Strahlen gelenken; die Bauchflossen dagegen ruhen auf einem einzigen Knorpel- oder Knochenstücke, welches einfach im Fleische steckt. Sie stehen bei den meisten Fischen unter dem Bauche, etwa in der Mitte der Leibeslänge, dem After ziemlich nah gerückt, ausnahmsweise aber noch vor den Brust- flossen, namentlich an der Kehle, weshalb man denn auch gewisse Fische als Brust- und Kehlflosser unterscheidet. Die unpaaren Flossen erheben sich auf der Mittellinie des Leibes als Rücken- flosse, Schwanzflosse und Afterflosse. Erstere kann in zwei- und dreifacher Zahl, letztere wenigstens in doppelter vorkommen, da gerade im Vorhandensein der Stellung, Gestalt, Bildung, Ausdehnung der unpaaren Flossen die größte Manchfaltigkeit herrscht. Die Strahlen selbst sind nicht minder verschieden als die Flossen, bei einigen Fischen hornig, ungegliedert, weich und biegsam, bei anderen stachelig, knochig, gegliedert, hart und spröde, zertheilt, zerfasert etc. Alle gelenken sich auf besonderen Knochen, welche in der Mittellinie des Leibes zwischen dem großen Muskelmasten stecken und von schwachen Muskeln bewegt werden.
Die gewöhnliche Bekleidung der Fische besteht aus Schuppen, welche in der verschiedenartigsten Gestalt und Bildung auftreten. Sie sind in regelmäßigen, geraden, längs quer oder schief vom Rücken zum Bauche verlaufenden Reihen geordnet, bedecken sich oft theilweise wie Dachziegeln, stoßen aber auch nicht selten mit ihren Rändern an einander, dehnen sich zu großen Schienen, Schildern und Platten aus oder trennen sich von einander oder lassen einzelne Stellen unbedeckt, werden verschwindend klein und fehlen gänzlich. Hinsichtlich der Form und Zusammensetzung unter- scheidet man Rund-, Kamm- und Schmelzschuppen. Erstere, die gewöhnlichsten, zeigen auf ihrer Oberfläche eine große Anzahl in einander verlaufender Linien, welche mehr oder minder voll- ständige Kreise um einen in der Mitte nach hinten liegenden Punkt bilden, und lassen neben diesen strahlige Streifen erkennen; die Kammschuppen unterscheiden sich von ihnen dadurch, daß der hintere Rand mit Stacheln besetzt ist, welche bald ausgesägte Zacken, bald aufgesetzte Spitzen bilden; die Schmelzschuppen endlich sind dick, hart und haben deutlich ausgebildete Knochenkörperchen, über welchen eine Schicht durchsichtigen Schmelzes liegt. Wenn diese letztgenannten Schuppen sich ver- größern, zusammenstoßen und einen Panzer bilden, nennt man sie Knochen- oder Panzerschuppen. Die Haut besteht aus einer festen Lederschicht und einer meist an der Außenfläche in zähen Schleim aufgelösten Oberhautschicht. Die Farbstoffe liegen theils in jener, theils zwischen ihr und der Ober- hautschicht; nur die Silberfarbe wird von eigenthümlichen, dünnen Plättchen hervorgebracht.
Ueber die Färbung selbst läßt sich im Allgemeinen soviel sagen, daß sie an Pracht, Schönheit, Vielseitigkeit und Wechsel kaum von der irgend eines anderen Thieres übertroffen werden kann. Aller Glanz der Edelsteine und Metalle, alle Farben des Regenbogens scheinen auf den Fischen wiedergespiegelt zu sein. Und zu der Pracht der Färbung gesellt sich die Schönheit und Manchfaltigkeit der Zeichnung, bei nicht wenigen auch noch das Vermögen des Wechsels der Farbe, wie es Kriechthiere und Lurche kaum in demselben Grade besitzen. Nach Siebold steht dieser Farbenwechsel, welcher zum Theil durch innere Lebenszustände, zum Theil durch äußere Einflüsse veranlaßt werden kann, im innigsten Zusammenhange mit den Farbstoffbehältern, Hohlräumen, welche sowohl in den ober- flächlichen wie in den tieferen Schichten der Haut eingebettet liegen, sehr feinkörnige Farbstoffe enthalten und die Fähigkeit der Zusammenziehung besitzen.
"Das Geripp der Fische", sagt Karl Vogt, dessen "Zoologische Briefe" ich auch dem weiter unten Folgenden zu Grunde lege, "verdient schon um deswillen eine ganz besondere Berücksichtigung, weil hier dieser wesentliche Charakter der Wirbelthiere in seiner ursprünglichen Einfachheit auftritt und wir ebensowohl bei den Erwachsenen als auch bei den Keimen der höheren Thiere die einzelnen Entwicklungsstufen des Gerippes von seiner Urform an zu verwickelteren Gestalten verfolgen können. Jn der That läßt sich wohl nirgends so deutlich als hier die völlige Uebereinstimmung der Keim- bildungen mit den bei den niederen Typen entwickelten Formgestaltungen nachweisen; ja, diese Ueber- einstimmung ist so auffallend, daß man fast genöthigt wäre, mit denselben Worten die Beschreibung der Entwicklung des Gerippes beim Embryo und bei den einzelnen Familien zu wiederholen."
Die Fiſche.
Strahlen gelenken; die Bauchfloſſen dagegen ruhen auf einem einzigen Knorpel- oder Knochenſtücke, welches einfach im Fleiſche ſteckt. Sie ſtehen bei den meiſten Fiſchen unter dem Bauche, etwa in der Mitte der Leibeslänge, dem After ziemlich nah gerückt, ausnahmsweiſe aber noch vor den Bruſt- floſſen, namentlich an der Kehle, weshalb man denn auch gewiſſe Fiſche als Bruſt- und Kehlfloſſer unterſcheidet. Die unpaaren Floſſen erheben ſich auf der Mittellinie des Leibes als Rücken- floſſe, Schwanzfloſſe und Afterfloſſe. Erſtere kann in zwei- und dreifacher Zahl, letztere wenigſtens in doppelter vorkommen, da gerade im Vorhandenſein der Stellung, Geſtalt, Bildung, Ausdehnung der unpaaren Floſſen die größte Manchfaltigkeit herrſcht. Die Strahlen ſelbſt ſind nicht minder verſchieden als die Floſſen, bei einigen Fiſchen hornig, ungegliedert, weich und biegſam, bei anderen ſtachelig, knochig, gegliedert, hart und ſpröde, zertheilt, zerfaſert ꝛc. Alle gelenken ſich auf beſonderen Knochen, welche in der Mittellinie des Leibes zwiſchen dem großen Muskelmaſten ſtecken und von ſchwachen Muskeln bewegt werden.
Die gewöhnliche Bekleidung der Fiſche beſteht aus Schuppen, welche in der verſchiedenartigſten Geſtalt und Bildung auftreten. Sie ſind in regelmäßigen, geraden, längs quer oder ſchief vom Rücken zum Bauche verlaufenden Reihen geordnet, bedecken ſich oft theilweiſe wie Dachziegeln, ſtoßen aber auch nicht ſelten mit ihren Rändern an einander, dehnen ſich zu großen Schienen, Schildern und Platten aus oder trennen ſich von einander oder laſſen einzelne Stellen unbedeckt, werden verſchwindend klein und fehlen gänzlich. Hinſichtlich der Form und Zuſammenſetzung unter- ſcheidet man Rund-, Kamm- und Schmelzſchuppen. Erſtere, die gewöhnlichſten, zeigen auf ihrer Oberfläche eine große Anzahl in einander verlaufender Linien, welche mehr oder minder voll- ſtändige Kreiſe um einen in der Mitte nach hinten liegenden Punkt bilden, und laſſen neben dieſen ſtrahlige Streifen erkennen; die Kammſchuppen unterſcheiden ſich von ihnen dadurch, daß der hintere Rand mit Stacheln beſetzt iſt, welche bald ausgeſägte Zacken, bald aufgeſetzte Spitzen bilden; die Schmelzſchuppen endlich ſind dick, hart und haben deutlich ausgebildete Knochenkörperchen, über welchen eine Schicht durchſichtigen Schmelzes liegt. Wenn dieſe letztgenannten Schuppen ſich ver- größern, zuſammenſtoßen und einen Panzer bilden, nennt man ſie Knochen- oder Panzerſchuppen. Die Haut beſteht aus einer feſten Lederſchicht und einer meiſt an der Außenfläche in zähen Schleim aufgelöſten Oberhautſchicht. Die Farbſtoffe liegen theils in jener, theils zwiſchen ihr und der Ober- hautſchicht; nur die Silberfarbe wird von eigenthümlichen, dünnen Plättchen hervorgebracht.
Ueber die Färbung ſelbſt läßt ſich im Allgemeinen ſoviel ſagen, daß ſie an Pracht, Schönheit, Vielſeitigkeit und Wechſel kaum von der irgend eines anderen Thieres übertroffen werden kann. Aller Glanz der Edelſteine und Metalle, alle Farben des Regenbogens ſcheinen auf den Fiſchen wiedergeſpiegelt zu ſein. Und zu der Pracht der Färbung geſellt ſich die Schönheit und Manchfaltigkeit der Zeichnung, bei nicht wenigen auch noch das Vermögen des Wechſels der Farbe, wie es Kriechthiere und Lurche kaum in demſelben Grade beſitzen. Nach Siebold ſteht dieſer Farbenwechſel, welcher zum Theil durch innere Lebenszuſtände, zum Theil durch äußere Einflüſſe veranlaßt werden kann, im innigſten Zuſammenhange mit den Farbſtoffbehältern, Hohlräumen, welche ſowohl in den ober- flächlichen wie in den tieferen Schichten der Haut eingebettet liegen, ſehr feinkörnige Farbſtoffe enthalten und die Fähigkeit der Zuſammenziehung beſitzen.
„Das Geripp der Fiſche“, ſagt Karl Vogt, deſſen „Zoologiſche Briefe“ ich auch dem weiter unten Folgenden zu Grunde lege, „verdient ſchon um deswillen eine ganz beſondere Berückſichtigung, weil hier dieſer weſentliche Charakter der Wirbelthiere in ſeiner urſprünglichen Einfachheit auftritt und wir ebenſowohl bei den Erwachſenen als auch bei den Keimen der höheren Thiere die einzelnen Entwicklungsſtufen des Gerippes von ſeiner Urform an zu verwickelteren Geſtalten verfolgen können. Jn der That läßt ſich wohl nirgends ſo deutlich als hier die völlige Uebereinſtimmung der Keim- bildungen mit den bei den niederen Typen entwickelten Formgeſtaltungen nachweiſen; ja, dieſe Ueber- einſtimmung iſt ſo auffallend, daß man faſt genöthigt wäre, mit denſelben Worten die Beſchreibung der Entwicklung des Gerippes beim Embryo und bei den einzelnen Familien zu wiederholen.“
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0478"n="448"/><fwplace="top"type="header">Die Fiſche.</fw><lb/>
Strahlen gelenken; die Bauchfloſſen dagegen ruhen auf einem einzigen Knorpel- oder Knochenſtücke,<lb/>
welches einfach im Fleiſche ſteckt. Sie ſtehen bei den meiſten Fiſchen unter dem Bauche, etwa in der<lb/>
Mitte der Leibeslänge, dem After ziemlich nah gerückt, ausnahmsweiſe aber noch vor den Bruſt-<lb/>
floſſen, namentlich an der Kehle, weshalb man denn auch gewiſſe Fiſche als Bruſt- und Kehlfloſſer<lb/>
unterſcheidet. Die unpaaren Floſſen erheben ſich auf der Mittellinie des Leibes als Rücken-<lb/>
floſſe, Schwanzfloſſe und Afterfloſſe. Erſtere kann in zwei- und dreifacher Zahl, letztere wenigſtens<lb/>
in doppelter vorkommen, da gerade im Vorhandenſein der Stellung, Geſtalt, Bildung, Ausdehnung<lb/>
der unpaaren Floſſen die größte Manchfaltigkeit herrſcht. Die Strahlen ſelbſt ſind nicht minder<lb/>
verſchieden als die Floſſen, bei einigen Fiſchen hornig, ungegliedert, weich und biegſam, bei anderen<lb/>ſtachelig, knochig, gegliedert, hart und ſpröde, zertheilt, zerfaſert ꝛc. Alle gelenken ſich auf beſonderen<lb/>
Knochen, welche in der Mittellinie des Leibes zwiſchen dem großen Muskelmaſten ſtecken und von<lb/>ſchwachen Muskeln bewegt werden.</p><lb/><p>Die gewöhnliche Bekleidung der Fiſche beſteht aus Schuppen, welche in der verſchiedenartigſten<lb/>
Geſtalt und Bildung auftreten. Sie ſind in regelmäßigen, geraden, längs quer oder ſchief vom<lb/>
Rücken zum Bauche verlaufenden Reihen geordnet, bedecken ſich oft theilweiſe wie Dachziegeln,<lb/>ſtoßen aber auch nicht ſelten mit ihren Rändern an einander, dehnen ſich zu großen Schienen,<lb/>
Schildern und Platten aus oder trennen ſich von einander oder laſſen einzelne Stellen unbedeckt,<lb/>
werden verſchwindend klein und fehlen gänzlich. Hinſichtlich der Form und Zuſammenſetzung unter-<lb/>ſcheidet man <hirendition="#g">Rund-, Kamm-</hi> und <hirendition="#g">Schmelzſchuppen.</hi> Erſtere, die gewöhnlichſten, zeigen auf<lb/>
ihrer Oberfläche eine große Anzahl in einander verlaufender Linien, welche mehr oder minder voll-<lb/>ſtändige Kreiſe um einen in der Mitte nach hinten liegenden Punkt bilden, und laſſen neben dieſen<lb/>ſtrahlige Streifen erkennen; die Kammſchuppen unterſcheiden ſich von ihnen dadurch, daß der hintere<lb/>
Rand mit Stacheln beſetzt iſt, welche bald ausgeſägte Zacken, bald aufgeſetzte Spitzen bilden; die<lb/>
Schmelzſchuppen endlich ſind dick, hart und haben deutlich ausgebildete Knochenkörperchen, über<lb/>
welchen eine Schicht durchſichtigen Schmelzes liegt. Wenn dieſe letztgenannten Schuppen ſich ver-<lb/>
größern, zuſammenſtoßen und einen Panzer bilden, nennt man ſie Knochen- oder Panzerſchuppen.<lb/>
Die Haut beſteht aus einer feſten Lederſchicht und einer meiſt an der Außenfläche in zähen Schleim<lb/>
aufgelöſten Oberhautſchicht. Die Farbſtoffe liegen theils in jener, theils zwiſchen ihr und der Ober-<lb/>
hautſchicht; nur die Silberfarbe wird von eigenthümlichen, dünnen Plättchen hervorgebracht.</p><lb/><p>Ueber die Färbung ſelbſt läßt ſich im Allgemeinen ſoviel ſagen, daß ſie an Pracht, Schönheit,<lb/>
Vielſeitigkeit und Wechſel kaum von der irgend eines anderen Thieres übertroffen werden kann.<lb/>
Aller Glanz der Edelſteine und Metalle, alle Farben des Regenbogens ſcheinen auf den Fiſchen<lb/>
wiedergeſpiegelt zu ſein. Und zu der Pracht der Färbung geſellt ſich die Schönheit und Manchfaltigkeit<lb/>
der Zeichnung, bei nicht wenigen auch noch das Vermögen des Wechſels der Farbe, wie es Kriechthiere<lb/>
und Lurche kaum in demſelben Grade beſitzen. Nach <hirendition="#g">Siebold</hi>ſteht dieſer Farbenwechſel, welcher<lb/>
zum Theil durch innere Lebenszuſtände, zum Theil durch äußere Einflüſſe veranlaßt werden kann, im<lb/>
innigſten Zuſammenhange mit den Farbſtoffbehältern, Hohlräumen, welche ſowohl in den ober-<lb/>
flächlichen wie in den tieferen Schichten der Haut eingebettet liegen, ſehr feinkörnige Farbſtoffe<lb/>
enthalten und die Fähigkeit der Zuſammenziehung beſitzen.</p><lb/><p>„Das Geripp der Fiſche“, ſagt <hirendition="#g">Karl Vogt,</hi> deſſen „Zoologiſche Briefe“ ich auch dem weiter<lb/>
unten Folgenden zu Grunde lege, „verdient ſchon um deswillen eine ganz beſondere Berückſichtigung,<lb/>
weil hier dieſer weſentliche Charakter der Wirbelthiere in ſeiner urſprünglichen Einfachheit auftritt<lb/>
und wir ebenſowohl bei den Erwachſenen als auch bei den Keimen der höheren Thiere die einzelnen<lb/>
Entwicklungsſtufen des Gerippes von ſeiner Urform an zu verwickelteren Geſtalten verfolgen können.<lb/>
Jn der That läßt ſich wohl nirgends ſo deutlich als hier die völlige Uebereinſtimmung der Keim-<lb/>
bildungen mit den bei den niederen Typen entwickelten Formgeſtaltungen nachweiſen; ja, dieſe Ueber-<lb/>
einſtimmung iſt ſo auffallend, daß man faſt genöthigt wäre, mit denſelben Worten die Beſchreibung<lb/>
der Entwicklung des Gerippes beim Embryo und bei den einzelnen Familien zu wiederholen.“<lb/></p></div></body></text></TEI>
[448/0478]
Die Fiſche.
Strahlen gelenken; die Bauchfloſſen dagegen ruhen auf einem einzigen Knorpel- oder Knochenſtücke,
welches einfach im Fleiſche ſteckt. Sie ſtehen bei den meiſten Fiſchen unter dem Bauche, etwa in der
Mitte der Leibeslänge, dem After ziemlich nah gerückt, ausnahmsweiſe aber noch vor den Bruſt-
floſſen, namentlich an der Kehle, weshalb man denn auch gewiſſe Fiſche als Bruſt- und Kehlfloſſer
unterſcheidet. Die unpaaren Floſſen erheben ſich auf der Mittellinie des Leibes als Rücken-
floſſe, Schwanzfloſſe und Afterfloſſe. Erſtere kann in zwei- und dreifacher Zahl, letztere wenigſtens
in doppelter vorkommen, da gerade im Vorhandenſein der Stellung, Geſtalt, Bildung, Ausdehnung
der unpaaren Floſſen die größte Manchfaltigkeit herrſcht. Die Strahlen ſelbſt ſind nicht minder
verſchieden als die Floſſen, bei einigen Fiſchen hornig, ungegliedert, weich und biegſam, bei anderen
ſtachelig, knochig, gegliedert, hart und ſpröde, zertheilt, zerfaſert ꝛc. Alle gelenken ſich auf beſonderen
Knochen, welche in der Mittellinie des Leibes zwiſchen dem großen Muskelmaſten ſtecken und von
ſchwachen Muskeln bewegt werden.
Die gewöhnliche Bekleidung der Fiſche beſteht aus Schuppen, welche in der verſchiedenartigſten
Geſtalt und Bildung auftreten. Sie ſind in regelmäßigen, geraden, längs quer oder ſchief vom
Rücken zum Bauche verlaufenden Reihen geordnet, bedecken ſich oft theilweiſe wie Dachziegeln,
ſtoßen aber auch nicht ſelten mit ihren Rändern an einander, dehnen ſich zu großen Schienen,
Schildern und Platten aus oder trennen ſich von einander oder laſſen einzelne Stellen unbedeckt,
werden verſchwindend klein und fehlen gänzlich. Hinſichtlich der Form und Zuſammenſetzung unter-
ſcheidet man Rund-, Kamm- und Schmelzſchuppen. Erſtere, die gewöhnlichſten, zeigen auf
ihrer Oberfläche eine große Anzahl in einander verlaufender Linien, welche mehr oder minder voll-
ſtändige Kreiſe um einen in der Mitte nach hinten liegenden Punkt bilden, und laſſen neben dieſen
ſtrahlige Streifen erkennen; die Kammſchuppen unterſcheiden ſich von ihnen dadurch, daß der hintere
Rand mit Stacheln beſetzt iſt, welche bald ausgeſägte Zacken, bald aufgeſetzte Spitzen bilden; die
Schmelzſchuppen endlich ſind dick, hart und haben deutlich ausgebildete Knochenkörperchen, über
welchen eine Schicht durchſichtigen Schmelzes liegt. Wenn dieſe letztgenannten Schuppen ſich ver-
größern, zuſammenſtoßen und einen Panzer bilden, nennt man ſie Knochen- oder Panzerſchuppen.
Die Haut beſteht aus einer feſten Lederſchicht und einer meiſt an der Außenfläche in zähen Schleim
aufgelöſten Oberhautſchicht. Die Farbſtoffe liegen theils in jener, theils zwiſchen ihr und der Ober-
hautſchicht; nur die Silberfarbe wird von eigenthümlichen, dünnen Plättchen hervorgebracht.
Ueber die Färbung ſelbſt läßt ſich im Allgemeinen ſoviel ſagen, daß ſie an Pracht, Schönheit,
Vielſeitigkeit und Wechſel kaum von der irgend eines anderen Thieres übertroffen werden kann.
Aller Glanz der Edelſteine und Metalle, alle Farben des Regenbogens ſcheinen auf den Fiſchen
wiedergeſpiegelt zu ſein. Und zu der Pracht der Färbung geſellt ſich die Schönheit und Manchfaltigkeit
der Zeichnung, bei nicht wenigen auch noch das Vermögen des Wechſels der Farbe, wie es Kriechthiere
und Lurche kaum in demſelben Grade beſitzen. Nach Siebold ſteht dieſer Farbenwechſel, welcher
zum Theil durch innere Lebenszuſtände, zum Theil durch äußere Einflüſſe veranlaßt werden kann, im
innigſten Zuſammenhange mit den Farbſtoffbehältern, Hohlräumen, welche ſowohl in den ober-
flächlichen wie in den tieferen Schichten der Haut eingebettet liegen, ſehr feinkörnige Farbſtoffe
enthalten und die Fähigkeit der Zuſammenziehung beſitzen.
„Das Geripp der Fiſche“, ſagt Karl Vogt, deſſen „Zoologiſche Briefe“ ich auch dem weiter
unten Folgenden zu Grunde lege, „verdient ſchon um deswillen eine ganz beſondere Berückſichtigung,
weil hier dieſer weſentliche Charakter der Wirbelthiere in ſeiner urſprünglichen Einfachheit auftritt
und wir ebenſowohl bei den Erwachſenen als auch bei den Keimen der höheren Thiere die einzelnen
Entwicklungsſtufen des Gerippes von ſeiner Urform an zu verwickelteren Geſtalten verfolgen können.
Jn der That läßt ſich wohl nirgends ſo deutlich als hier die völlige Uebereinſtimmung der Keim-
bildungen mit den bei den niederen Typen entwickelten Formgeſtaltungen nachweiſen; ja, dieſe Ueber-
einſtimmung iſt ſo auffallend, daß man faſt genöthigt wäre, mit denſelben Worten die Beſchreibung
der Entwicklung des Gerippes beim Embryo und bei den einzelnen Familien zu wiederholen.“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/478>, abgerufen am 23.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.