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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Die Schwanzlurche. Fischmolche. Aalmolche. Kiemensischlinge.

Wir verdanken Barton, welcher den Schlammteufel im Jahre 1812 beschrieb, die erste Kunde
dieses Thieres, welches in den Flüssen des südlichen Nordamerikas lebt, hier langsam umherkriecht
oder umherschwimmt, aber auch gegen vierundzwanzig Stunden auf dem Trockenen aushaltem kann,
sich von Würmern, Krebsen und Fischen nährt, sehr gefräßig ist und wie ein Raubfisch zum Aerger
der Fischer oft an die Angel beißt. Mit diesen Worten ist die Lebenskunde des Thieres erschöpft;
selbst Holbrook, welcher eine Spielart des Hellbenders beschrieb, weiß Obigem Nichts hinzuzu-

[Abbildung] Der Hellbender (Salamandrops giganteus). 1/4 der nat. Größe.
fügen. Höchstens das Eine dürfte noch zu sagen sein, daß die amerikanischen Fischer ihn fürchten
und einzelne von ihnen, wie die unserigen den Teichmolch, für giftig halten.



Die Mitglieder der zweiten Sippe hat man Aalmolche (Amphiuma) genannt, weil bei ihnen
der Leib dem eines Aales wirklich nicht unähnlich, d. h. sehr lang gestreckt ist und die vier sehr kurzen
Beinchen kaum den Namen solcher verdienen, obgleich die Füße noch in Zehen getheilt sind. Die
verkümmerten Augen werden von der allgemeinen Leibeshaut überzogen; letztere verdünnt sich über
den Augen jedoch so, daß man diese wahrnehmen kann. Außer den Zähnen in den Kinnladen
finden sich solche in zwei Längsreihen geordnet am Gaumen. Man unterscheidet zwei Arten, den
zweizehigen und den dreizehigen Aalmolch (Amphiuma didactylum und Amphiuma tri-
dactylum),
weil man annimmt, daß die Anzahl der Zehen beständig sei und gefunden hat, daß die
eine Art neunundneunzig, die andere hundertzwölf Wirbel besitzt. Beide erreichen gegen 3 Fuß

Die Schwanzlurche. Fiſchmolche. Aalmolche. Kiemenſiſchlinge.

Wir verdanken Barton, welcher den Schlammteufel im Jahre 1812 beſchrieb, die erſte Kunde
dieſes Thieres, welches in den Flüſſen des ſüdlichen Nordamerikas lebt, hier langſam umherkriecht
oder umherſchwimmt, aber auch gegen vierundzwanzig Stunden auf dem Trockenen aushaltem kann,
ſich von Würmern, Krebſen und Fiſchen nährt, ſehr gefräßig iſt und wie ein Raubfiſch zum Aerger
der Fiſcher oft an die Angel beißt. Mit dieſen Worten iſt die Lebenskunde des Thieres erſchöpft;
ſelbſt Holbrook, welcher eine Spielart des Hellbenders beſchrieb, weiß Obigem Nichts hinzuzu-

[Abbildung] Der Hellbender (Salamandrops giganteus). ¼ der nat. Größe.
fügen. Höchſtens das Eine dürfte noch zu ſagen ſein, daß die amerikaniſchen Fiſcher ihn fürchten
und einzelne von ihnen, wie die unſerigen den Teichmolch, für giftig halten.



Die Mitglieder der zweiten Sippe hat man Aalmolche (Amphiuma) genannt, weil bei ihnen
der Leib dem eines Aales wirklich nicht unähnlich, d. h. ſehr lang geſtreckt iſt und die vier ſehr kurzen
Beinchen kaum den Namen ſolcher verdienen, obgleich die Füße noch in Zehen getheilt ſind. Die
verkümmerten Augen werden von der allgemeinen Leibeshaut überzogen; letztere verdünnt ſich über
den Augen jedoch ſo, daß man dieſe wahrnehmen kann. Außer den Zähnen in den Kinnladen
finden ſich ſolche in zwei Längsreihen geordnet am Gaumen. Man unterſcheidet zwei Arten, den
zweizehigen und den dreizehigen Aalmolch (Amphiuma didactylum und Amphiuma tri-
dactylum),
weil man annimmt, daß die Anzahl der Zehen beſtändig ſei und gefunden hat, daß die
eine Art neunundneunzig, die andere hundertzwölf Wirbel beſitzt. Beide erreichen gegen 3 Fuß

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[434/0464] Die Schwanzlurche. Fiſchmolche. Aalmolche. Kiemenſiſchlinge. Wir verdanken Barton, welcher den Schlammteufel im Jahre 1812 beſchrieb, die erſte Kunde dieſes Thieres, welches in den Flüſſen des ſüdlichen Nordamerikas lebt, hier langſam umherkriecht oder umherſchwimmt, aber auch gegen vierundzwanzig Stunden auf dem Trockenen aushaltem kann, ſich von Würmern, Krebſen und Fiſchen nährt, ſehr gefräßig iſt und wie ein Raubfiſch zum Aerger der Fiſcher oft an die Angel beißt. Mit dieſen Worten iſt die Lebenskunde des Thieres erſchöpft; ſelbſt Holbrook, welcher eine Spielart des Hellbenders beſchrieb, weiß Obigem Nichts hinzuzu- [Abbildung Der Hellbender (Salamandrops giganteus). ¼ der nat. Größe.] fügen. Höchſtens das Eine dürfte noch zu ſagen ſein, daß die amerikaniſchen Fiſcher ihn fürchten und einzelne von ihnen, wie die unſerigen den Teichmolch, für giftig halten. Die Mitglieder der zweiten Sippe hat man Aalmolche (Amphiuma) genannt, weil bei ihnen der Leib dem eines Aales wirklich nicht unähnlich, d. h. ſehr lang geſtreckt iſt und die vier ſehr kurzen Beinchen kaum den Namen ſolcher verdienen, obgleich die Füße noch in Zehen getheilt ſind. Die verkümmerten Augen werden von der allgemeinen Leibeshaut überzogen; letztere verdünnt ſich über den Augen jedoch ſo, daß man dieſe wahrnehmen kann. Außer den Zähnen in den Kinnladen finden ſich ſolche in zwei Längsreihen geordnet am Gaumen. Man unterſcheidet zwei Arten, den zweizehigen und den dreizehigen Aalmolch (Amphiuma didactylum und Amphiuma tri- dactylum), weil man annimmt, daß die Anzahl der Zehen beſtändig ſei und gefunden hat, daß die eine Art neunundneunzig, die andere hundertzwölf Wirbel beſitzt. Beide erreichen gegen 3 Fuß

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/464>, abgerufen am 23.12.2024.