wanderungen über Land, einzig und allein in der Absicht, einen anderen Teich oder Sumpf aufzu- suchen. Aus ihrem Winterlager kommen sie gewöhnlich schon Ende Februar's wieder zum Vorschein, schwimmen munter und lustig im Wasser umher, suchen sich auch wohl schon gegenseitig auf und beginnen die Spiele der Liebe, indem sie sich paarweise zusammenhalten, dicht neben einander dahin- schwimmen, sich wie die Fische gegenseitig an die Schwänze schlagen u. s. w.
Gachet beobachtete, daß das paarungslustige Männchen seinen Kamm erhebt und schnell bewegt, sich hierauf mit dem Kopfe der Schnauze des Weibchens nähert und, wenn Dies nöthig, mit
[Abbildung]
Der Kammmolch(Triton cristatus), alt und jung. Natürl. Größe.
dem Munde an Pflanzen festhält, um in derselben Lage zu bleiben. Sein Schwanz wird während- dem beständig bewegt und so stark gekrümmt, daß er sanft die Seiten des Weibchens berührt oder schlägt. Beide Gatten nähern sich mit den Köpfen bis zur Berührung, entfernen sich aber mit dem Hintertheile des Leibes etwas mehr von einander und bilden so einen spitzen Winkel. Nach geraumer Zeit spritzt das Männchen seinen Samen in das Wasser, welcher durch dasselbe zu den Geschlechts- theilen des Weibchens gelangen und dessen Eier befruchten kann. Ueber das Eierlegen der Tritonen und die Entwicklung der Eier und Larven gibt Rusconi nach sorgfältigen Beobachtungen in einem besonderen Werkchen uns Kunde, und auf seine Mittheilung ist das Nachstehende begründet.
Unser Forscher verschaffte sich weibliche Salamander, von denen er vermuthen konnte, daß sie befruchtet seien und setzte sie in ein größeres mit Wasser gefülltes Gefäß. Drei Tage nachher sand
Die Schwanzlurche. Waſſermolche.
wanderungen über Land, einzig und allein in der Abſicht, einen anderen Teich oder Sumpf aufzu- ſuchen. Aus ihrem Winterlager kommen ſie gewöhnlich ſchon Ende Februar’s wieder zum Vorſchein, ſchwimmen munter und luſtig im Waſſer umher, ſuchen ſich auch wohl ſchon gegenſeitig auf und beginnen die Spiele der Liebe, indem ſie ſich paarweiſe zuſammenhalten, dicht neben einander dahin- ſchwimmen, ſich wie die Fiſche gegenſeitig an die Schwänze ſchlagen u. ſ. w.
Gachet beobachtete, daß das paarungsluſtige Männchen ſeinen Kamm erhebt und ſchnell bewegt, ſich hierauf mit dem Kopfe der Schnauze des Weibchens nähert und, wenn Dies nöthig, mit
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Der Kammmolch(Triton cristatus), alt und jung. Natürl. Größe.
dem Munde an Pflanzen feſthält, um in derſelben Lage zu bleiben. Sein Schwanz wird während- dem beſtändig bewegt und ſo ſtark gekrümmt, daß er ſanft die Seiten des Weibchens berührt oder ſchlägt. Beide Gatten nähern ſich mit den Köpfen bis zur Berührung, entfernen ſich aber mit dem Hintertheile des Leibes etwas mehr von einander und bilden ſo einen ſpitzen Winkel. Nach geraumer Zeit ſpritzt das Männchen ſeinen Samen in das Waſſer, welcher durch daſſelbe zu den Geſchlechts- theilen des Weibchens gelangen und deſſen Eier befruchten kann. Ueber das Eierlegen der Tritonen und die Entwicklung der Eier und Larven gibt Rusconi nach ſorgfältigen Beobachtungen in einem beſonderen Werkchen uns Kunde, und auf ſeine Mittheilung iſt das Nachſtehende begründet.
Unſer Forſcher verſchaffte ſich weibliche Salamander, von denen er vermuthen konnte, daß ſie befruchtet ſeien und ſetzte ſie in ein größeres mit Waſſer gefülltes Gefäß. Drei Tage nachher ſand
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Die Schwanzlurche. Waſſermolche.
wanderungen über Land, einzig und allein in der Abſicht, einen anderen Teich oder Sumpf aufzu-
ſuchen. Aus ihrem Winterlager kommen ſie gewöhnlich ſchon Ende Februar’s wieder zum Vorſchein,
ſchwimmen munter und luſtig im Waſſer umher, ſuchen ſich auch wohl ſchon gegenſeitig auf und
beginnen die Spiele der Liebe, indem ſie ſich paarweiſe zuſammenhalten, dicht neben einander dahin-
ſchwimmen, ſich wie die Fiſche gegenſeitig an die Schwänze ſchlagen u. ſ. w.
Gachet beobachtete, daß das paarungsluſtige Männchen ſeinen Kamm erhebt und ſchnell
bewegt, ſich hierauf mit dem Kopfe der Schnauze des Weibchens nähert und, wenn Dies nöthig, mit
[Abbildung Der Kammmolch (Triton cristatus), alt und jung. Natürl. Größe.]
dem Munde an Pflanzen feſthält, um in derſelben Lage zu bleiben. Sein Schwanz wird während-
dem beſtändig bewegt und ſo ſtark gekrümmt, daß er ſanft die Seiten des Weibchens berührt oder
ſchlägt. Beide Gatten nähern ſich mit den Köpfen bis zur Berührung, entfernen ſich aber mit dem
Hintertheile des Leibes etwas mehr von einander und bilden ſo einen ſpitzen Winkel. Nach geraumer
Zeit ſpritzt das Männchen ſeinen Samen in das Waſſer, welcher durch daſſelbe zu den Geſchlechts-
theilen des Weibchens gelangen und deſſen Eier befruchten kann. Ueber das Eierlegen der Tritonen
und die Entwicklung der Eier und Larven gibt Rusconi nach ſorgfältigen Beobachtungen in einem
beſonderen Werkchen uns Kunde, und auf ſeine Mittheilung iſt das Nachſtehende begründet.
Unſer Forſcher verſchaffte ſich weibliche Salamander, von denen er vermuthen konnte, daß ſie
befruchtet ſeien und ſetzte ſie in ein größeres mit Waſſer gefülltes Gefäß. Drei Tage nachher ſand
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/452>, abgerufen am 23.12.2024.
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