punktirt und gestrichelt, längs der Rückenlinie mit gepaarten oder wechselständigen, rostgelben, schwärzlich eingefaßten Flecken gezeichnet, längs der Seite vom Kopfe an bis zum Schwanzende blaß- rostgelb gestreift, auf der Unterseite am Halse hellgrüngelb, auf dem Bauche und dem Schwanze gelblichweiß.
Die Sittichschlange findet sich nach Prinz von Wied und Schomburgk blos in den Wäldern und zwar besonders auf lichten Waldstrecken, wie es scheint, nirgends häufig, da der Prinz sie nur ein einziges Mal erlegte und auch Schomburgk sie nicht unter die häufigen Arten zählt. "Jhre schöne grüne Färbung", sagt der erstere, "macht sie im Grase fast unsichtbar und daher sehr gefürchtet": -- eine Annahme, welche, laut Schomburgk, durch die Gifthaken bestätigt wird. "Als ich", erzählt der Prinz, "im Januar 1816 beim Mondscheine in der Nacht vom Flusse Mucuri zum Peruhype reiste, wurde mein umherstreifender Hund wahrscheinlich von einer dieser Grünschlangen in den Hals und Kopf gebissen. Die Theile schwollen zu einer unförmlichen Gestalt an. Man gab dem Hunde eine gewisse Wurzel gequetscht mit Wasser ein. Nach drei Tagen verlor sich die Geschwulst wieder; das Thier genas; seine Halshaut aber blieb faltig und herabhängend wie bei einem fetten Ochsen oder Stier, während sie vorher hier glatt gewesen war."
"Auf den beiden Jnseln Martinik und St. Luzie", sagt Dr.Rufz, "welche die Lanzen- schlange ausschließlich beherbergen, herrscht sie noch unbeschränkt in Busch und Wald, und selbst da, wo der Mensch seine Wohnung hat und das Land bebaut, kann Niemand ohne Sorgen sich im Schatten eines Baumes kühlen, Niemand ohne Begleitung von Sklaven die Gefilde durchwandern, Niemand im Gebüsche lustwandeln, Niemand zum Vergnügen auf die Jagd gehen. Des Nachts hat man gräßliche Träume von Schlangen, weil man bei Tage von entsetzlichen Schlangen- geschichten hört."
Sie ist überaus häufig auf den beiden Jnseln und allgemein verbreitet; denn sie bewohnt, laut Moreau de Jonnes, das bebaute Feld, die Moräste, die Wälder, die Flußufer, kurz, die ganze Jnsel vom Meeresspiegel an bis zu den wolkenumlagerten Bergen. Man sieht sie in Flüssen schwimmen, sich an Baumästen schaukeln und selbst am Rande des Schlundes feuerspeiender Berge noch umhertreiben; sie naht sich den Städten und dringt auf dem Lande nicht selten in das Jnnere der Häuser, wenn diese mit Gebüsch und hohem Grase umgeben sind. Nach Rufz gelten als ihre eigentliche Herberge die Berge des heiligen Petrus. Sie steigen bis zu 4 und 5000 Fuß empor und zerklüften sich in Abgründe von mehreren Tausend Fuß Tiefe, sind dicht mit Büschen und Bäumen bewachsen, die Büsche und Bäume hundertfach von Schlingpflanzen durchzogen und wie durch Seile mit einander verbunden; der ursprüngliche Erdboden liegt tief unter lockerem Moder verborgen, welcher sich hier seit der Urzeit aus verwesenden Pflanzenstämmen gebildet hat und mit halb verwesten und noch frisch und freudig lebenden Pflanzen bedeckt ist, welche in den prachtvollsten Formen und Farben prangen, aber so dicht stehen, daß unter ihnen überall ein düsterer Schatten liegt, in dem man mehr den Moderduft des Todes als den frischen Hauch des Lebens athmet. Todesstille herrscht in dem Walde und wird nur selten durch die einfachen Töne eines Vogels, den man den Bergpfeifer nennt, unterbrochen; andere Vögel sind selten. Menschen haben nie in diese düstere Wildniß eindringen können; aber sie wird von zahllosen Lanzenschlangen bewohnt, denen kein lebendes Wesen die Herrschaft streitig macht.
Jn dem bebauten Lande bilden die dichten Pflanzungen des Zuckerrohres den belebtesten Auf- enthalt der fürchterlichen Schlange; sie ist aber auch häufig in Gebüschen aller Art, welche ihr Versteckplätze gewähren. Eine Felsenhöhle, ein hohler Baum, ein von Ratten oder Krabben gegrabenes Loch werden zu ihrer Wohnung; allein sie kommt auch oft in die Ställe und Häuser der Landbewohner: denn bei Nacht wandert sie weit umher, oft auch auf den Wegen, welche übertages von den Menschen wimmeln.
Während der Ruhe, in den Tagesstunden also, liegt sie im Teller zusammengeringelt, den Kopf in der Mitte, schnellt sich aber, wenn sie gestört wird, blitzschnell gegen den Feind vor, soweit etwa
Bodru. Grünſchlange. Lanzenſchlange.
punktirt und geſtrichelt, längs der Rückenlinie mit gepaarten oder wechſelſtändigen, roſtgelben, ſchwärzlich eingefaßten Flecken gezeichnet, längs der Seite vom Kopfe an bis zum Schwanzende blaß- roſtgelb geſtreift, auf der Unterſeite am Halſe hellgrüngelb, auf dem Bauche und dem Schwanze gelblichweiß.
Die Sittichſchlange findet ſich nach Prinz von Wied und Schomburgk blos in den Wäldern und zwar beſonders auf lichten Waldſtrecken, wie es ſcheint, nirgends häufig, da der Prinz ſie nur ein einziges Mal erlegte und auch Schomburgk ſie nicht unter die häufigen Arten zählt. „Jhre ſchöne grüne Färbung“, ſagt der erſtere, „macht ſie im Graſe faſt unſichtbar und daher ſehr gefürchtet“: — eine Annahme, welche, laut Schomburgk, durch die Gifthaken beſtätigt wird. „Als ich“, erzählt der Prinz, „im Januar 1816 beim Mondſcheine in der Nacht vom Fluſſe Mucuri zum Peruhype reiſte, wurde mein umherſtreifender Hund wahrſcheinlich von einer dieſer Grünſchlangen in den Hals und Kopf gebiſſen. Die Theile ſchwollen zu einer unförmlichen Geſtalt an. Man gab dem Hunde eine gewiſſe Wurzel gequetſcht mit Waſſer ein. Nach drei Tagen verlor ſich die Geſchwulſt wieder; das Thier genas; ſeine Halshaut aber blieb faltig und herabhängend wie bei einem fetten Ochſen oder Stier, während ſie vorher hier glatt geweſen war.“
„Auf den beiden Jnſeln Martinik und St. Luzie“, ſagt Dr.Rufz, „welche die Lanzen- ſchlange ausſchließlich beherbergen, herrſcht ſie noch unbeſchränkt in Buſch und Wald, und ſelbſt da, wo der Menſch ſeine Wohnung hat und das Land bebaut, kann Niemand ohne Sorgen ſich im Schatten eines Baumes kühlen, Niemand ohne Begleitung von Sklaven die Gefilde durchwandern, Niemand im Gebüſche luſtwandeln, Niemand zum Vergnügen auf die Jagd gehen. Des Nachts hat man gräßliche Träume von Schlangen, weil man bei Tage von entſetzlichen Schlangen- geſchichten hört.“
Sie iſt überaus häufig auf den beiden Jnſeln und allgemein verbreitet; denn ſie bewohnt, laut Moreau de Jonnès, das bebaute Feld, die Moräſte, die Wälder, die Flußufer, kurz, die ganze Jnſel vom Meeresſpiegel an bis zu den wolkenumlagerten Bergen. Man ſieht ſie in Flüſſen ſchwimmen, ſich an Baumäſten ſchaukeln und ſelbſt am Rande des Schlundes feuerſpeiender Berge noch umhertreiben; ſie naht ſich den Städten und dringt auf dem Lande nicht ſelten in das Jnnere der Häuſer, wenn dieſe mit Gebüſch und hohem Graſe umgeben ſind. Nach Rufz gelten als ihre eigentliche Herberge die Berge des heiligen Petrus. Sie ſteigen bis zu 4 und 5000 Fuß empor und zerklüften ſich in Abgründe von mehreren Tauſend Fuß Tiefe, ſind dicht mit Büſchen und Bäumen bewachſen, die Büſche und Bäume hundertfach von Schlingpflanzen durchzogen und wie durch Seile mit einander verbunden; der urſprüngliche Erdboden liegt tief unter lockerem Moder verborgen, welcher ſich hier ſeit der Urzeit aus verweſenden Pflanzenſtämmen gebildet hat und mit halb verweſten und noch friſch und freudig lebenden Pflanzen bedeckt iſt, welche in den prachtvollſten Formen und Farben prangen, aber ſo dicht ſtehen, daß unter ihnen überall ein düſterer Schatten liegt, in dem man mehr den Moderduft des Todes als den friſchen Hauch des Lebens athmet. Todesſtille herrſcht in dem Walde und wird nur ſelten durch die einfachen Töne eines Vogels, den man den Bergpfeifer nennt, unterbrochen; andere Vögel ſind ſelten. Menſchen haben nie in dieſe düſtere Wildniß eindringen können; aber ſie wird von zahlloſen Lanzenſchlangen bewohnt, denen kein lebendes Weſen die Herrſchaft ſtreitig macht.
Jn dem bebauten Lande bilden die dichten Pflanzungen des Zuckerrohres den belebteſten Auf- enthalt der fürchterlichen Schlange; ſie iſt aber auch häufig in Gebüſchen aller Art, welche ihr Verſteckplätze gewähren. Eine Felſenhöhle, ein hohler Baum, ein von Ratten oder Krabben gegrabenes Loch werden zu ihrer Wohnung; allein ſie kommt auch oft in die Ställe und Häuſer der Landbewohner: denn bei Nacht wandert ſie weit umher, oft auch auf den Wegen, welche übertages von den Menſchen wimmeln.
Während der Ruhe, in den Tagesſtunden alſo, liegt ſie im Teller zuſammengeringelt, den Kopf in der Mitte, ſchnellt ſich aber, wenn ſie geſtört wird, blitzſchnell gegen den Feind vor, ſoweit etwa
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Bodru. Grünſchlange. Lanzenſchlange.
punktirt und geſtrichelt, längs der Rückenlinie mit gepaarten oder wechſelſtändigen, roſtgelben,
ſchwärzlich eingefaßten Flecken gezeichnet, längs der Seite vom Kopfe an bis zum Schwanzende blaß-
roſtgelb geſtreift, auf der Unterſeite am Halſe hellgrüngelb, auf dem Bauche und dem Schwanze
gelblichweiß.
Die Sittichſchlange findet ſich nach Prinz von Wied und Schomburgk blos in den Wäldern
und zwar beſonders auf lichten Waldſtrecken, wie es ſcheint, nirgends häufig, da der Prinz ſie nur
ein einziges Mal erlegte und auch Schomburgk ſie nicht unter die häufigen Arten zählt. „Jhre
ſchöne grüne Färbung“, ſagt der erſtere, „macht ſie im Graſe faſt unſichtbar und daher ſehr
gefürchtet“: — eine Annahme, welche, laut Schomburgk, durch die Gifthaken beſtätigt wird. „Als
ich“, erzählt der Prinz, „im Januar 1816 beim Mondſcheine in der Nacht vom Fluſſe Mucuri zum
Peruhype reiſte, wurde mein umherſtreifender Hund wahrſcheinlich von einer dieſer Grünſchlangen in
den Hals und Kopf gebiſſen. Die Theile ſchwollen zu einer unförmlichen Geſtalt an. Man gab
dem Hunde eine gewiſſe Wurzel gequetſcht mit Waſſer ein. Nach drei Tagen verlor ſich die
Geſchwulſt wieder; das Thier genas; ſeine Halshaut aber blieb faltig und herabhängend wie bei
einem fetten Ochſen oder Stier, während ſie vorher hier glatt geweſen war.“
„Auf den beiden Jnſeln Martinik und St. Luzie“, ſagt Dr. Rufz, „welche die Lanzen-
ſchlange ausſchließlich beherbergen, herrſcht ſie noch unbeſchränkt in Buſch und Wald, und ſelbſt da,
wo der Menſch ſeine Wohnung hat und das Land bebaut, kann Niemand ohne Sorgen ſich im
Schatten eines Baumes kühlen, Niemand ohne Begleitung von Sklaven die Gefilde durchwandern,
Niemand im Gebüſche luſtwandeln, Niemand zum Vergnügen auf die Jagd gehen. Des Nachts
hat man gräßliche Träume von Schlangen, weil man bei Tage von entſetzlichen Schlangen-
geſchichten hört.“
Sie iſt überaus häufig auf den beiden Jnſeln und allgemein verbreitet; denn ſie bewohnt, laut
Moreau de Jonnès, das bebaute Feld, die Moräſte, die Wälder, die Flußufer, kurz, die ganze
Jnſel vom Meeresſpiegel an bis zu den wolkenumlagerten Bergen. Man ſieht ſie in Flüſſen
ſchwimmen, ſich an Baumäſten ſchaukeln und ſelbſt am Rande des Schlundes feuerſpeiender Berge
noch umhertreiben; ſie naht ſich den Städten und dringt auf dem Lande nicht ſelten in das Jnnere der
Häuſer, wenn dieſe mit Gebüſch und hohem Graſe umgeben ſind. Nach Rufz gelten als ihre eigentliche
Herberge die Berge des heiligen Petrus. Sie ſteigen bis zu 4 und 5000 Fuß empor und zerklüften
ſich in Abgründe von mehreren Tauſend Fuß Tiefe, ſind dicht mit Büſchen und Bäumen bewachſen,
die Büſche und Bäume hundertfach von Schlingpflanzen durchzogen und wie durch Seile mit einander
verbunden; der urſprüngliche Erdboden liegt tief unter lockerem Moder verborgen, welcher ſich hier ſeit
der Urzeit aus verweſenden Pflanzenſtämmen gebildet hat und mit halb verweſten und noch friſch und
freudig lebenden Pflanzen bedeckt iſt, welche in den prachtvollſten Formen und Farben prangen, aber ſo
dicht ſtehen, daß unter ihnen überall ein düſterer Schatten liegt, in dem man mehr den Moderduft des
Todes als den friſchen Hauch des Lebens athmet. Todesſtille herrſcht in dem Walde und wird nur
ſelten durch die einfachen Töne eines Vogels, den man den Bergpfeifer nennt, unterbrochen; andere
Vögel ſind ſelten. Menſchen haben nie in dieſe düſtere Wildniß eindringen können; aber ſie wird
von zahlloſen Lanzenſchlangen bewohnt, denen kein lebendes Weſen die Herrſchaft ſtreitig macht.
Jn dem bebauten Lande bilden die dichten Pflanzungen des Zuckerrohres den belebteſten Auf-
enthalt der fürchterlichen Schlange; ſie iſt aber auch häufig in Gebüſchen aller Art, welche ihr
Verſteckplätze gewähren. Eine Felſenhöhle, ein hohler Baum, ein von Ratten oder Krabben
gegrabenes Loch werden zu ihrer Wohnung; allein ſie kommt auch oft in die Ställe und Häuſer der
Landbewohner: denn bei Nacht wandert ſie weit umher, oft auch auf den Wegen, welche
übertages von den Menſchen wimmeln.
Während der Ruhe, in den Tagesſtunden alſo, liegt ſie im Teller zuſammengeringelt, den Kopf
in der Mitte, ſchnellt ſich aber, wenn ſie geſtört wird, blitzſchnell gegen den Feind vor, ſoweit etwa
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/369>, abgerufen am 22.12.2024.
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