika machen nur die Neger sich das Vergnügen, giftige Schlangen zu halten. "Die Kunst, solche Schlangen zu zähmen", sagt Schomburgk, "scheinen die Neger mit aus ihrem Vater- lande herübergebracht zu haben, da es bei ihnen nichts Seltenes ist, daß sie Klapperschlangen, ohne ihnen die Fänge auszureißen, so abzurichten verstehen, daß sie sich ihrem Meister ohne Gefahr um die Arme schlingen und mit ihm auf dem freundschaftlichsten Fuße leben."
"Stumme Klapperschlange (Crotalus mutus)", nannte Linne eine der fürchterlichsten Grubenottern Südamerikas, den Buschmeister der holländischen Ansiedler Guianas, den Suru- kuku der Brasilianer, welcher den Klapperschlangen allerdings bis auf die Bildung des Schwanzes ähnelt, anstatt der Klapper aber nur vier bis fünf kleinere, zugespitzte Schuppen und einen Dorn am Ende des Schwanzes trägt und deshalb von Daudin zum Vertreter der Sippe der Parzen (Lachesis) erhoben wurde.
Der Buschmeister (Lachesis muta oder Lachesis rhombeata) erreicht eine Länge von 8 Fuß und darüber und ist oben auf röthlichgelbem Grunde mit einer Längsreihe großer, schwarzbrauner Rauten, deren jede zwei kleine, hellere Flecke einschließt, gezeichnet, auf der Unterseite blaßgelblichweiß, glänzend wie Porzellan. Die Rückenfärbung wird auf dem Halse dunkler, die Zeichnung geht auf dem Kopfe in unregelmäßige Flecken von schwarzbrauner Farbe über.
"Der herzförmige, durch die Giftdrüsen namhaft erweiterte Kopf der schön gezeichneten Schlange", sagt Schomburgk, "welcher sich auffallend scharf gegen den Hals absetzt, wie die über einen halben Zoll langen Giftfänge verkünden schon von ferne die Gefährlichkeit des Buschmeisters; -- und lebte er nicht in den Hochwaldungen, in denen er während des Tages auf der Erde zusammen- gerollt liegt, wäre er häufiger, als er es wirklich ist: dem Wanderer würde auf jedem Schritte und Tritte der Tod entgegen lauern, da, nach der allgemeinen Aussage der Jndianer, diese Schlange nicht wie die übrigen vor dem Menschen flieht, sondern, in Schraubenlinien zusammengewunden, den sich ihr Nahenden ruhig erwartet und sich dann mit Pfeilesschnelle auf ihn stürzt.... Sie ist unstreitig die giftigste und gefährlichste aller in Guiana vorkommenden Grubenottern, und ihr Biß soll unbedingt tödtlich sein." Mit dieser Schilderung stimmen alle Angaben anderer Beobachter überein. "Jn Brasilien", sagt der Prinz, "lebt diese Schlange überall; denn ich erhielt in allen von mir bereisten Gegenden Nachrichten von ihr, und meine Jäger erlegten sie in den Wäldern am Flusse Jritiba, am Jtapemirim, am Rio Doce, am Peruhype und weiter nördlich. Markgrave fand sie in Pernambuko.
Die Schlangen. Grubenottern. Klapperſchlangen.
Schlangenbiß Verwundeter während ſeiner Kur den Anblick weiblicher Weſen vermeiden müſſe, daß das Gift lange ſeine Wirkſamkeit behalte, und erzählen davon mancherlei, oft komiſche Beiſpiele. Die bekannte Geſchichte von dem Stiefelpaare, welches einer Frau zwei Männer raubte und noch einen dritten tödtete, weil die bei dem Biſſe einer Klapperſchlange abgebrochenen Zähne in ihm ſtecken geblieben waren, läuft unter den Braſilianern wie unter den Nordamerikanern von Mund zu Munde und wird ſelbſtverſtändlich ohne Widerſpruch gläubig hingenommen.
Ueber die Feinde der Cascavella theilt uns weder der Prinz, noch Schomburgk Etwas mit; doch dürfen wir wohl annehmen, daß einige Marderarten und die als Schlangenfeinde bekannten Raub- und Sumpfvögel mancher von ihnen den Garaus machen werden, da ja, wie wir (Bd. I, S. 292) erfahren haben, ſogar Hauskatzen ſie mit Erfolg befehden. Der Menſch tödtet ſie, wo er ſie findet, ohne ſie weiter zu benutzen. Kein Südamerikaner ißt Schlangenfleiſch, nicht einmal der wilde Jndianer. Die Schwanzklapper dagegen wird, laut Angabe des Prinzen von Wied, nicht weggeworfen, wenn der Zufall zu ihrem Beſitz führt, vielmehr öfters gut bezahlt, weil man ſie für ein wirkſames Mittel in mancherlei Krankheiten anſieht.
Jn Südamerika machen nur die Neger ſich das Vergnügen, giftige Schlangen zu halten. „Die Kunſt, ſolche Schlangen zu zähmen“, ſagt Schomburgk, „ſcheinen die Neger mit aus ihrem Vater- lande herübergebracht zu haben, da es bei ihnen nichts Seltenes iſt, daß ſie Klapperſchlangen, ohne ihnen die Fänge auszureißen, ſo abzurichten verſtehen, daß ſie ſich ihrem Meiſter ohne Gefahr um die Arme ſchlingen und mit ihm auf dem freundſchaftlichſten Fuße leben.“
„Stumme Klapperſchlange (Crotalus mutus)“, nannte Linné eine der fürchterlichſten Grubenottern Südamerikas, den Buſchmeiſter der holländiſchen Anſiedler Guianas, den Suru- kuku der Braſilianer, welcher den Klapperſchlangen allerdings bis auf die Bildung des Schwanzes ähnelt, anſtatt der Klapper aber nur vier bis fünf kleinere, zugeſpitzte Schuppen und einen Dorn am Ende des Schwanzes trägt und deshalb von Daudin zum Vertreter der Sippe der Parzen (Lachesis) erhoben wurde.
Der Buſchmeiſter (Lachesis muta oder Lachesis rhombeata) erreicht eine Länge von 8 Fuß und darüber und iſt oben auf röthlichgelbem Grunde mit einer Längsreihe großer, ſchwarzbrauner Rauten, deren jede zwei kleine, hellere Flecke einſchließt, gezeichnet, auf der Unterſeite blaßgelblichweiß, glänzend wie Porzellan. Die Rückenfärbung wird auf dem Halſe dunkler, die Zeichnung geht auf dem Kopfe in unregelmäßige Flecken von ſchwarzbrauner Farbe über.
„Der herzförmige, durch die Giftdrüſen namhaft erweiterte Kopf der ſchön gezeichneten Schlange“, ſagt Schomburgk, „welcher ſich auffallend ſcharf gegen den Hals abſetzt, wie die über einen halben Zoll langen Giftfänge verkünden ſchon von ferne die Gefährlichkeit des Buſchmeiſters; — und lebte er nicht in den Hochwaldungen, in denen er während des Tages auf der Erde zuſammen- gerollt liegt, wäre er häufiger, als er es wirklich iſt: dem Wanderer würde auf jedem Schritte und Tritte der Tod entgegen lauern, da, nach der allgemeinen Ausſage der Jndianer, dieſe Schlange nicht wie die übrigen vor dem Menſchen flieht, ſondern, in Schraubenlinien zuſammengewunden, den ſich ihr Nahenden ruhig erwartet und ſich dann mit Pfeilesſchnelle auf ihn ſtürzt.... Sie iſt unſtreitig die giftigſte und gefährlichſte aller in Guiana vorkommenden Grubenottern, und ihr Biß ſoll unbedingt tödtlich ſein.“ Mit dieſer Schilderung ſtimmen alle Angaben anderer Beobachter überein. „Jn Braſilien“, ſagt der Prinz, „lebt dieſe Schlange überall; denn ich erhielt in allen von mir bereiſten Gegenden Nachrichten von ihr, und meine Jäger erlegten ſie in den Wäldern am Fluſſe Jritiba, am Jtapemirim, am Rio Doce, am Peruhype und weiter nördlich. Markgrave fand ſie in Pernambuko.
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Die Schlangen. Grubenottern. Klapperſchlangen.
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das Gift lange ſeine Wirkſamkeit behalte, und erzählen davon mancherlei, oft komiſche Beiſpiele. Die
bekannte Geſchichte von dem Stiefelpaare, welches einer Frau zwei Männer raubte und noch einen
dritten tödtete, weil die bei dem Biſſe einer Klapperſchlange abgebrochenen Zähne in ihm ſtecken
geblieben waren, läuft unter den Braſilianern wie unter den Nordamerikanern von Mund zu Munde
und wird ſelbſtverſtändlich ohne Widerſpruch gläubig hingenommen.
Ueber die Feinde der Cascavella theilt uns weder der Prinz, noch Schomburgk Etwas mit;
doch dürfen wir wohl annehmen, daß einige Marderarten und die als Schlangenfeinde bekannten
Raub- und Sumpfvögel mancher von ihnen den Garaus machen werden, da ja, wie wir (Bd. I,
S. 292) erfahren haben, ſogar Hauskatzen ſie mit Erfolg befehden. Der Menſch tödtet ſie, wo er
ſie findet, ohne ſie weiter zu benutzen. Kein Südamerikaner ißt Schlangenfleiſch, nicht einmal der
wilde Jndianer. Die Schwanzklapper dagegen wird, laut Angabe des Prinzen von Wied,
nicht weggeworfen, wenn der Zufall zu ihrem Beſitz führt, vielmehr öfters gut bezahlt, weil man ſie
für ein wirkſames Mittel in mancherlei Krankheiten anſieht.
Jn Südamerika machen nur die Neger ſich das Vergnügen, giftige Schlangen zu halten. „Die
Kunſt, ſolche Schlangen zu zähmen“, ſagt Schomburgk, „ſcheinen die Neger mit aus ihrem Vater-
lande herübergebracht zu haben, da es bei ihnen nichts Seltenes iſt, daß ſie Klapperſchlangen, ohne
ihnen die Fänge auszureißen, ſo abzurichten verſtehen, daß ſie ſich ihrem Meiſter ohne Gefahr um die
Arme ſchlingen und mit ihm auf dem freundſchaftlichſten Fuße leben.“
„Stumme Klapperſchlange (Crotalus mutus)“, nannte Linné eine der fürchterlichſten
Grubenottern Südamerikas, den Buſchmeiſter der holländiſchen Anſiedler Guianas, den Suru-
kuku der Braſilianer, welcher den Klapperſchlangen allerdings bis auf die Bildung des Schwanzes
ähnelt, anſtatt der Klapper aber nur vier bis fünf kleinere, zugeſpitzte Schuppen und einen Dorn am
Ende des Schwanzes trägt und deshalb von Daudin zum Vertreter der Sippe der Parzen
(Lachesis) erhoben wurde.
Der Buſchmeiſter (Lachesis muta oder Lachesis rhombeata) erreicht eine Länge von 8 Fuß
und darüber und iſt oben auf röthlichgelbem Grunde mit einer Längsreihe großer, ſchwarzbrauner
Rauten, deren jede zwei kleine, hellere Flecke einſchließt, gezeichnet, auf der Unterſeite blaßgelblichweiß,
glänzend wie Porzellan. Die Rückenfärbung wird auf dem Halſe dunkler, die Zeichnung geht auf
dem Kopfe in unregelmäßige Flecken von ſchwarzbrauner Farbe über.
„Der herzförmige, durch die Giftdrüſen namhaft erweiterte Kopf der ſchön gezeichneten
Schlange“, ſagt Schomburgk, „welcher ſich auffallend ſcharf gegen den Hals abſetzt, wie die über
einen halben Zoll langen Giftfänge verkünden ſchon von ferne die Gefährlichkeit des Buſchmeiſters; —
und lebte er nicht in den Hochwaldungen, in denen er während des Tages auf der Erde zuſammen-
gerollt liegt, wäre er häufiger, als er es wirklich iſt: dem Wanderer würde auf jedem Schritte und
Tritte der Tod entgegen lauern, da, nach der allgemeinen Ausſage der Jndianer, dieſe Schlange nicht
wie die übrigen vor dem Menſchen flieht, ſondern, in Schraubenlinien zuſammengewunden, den ſich
ihr Nahenden ruhig erwartet und ſich dann mit Pfeilesſchnelle auf ihn ſtürzt.... Sie iſt unſtreitig
die giftigſte und gefährlichſte aller in Guiana vorkommenden Grubenottern, und ihr Biß ſoll
unbedingt tödtlich ſein.“ Mit dieſer Schilderung ſtimmen alle Angaben anderer Beobachter überein.
„Jn Braſilien“, ſagt der Prinz, „lebt dieſe Schlange überall; denn ich erhielt in allen von mir
bereiſten Gegenden Nachrichten von ihr, und meine Jäger erlegten ſie in den Wäldern am Fluſſe
Jritiba, am Jtapemirim, am Rio Doce, am Peruhype und weiter nördlich. Markgrave fand ſie
in Pernambuko.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/360>, abgerufen am 22.12.2024.
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