schon nach einigen Tagen roth und endlich schwarz. Eine dieser jungen Schildkrötchen fütterte gedachter Forscher mit zerschnittenen Regenwürmern. Nach drei Jahren hatte sie Zolllänge und ein Gewicht von einem Loth und zwanzig Gran erreicht. Während des Winters fraß sie wenig und blieb meistens auf dem Boden des Wasserkübels mit eingezogenem Halse unbeweglich sitzen; an heiteren Tagen ging sie ein wenig umher. Bei Eintritt des Frühlings begann sie wieder zu fressen, war auch im dritten Jahre schon im Stande, ganze Regenwürmer zu verschlingen und kleine Fische zu tödten. Jm Juni fraß sie am gierigsten, vom September an weniger und im November gar nicht mehr. Sie erreichte ein Alter von fünf Jahren.
Neuerdings sind ausführlichere Beobachtungen über die Fortpflanzung veröffentlicht worden. Die Begattung geschieht im Frühjahre, gewöhnlich Anfangs Mai, und zwar im Wasser, soll auch mindestens zwei Stunden währen. Ende Mais legt die weibliche Teichschildkröte, nach Miram's Beobachtungen, ihre sechs bis zehn Eier, welche denen der Haustaube an Größe etwa gleichkommen. Zu diesem Zwecke geht sie abends in eine in der Nähe des Wassers gelegene trockene Stelle, und "bohrt mit ihrem Schwanze, den sie in drehende Bewegung bringt, eine Höhlung, welche oben weiter, unten enger ist. Reicht die Länge des Schwanzes nicht mehr hin, um tiefer zu bohren, so schaufelt sie wechselnd mit dem rechten, dann mit dem linken hinteren Fuße das Loch weiter. Jst die Höhlung nach Verlauf einer Stunde oder später etwa zwei Zoll weit, so legt sie ein Ei auf ihren wie eine Hand untergehaltenen Hinterfuß und mit diesem langsam auf den Boden der Grube; das zweite Ei wird auf den anderen Fuß und mit diesem hinabgelegt und so fortgefahren, bis das Gelege voll- ständig ist. Hierzu gehören im ganzen nur eine Viertel- oder höchstens eine halbe Stunde Zeit. Nunmehr ruht das Thier etwa eine halbe Stunde, dann deckt es, mit den Hinterfüßen abwechselnd Erde greifend und herbeischiebend, die Eier zu, was wiederum etwa eine halbe Stunde dauert, und gönnt sich nochmals eine halbstündige Erholung. Sodann umkreist es sein Nest, betritt es und stampft mit der Brust die Erde fest, was es mit Schnelligkeit und im Kreise gehend vollführt und drei Stunden fortsetzt. Erst im April folgenden Jahres kriechen die Jungen aus. Die Schale der Eier ist in dem Augenblicke, wo sie gelegt werden, weich, erhärtet aber schnell. Auch Marsigli bemerkt schon, daß die Jungen erst nach einem Jahre ausschlüpfen; dennoch scheint mir der Wider- spruch zwischen diesen und den von Marcgraf gegebenen Beobachtungen noch nicht zu Gunsten der ersteren entschieden, weil eine so lange Entwicklung der vergrabenen Eier nicht im Einklange steht mit den an anderen Schildkröten gesammelten Erfahrungen.
Das Fleisch der europäischen Flußschildkröte ist eßbar; der geringe Nutzen, welchen sie dem Menschen hierdurch und durch Verzehren der Schnecken und Regenwürmer bringt, hebt aber den von ihr verursachten Schaden nicht auf.
Unter den zahlreichen Verwandten der Teichschildkröten, welche in Amerika leben, mag die Waldpfuhlschildkröte(Emys insculpta) Erwähnung finden, weil sich ihre Lebensweise in mancher Hinsicht von der anderer Arten der Familie unterscheidet. Der eiförmige Rückenpanzer ist etwas gekielt, hinten ausgekerbt, der Brustpanzer vorn ganzrandig, hinten ebenfalls ausgeschnitten; die Schilder des ersteren sind röthlichbraun, durch strahlige, etwas gebogene Punktstreifen von gelb- licher Farbe, die des letzteren auf schwefelgelbem Grunde an der unteren Randecke mit schwarzen Flecken gezeichnet. Die Länge beträgt etwa 8 Zoll, die Breite 5 Zoll, die Höhe 23/4; der Schwanz wird 21/4 Zoll lang.
Alle atlantischen Küstenländer der Vereinigten Staaten von Maina bis Pennsylvanien beher- bergen diese Schildkröte in namhafter Anzahl. Auch sie lebt in Sümpfen und Flüssen, verläßt aber das Wasser öfter und länger als andere Verwandten und verlebt unter Umständen Monate an trockenen Orten. Haldeman meint, daß sie Dies thue, weil sie im Wasser von einem Schmarotzer- thiere geplagt werde; Holbrook beobachtete, daß sich Gefangene dieser Art ebenso lebhaft und geschickt auf dem Lande, wie im Wasser bewegen, also auch ebensogut hier oder da leben können. Nach
Teichſchildkröte. Waldpfuhlſchildkröte.
ſchon nach einigen Tagen roth und endlich ſchwarz. Eine dieſer jungen Schildkrötchen fütterte gedachter Forſcher mit zerſchnittenen Regenwürmern. Nach drei Jahren hatte ſie Zolllänge und ein Gewicht von einem Loth und zwanzig Gran erreicht. Während des Winters fraß ſie wenig und blieb meiſtens auf dem Boden des Waſſerkübels mit eingezogenem Halſe unbeweglich ſitzen; an heiteren Tagen ging ſie ein wenig umher. Bei Eintritt des Frühlings begann ſie wieder zu freſſen, war auch im dritten Jahre ſchon im Stande, ganze Regenwürmer zu verſchlingen und kleine Fiſche zu tödten. Jm Juni fraß ſie am gierigſten, vom September an weniger und im November gar nicht mehr. Sie erreichte ein Alter von fünf Jahren.
Neuerdings ſind ausführlichere Beobachtungen über die Fortpflanzung veröffentlicht worden. Die Begattung geſchieht im Frühjahre, gewöhnlich Anfangs Mai, und zwar im Waſſer, ſoll auch mindeſtens zwei Stunden währen. Ende Mais legt die weibliche Teichſchildkröte, nach Miram’s Beobachtungen, ihre ſechs bis zehn Eier, welche denen der Haustaube an Größe etwa gleichkommen. Zu dieſem Zwecke geht ſie abends in eine in der Nähe des Waſſers gelegene trockene Stelle, und „bohrt mit ihrem Schwanze, den ſie in drehende Bewegung bringt, eine Höhlung, welche oben weiter, unten enger iſt. Reicht die Länge des Schwanzes nicht mehr hin, um tiefer zu bohren, ſo ſchaufelt ſie wechſelnd mit dem rechten, dann mit dem linken hinteren Fuße das Loch weiter. Jſt die Höhlung nach Verlauf einer Stunde oder ſpäter etwa zwei Zoll weit, ſo legt ſie ein Ei auf ihren wie eine Hand untergehaltenen Hinterfuß und mit dieſem langſam auf den Boden der Grube; das zweite Ei wird auf den anderen Fuß und mit dieſem hinabgelegt und ſo fortgefahren, bis das Gelege voll- ſtändig iſt. Hierzu gehören im ganzen nur eine Viertel- oder höchſtens eine halbe Stunde Zeit. Nunmehr ruht das Thier etwa eine halbe Stunde, dann deckt es, mit den Hinterfüßen abwechſelnd Erde greifend und herbeiſchiebend, die Eier zu, was wiederum etwa eine halbe Stunde dauert, und gönnt ſich nochmals eine halbſtündige Erholung. Sodann umkreiſt es ſein Neſt, betritt es und ſtampft mit der Bruſt die Erde feſt, was es mit Schnelligkeit und im Kreiſe gehend vollführt und drei Stunden fortſetzt. Erſt im April folgenden Jahres kriechen die Jungen aus. Die Schale der Eier iſt in dem Augenblicke, wo ſie gelegt werden, weich, erhärtet aber ſchnell. Auch Marſigli bemerkt ſchon, daß die Jungen erſt nach einem Jahre ausſchlüpfen; dennoch ſcheint mir der Wider- ſpruch zwiſchen dieſen und den von Marcgraf gegebenen Beobachtungen noch nicht zu Gunſten der erſteren entſchieden, weil eine ſo lange Entwicklung der vergrabenen Eier nicht im Einklange ſteht mit den an anderen Schildkröten geſammelten Erfahrungen.
Das Fleiſch der europäiſchen Flußſchildkröte iſt eßbar; der geringe Nutzen, welchen ſie dem Menſchen hierdurch und durch Verzehren der Schnecken und Regenwürmer bringt, hebt aber den von ihr verurſachten Schaden nicht auf.
Unter den zahlreichen Verwandten der Teichſchildkröten, welche in Amerika leben, mag die Waldpfuhlſchildkröte(Emys insculpta) Erwähnung finden, weil ſich ihre Lebensweiſe in mancher Hinſicht von der anderer Arten der Familie unterſcheidet. Der eiförmige Rückenpanzer iſt etwas gekielt, hinten ausgekerbt, der Bruſtpanzer vorn ganzrandig, hinten ebenfalls ausgeſchnitten; die Schilder des erſteren ſind röthlichbraun, durch ſtrahlige, etwas gebogene Punktſtreifen von gelb- licher Farbe, die des letzteren auf ſchwefelgelbem Grunde an der unteren Randecke mit ſchwarzen Flecken gezeichnet. Die Länge beträgt etwa 8 Zoll, die Breite 5 Zoll, die Höhe 2¾; der Schwanz wird 2¼ Zoll lang.
Alle atlantiſchen Küſtenländer der Vereinigten Staaten von Maina bis Pennſylvanien beher- bergen dieſe Schildkröte in namhafter Anzahl. Auch ſie lebt in Sümpfen und Flüſſen, verläßt aber das Waſſer öfter und länger als andere Verwandten und verlebt unter Umſtänden Monate an trockenen Orten. Haldeman meint, daß ſie Dies thue, weil ſie im Waſſer von einem Schmarotzer- thiere geplagt werde; Holbrook beobachtete, daß ſich Gefangene dieſer Art ebenſo lebhaft und geſchickt auf dem Lande, wie im Waſſer bewegen, alſo auch ebenſogut hier oder da leben können. Nach
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Teichſchildkröte. Waldpfuhlſchildkröte.
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Gewicht von einem Loth und zwanzig Gran erreicht. Während des Winters fraß ſie wenig und blieb
meiſtens auf dem Boden des Waſſerkübels mit eingezogenem Halſe unbeweglich ſitzen; an heiteren
Tagen ging ſie ein wenig umher. Bei Eintritt des Frühlings begann ſie wieder zu freſſen, war auch
im dritten Jahre ſchon im Stande, ganze Regenwürmer zu verſchlingen und kleine Fiſche zu tödten.
Jm Juni fraß ſie am gierigſten, vom September an weniger und im November gar nicht mehr. Sie
erreichte ein Alter von fünf Jahren.
Neuerdings ſind ausführlichere Beobachtungen über die Fortpflanzung veröffentlicht worden.
Die Begattung geſchieht im Frühjahre, gewöhnlich Anfangs Mai, und zwar im Waſſer, ſoll auch
mindeſtens zwei Stunden währen. Ende Mais legt die weibliche Teichſchildkröte, nach Miram’s
Beobachtungen, ihre ſechs bis zehn Eier, welche denen der Haustaube an Größe etwa gleichkommen.
Zu dieſem Zwecke geht ſie abends in eine in der Nähe des Waſſers gelegene trockene Stelle, und
„bohrt mit ihrem Schwanze, den ſie in drehende Bewegung bringt, eine Höhlung, welche oben weiter,
unten enger iſt. Reicht die Länge des Schwanzes nicht mehr hin, um tiefer zu bohren, ſo ſchaufelt
ſie wechſelnd mit dem rechten, dann mit dem linken hinteren Fuße das Loch weiter. Jſt die Höhlung
nach Verlauf einer Stunde oder ſpäter etwa zwei Zoll weit, ſo legt ſie ein Ei auf ihren wie
eine Hand untergehaltenen Hinterfuß und mit dieſem langſam auf den Boden der Grube; das zweite
Ei wird auf den anderen Fuß und mit dieſem hinabgelegt und ſo fortgefahren, bis das Gelege voll-
ſtändig iſt. Hierzu gehören im ganzen nur eine Viertel- oder höchſtens eine halbe Stunde Zeit.
Nunmehr ruht das Thier etwa eine halbe Stunde, dann deckt es, mit den Hinterfüßen abwechſelnd
Erde greifend und herbeiſchiebend, die Eier zu, was wiederum etwa eine halbe Stunde dauert, und
gönnt ſich nochmals eine halbſtündige Erholung. Sodann umkreiſt es ſein Neſt, betritt es und
ſtampft mit der Bruſt die Erde feſt, was es mit Schnelligkeit und im Kreiſe gehend vollführt und
drei Stunden fortſetzt. Erſt im April folgenden Jahres kriechen die Jungen aus. Die Schale der
Eier iſt in dem Augenblicke, wo ſie gelegt werden, weich, erhärtet aber ſchnell. Auch Marſigli
bemerkt ſchon, daß die Jungen erſt nach einem Jahre ausſchlüpfen; dennoch ſcheint mir der Wider-
ſpruch zwiſchen dieſen und den von Marcgraf gegebenen Beobachtungen noch nicht zu Gunſten der
erſteren entſchieden, weil eine ſo lange Entwicklung der vergrabenen Eier nicht im Einklange ſteht mit
den an anderen Schildkröten geſammelten Erfahrungen.
Das Fleiſch der europäiſchen Flußſchildkröte iſt eßbar; der geringe Nutzen, welchen ſie dem
Menſchen hierdurch und durch Verzehren der Schnecken und Regenwürmer bringt, hebt aber den von
ihr verurſachten Schaden nicht auf.
Unter den zahlreichen Verwandten der Teichſchildkröten, welche in Amerika leben, mag die
Waldpfuhlſchildkröte (Emys insculpta) Erwähnung finden, weil ſich ihre Lebensweiſe in
mancher Hinſicht von der anderer Arten der Familie unterſcheidet. Der eiförmige Rückenpanzer iſt
etwas gekielt, hinten ausgekerbt, der Bruſtpanzer vorn ganzrandig, hinten ebenfalls ausgeſchnitten;
die Schilder des erſteren ſind röthlichbraun, durch ſtrahlige, etwas gebogene Punktſtreifen von gelb-
licher Farbe, die des letzteren auf ſchwefelgelbem Grunde an der unteren Randecke mit ſchwarzen
Flecken gezeichnet. Die Länge beträgt etwa 8 Zoll, die Breite 5 Zoll, die Höhe 2¾; der Schwanz
wird 2¼ Zoll lang.
Alle atlantiſchen Küſtenländer der Vereinigten Staaten von Maina bis Pennſylvanien beher-
bergen dieſe Schildkröte in namhafter Anzahl. Auch ſie lebt in Sümpfen und Flüſſen, verläßt aber
das Waſſer öfter und länger als andere Verwandten und verlebt unter Umſtänden Monate an
trockenen Orten. Haldeman meint, daß ſie Dies thue, weil ſie im Waſſer von einem Schmarotzer-
thiere geplagt werde; Holbrook beobachtete, daß ſich Gefangene dieſer Art ebenſo lebhaft und
geſchickt auf dem Lande, wie im Waſſer bewegen, alſo auch ebenſogut hier oder da leben können. Nach
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/51>, abgerufen am 22.12.2024.
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