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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Die Schwanzlurche. Wassermolche.
wechselseitig zusammenzieht und erweitert. Die Bewegungen werden am zehnten Tage häufiger;
der Keim ändert binnen vierundzwanzig Stunden wohl drei bis vier Mal seine Lage; die unteren
Theile bedecken sich mit schwarzen Flecken; an den Seiten des Kopfes entdeckt man vier Fäden,
welche, wie sich später zeigt, der ausschlüpfenden Kaulquappe zum Anketten dienen. Am folgenden
Tage bekommen die Kiemen Blättchen; der Kreislauf des noch weißlichen Blutes läßt sich verfolgen.
Mit dem zwölften Tage erscheinen die Seitenblättchen der beiden größeren Kiemen deutlicher; die
Bewegungen sind äußerst schnell und vielseitig, sodaß die Wände des Eies gespannt werden. Am
dreizehnten Tage zerreißen die Eihäute; die Larve entschlüpft ihrer Hülle und hängt sich vermittels
jener Fäden an Blättern und ähnlichen Gegenständen fest, bei der leisesten Berührung sich mit
Körper und Schwanz bewegend, in der Ruhe stundenlang auf einer und derselben Stelle verweilend.
Zuweilen geschieht es, daß sie ohne eigentlich ersichtlichen Grund erwacht, vermittels seitlicher
Bewegungen des Schwanzes umherschwimmt, sich von Neuem an irgend ein Blatt anhängt und dann
wieder halbe Tage und mehr ruht. Manchmal fällt sie auch auf den Boden und bleibt hier wie todt
liegen. Die Augen sind kaum geöffnet; der Mund ist kaum gespalten; die Vorderfüße machen sich
erst als Stummel bemerklich; die Kiemen aber bekommen mehr und mehr Blätter. Mit der
Entwicklung der inneren Eingeweide, welche gleichzeitig vor sich geht, äußert sich das thierische
Leben deutlicher: die Kaulquappe flieht, was ihr unangenehm und sucht, was ihr angenehm ist; sehr
kleine Kerfe, welche sich am Wasser aufhalten, werden lebhaft verfolgt und mit Geschicklichkeit erfaßt,
bei großem Hunger selbst die eigenen Geschwister nicht verschont, ihnen wenigstens Kiemen und
Schwänze abgebissen. Nach und nach bilden sich die Vorderfüße aus, später, wenn die Larve etwas
mehr als einen Zoll an Länge erreicht hat, auch die Hinterbeine. Nach drei Monaten ist die
Umwandlung vollendet.

Anfänglich nähren sich auch die jungen Tritonen noch von sehr kleinen Thieren, namentlich
Würmern und Larven; später gehen sie größere Beute an, so allerlei Kerfe, welche auf der Oberfläche
des Wassers schwimmen, Schnecken, überhaupt Weichthiere, Negenwürmer, Froschlurche, kleine
Fischchen, vielleicht auch junge Fröschchen oder die Larven ihrer eigenen Art. Schädlich werden sie
nirgends, da ihr Nahrungsverbrauch doch außerordentlich gering ist; eher noch machen sie sich durch
ihre Thätigkeit uns nützlich.

Die Häutung der Tritonen geschieht im Frühjahre aller zwei bis acht Tage, nach der Paarung
seltener. Der Kleiderwechsel scheint, obwohl er ziemlich rasch von statten geht, sie sehr in Anspruch
zu nehmen, da sie vorher sich träge und unlustig zeigen. Vor Beginn der Häutung wird die Haut
dunkel und farblos, weil sie sich nach und nach ablöst; hierdurch entsteht wahrscheinlich ein dem
Thiere unangenehmes Gefühl, und daher denn die Unlust, welche in seinem Wesen sich ausspricht.
Wenn die rechte Zeit gekommen, versucht es, mit Hilfe seiner Vorderfüße in der Gegend der Kinnlade
eine Oeffnung in der Haut zu machen, löst sodann die Kopfhaut an der Spitze der Schnauze ab, zieht
sich bald auf der rechten, bald auf der linken seitlich zusammen, schüttelt sich häufig und erscheint mit
dem Kopfe über Wasser, vielleicht mit der Absicht, Luft unter die bereits losgelöste Haut zu
bekommen. Durch fortgesetzte Krümmungen des Leibes und Eingreifen mit den Vorderfüßen zieht
es die Haut langsam ab, dreht und schüttelt, wenn einmal die Vorderfüße frei, den Leib gewaltig,
sodaß die vorher schon runzelige Haut sich über die Schwanzspitze hinausschiebt, packt sodann die
hohle Schwanzspitze mit dem Maule und entkleidet sich nun vollends, so wie man ein Hemd auszieht.
Der Wechsel ist oft in einer Stunde vollbracht, dauert aber zuweilen auch zwei und mehr Stunden
und erschöpft dann den Molch sehr bedeutend. Zuweilen helfen andere den einen entkleiden,
verschlucken wohl auch die Haut, welche sie mit dem Maule gepackt hatten, geben sie aber unverdaut
wieder von sich, nicht immer ohne Anstrengung. So geschieht es, daß der zusammengeballte
Haufen, welchen sie verschlucken, ihnen zollweit aus dem After hängt, und sie dann mit Maul und
Pfoten sich mühen, um solcher Verstopfung abzuhelfen: solche Beobachtung hat zu der Meinung
verleitet, daß sie auch den Darm häuteten. Wenn Alles gut und rasch vor sich geht, sieht die

Die Schwanzlurche. Waſſermolche.
wechſelſeitig zuſammenzieht und erweitert. Die Bewegungen werden am zehnten Tage häufiger;
der Keim ändert binnen vierundzwanzig Stunden wohl drei bis vier Mal ſeine Lage; die unteren
Theile bedecken ſich mit ſchwarzen Flecken; an den Seiten des Kopfes entdeckt man vier Fäden,
welche, wie ſich ſpäter zeigt, der ausſchlüpfenden Kaulquappe zum Anketten dienen. Am folgenden
Tage bekommen die Kiemen Blättchen; der Kreislauf des noch weißlichen Blutes läßt ſich verfolgen.
Mit dem zwölften Tage erſcheinen die Seitenblättchen der beiden größeren Kiemen deutlicher; die
Bewegungen ſind äußerſt ſchnell und vielſeitig, ſodaß die Wände des Eies geſpannt werden. Am
dreizehnten Tage zerreißen die Eihäute; die Larve entſchlüpft ihrer Hülle und hängt ſich vermittels
jener Fäden an Blättern und ähnlichen Gegenſtänden feſt, bei der leiſeſten Berührung ſich mit
Körper und Schwanz bewegend, in der Ruhe ſtundenlang auf einer und derſelben Stelle verweilend.
Zuweilen geſchieht es, daß ſie ohne eigentlich erſichtlichen Grund erwacht, vermittels ſeitlicher
Bewegungen des Schwanzes umherſchwimmt, ſich von Neuem an irgend ein Blatt anhängt und dann
wieder halbe Tage und mehr ruht. Manchmal fällt ſie auch auf den Boden und bleibt hier wie todt
liegen. Die Augen ſind kaum geöffnet; der Mund iſt kaum geſpalten; die Vorderfüße machen ſich
erſt als Stummel bemerklich; die Kiemen aber bekommen mehr und mehr Blätter. Mit der
Entwicklung der inneren Eingeweide, welche gleichzeitig vor ſich geht, äußert ſich das thieriſche
Leben deutlicher: die Kaulquappe flieht, was ihr unangenehm und ſucht, was ihr angenehm iſt; ſehr
kleine Kerfe, welche ſich am Waſſer aufhalten, werden lebhaft verfolgt und mit Geſchicklichkeit erfaßt,
bei großem Hunger ſelbſt die eigenen Geſchwiſter nicht verſchont, ihnen wenigſtens Kiemen und
Schwänze abgebiſſen. Nach und nach bilden ſich die Vorderfüße aus, ſpäter, wenn die Larve etwas
mehr als einen Zoll an Länge erreicht hat, auch die Hinterbeine. Nach drei Monaten iſt die
Umwandlung vollendet.

Anfänglich nähren ſich auch die jungen Tritonen noch von ſehr kleinen Thieren, namentlich
Würmern und Larven; ſpäter gehen ſie größere Beute an, ſo allerlei Kerfe, welche auf der Oberfläche
des Waſſers ſchwimmen, Schnecken, überhaupt Weichthiere, Negenwürmer, Froſchlurche, kleine
Fiſchchen, vielleicht auch junge Fröſchchen oder die Larven ihrer eigenen Art. Schädlich werden ſie
nirgends, da ihr Nahrungsverbrauch doch außerordentlich gering iſt; eher noch machen ſie ſich durch
ihre Thätigkeit uns nützlich.

Die Häutung der Tritonen geſchieht im Frühjahre aller zwei bis acht Tage, nach der Paarung
ſeltener. Der Kleiderwechſel ſcheint, obwohl er ziemlich raſch von ſtatten geht, ſie ſehr in Anſpruch
zu nehmen, da ſie vorher ſich träge und unluſtig zeigen. Vor Beginn der Häutung wird die Haut
dunkel und farblos, weil ſie ſich nach und nach ablöſt; hierdurch entſteht wahrſcheinlich ein dem
Thiere unangenehmes Gefühl, und daher denn die Unluſt, welche in ſeinem Weſen ſich ausſpricht.
Wenn die rechte Zeit gekommen, verſucht es, mit Hilfe ſeiner Vorderfüße in der Gegend der Kinnlade
eine Oeffnung in der Haut zu machen, löſt ſodann die Kopfhaut an der Spitze der Schnauze ab, zieht
ſich bald auf der rechten, bald auf der linken ſeitlich zuſammen, ſchüttelt ſich häufig und erſcheint mit
dem Kopfe über Waſſer, vielleicht mit der Abſicht, Luft unter die bereits losgelöſte Haut zu
bekommen. Durch fortgeſetzte Krümmungen des Leibes und Eingreifen mit den Vorderfüßen zieht
es die Haut langſam ab, dreht und ſchüttelt, wenn einmal die Vorderfüße frei, den Leib gewaltig,
ſodaß die vorher ſchon runzelige Haut ſich über die Schwanzſpitze hinausſchiebt, packt ſodann die
hohle Schwanzſpitze mit dem Maule und entkleidet ſich nun vollends, ſo wie man ein Hemd auszieht.
Der Wechſel iſt oft in einer Stunde vollbracht, dauert aber zuweilen auch zwei und mehr Stunden
und erſchöpft dann den Molch ſehr bedeutend. Zuweilen helfen andere den einen entkleiden,
verſchlucken wohl auch die Haut, welche ſie mit dem Maule gepackt hatten, geben ſie aber unverdaut
wieder von ſich, nicht immer ohne Anſtrengung. So geſchieht es, daß der zuſammengeballte
Haufen, welchen ſie verſchlucken, ihnen zollweit aus dem After hängt, und ſie dann mit Maul und
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verleitet, daß ſie auch den Darm häuteten. Wenn Alles gut und raſch vor ſich geht, ſieht die

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[424/0454] Die Schwanzlurche. Waſſermolche. wechſelſeitig zuſammenzieht und erweitert. Die Bewegungen werden am zehnten Tage häufiger; der Keim ändert binnen vierundzwanzig Stunden wohl drei bis vier Mal ſeine Lage; die unteren Theile bedecken ſich mit ſchwarzen Flecken; an den Seiten des Kopfes entdeckt man vier Fäden, welche, wie ſich ſpäter zeigt, der ausſchlüpfenden Kaulquappe zum Anketten dienen. Am folgenden Tage bekommen die Kiemen Blättchen; der Kreislauf des noch weißlichen Blutes läßt ſich verfolgen. Mit dem zwölften Tage erſcheinen die Seitenblättchen der beiden größeren Kiemen deutlicher; die Bewegungen ſind äußerſt ſchnell und vielſeitig, ſodaß die Wände des Eies geſpannt werden. Am dreizehnten Tage zerreißen die Eihäute; die Larve entſchlüpft ihrer Hülle und hängt ſich vermittels jener Fäden an Blättern und ähnlichen Gegenſtänden feſt, bei der leiſeſten Berührung ſich mit Körper und Schwanz bewegend, in der Ruhe ſtundenlang auf einer und derſelben Stelle verweilend. Zuweilen geſchieht es, daß ſie ohne eigentlich erſichtlichen Grund erwacht, vermittels ſeitlicher Bewegungen des Schwanzes umherſchwimmt, ſich von Neuem an irgend ein Blatt anhängt und dann wieder halbe Tage und mehr ruht. Manchmal fällt ſie auch auf den Boden und bleibt hier wie todt liegen. Die Augen ſind kaum geöffnet; der Mund iſt kaum geſpalten; die Vorderfüße machen ſich erſt als Stummel bemerklich; die Kiemen aber bekommen mehr und mehr Blätter. Mit der Entwicklung der inneren Eingeweide, welche gleichzeitig vor ſich geht, äußert ſich das thieriſche Leben deutlicher: die Kaulquappe flieht, was ihr unangenehm und ſucht, was ihr angenehm iſt; ſehr kleine Kerfe, welche ſich am Waſſer aufhalten, werden lebhaft verfolgt und mit Geſchicklichkeit erfaßt, bei großem Hunger ſelbſt die eigenen Geſchwiſter nicht verſchont, ihnen wenigſtens Kiemen und Schwänze abgebiſſen. Nach und nach bilden ſich die Vorderfüße aus, ſpäter, wenn die Larve etwas mehr als einen Zoll an Länge erreicht hat, auch die Hinterbeine. Nach drei Monaten iſt die Umwandlung vollendet. Anfänglich nähren ſich auch die jungen Tritonen noch von ſehr kleinen Thieren, namentlich Würmern und Larven; ſpäter gehen ſie größere Beute an, ſo allerlei Kerfe, welche auf der Oberfläche des Waſſers ſchwimmen, Schnecken, überhaupt Weichthiere, Negenwürmer, Froſchlurche, kleine Fiſchchen, vielleicht auch junge Fröſchchen oder die Larven ihrer eigenen Art. Schädlich werden ſie nirgends, da ihr Nahrungsverbrauch doch außerordentlich gering iſt; eher noch machen ſie ſich durch ihre Thätigkeit uns nützlich. Die Häutung der Tritonen geſchieht im Frühjahre aller zwei bis acht Tage, nach der Paarung ſeltener. Der Kleiderwechſel ſcheint, obwohl er ziemlich raſch von ſtatten geht, ſie ſehr in Anſpruch zu nehmen, da ſie vorher ſich träge und unluſtig zeigen. Vor Beginn der Häutung wird die Haut dunkel und farblos, weil ſie ſich nach und nach ablöſt; hierdurch entſteht wahrſcheinlich ein dem Thiere unangenehmes Gefühl, und daher denn die Unluſt, welche in ſeinem Weſen ſich ausſpricht. Wenn die rechte Zeit gekommen, verſucht es, mit Hilfe ſeiner Vorderfüße in der Gegend der Kinnlade eine Oeffnung in der Haut zu machen, löſt ſodann die Kopfhaut an der Spitze der Schnauze ab, zieht ſich bald auf der rechten, bald auf der linken ſeitlich zuſammen, ſchüttelt ſich häufig und erſcheint mit dem Kopfe über Waſſer, vielleicht mit der Abſicht, Luft unter die bereits losgelöſte Haut zu bekommen. Durch fortgeſetzte Krümmungen des Leibes und Eingreifen mit den Vorderfüßen zieht es die Haut langſam ab, dreht und ſchüttelt, wenn einmal die Vorderfüße frei, den Leib gewaltig, ſodaß die vorher ſchon runzelige Haut ſich über die Schwanzſpitze hinausſchiebt, packt ſodann die hohle Schwanzſpitze mit dem Maule und entkleidet ſich nun vollends, ſo wie man ein Hemd auszieht. Der Wechſel iſt oft in einer Stunde vollbracht, dauert aber zuweilen auch zwei und mehr Stunden und erſchöpft dann den Molch ſehr bedeutend. Zuweilen helfen andere den einen entkleiden, verſchlucken wohl auch die Haut, welche ſie mit dem Maule gepackt hatten, geben ſie aber unverdaut wieder von ſich, nicht immer ohne Anſtrengung. So geſchieht es, daß der zuſammengeballte Haufen, welchen ſie verſchlucken, ihnen zollweit aus dem After hängt, und ſie dann mit Maul und Pfoten ſich mühen, um ſolcher Verſtopfung abzuhelfen: ſolche Beobachtung hat zu der Meinung verleitet, daß ſie auch den Darm häuteten. Wenn Alles gut und raſch vor ſich geht, ſieht die

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/454>, abgerufen am 23.12.2024.