keit der einzelnen Mitglieder unserer Klasse ist allerdings verschieden, immer aber unglaublich groß. Lachse und Forellen gehören zu denjenigen Arten, welche wenige Eier legen; denn die Anzahl der letzteren übersteigt kaum fünfundzwanzigtausend; schon eine Schleie dagegen erzeugt siebzig- tausend, ein Hecht hunderttausend, ein Barsch dreihunderttausend, ein Wels, Stör oder Hausen Millionen. Das Meer würde, so hat man gesagt, nicht groß genug sein, um alle Fische zu beherbergen, kämen sämmtliche Eier, welche gelegt werden, aus, erreichten alle Ausgekommenen die Größe ihrer Eltern. Wir werden sehen, welche Ursachen zusammenwirken, diesen scheinbaren Ueberfluß auf ein nothdürftiges Maß zu beschränken, und wollen zu diesem Behufe die Art und Weise des Laichens selbst, den natürlichen Hergang der Fortpflanzung, soweit bis jetzt Beobachtungen hierüber vorliegen, ins Auge fassen.
Während oder am Ende der Wanderung sucht sich der Fisch eine ihm geeignet dünkende Stelle zur Ablage seiner Eier aus, unser Lachs oder Forelle z. B. kiesigen, seicht überfluteten Grund, andere schlammigen Boden, andere dicht mit Pflanzen bewachsene Theile der Gewässer u. s. f., während einzelne zwischen Süßwasser- oder Meerpflanzen, in Felsspalten oder an ähnlichen Orten ein förmliches Nest herrichten, und andere die Eier in eigenthümlichen Taschen während ihrer Entwicklung auf- nehmen. Unsere Flußfische laichen vorzugsweise in der Nacht, besonders gern bei Mondschein. Die Forelle höhlt vermittels seitlicher Bewegungen des Schwanzes eine seichte Vertiefung aus und legt in diese die Eier, worauf der Milchner erscheint, um sie zu besammen; Lachse halten sich paar- weise zusammen und springen, Bauch gegen Bauch gekehrt, fußweit aus dem Wasser empor, wobei sie Laich und Milch gleichzeitig fahren lassen; die Gründlinge schwimmen rasch den Bächen entgegen, reiben sich mit der Bauchfläche auf dem Kiese und entledigen sich in dieser Weise ihrer Eier; die Hechte reiben ihre Leiber an einander und schlagen, während sie laichen, mit den Schwänzen; der Barsch und einzelne seiner Verwandten kleben die Eier an Wasserpflanzen, Holz oder Steine; viele Meerfische laichen, indem sie im dichten Gedränge dahinstreichen, und zwar so, daß die von den höher schwimmenden Weibchen herabfallenden Eier in die von dem Samen der Männchen geschwängerte Wasserschicht gelangen müssen.
Bedingungen zur Entwicklung sind Wärme und Feuchtigkeit, sowie genügender Zutritt von frischer Luft, da auch das sich entwickelnde Ei Sauerstoff an sich zieht und Kohlensäure ausscheidet. Je nach den Arten kann oder muß die ersprießliche Wärme eine sehr verschiedene sein. Die Eier einzelner Fische entwickeln sich bei einer sehr geringen Wärmehaltigkeit des Wassers, während die anderer eine höhere beanspruchen. Diese Bedingungen werden bei der natürlichen, d. h. nicht durch den Menschen beeinflußten Vermehrung der Fische nur unvollständig erfüllt. Von den Millionen der gelegten Eier bleibt ein sehr großer Theil unbefruchtet; von den befruchteten gelangt ein kaum minder erheblicher Theil nicht zur Entwicklung, so groß auch die Widerstandsfähigkeit des Eies gegen äußere Einflüsse ist; Taufende und andere Tausende werden von den Wellen ans Ufer gespült und verdorren; andere Tausende gerathen in zu tiefes Wasser und gelangen ebenfalls nicht zur Fort- bildung; auf die übrigen lauert ein unzählbares Heer von Feinden aller Klassen, aller Arten: von der unschätzbaren Menge von Fischeiern wird kein einziges zuviel gelegt!
Das frische Ei, welches eben den Leib der Mutter verlassen hat, zeigt, nach den Untersuchungen Karl Vogt's, eine helle Dotterkugel, in welcher stets ein oder mehrere ölige Tropfen inmitten einer eiweißhaltigen Flüssigkeit schwimmen. Der Dotter selbst ist von einer äußerst zarten Dotter- haut und nach außen hin von einer harten, oft lederartigen Eischalenhaut umhüllt, welche sogleich nach dem Eintritte ins Wasser Flüssigkeit aufsaugt und sich so etwas von dem Dotter entfernt, welcher von nun an in der Eischalenhaut freischwimmt und sich stets so dreht, daß der Ort, wo die öligen Tropfen angehäuft sind, nach oben gerichtet ist. Dort erhebt sich auch innerhalb der Dotter- haut der Keim als ein anfangs rundlicher Hügel, von kleinen, durchsichtigen Zellen gebildet, welche immer mehr scheibenförmig über den Dotter herüberwachsen und so eine den Dotter nach und nach einschließende Keimhaut bilden. Währenddem zeigt sich in dem ursprünglichen Keimhügel eine Zer-
Fortpflanzung und Entwicklung.
keit der einzelnen Mitglieder unſerer Klaſſe iſt allerdings verſchieden, immer aber unglaublich groß. Lachſe und Forellen gehören zu denjenigen Arten, welche wenige Eier legen; denn die Anzahl der letzteren überſteigt kaum fünfundzwanzigtauſend; ſchon eine Schleie dagegen erzeugt ſiebzig- tauſend, ein Hecht hunderttauſend, ein Barſch dreihunderttauſend, ein Wels, Stör oder Hauſen Millionen. Das Meer würde, ſo hat man geſagt, nicht groß genug ſein, um alle Fiſche zu beherbergen, kämen ſämmtliche Eier, welche gelegt werden, aus, erreichten alle Ausgekommenen die Größe ihrer Eltern. Wir werden ſehen, welche Urſachen zuſammenwirken, dieſen ſcheinbaren Ueberfluß auf ein nothdürftiges Maß zu beſchränken, und wollen zu dieſem Behufe die Art und Weiſe des Laichens ſelbſt, den natürlichen Hergang der Fortpflanzung, ſoweit bis jetzt Beobachtungen hierüber vorliegen, ins Auge faſſen.
Während oder am Ende der Wanderung ſucht ſich der Fiſch eine ihm geeignet dünkende Stelle zur Ablage ſeiner Eier aus, unſer Lachs oder Forelle z. B. kieſigen, ſeicht überfluteten Grund, andere ſchlammigen Boden, andere dicht mit Pflanzen bewachſene Theile der Gewäſſer u. ſ. f., während einzelne zwiſchen Süßwaſſer- oder Meerpflanzen, in Felsſpalten oder an ähnlichen Orten ein förmliches Neſt herrichten, und andere die Eier in eigenthümlichen Taſchen während ihrer Entwicklung auf- nehmen. Unſere Flußfiſche laichen vorzugsweiſe in der Nacht, beſonders gern bei Mondſchein. Die Forelle höhlt vermittels ſeitlicher Bewegungen des Schwanzes eine ſeichte Vertiefung aus und legt in dieſe die Eier, worauf der Milchner erſcheint, um ſie zu beſammen; Lachſe halten ſich paar- weiſe zuſammen und ſpringen, Bauch gegen Bauch gekehrt, fußweit aus dem Waſſer empor, wobei ſie Laich und Milch gleichzeitig fahren laſſen; die Gründlinge ſchwimmen raſch den Bächen entgegen, reiben ſich mit der Bauchfläche auf dem Kieſe und entledigen ſich in dieſer Weiſe ihrer Eier; die Hechte reiben ihre Leiber an einander und ſchlagen, während ſie laichen, mit den Schwänzen; der Barſch und einzelne ſeiner Verwandten kleben die Eier an Waſſerpflanzen, Holz oder Steine; viele Meerfiſche laichen, indem ſie im dichten Gedränge dahinſtreichen, und zwar ſo, daß die von den höher ſchwimmenden Weibchen herabfallenden Eier in die von dem Samen der Männchen geſchwängerte Waſſerſchicht gelangen müſſen.
Bedingungen zur Entwicklung ſind Wärme und Feuchtigkeit, ſowie genügender Zutritt von friſcher Luft, da auch das ſich entwickelnde Ei Sauerſtoff an ſich zieht und Kohlenſäure ausſcheidet. Je nach den Arten kann oder muß die erſprießliche Wärme eine ſehr verſchiedene ſein. Die Eier einzelner Fiſche entwickeln ſich bei einer ſehr geringen Wärmehaltigkeit des Waſſers, während die anderer eine höhere beanſpruchen. Dieſe Bedingungen werden bei der natürlichen, d. h. nicht durch den Menſchen beeinflußten Vermehrung der Fiſche nur unvollſtändig erfüllt. Von den Millionen der gelegten Eier bleibt ein ſehr großer Theil unbefruchtet; von den befruchteten gelangt ein kaum minder erheblicher Theil nicht zur Entwicklung, ſo groß auch die Widerſtandsfähigkeit des Eies gegen äußere Einflüſſe iſt; Taufende und andere Tauſende werden von den Wellen ans Ufer geſpült und verdorren; andere Tauſende gerathen in zu tiefes Waſſer und gelangen ebenfalls nicht zur Fort- bildung; auf die übrigen lauert ein unzählbares Heer von Feinden aller Klaſſen, aller Arten: von der unſchätzbaren Menge von Fiſcheiern wird kein einziges zuviel gelegt!
Das friſche Ei, welches eben den Leib der Mutter verlaſſen hat, zeigt, nach den Unterſuchungen Karl Vogt’s, eine helle Dotterkugel, in welcher ſtets ein oder mehrere ölige Tropfen inmitten einer eiweißhaltigen Flüſſigkeit ſchwimmen. Der Dotter ſelbſt iſt von einer äußerſt zarten Dotter- haut und nach außen hin von einer harten, oft lederartigen Eiſchalenhaut umhüllt, welche ſogleich nach dem Eintritte ins Waſſer Flüſſigkeit aufſaugt und ſich ſo etwas von dem Dotter entfernt, welcher von nun an in der Eiſchalenhaut freiſchwimmt und ſich ſtets ſo dreht, daß der Ort, wo die öligen Tropfen angehäuft ſind, nach oben gerichtet iſt. Dort erhebt ſich auch innerhalb der Dotter- haut der Keim als ein anfangs rundlicher Hügel, von kleinen, durchſichtigen Zellen gebildet, welche immer mehr ſcheibenförmig über den Dotter herüberwachſen und ſo eine den Dotter nach und nach einſchließende Keimhaut bilden. Währenddem zeigt ſich in dem urſprünglichen Keimhügel eine Zer-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0491"n="461"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Fortpflanzung und Entwicklung.</hi></fw><lb/>
keit der einzelnen Mitglieder unſerer Klaſſe iſt allerdings verſchieden, immer aber unglaublich groß.<lb/>
Lachſe und Forellen gehören zu denjenigen Arten, welche <hirendition="#g">wenige</hi> Eier legen; denn die Anzahl der<lb/>
letzteren überſteigt kaum <hirendition="#g">fünfundzwanzigtauſend;</hi>ſchon eine Schleie dagegen erzeugt <hirendition="#g">ſiebzig-<lb/>
tauſend,</hi> ein Hecht <hirendition="#g">hunderttauſend,</hi> ein Barſch <hirendition="#g">dreihunderttauſend,</hi> ein Wels, Stör oder<lb/>
Hauſen <hirendition="#g">Millionen.</hi> Das Meer würde, ſo hat man geſagt, nicht groß genug ſein, um alle Fiſche<lb/>
zu beherbergen, kämen ſämmtliche Eier, welche gelegt werden, aus, erreichten alle Ausgekommenen<lb/>
die Größe ihrer Eltern. Wir werden ſehen, welche Urſachen zuſammenwirken, dieſen ſcheinbaren<lb/>
Ueberfluß auf ein nothdürftiges Maß zu beſchränken, und wollen zu dieſem Behufe die Art und<lb/>
Weiſe des Laichens ſelbſt, den natürlichen Hergang der Fortpflanzung, ſoweit bis jetzt Beobachtungen<lb/>
hierüber vorliegen, ins Auge faſſen.</p><lb/><p>Während oder am Ende der Wanderung ſucht ſich der Fiſch eine ihm geeignet dünkende Stelle<lb/>
zur Ablage ſeiner Eier aus, unſer Lachs oder Forelle z. B. kieſigen, ſeicht überfluteten Grund, andere<lb/>ſchlammigen Boden, andere dicht mit Pflanzen bewachſene Theile der Gewäſſer u. ſ. f., während<lb/>
einzelne zwiſchen Süßwaſſer- oder Meerpflanzen, in Felsſpalten oder an ähnlichen Orten ein förmliches<lb/>
Neſt herrichten, und andere die Eier in eigenthümlichen Taſchen während ihrer Entwicklung auf-<lb/>
nehmen. Unſere Flußfiſche laichen vorzugsweiſe in der Nacht, beſonders gern bei Mondſchein.<lb/>
Die Forelle höhlt vermittels ſeitlicher Bewegungen des Schwanzes eine ſeichte Vertiefung aus und<lb/>
legt in dieſe die Eier, worauf der Milchner erſcheint, um ſie zu beſammen; Lachſe halten ſich paar-<lb/>
weiſe zuſammen und ſpringen, Bauch gegen Bauch gekehrt, fußweit aus dem Waſſer empor, wobei<lb/>ſie Laich und Milch gleichzeitig fahren laſſen; die Gründlinge ſchwimmen raſch den Bächen entgegen,<lb/>
reiben ſich mit der Bauchfläche auf dem Kieſe und entledigen ſich in dieſer Weiſe ihrer Eier; die<lb/>
Hechte reiben ihre Leiber an einander und ſchlagen, während ſie laichen, mit den Schwänzen; der<lb/>
Barſch und einzelne ſeiner Verwandten kleben die Eier an Waſſerpflanzen, Holz oder Steine; viele<lb/>
Meerfiſche laichen, indem ſie im dichten Gedränge dahinſtreichen, und zwar ſo, daß die von den<lb/>
höher ſchwimmenden Weibchen herabfallenden Eier in die von dem Samen der Männchen<lb/>
geſchwängerte Waſſerſchicht gelangen müſſen.</p><lb/><p>Bedingungen zur Entwicklung ſind Wärme und Feuchtigkeit, ſowie genügender Zutritt von<lb/>
friſcher Luft, da auch das ſich entwickelnde Ei Sauerſtoff an ſich zieht und Kohlenſäure ausſcheidet.<lb/>
Je nach den Arten kann oder muß die erſprießliche Wärme eine ſehr verſchiedene ſein. Die Eier<lb/>
einzelner Fiſche entwickeln ſich bei einer ſehr geringen Wärmehaltigkeit des Waſſers, während die<lb/>
anderer eine höhere beanſpruchen. Dieſe Bedingungen werden bei der natürlichen, d. h. nicht durch<lb/>
den Menſchen beeinflußten Vermehrung der Fiſche nur unvollſtändig erfüllt. Von den Millionen<lb/>
der gelegten Eier bleibt ein ſehr großer Theil unbefruchtet; von den befruchteten gelangt ein kaum<lb/>
minder erheblicher Theil nicht zur Entwicklung, ſo groß auch die Widerſtandsfähigkeit des Eies<lb/>
gegen äußere Einflüſſe iſt; Taufende und andere Tauſende werden von den Wellen ans Ufer geſpült<lb/>
und verdorren; andere Tauſende gerathen in zu tiefes Waſſer und gelangen ebenfalls nicht zur Fort-<lb/>
bildung; auf die übrigen lauert ein unzählbares Heer von Feinden aller Klaſſen, aller Arten: von<lb/>
der unſchätzbaren Menge von Fiſcheiern wird kein einziges zuviel gelegt!</p><lb/><p>Das friſche Ei, welches eben den Leib der Mutter verlaſſen hat, zeigt, nach den Unterſuchungen<lb/><hirendition="#g">Karl Vogt’s,</hi> eine helle Dotterkugel, in welcher ſtets ein oder mehrere ölige Tropfen inmitten<lb/>
einer eiweißhaltigen Flüſſigkeit ſchwimmen. Der Dotter ſelbſt iſt von einer äußerſt zarten Dotter-<lb/>
haut und nach außen hin von einer harten, oft lederartigen Eiſchalenhaut umhüllt, welche ſogleich<lb/>
nach dem Eintritte ins Waſſer Flüſſigkeit aufſaugt und ſich ſo etwas von dem Dotter entfernt,<lb/>
welcher von nun an in der Eiſchalenhaut freiſchwimmt und ſich ſtets ſo dreht, daß der Ort, wo die<lb/>
öligen Tropfen angehäuft ſind, nach oben gerichtet iſt. Dort erhebt ſich auch innerhalb der Dotter-<lb/>
haut der Keim als ein anfangs rundlicher Hügel, von kleinen, durchſichtigen Zellen gebildet, welche<lb/>
immer mehr ſcheibenförmig über den Dotter herüberwachſen und ſo eine den Dotter nach und nach<lb/>
einſchließende Keimhaut bilden. Währenddem zeigt ſich in dem urſprünglichen Keimhügel eine Zer-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[461/0491]
Fortpflanzung und Entwicklung.
keit der einzelnen Mitglieder unſerer Klaſſe iſt allerdings verſchieden, immer aber unglaublich groß.
Lachſe und Forellen gehören zu denjenigen Arten, welche wenige Eier legen; denn die Anzahl der
letzteren überſteigt kaum fünfundzwanzigtauſend; ſchon eine Schleie dagegen erzeugt ſiebzig-
tauſend, ein Hecht hunderttauſend, ein Barſch dreihunderttauſend, ein Wels, Stör oder
Hauſen Millionen. Das Meer würde, ſo hat man geſagt, nicht groß genug ſein, um alle Fiſche
zu beherbergen, kämen ſämmtliche Eier, welche gelegt werden, aus, erreichten alle Ausgekommenen
die Größe ihrer Eltern. Wir werden ſehen, welche Urſachen zuſammenwirken, dieſen ſcheinbaren
Ueberfluß auf ein nothdürftiges Maß zu beſchränken, und wollen zu dieſem Behufe die Art und
Weiſe des Laichens ſelbſt, den natürlichen Hergang der Fortpflanzung, ſoweit bis jetzt Beobachtungen
hierüber vorliegen, ins Auge faſſen.
Während oder am Ende der Wanderung ſucht ſich der Fiſch eine ihm geeignet dünkende Stelle
zur Ablage ſeiner Eier aus, unſer Lachs oder Forelle z. B. kieſigen, ſeicht überfluteten Grund, andere
ſchlammigen Boden, andere dicht mit Pflanzen bewachſene Theile der Gewäſſer u. ſ. f., während
einzelne zwiſchen Süßwaſſer- oder Meerpflanzen, in Felsſpalten oder an ähnlichen Orten ein förmliches
Neſt herrichten, und andere die Eier in eigenthümlichen Taſchen während ihrer Entwicklung auf-
nehmen. Unſere Flußfiſche laichen vorzugsweiſe in der Nacht, beſonders gern bei Mondſchein.
Die Forelle höhlt vermittels ſeitlicher Bewegungen des Schwanzes eine ſeichte Vertiefung aus und
legt in dieſe die Eier, worauf der Milchner erſcheint, um ſie zu beſammen; Lachſe halten ſich paar-
weiſe zuſammen und ſpringen, Bauch gegen Bauch gekehrt, fußweit aus dem Waſſer empor, wobei
ſie Laich und Milch gleichzeitig fahren laſſen; die Gründlinge ſchwimmen raſch den Bächen entgegen,
reiben ſich mit der Bauchfläche auf dem Kieſe und entledigen ſich in dieſer Weiſe ihrer Eier; die
Hechte reiben ihre Leiber an einander und ſchlagen, während ſie laichen, mit den Schwänzen; der
Barſch und einzelne ſeiner Verwandten kleben die Eier an Waſſerpflanzen, Holz oder Steine; viele
Meerfiſche laichen, indem ſie im dichten Gedränge dahinſtreichen, und zwar ſo, daß die von den
höher ſchwimmenden Weibchen herabfallenden Eier in die von dem Samen der Männchen
geſchwängerte Waſſerſchicht gelangen müſſen.
Bedingungen zur Entwicklung ſind Wärme und Feuchtigkeit, ſowie genügender Zutritt von
friſcher Luft, da auch das ſich entwickelnde Ei Sauerſtoff an ſich zieht und Kohlenſäure ausſcheidet.
Je nach den Arten kann oder muß die erſprießliche Wärme eine ſehr verſchiedene ſein. Die Eier
einzelner Fiſche entwickeln ſich bei einer ſehr geringen Wärmehaltigkeit des Waſſers, während die
anderer eine höhere beanſpruchen. Dieſe Bedingungen werden bei der natürlichen, d. h. nicht durch
den Menſchen beeinflußten Vermehrung der Fiſche nur unvollſtändig erfüllt. Von den Millionen
der gelegten Eier bleibt ein ſehr großer Theil unbefruchtet; von den befruchteten gelangt ein kaum
minder erheblicher Theil nicht zur Entwicklung, ſo groß auch die Widerſtandsfähigkeit des Eies
gegen äußere Einflüſſe iſt; Taufende und andere Tauſende werden von den Wellen ans Ufer geſpült
und verdorren; andere Tauſende gerathen in zu tiefes Waſſer und gelangen ebenfalls nicht zur Fort-
bildung; auf die übrigen lauert ein unzählbares Heer von Feinden aller Klaſſen, aller Arten: von
der unſchätzbaren Menge von Fiſcheiern wird kein einziges zuviel gelegt!
Das friſche Ei, welches eben den Leib der Mutter verlaſſen hat, zeigt, nach den Unterſuchungen
Karl Vogt’s, eine helle Dotterkugel, in welcher ſtets ein oder mehrere ölige Tropfen inmitten
einer eiweißhaltigen Flüſſigkeit ſchwimmen. Der Dotter ſelbſt iſt von einer äußerſt zarten Dotter-
haut und nach außen hin von einer harten, oft lederartigen Eiſchalenhaut umhüllt, welche ſogleich
nach dem Eintritte ins Waſſer Flüſſigkeit aufſaugt und ſich ſo etwas von dem Dotter entfernt,
welcher von nun an in der Eiſchalenhaut freiſchwimmt und ſich ſtets ſo dreht, daß der Ort, wo die
öligen Tropfen angehäuft ſind, nach oben gerichtet iſt. Dort erhebt ſich auch innerhalb der Dotter-
haut der Keim als ein anfangs rundlicher Hügel, von kleinen, durchſichtigen Zellen gebildet, welche
immer mehr ſcheibenförmig über den Dotter herüberwachſen und ſo eine den Dotter nach und nach
einſchließende Keimhaut bilden. Währenddem zeigt ſich in dem urſprünglichen Keimhügel eine Zer-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/491>, abgerufen am 23.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.